Shussebora (jap.: 出世螺 bzw. しゅっせぼら) sind Yōkai der japanischen Mythologie. Es handelt sich um einen Wasserdrachen, der aus einem sehr alten Tritonshorn (Charonia tritonis) entsteht.
Merkmale
Shussebora werden als Mizuchi-artige Drachen beschrieben. Sie sind demnach Meister des Wassers und erinnern an eine Schlange und/oder Ryū, die Übergänge der beiden Erscheinungen sind fließend. Unklar ist, ob sie wie die Mizuchi Gift speien können.
Im Hanamiji-Tempel in Nippori, wurde, laut einer Legende, im Sommer der frühen Meiji-Ära (25. Januar 1868 bis zum Tod des Kaisers am 30. Juli 1912) eine pechschwarze Muschel beobachtet, welche mit einem brüllendem Laut in den Himmel flog und den Boden mit Teilen ihrer Schale verstreute. Was den Moment der letzten Entwicklungsphase des magischen Tritonshorns zum Drachen gewesen seien soll.
Laut "Muroguchihihishu", einer Volkszeitschrift aus Nishi-Muro (jp. 西牟婁郡 Nishi-Muro-gun), ein Landkreis der heutigen Präfektur Wakayama, erschien im Dorf Nishitomita eine Muschel. Im selben Jahr gab es in dem Dorf eine große Überschwemmung und ein Zeuge beobachtete einen schwarzen Gegenstand der in den schlammigen Bach floss, in seinem Kielwasser bildete sich eine Höhle.
Vorkommen
Sie besiedeln die japanischen Inseln und umliegende Meere. Dabei graben sie auf ihren Wanderungen teilweise große Höhlen.
Lebensweise
Entwicklung
Wie viele Tiere kann auch das Tritonshorn, wenn es sehr alt wird, zu einem Yōkai werden. Im alten Japan glaubte man, dass Tritonshörner tief in den Bergen lebten, bevor sie durch Erdrutsche in die Täler migrierten. Es ist anzunehmen, dass dieser Glaube durch Fossilien von Seenschnecken und Muscheln herrührt, welche aufgrund von Plattentektonik in den Bergen zu finden waren. In den Tälern angelangt verweilten die Tritonshörner dreitausend Jahre nahe menschlicher Dörfer, bevor sie ins Meer wanderten. Nach weiteren dreitausend verwandeln sich die Tritonshörner in Mizuchi-artige Drachen.
Auffällig an der "Larvenform" der Shussebora ist, dass, auch wenn sie als Tritonshörner bezeichnet werden, diese in allen Sichtungen gänzlich schwarz erscheinen. Tritonshörner zeichnen sich aber durch weiße Gehäuse mit roter und brauner Scheckung. Schwarze Exemplare existieren nicht, sodass die vermeintlichen Schnecken bereits ihre Zukunft als Drachengestalt offenbaren.
Kulturelle Bedeutung
Interaktion mit Menschen
Nur selten interagieren Shussebora mit Menschen. Jedoch dienten den Menschen Japans die Höhlen, die Shussebora auf ihren Wanderungen graben, als Beweis für ihre Existenz. Wenn man nach einem Erdrutsch eine große Höhle entdeckte, wurde berichtet, dass ein Shussebora darin gelebt hat. Wie in einigen Zeitungsartikel aus der Meji-Periode nachzulesen ist.
Kulinarisches
Das Fleisch eines Shussebora soll demjenigen, der es isst, ein langes Leben beschweren. Da es dafür jedoch keine dokumentierten Beweise gibt und niemand bekannt ist, der tatsächlich eine Shussbora gegessen hat, geht man davon aus, dass es sich lediglich um ein Gerücht handelt.
Sprichwörter
Da es für die Existenz der Shussebora keine Beweise gibt außer den Höhlen, die sie graben sollen, und der angeblichen lebensverlängernden Wirkung ihres Fleisches, entwickelte sich die Redewendung "hora wo fuku" (dt. etwa: "Ein Muschelhorn blasen"), was so viel wie "prahlen" bedeutet bzw. die Person, wird als Großtuer bezeichnet.
Wissenschaftliches
Neben dem Umstand, dass durch Plattentektonik Muscheln und Seeschneckenhäuser in die Berge gelangten. Basiert der Shussebora ggf. auf einem Wortspiel, den "horaana" (jap. 洞穴) bedeutet Höhle, kann aber auch als Muschel gelesen werden. Die Shussebora werden als Horagai betrachtet, also sinngemäß aufgestiegene Muscheln. Vergleichbar mit einer Entwicklung in Pokémon, wo das Tritonshorn zu einem magischen Tritonshorn wird, um dann final sich in einen Drachen zu entwickeln. Die Schlussfolgerung ist nun, dass die Höhlen der Nistplatz der Muscheln seien müssten, da sie den gleich Namen tragen.
Die Sichtung am Hanamiji-Tempel ist vermutlich auf die Selbstentzündung von Schießpulver, Landminen oder anderer explosiver Gegenstände zurückzuführen. Welche vermutlich Hinterlassenschaften der Shōgitai (彰義隊, "Regiment der manifestierten Gerechtigkeit"), eine Elite-Samurai-Schockinfanterieformation des Tokugawa-Shogunats, gewesen waren.
Taxonomische Stellung
Shussebora werden in ihrer finalen Form klar als Drachen definiert. Der Vergleich zu den Mizuchi stellt sie in die nähere Verwandtschaft Ryū oder generell in die nähere Verwandtschaft der "Lóng-Gruppe" zu welchen auch der Ryū zählt. Aufgrund der Entwicklung aus einem Tritonshorn kann es sich bei der Shussebora aber nicht um einen Vertreter dieser Gruppe handeln, sondern nur einen nahen Verwandten. In der chinesischen Mythologie existiert das Shèn, welches ebenfalls vom Entwicklungszyklus der Lóng-Gruppe abweicht und einen Bezug zu maritimen, Schalen tragenden Mollusken (in diesem Fall Muscheln) besitzt. Es ist daher möglich, dass beide Arten einer näheren Verwandtschaft angehören.
Nachweise
- Matthew Meyer, A-Yokai-A-Day: Shussebora http://matthewmeyer.net/blog/2016/10/18/a-yokai-a-day-shussebora/ Abgerufen am 18.06.2023
- Yokai.com: Shussebora: https://yokai.com/shussebora/ Abgerufen am 18.06.2023
- 多田編 1997, S. 47
- 多田編 1997, S. 137
- 荒俣 1989, S. 157–158
- 松浦静山 著「甲子夜話」、柴田宵曲 編『随筆辞典』 第4巻、東京堂、1961年、S. 411頁。
- 雑画貞次郎「牟婁口碑集」『日本民俗誌大系』 第4巻、角川書店、1975年、S. 198。ISBN 978-4-04-530304-3。
- 村上健司編著『妖怪事典』毎日新聞社、2000年、S. 185-186。ISBN 978-4-620-31428-0。