Watatsumi bzw. Ōwatatsumi (japanisch ワタツミ (Kojiki: (Ō-)Wata-tsu-mi no (ō-)kami (〔大〕綿津見〔大〕神, 海神); Nihonshoki: Wata-tsu-mi no mikoto (少童命, 海神))) ist der dreieinige Kami der Meere und ein Sohn von Izanagi und Izanami. Der Name "Watatsumi" wird auch als "Meeresjungen" oder "kleine Jungen" übersetzt, wodurch bereits andeutet wird, dass Watatsumi nicht nur eine Person/Gottheit ist, auch wenn sie als "ein Sohn" betitelt wird.
Da in die Abstammung von Watatsumi auch seine Töchter fallen, und sie aller Wahrscheinlichkeit derselben Spezies angehören, wird diese Gemeinschaft göttlicher Wani in dieser Taxonomie als Watatsumiwani bezeichnet.
Etymologie
Namensherkunft Watatsumi
Die frühesten schriftlichen Quellen des Altjapanischen transkribieren den Namen des Meeresgottes auf vielfältige Weise. Das c. 712 n. Chr. Kojiki (tr. Basil Hall Chamberlain 1883) schreibt es semantisch als 海神 "Meeresgott" und transkribiert es phonetisch mit man'yōgana als Wata-tsu-mi 綿津見 "Cotton Port See" zur Identifizierung von Ōwatsumi kami und dem Watatsumi Sanjin. Das c. 720 n. Chr. Nihongi (übersetzt: William George Aston 1896) schreibt Watatsumi auch als 海神 "Meeresgott", zusammen mit 海童 "Meereskind" und 少童命 "kleine Kinderherren" für den Watatsumi Sanjin. Im modernen japanischen Schriftsystem wird der Name Watatsumi normalerweise entweder in Katakana als ワタツミ oder in Kanji, phonetisch 綿津見 oder semantisch 海神 "Meeresgott", geschrieben.
Die Etymologie des Meeresgottes Watatsumi ist ungewiss. Marinus Willem de Visser stellt einen Konsens darüber fest, dass Wata ein altjapanisches Wort für "Meer; Ozean" und "tsu" ein Possessivteilchen ist , aber Uneinigkeit darüber, ob "mi " "Schlange" oder "Herr; Gott" bedeutet. Letzteres schließt sich aber auch nicht aus, da diese Gottheit zu den Drachen gezählt wird.
Es wird angenommen, dass Ōwatatsumi no kami (大綿津見神, "große Gottheit des Meeres") ein anderer Name für die Meeresgottheit Ryūjin (龍神, Drachengott) und auch für den Watatsumi Sanjin (綿津見三神, "Drei Watatsumi-Götter") ist. Die Watatsumi Sanjin regieren jeweils das obere, mittlere und untere Meer, sie sind damit eine gewisse Dreifaltigkeit.
Synonym zu Ryūjin
Ryūjin sind mächtige Drachen, die über Gewässer herrschen und als Schutzgottheiten dieser Orte dienen. Ryūjin kann sich auf jeden Drachen beziehen, der als lokaler Kami verehrt wird, einschließlich großer Drachen wie Hachidai Ryūō, Zennyō Ryūō, Kuzuryū, Seiryū und so weiter. Der Begriff Ryūjin bezieht sich dabei hauptsächlich auf jene gütigen Drachen, die der Menschheit helfen, oder auf solche, die besänftigt wurden und versprachen, keinen Schaden mehr anzurichten. Ihnen zu Ehren werden Schreine errichtet und sie werden als Götter der Landwirtschaft und Fischerei sowie als Hüter des Landes verehrt.
Wenn "Ryūjin" jedoch als richtiger Titel verwendet wird, bezieht es sich am häufigsten auf den Drachengott des Meeres – Watatsumi in der Shintō-Tradition oder Shagara Ryūō in der buddhistischen Tradition.
Toyotama-hime
Toyotama-hime (豊玉姫; Prinzessin Toyotama), auch Toyotama-hime no mikoto (豊玉姫命; Gottheit Prinzessin Toyotama), ist eine der beiden Töchter des Kami der Meere, Watatsumi. Ihr Name soll "Üppiger Edelstein" bedeuten.
Tamayori-hime
Tamayori-hime (玉依毘売命 bzw. 玉依姫) ist eine der beiden Töchter des Kami der Meere, Watatsumi. Ihr Name soll " vom Geist bewohnte Prinzessin" bzw. "Priesterin, besessen von göttlichen Geistern" bedeuten.
Otohime
Otohimes Name ist eigentlich ein Titel, der "zweite Prinzessin" bedeutet. Es war im alten Japan unangemessen, Könige mit ihrem Vornamen zu bezeichnen, daher ist sie nur als Otohime oder "die zweite Prinzessin" des Drachenkönigs bekannt. In den Legenden wird normalerweise nichts über ihre ältere Schwester erwähnt, aber sie wurde Ehime ("erste Prinzessin") genannt.
Otohime wird im Shintō oft als Toyotama hime oder Tamayori hime bezeichnet und stellt ein Synonym einer der beiden Schwestern da, es ist aber nicht sicher geklärt, welche der beiden Prinzessinnen als "Otohime" zu bezeichnen ist.
Merkmale
Watatsumi erscheint als gewaltiger Drache mit schlangengleichem Körper, löwenartigen Gesicht, mit großem Maul und starr dreinblickenden Kulleraugen. Er soll die Fähigkeit haben, sich in einen Menschen verwandeln zu können und der menschlichen Sprache mächtig zu sein. Neben dem Gestaltwandel besitzt er so große Macht über das Meer, dass er Seebeben und Tsunamis auslösen kann. Ebbe und Flut unterstehen seinem Befehl und er ist in der Lage sämtliche Meeresbewohner zu verhexen oder zu befehligen.
Watatsumi ist den Menschen eher wohlgesinnt, ist man unehrlich zu ihm und/oder versucht unerlaubt seinen Palast zu betreten, reagiert er mit Jähzorn.
Toyotama hime und Tamayori hime sind die Töchter des Meeresgottes Watatsumi in der Shintō-Mythologie. Wie ihr Vater ist ihre wahre Gestalt die eines riesigen Drachen namens Wani. In der Kunst werden sie jedoch meist in menschlicher Gestalt dargestellt und tragen das Gewand alter japanischer Prinzessinnen.
Otohime ist die jüngere Tochter des Meeresgottes. Sie ist unsterblich, ewig jung, schön und freundlich. Im Palast wird sie normalerweise als schöne Menschenfrau dargestellt, aber ihre wahre Gestalt ist normalerweise die eines Wani, gelegentlich auch einer Schildkröte.
Neben den beiden Schwestern, hat Watatsumi auch zwei Söhne, welche nur selten erwähnt werden, diese sind:
- Utsushihikanasaku, er gilt als Vorfahre des Azumi-Clans.
- Furutama no Mikoto, er gilt als Vorfahre des Yagi-Clans.
Generell scheinen alle Watatsumiwani eine große Gastfreundlichkeit zu besitzen und laden Gäste gern zu ausschweifenden Banketts ein.
Vorkommen
Watatsumi lebt, wie seine Töchter Toyotama hime und Tamayori hime,
in Ryūgū, einem großen Palast aus Fischschuppen und Korallen, der (je nach Tradition) am Grund des Biwa-Sees, auf dem Meeresgrund oder am fernen Horizont liegt. Dieser Korallenpalast ist der Unterwasserpalast Ryūgū.
Lebensweise
Ernährung
Vermutlich Allesfresser.
Verhalten
Watatsumiwani unterhalten einen königlichen Hof voller Meeresbewohner, die ihnen genauso dienen, wie menschliche Adlige einem König in der Oberflächenwelt dienen würden. Schildkröten im besonderen sind die Boten dieser Drachen. Damit gehören Watatsumiwani gehören zu den staatenbildenden Drachen. Laut Kojiki ist der Oho-watatsumi-no-mikoto, auf Deutsch "großer Meeres Gott", der oberste Meeresgott und hat laut dieser Stellung auch Befehlsgewalt gegenüber anderen Meeresgöttern.
Fortpflanzung
Watatsumi
In seiner einfaltigen Form wurde er dem Kojiki zufolge als einer der 33 Kami von Izanami und Izanagi gezeugt, die beide nach der Schöpfung der Inseln und Landmassen zur Welt brachten.
Watatsumi Sanjin
Die Watatsumi Sanjin (Dreifaltige Form) wurden geschaffen, als Izanagi sich nach seiner Rückkehr aus Yomi, der "Unterwelt", vom Blut des Drachen wusch.
Kulturelle Bedeutung
Anbetung
Watatsumi
Verehrt wird Watatsumi u. a. im Kiyotaki-Schrein in Nikkō, im Taki-no-miya (ein massha (Sub-Schrein) des Tosa-Schreins in Kōchi) und im Sai-den des Nibukawakami-Schrein im Landkreis Yoshino, Präfektur Nara.
Toyotama-hime
Toyotama-hime sind mehrere, größere Shintō-Schreine gewidmet, unter anderem im Sumiyoshi-Taisha bei Osaka, im Tamahime-Schrein bei Tamano (Präfektur Okayama), im Kaizuka-Schrein von Katori (Präfektur Chiba) und im Toyotama-Schrein zu Chiran (Präfektur Nagano). Ein weiterer, kleinerer Schrein (Senoumi-Schrein) verbirgt sich in der Drachenpalasthöhle im Aokigahara-Wald (Präfektur Yamanashi).
Mythologie
Watatsumi sanjin
Als Izanagi aus der Unterwelt zurückkehrt, wusch er sich im Meer, um Unreinheiten wegzuwaschen. Als er sich auf dem Boden des Meeres wusch, entstand Soko-tsu-wata-tsu-mi (底津綿津見神/底津少童, zu Deutsch "Herr des Meeresbodens" bzw. "Boden-Meer Schlange"). Als er sich im mittleren Strom wusch, entstand Naka-tsu-wata-tsu-mi (中津綿津見神 / 中津少童命, zu Deutsch "Herr des Mitt-inneren Meeres") und danach wusch er sich im oberen Strom und dabei entstand Uha-tsu-wata-tsu-mi (上津綿津見神 / 表津少童命, zu Deutsch "Herr der Oberfläche") gleichzeitig mit Watatsumi sanjin (綿津見三神), wurden auch die Sumiyoshi sanshin (住吉三神) geboren, welche ebenfalls Meereskami darstellen.
Wie Quallen und Flundern ihre Gestalt erhielten
Vor langer Zeit wurde Ryūjins Tochter Otohime schwer krank. Die königlichen Ärzte sagten, dass sie durch Medikamente geheilt werden könne, die aus der Leber eines lebenden Affen hergestellt würden. Von allen Meeresbewohnern war nur die Schildkröte in der Lage, auf das Land zu klettern, auf dem Affen lebten. Also schickte Ryūjin eine Schildkröte an die Oberfläche, um einen lebenden Affen zu fangen.
Die Schildkröte schwamm ans Ufer und fand bald darauf einen Affen in einem Baum. Die Schildkröte erzählte dem Affen, dass Ryūjin in Ryūgū ein Fest veranstaltete und der Affe eingeladen war. Der Affe antwortete, dass er Ryūgū schon immer besuchen wollte. Die Schildkröte sagte dem Affen, er solle auf ihren Panzer klettern, und dann trug sie den Affen hinunter zum Drachenpalast.
In Ryūgū wurde der Affe mit einem Festmahl bewirtet, wie er es noch nie erlebt hatte. Es wurde gesungen und getanzt und es gab mehr Essen und Sake, als er sich vorstellen konnte. Der Affe schlemmte und trank so viel, dass er bald im betrunkenen Dunst zusammenbrach. Aber die Ärzte erinnerten Ryūjin daran, dass die Leber einem lebenden Affen entnommen werden musste – ein toter Affe würde nicht reichen. Also befahl Ryūjin seinen Dienern, den Affen nach draußen zu bringen und ihn nüchtern zu machen.
Die königlichen Wachen – eine Qualle und eine Flunder – trugen den Affen nach draußen in den Hof. Während sie den halb bewusstlosen Körper des Affen hinter sich herzogen, lachten sie vor sich hin: "Was für ein dummer Affe! Er weiß noch nicht einmal, dass wir ihm die Leber herausschneiden werden." Aber der Affe war noch halb bei Bewusstsein und hörte, was sie sagten. Er richtete sich auf und sagte den Wachen, er müsse mit der Schildkröte sprechen.
Als die Schildkröte ankam, sagte der Affe zu ihm: "Oh, Schildkröte! Mir ist gerade etwas Schreckliches eingefallen! Als du mich gefunden hast, habe ich meine Leber zum Trocknen an einen Ast gehängt. Ich war so aufgeregt, zur Party zu kommen, dass ich sie hinter mir gelassen habe. Und es sieht so aus, als würde es regnen... Wenn meine Leber nass wird, ist sie ruiniert! Bitte bring mich zurück ans Ufer, damit ich meine Leber holen kann."
"Wenn die Leber des Affen zerstört wäre, wäre das eine Katastrophe", dachte die Schildkröte. Also trug sie den Affen schnell auf ihrem Panzer zurück zum Ufer. An Land angekommen kletterte der Affe auf einen Baum und blieb dort. Die Schildkröte rief ihm zu und fragte, ob er seine Leber gefunden habe. Der Affe schrie auf die Schildkröte herab: "Du Idiot! Eine Leber hängt man nicht an einen Baum! Ich habe gehört, wie die Qualle und die Flunder über deinen Plan gesprochen haben, und ich werde nie wieder ans Meer zurückkehren!" Dann begann der Affe, Steine auf die Schildkröte zu schleudern. Einer von ihnen zersplitterte ihren Panzer.
Die Schildkröte zog sich nach Ryūgū zurück und berichtete Ryūjin, was passiert war. Der Drachenkönig war so wütend, dass er den Körper der Flunder in zwei Teile schnitt und alle Knochen aus dem Körper der Qualle zog. Dann verbannte er sie für immer aus Ryūgū. Deshalb müssen Quallen nahe der Oberfläche schwimmen und Flundern müssen flach auf der Seite liegen.
Otohime & Urashima Tarō
Es gibt viele verschiedene Versionen dieser Legende, und Otohimes Rolle darin variiert von einer zur anderen. Am bekanntesten ist sie jedoch dafür, dass sie sich in einen Menschen namens Urashima Tarō verliebt hat. In den meisten Varianten dieser Geschichten trifft sie Urashima Tarō, nachdem ihn eine Schildkröte auf dem Rücken nach Ryūgū trägt. In einigen Versionen der Legende handelt es sich bei dieser Schildkröte um Otohime selbst.
In vielen Geschichten verlässt Urashima Tarō Ryūgū nach ein paar Tagen und kehrt nie mehr zurück. In anderen Versionen bleibt er jahrelang und bringt mit Otohime ein Kind zur Welt. Und in einigen Geschichten ähnelt Urashima Tarō aufgrund der unterschiedlichen Ränge für Otohime eher einer männlichen Konkubine.
Anmerkung
Beide Otohime zentrierten Legenden spielen sehr wahrscheinlich chronologisch vor den beiden folgenden Legenden, da sie ansonsten einander ausschließen.
Hoderi und Hoori
Hoderi und Hoori waren Brüder (und Urenkel der Sonnengöttin Amaterasu), wobei Hoderi der Älteste war. Eines Tages tauschten sie Geschenke aus. Hoderi war ein guter Fischer und Hoori ein guter Jäger, daher war klar, was sie voneinander bekommen würden. Als Hoderi eines Tages seinen geschenkten Angelhaken zurückforderte, hatte Hoori ihn verloren. Hoderi schäumte vor Wut und verlangte das sein Bruder den Haken, koste es was es wollte, zurückholen. Aufgrund dieses Umstandes machte sich Hoori aus der Oberflächenwelt auf, in die Tiefen des Meeres vorzudringen. Er kam, um den Meeresgott um Erlaubnis zu bitten, das Gelände von Ryūgū, dem Meerespalast des Meeresgottes, nach dem Angelhaken zu durchsuchen, den er von seinem älteren Bruder Hoderi erhalten und dann verloren hatte. An einem Brunnen in den Gärten von Ryūgū traf Hoori auf Toyotama hime. Sie fanden einander sehr schön und als der Meeresgott erfuhr, dass er einen Nachfahren der Himmelsgötter als Gast hatte, veranstaltete er ein großes Bankett. Hoori und Toyotama hime heirateten bald darauf.
Hoori lebte drei Jahre lang mit Toyotama hime in Ryūgū, erinnerte sich dann aber an seine Suche nach dem fehlenden Haken und wurde deprimiert. Tamayori Hime erzählte es ihrem Vater, dem Meeresgott, der Hoori fragte, was los sei. Hoori erklärte sein Problem. Der Meeresgott rief alle Fische im Ozean herbei und fragte, ob einer von ihnen den Haken gesehen habe. Eine Meerbrasse klagte über Schmerzen im Hals, die sie am Essen hinderten. Als der Fisch genauer untersucht wurde, stellte sich heraus, dass ein Haken in seinem Hals steckte. Es war der Haken, nach dem Hoori suchte. Der Meeresgott gab Hoori den Haken zurück. Er versprach Hoori auch, dass er Regen auf seine Felder schicken und ihn reich machen würde, während er den Feldern seines älteren Bruders den Regen vorenthalten würde. Um dem folgenden Neid und den Angriffen des älteren Bruder standzuhalten, überreichte der Meeresgoot Hoori die gezeitenkontrollierenden Juwelen Kanju (干珠) und Manju (満珠). Dann setzte er Hoori auf den Rücken eines riesigen Drachen für seine Rückreise an die Erdoberfläche.
Tatsächlich führten die Eingriffe des Meeresgottes dazu, dass Hoderis Ernten immer schlechter wurden, während Hooris Ernten immer reicher wurden, was Hoderi dazu veranlasste, Hoori anzugreifen. Mithilfe der Macht der gezeitenkontrollierenden Juwelen erhöhte Hoori die Flut und zwang so seinen älteren Bruder zur Unterwerfung, den er sonst ertränkt hätte.
Während dieser Zeit wurde Toyotama Hime mit Hooris Kind schwanger. Als ihre Entbindung näher rückte, kamen sie und ihre Schwester Tamayori Hime auf dem Rücken einer Riesenschildkröte an die Erdoberfläche, um ihr Kind zur Welt zu bringen. Sie bat Hoori, ihr am Ufer eine mit Kormoranfedern gedeckte Geburtshütte zu bauen, aber die Wehen setzten ein, bevor er sie fertigstellen konnte. Toyotama Hime betrat die Hütte. Sie teilte Hoori mit, dass sie zur Geburt zu ihrer natürlichen Form zurückkehren müsse, und bat ihn, sie während der Geburt nicht anzusehen. Aber Hoori konnte nicht widerstehen. Er warf einen Blick auf sie und sah seine Frau in Form eines riesigen Wani, acht Meilen lang, der auf ihrem Bauch kroch und sich wand.
Toyotama Hime schämte sich, dass ihre wahre Gestalt enthüllt wurde. Obwohl sie am Land bleiben wollte, kehrte sie nach Ryūgū zurück und ließ ihr neugeborenes Kind zurück. Als sie ging, versperrte sie den Weg,
der das Land- und das Meeresreich verband und trennte so das Paar für immer. Toyotama Hime war wütend und fühlte sich betrogen, aber sie liebte Hoori immer noch. Also bat sie Tamayori Hime, sich an ihrer Stelle um das Kind zu kümmern. Tamayori Hime pflegte und erzog ihren Neffen, der als Ugayafukiaezu bekannt wurde. Als er erwachsen war, heiratete er Tamayori Hime. Sie hatten vier gemeinsame Kinder, von denen eines der legendäre Kaiser Jimmu, der erste Kaiser Japans, wurde.
Dass Toyotama-hime ihren Sohn später nicht mehr sehen konnte, bereute sie ihr Leben lang.
Kanju und Manju
Während der legendären Invasion der koreanischen Halbinsel durch Kaiserin Jingū im 3. Jahrhundert benutzte sie das Gezeitenjuwel Kanju, um den Ozean abzusenken und die feindlichen Schiffe auf dem Meeresboden stranden zu lassen. Dann benutzte sie das Gezeitenjuwel Manju, um das Wasser anzuheben und die gestrandete Flotte zu zerstören. Beide Juwelen waren aus dem Besitz Jimmu dem ersten Kaiser bis zur Kaiserin weitergegeben worden.
Trivia
- Die ausgestorbene Krokodilgattung Toyotamaphimeia wurde in direkter Anlehnung an den Geburtsmythos (Hoderi und Hoori) nach Toyotama-hime benannt.
- Das Pokémon Lugia basiert auf Watatsumi und zeigt in seiner Shiny-Färbung (Rot + Weiß) die Färbung der Korallen des Meerespalasts.
- Samantha Shannons Roman „Das Priorat des Orangenbaums“ basiert lose auf der Legende von Hoderi und Hoori.
- Watatsumi ist der Name einer Insel (Japanisch: 海祇わたつみ島じま Watatsumi-jima) die zum Reich Inazuma gehöhrt.
- Im japanischen Anime Sekirei gibt es einen Sekirei (außerirdisches Wesen, meist weiblich) namens Toyotama, der mit einem traditionellen Holzstab kämpft.
- Otohime tritt als Otohime (jap. 愛の人オトヒメ, Ai no Hito Otohime) im Manga und Anime One Piece auf, hier ist sie die verstorbene Frau Neptuns und somit Königin des Ryuuguu Königreichs.
- Im Gatcha-Spiel Genshin Impact, tötete die Elektroarchontin (Göttin) Ei (Beelzebul) ihren Rivalen Orobashi Watatsumi Ōmikami, einen Drachen nach dem Vorbild von Yamata no Orochi. Möglicherweise bestehen aber auch Verbindungen zu den Watatsumiwani.
Taxonomische Stellung
Die Watatsumiwani werden schon immer als eine Form göttlicher Wani betrachtet, dabei unterscheiden die japanischen Mythen selten zwischen den Wani und den hier als Watatsumiwani geführten Individuen. Demnach besteht die Möglichkeit, dass die Wani und die Watatsumiwani eine Spezies darstellen. Grund für die Annahme der Sonderstellung der Watatsumiwani ist ihre Entstehungsgeschichte, welche immer einen göttlichen Funken besitzt und das aus den Stammbäumen ersichtlich wird, dass die Watatsumiwani nicht mit "Gewöhnlichen Wani" verwandt sind.
Ähnlich verworren wie die Stellung der Watatsumiwani innerhalb der Gattung Wani sind auch die Stellungen der einzelnen Individuen dieser Bestandsarmen Art. Da aber diese Taxonomie nur bis auf Artebene vordringt, sollten diese innerartlichen Problemstellungen keine Relevanz für den taxonomischen Stammbaum haben.
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