Der Jiāotú (chin. 椒圖), ist eine Kreatur der chinesischen, taoistischen Mythologie und zählt zu den neun Söhnen des Drachenkönigs. Er ist auch als Tiao Tu und Jiao Tu.
Jiāotú taucht nur in der Sammlung Sheng'an waiji (升庵外集) des Dichters Yang Shen (楊慎, 1488–1559) auf, der zwei neue Drachensöhne einführt, indem er entweder Gōng fù, sowie Chīwěn oder Cháofēng austauscht (oder die letzten beide zu einem Wesen zusammenfasst) und austauscht.
Die neun Söhne lesen sich bei ihm als: Bìxì, Chīwěn oder Cháofēng, Púláo, Bì'àn, Tāotiè, Qiúniú, Yázì, Suānní und Jiāotú. Jiāotú nimmt in dieser alternativen Auflistung die Postion des neun ältesten Drachensohn ein.
Für die moderne Interpretation des Neun-Drachensöhne-Mythos hat Jiāotú keine Relevanz.
Merkmale
Jiāotú besitzt den Kopf eines Drachens und ein Großteil seines Körpers ist in einer Muschel oder einem Schneckenhaus verborgen. Ähnlich einer Schildkröte zeigt er dennoch vier Beine und einen Schwanz. Der Kopf kann nicht nur drachenartige Merkmale zeigen, sondern weist auch Ähnlichkeiten zu einem Löwenkopf auf.
Sein Charakter gilt als treu und fügsam, ähnlich dem eines treuen Wachhundes.
Vorkommen
Jiāotú besiedelte China, dort war er meist in der Nähe von Türen und Toren zu finden, die es zu bewachen galt.
Lebensweise
Über die Lebensweise ist nicht viel bekannt.
Kulturelle Bedeutung
Darstellungen
Jiāotú war auf vielen vergoldeten Zierplatten an Toren abgebildet, die wie Türgriffe aussahen, jedoch keine besondere Funktion hatten. Bei den meisten dieser Motive handelt es sich jedoch um ornamentale Masken, die nicht das gesamte Wesen darstellen.
Mythologie
Neun Drachensöhne
Jiāotú, war einer der neun Söhne des Drachen. Er lebte hinter hohen Mauern und weigerte sich, die Tür seines Reichs zu verlassen oder dass es jemand betreten dürfte, bis Gewalt angewendet wurde und man sich Zutritt verschaffte. Jiāotú ekelte es an, wenn andere Wesen in sein Reich eindrangen, er genoss es zudem, Dinge zu schließen und geschlossen zu halten.
Jiāotús Bild schmückt deshalb heute Tore und Türen, aber normalerweise als feste Dekoration, nicht als Türgriffe oder Türklopfer.
In einigen Geschichten war Jiāotú der Torwächter des Kaisers. In diesen bewacht der Drache die Eingänge zu den Häusern und Geschäften der Menschen.
Taxonomische Stellung
Jiāotú ist als Mitglied der neun Drachen rein kulturell als Drache zu betrachten, er ist entweder ein Mischwesen aus Lóng und Schnecke oder Lóng und Muschel. In beiden Fällen erscheint er damit als reptiloides Mischwesen und erfüllt somit das Kriterium eines Drachen. Es ist anzunehmen, dass der Jiāotú ein Mischwesen aus Lóng und Muschel darstellt und somit eine große Verwandtschaft mit dem Shèn besitzt. Allerdings werden bis heute maritime Schneckenhäuser regelmäßig falsch als Muscheln deklariert, sodass eine Verwechslung der beiden Gruppen in alter Zeit ebenfalls als wahrscheinlich zu betrachten ist. Aber egal ob der Jiāotú nun Muschelartigen oder Schneckenartigen Charakter besitzt, die nächste Verwandtschaft zum Shèn scheint dadurch nicht weniger wahrscheinlich.
Nachweise
- Bates, Roy: Chinese Dragons New York, NY, USA: Oxford University Press 2002, S. 48 ISBN: 978-0195928563
- National Geographic, eds. Juliane von Laffert: Essential Visual History of World Mythology Washington, D.C., USA: National Geographic Society 2008 ISBN: 978-1426202179 S. 342
- Young, Ed: The Sons of the Dragon King: A Chinese Legend New York, NY, USA: Atheneum Books for Young Readers 2004 ISBN: 978-0689851841 S. 19 - 20