Der Olgoi-khorkhoi (mongolisch олгой-хорхой olgoi-chorchoi, deutsch "Darmwurm", auch bekannt als Mongolischer Todeswurm) ist ein Kryptid aus der mongolischen Mythologie.
Das Wesen wird auch Olgoi khorkhoi, Olgoj chorchoj, Allergorhai-horhai, Allergorhai horhai, Allghoi khorkhoi, Temen-Sul-Khorkhoi, und Temeen Suul (mongolischer Name der Östlichen Sandboa (Eryx miliaris)) genannt.
Etymologie
Die mongolische Folklore ist gegenüber Schlangen ambivalent eingestellt. Sie werden mit Drachen und der Wasserwelt in Verbindung gebracht, verdienen daher Respekt und sollten nicht getötet werden; andererseits sind sie Symbole der Bosheit, Widersacher der Kräfte des Guten und feindselige Wesen, die vernichtet werden sollten. Das Wort mogoi ("Schlange") wird nicht empfohlen zu verwenden, stattdessen werden Euphemismen wie urt khorkhoi ("langer Wurm") oder khairkhan ("heilig" oder "barmherzig") verwendet. Dieses bedeutet aber auch, dass der Olgoi-khorkhoi ebenfalls von einem solchen Euphemismus betroffen seien kann.
Merkmale
Der Olgoi-khorkhoi besitzt einen wurmförmigen, weichen, dicken Körper, der zwischen 60 und 120 Zentimeter lang ist. Sowie eine glatte, leuchtend rote Haut, welche bei Gefahr Blasen bilden kann. Andere Beschreibungen nennen als Färbung "weißer Brokat. Die Gestalt des Wesens soll an einen Kuhdarm erinnern, daher der Name "Darmwurm".
Eine Untersuchung des russischen Zoologen Yuri Gorelov stellte fest, als er Einheimischen Östlichen Sandboa zeigte, sie die Schlange als Olgoi-khorkhoi identifizierten. Diese Schlange erreicht eine Länge von durchschnittlich 35 bis 55 Zentimeter, manche Weibchen können im extrem auch 122 Zentimeter erreichen. Ebenfalls gibt es rötliche Farbschläge dieser Schlangenart. Blasen bildet die Schlange als Drohgebärde nicht, dafür rollt sie sich zusammen, unterlässt aber im Regelfall Beissversuche.
Allerdings soll der Olgoi-khorkhoi auch hochgiftig sein und kann sein extrem tödliches Gift auch mehrere Zentimeter weit spritzen. Boas sind aber keine Giftschlangen. Aber gerade die Giftigkeit ist ein zentrales Merkmal des Olgoi-khorkhoi. Dieser soll so giftig sein, dass der bloße Anblick schon gesundheitsschädlich seien kann, eine Berührung des Wesens ist aber sicher tödlich (je nach Überlieferung ist der Tod sofort eintretend oder durch starke Schmerzen über mehrere Stunden und Tage, das unvermeidliche Ende). Das Gift kann aber auch vom Körper aus versprüht werden, wenn sich der Olgoi-khorkhoi aufbläht und seine Blasen ausbildet, platzen diese, entsteht ein giftiger Sprühnebel. Die Art des Gifts soll eine Form der Schwefelsäure sein, welche durch ihre Ätzwirkung Objekte gelb färbt.
Als wäre diese Giftigkeit nicht genug, besitzt der Olgoi-khorkhoi die Fähigkeit Stromschläge zu verursachen, welche problemlos Menschen oder Kamele töten können.
Olgoi-khorkhoi besitzen die Fähigkeit zur Farbwahrnehmung, ein Umstand, der sich durch Berichte ergibt, dass das Wesen sich durch Gegenstände mit der Farbe Gelb anlocken lässt.
Vorkommen
Der Olgoi-khorkhoi lebt in den sandigsten, trockensten Gebieten der westlichen und südlichen Wüste Gobi. Wenn er in einer Jurte auftaucht, ziehen die Bewohner weg. In Jurten erscheint Olgoi khorkhoi meist unter Eimern, wo er feucht ist. Er kommt nach den Regenfällen heraus, wenn der Boden feucht geworden ist.
Lebensweise
Verhalten
Aktivitätszeit
Der Olgoi-khorkhoi wird im Juni und Juli aktiv. Die Aktivität des Olgoi-khorkhoi lässt sich durch Sandwellen an der Oberfläche feststellen, ehe man das Wesen sieht.
Kulturelle Bedeutung
Gefährlichkeit
Da ein direkter Kontakt unweigerlich zum Tod führt, gehört dieses Wesen zu den Geschöpfen, die man besser meiden sollte.
Mythologie
Die Berührung
In der ganzen Gegend um die Wüste Gobi ist die Geschichte eines kleinen Jungen bekannt, der im Freien mit einer gelben Spielzeugkiste gespielt habe, worauf ein Wurm in seine Kiste gekrochen und der Junge an einer versehentlichen Berührung mit dem Wurm gestorben sei. Die Eltern sollen den Wurm daraufhin verfolgt haben, wurden aber dabei angeblich ebenfalls von ihm getötet.
Die zwei Raupen
Der Legende nach machte sich vor langer Zeit eine reiche Familie in der Gobi auf den Weg einer Reise und zwei Raupen erschienen ihnen. Die verängstigten Menschen legten 20 Schichten nassen Filz auf die Käfer und ließen sie davonlaufen. Aber als er am nächsten Tag kam, sah er, dass der Filz oben die Größe einer Tasse hatte und gelb war, als wäre er verbrannt. Als er mit einem Stock erstochen wurde, soll er sich wie verbrannt gefühlt haben. Als es nach unten ging, wurde der gelbe Teil größer und der Filz an der Unterseite war vollständig verbrannt, während der andere Wurm wie ein dünner Film war.
Dieser Wurm tauchte in Wangags Prophezeiungen auf und es wurde gesagt, dass er die Menschen im Jahr 2020 erneut erschrecken wird.
Trivia
- Der Olgoi-khorkhoi, meist als Mongolischer Todeswurm bzeichnet, ist im Allgemeinen kulturell weniger verbreitet als andere Kryptiden wie Bigfoot oder das Ungeheuer von Loch Ness , er wird jedoch häufig in Material erwähnt, das die Kryptozoologie als Ganzes kommentiert, davon inspiriert ist oder sie feiert.
- Der Olgoi-khorkhoi wird häufig als Inspiration für die Graboiden genannt, die monströsen Bösewichte, die für die Tremors-Filmreihe entworfen wurden.
- Im offiziellen Dungeons and Dragons-Material kommt eine Kreatur namens "Purple Worm" vor, die sich ebenfalls unter die Erde gräbt und ihre Beute mit einem starken Gift tötet.
- Mongolian Death Worm ist ein Fernsehfilm aus dem Jahr 2010, der am 8. Mai 2010 auf dem Kanal Syfy ausgestrahlt wurde.
- "Monster der Woche" beinhaltet ein Beispielabenteuer, bei dem drei mongolische Todeswürmer aus einer Kiste mit Museumsproben schlüpfen und sich schnell vermehren, wenn sie nicht von den Jägern gefangen werden.
- Dark Souls III bietet einen Miniboss, der vom Kryptiden Carthus Sand Worm inspiriert ist, der im Smouldering Lake zu finden ist.
- "Todeswurm" ist der Name eines mongolischen Kriegsherrn und Feindes von Michelangelo im Roninverse-Setting der Teenage Mutant Ninja Turtles von IDW Publishing .
- Manche glauben, dass der Mongolische Todeswurm die Inspiration für den Arrakis -Sandwurm in Frank Herberts klassischem Roman Dune war , sowie für ihre Film- und Spielereihe.
- Ark: Survival Evolved enthält in seiner Erweiterung Scorched Earth eine Kreatur namens "Todeswurm" mit dem wissenschaftlichen Namen im Spiel "Khorkoi Arrakis", der sowohl auf den Mongolischen Todeswurm als auch auf den Sandwurm aus Dune anspielt.
Untersuchungen
Der Olgoi-khorkhoi war die Grundlage einer Kurzgeschichte, "Olgoi-Khorkhoi" (1944), des russischen Paläontologen und Science-Fiction-Autors Ivan Yefremov (* 9. Apriljul. / 22. April 1908greg. in Wyriza; † 5. Oktober 1972 in Moskau), die unter dem Eindruck von Andrews Buch geschrieben wurde. In den Jahren 1946 bis 1949 studierte Yefremov Fossilien in der Wüste Gobi und schrieb, dass er die Legende von Olgoi-Khorkhoi viele Male gehört habe, aber niemand behauptete, Olgoi-khorkhoi wirklich gesehen zu haben.
In den Jahren 1990 und 1992 führte der Kryptozoologe Ivan Mackerle (12. März 1942 bis 3. Januar 2013) kleine Gruppen von Gefährten in die Wüste Gobi, um nach dem Wurm zu suchen. Inspiriert von Frank Herberts Roman Dune, in dem riesige fiktive Sandwürmer durch rhythmisches Klopfen an die Oberfläche gebracht werden konnten, konstruierte Mackerle einen motorbetriebenen "Klopfgerät" und versuchte sogar mit kleinen Explosionen, den Wurm zu finden.
Im Jahr 2005 startete der Zoologiejournalist Richard Freeman vom Centre for Fortean Zoology eine Expedition zur Suche nach dem Olgoi-khorkhoi, kam jedoch mit leeren Händen zurück. Freeman kam zu dem Schluss, dass die Geschichten über die Kräfte des Wurms zweifelhaft sein mussten und dass es sich bei den gemeldeten Sichtungen wahrscheinlich um eine unbekannte Art von Wurmechse oder Amphisbaena handelte.
Die Reality-TV-Serie Destination Truth führte von 2006 bis 2007 eine Expedition durch.
Ein neuseeländischer Unterhaltungsreporter vom Fernsehsender TV3 News, David Farrier, nahm im August 2009 an einer Expedition teil, ging aber ebenfalls mit leeren Händen zurück. Er führte Interviews mit Einheimischen, die behaupteten, den Olgoi-khorkhoi gesehen zu haben und erwähnte auf seiner Website, dass die Sichtungen in den 1950er Jahren ihren Höhepunkt erreichten.
Wissenschaftliche Erklärungsversuche
Das es sich beim Olgoi-khorkhoi um einen Wurm handelt, ist höchst zweifelhaft. Den im heißen, trockenen Klima der Wüste Gobi, könnte ein wurmähnliches Wesen nicht überleben, da Würmer keine Flüssigkeit speichern können und somit austrocknen würden. Am wahrscheinlichsten scheint daher, dass es sich nicht um einen Wurm, sondern eine Schlange handelt.
Aufgrund der Tödlichkeit, der Art des Lebensstils und der vorliegende Beschreibung des Olgoi-khorkhoi gibt es die These, dass es sich um eine
Wüstentodesotter (Acanthophis pyrrhus) handeln könnte. Diese allein in Australien vorkommende dicke Schlangenart besitzt auch rötliche Variationen, welche den Beschreihungen des Olgoi-khorkhoi ähneln. Dabei sei gesagt, dass viele Forscher davon ausgehen, dass der Olgoi-khorkhoi im besten Fall dem Erscheinungsbild der Wüstentodesotter ähnelt und es sich nicht um eine Enklave dieser australischen Tiere handelt.
Es scheint aber wahrscheinlicher, dass die Olgoi-khorkhoi in Wirklichkeit eine Östliche Sandboa (Eryx miliaris) handelt und diese ungiftigen Tiere dämonisiert und in ihrer Gefährlichkeit maßlos übertrieben wurden, im Versuch, unerklärliche Tode oder tabuisierte Morde zu erklären.
Ein ähnliches Phänomen findet sich auch in einigen südamerikanischen Ländern, in den Raupen als Kinder tödlicher Schlangen angesehen werden.
Taxonomische Stellung
Olgoi-khorkhoi erscheinen in ihrer Gestalt schlangenartig, genauer sehen sie aus wie die Östliche Sandboa. Da diese Tiere kein Gift und keine elektrischen Fähigkeiten besitzen, ist es, insbesondere im Sinne der Giftigkeit möglich, dass es sich beim Olgoi-khorkhoi um ein reptiloides Mischwesen aus einer ungiftigen Schlangenart und giftigen, wie auch elektrischen Tieren handelt. Das würde den Olgoi-khorkhoi zu einem Drachen machen, genauer einem Wyrm, der basalsten Ordnung der Schlangendrachen, welche sich nur schwer von den Mythologischen Schlangen, die keine Drachen darstellen, unterscheiden lassen.
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