Ohatsu (japanisch はつ bzw. つはつ), auch Akamatsu ike no orochi und Akamatsu ike no ryūjin genannt, ist ein Schlangenwesen aus der japanischen Mythologie.
Merkmale
Ohatsu besitzt den Oberkörper einer Frau, ab den Hüften aber den Körper einer gigantischen Schlange. Der menschliche Teil ist wunderschön.
Vorkommen
Ohatsu ist endemisch für den Akamatsu-Teich, auf dem Berg Daisen, in der Präfektur Tottori.
Lebensweise
Ernährung
Ohatsu ist ein Allesfresser.
Kulturelle Bedeutung
Mythologie
Vor langer Zeit lebte in Matsue, Provinz Izumo, ein Mann namens Matsuura Tanomo. Er war der oberste Gefolgsmann des Herrn von Matsue. Tanomo und seine Frau sehnten sich nach einem Kind, doch der Wunsch blieb ihnen viele Jahre unerfüllt. Eines Tages hörte Tanomo, dass der Gott des Akamatsu-Teichs auf dem Berg Daisen Wünsche erfüllen könne. Sobald es ihm möglich war, stieg er auf den Berg, um den Teich zu besuchen, und betete zu den Göttern um ein Kind. Tatsächlich wurde die Familie Matsuura bald mit einer Tochter gesegnet, welche sie dem Namen Ohatsu gaben. Die Familie und auch die Dienerschaft schätzten Ohatsu sehr. Während sie heranwuchs, verbreiteten sich Geschichten über ihre atemberaubende Schönheit weit und breit. Diese Geschichten erreichten irgendwann Lord Matsudaira Kō, der die Schönheit als seine Braut wünschte. Ohatsu wollte aber nicht heiraten, aber ein Diener wie ihr Vater konnte den Wunsch eines Lords auf keinen Fall ablehnen. Also bereiteten sich Ohatsus Eltern darauf vor, sie ins Schloss zu schicken.
Bevor sie aber eine Braut werden sollte, bat Ohatsu darum, den Akamatsu-Teich zu besuchen, um dem Gott zu danken, der ihr das Leben geschenkt hatte. Ihre Eltern stimmten natürlich zu.
Ohatsu bestieg den Berg Daisen mit einer Eskorte aus Dienern und Wachen ihrer Familie. Wohlbehalten kamen sie am Akamatsu-Teich an. Seine Oberfläche war wie ein Spiegel und spiegelte den klaren Himmel und die grünen Berge um ihn herum wider. Als die Diener den See in seiner ganzen Schönheit erblickten, schlugen sie Ohatsu vor, dass sie Haare im Teich waschen sollte, sodass dessen Schönheit ihr Haar noch schöner machen würde. Ohatsu tauchte ihr Haar ins Wasser und begann es zu kämmen. Mit jedem Kammzug wurden ihre Haare länger, als würden sie zum Wasser hinkriechen. Plötzlich richtete sich Ohatsu auf, trat auf die Wasseroberfläche des Teichs und lief darauf in Richtung Zentrum des Teichs. Ihre Diener riefen ihr zu, aber sie kehrte nicht um. Als sie die Mitte des Teiches erreichte, entstand unter ihr ein Strudel und sie sank in die Tiefe. Die Diener waren fassungslos und gerieten in panische Verzweiflung. Sie riefen zum Teich und flehten Ohatsu an, zurückzukommen. Dort wo die junge Frau eben verschwunden war, bildete sich ein neuer Strudel. Aus diesem tauchte Ohatsu auf, doch von ihrer Hüfte abwärts hatte sie den Körper einer Schlange.
Sie sprach zu ihren Dienern: "Ich bin eine Schlange, die in diesem Teich lebt. Als Tanomo zu mir kam und um ein Kind bettelte, war sein Wunsch so aufrichtig, dass ich beschloss, Ohatsu zu werden und für einige Zeit ein menschliches Leben zu führen. Aber diese Zeit ist nun vorbei und ich muss zu meinem Teich zurückkehren. Vielen Dank an alle, die mich viele Jahre großgezogen und für mich gesorgt haben. Von nun an werde ich allen, die kommen, um für mich zu beten, Glück und Reichtum schenken."
Dann versank sie wieder unter der Wasseroberfläche und wurde nie wieder gesehen.
Neben dem Teich wurde für Ohatsu ein kleiner Steinschrein errichtet. Sie wird dort als Drachengott des Akamatsu-Teichs verehrt und soll Pilgern Wünsche erfüllen und die umliegenden Dörfer vor Dürre schützen.
Verehrungen
Jedes Jahr am 18. Juni wird auf dem Berg Daisen ein Fest für Ohatsu abgehalten. Laut Überlieferung war dies der Tag, an dem sie ihre Schlangengestalt wiedererlangte und im Teich verschwand.
Im Matsuura-Haus in der Stadt Matsue wird ebenfalls jedes Jahr am 18. Juni eine Andacht gehalten. Acht Paravents werden hierfür um ein Wasserbecken im Bankettsaal aufgestellt. Der Sand, der am nächsten Tag am Boden des Wasserbeckens gefunden wurde, gilt als Beweis dafür das Ohatsu zu Besuch war.
Taxonomische Stellung
Ohatsu wird in Legenden immer wieder als Schlange bezeichnet, aber auch als Drachengott des Akamatsu-Teichs geführt. Diese unterschiedlichen Bezeichnungen resultieren eventuell aus dem Umstand das die Ohatsu-Legende entsprechend alt ist und die Unterscheidung zwischen Schlange und Drache noch nicht vollständig abgeschlossen war. Der Teich soll zwar erst 1680 während der Edo-Zeit erbaut worden sein, aber um diesen zu errichten wurde ein natürlich vorkommendes Wasserbecken erweitert. Diese Wassersenke soll im Zentrum des Teichs liegen und noch nie ausgetrocknet sein, weshalb es nicht möglich ist, die Legende genauer zu datieren und die Verwirrung um die Bezeichnungen von "Schlange" und "Drachengott" zu klären.
Ohatsu besitzt den Oberkörper einer Frau, ab den Hüften aber den Körper einer gigantischen Schlange. Das macht sie zu einem reptiloiden Mischwesen und damit einen Drachen. Innerhalb der Drachen gehört sie der formellen Gruppe der Schlangenhüften an. Sehr wahrscheinlich steht sie damit in näherer Verwandtschaft zu den Nāga, den hier findet sich auch Schlangenhüften mit Verbindung zum Wasser.
Nachweise
- https://ameblo.jp/sanin-department-store/entry-12039869914.html Abgerufen am 28.02.2024
- https://tourismdaisen.com/spot/52/ Abgerufen am 28.02.2024
- Yokai.com "Ohatsu" https://yokai.com/ohatsu/ Abgerufen am 28.02.2024