Die Bìxì (chin. 贔屭), auch bekannt als, ist eine Kreatur der chinesischen, taoistischen Mythologie und zählt zu den neun Söhnen des Drachenkönigs. Er ist auch als Bàxià (chin. 霸下), Ba Xia, Pa-hia, Tien-xia, Ba-xia, Bi-Xi, Xibi oder Pi-hsi und in moderner Schreibweise Bixi bekannt.
Er ist der sechs älteste Sohn des Drachenkönigs und der bekannteste Vertreter aus der Gruppe der Drachenschildkröten. Gelegentlich werden andere Drachenschildkröten mit Bìxì synomisiert, wie Ao, Tianxia und Lóngguī. Letzter wird gerne als Überbegriff über alle chinesischen Drachenschildkröten genutzt.
Der Drachensohn Gōng fù (chin. 蚣蝮), ist eine Kreatur der chinesischen, taoistischen Mythologie und zählt zu den neun Söhnen des Drachenkönigs. Er ist auch als Bāxià (chin. 霸下; große Verwechslungsgefahr mit Bìxì 贔屭, auch bekannt als Bàxià 霸下),
Etymologie
Das Wort bì 贔oder bìxì 贔屭 (auch mit der Variante 贔屓 geschrieben) wird in chinesischen Wörterbüchern mit "stark", "in der Lage, großes Gewicht zu tragen" übersetzt. Das Wort Bìxì wird bereits in Zhang Hengs (78–139) "Western Metropolis Rhapsody" (Xi Jing Fu) erwähnt, in dem "die großen Schritte" des riesigen göttlichen Bìxì erwähnt werden.
Der Begriff Bìxì wurde spätestens in der Ming-Dynastie (1368 bis 1644) mit den stelentragenden Schildkröten in Verbindung gebracht. Die Terminologie konnte sich jedoch nicht sofort etablieren. Die früheste bekannte Liste fantastischer Kreaturen aus der Ming-Ära, die in Architektur und angewandter Kunst vorkommen, stammt von Lu Rong (1436–1494) in seinen "Verschiedenen Aufzeichnungen aus dem Bohnengarten" (菽園雜記, Shuyuan zaji ). Dort erscheint die Bìxì auch mit vertauschten Silben, was ihr den Namen Xibi (屭贔) dürfte. Lu Rong behauptet, dass seine Liste (einschließlich der insgesamt 14, von ihm erwähnten, Kreaturen) auf den alten Büchern über Bestien und übernatürliche Kreaturen, dem Shan Hai Jing und dem Bo Wu Zhi (博物志), basiert. Allerdings stellten moderne Forscher, wie Yang Jingrong und Liu Zhixiong, fest, dass dies aufgrund diverser anders geschriebener Namen, nicht der Tatsache entsprechen kann und sich Lu Rong eher von Kreaturen aus seiner Folklore und Zeit bediente.
Nur wenig später, nach Lu Rong's Erwähnung der Bìxì erscheint die mächtige Tafelschildkröte auch in verschiedenen Listen der "Neun Söhne der Drachen", die von mehreren Ming-Autoren zusammengestellt wurden. Allerdings bezeichnen sowohl Li Dongyang (1441–1516) in seinem Huai Lu Tang Ji als auch Xie Zhaozhe (謝肇淛, 1567–1624) in seinem Wu Za Zu (五雜俎, Fünf verschiedene Opfergaben , ca. 1592) die Schildkröte, welche die Stele trägt, mit dem Namen Baxia (霸下) und nicht Bìxì; gleichzeitig nennen sie die "literaturliebenden" Drachen, die an den Seiten der Stele erscheinen, Bìxì.
In der populärsten Version der Liste der "Neun Söhne des Drachen" wird die tischtragende Schildkröte wiederum als Bìxì bezeichnet. Bis heute gibt es Diskussionen, ob nun die Stele oder die Schildkröte, welche sie trägt, als Bìxì zu betiteln ist.
Merkmale
Bìxì hatte vor der Tang- und Song-Dynastie(617/18 bis 907 bzw. 960 bis 1279) die Form einer Schildkröte, ähnlich einem Basalt, und verwandelte sich dann allmählich in einen Drachenkopf an einem Schildkrötenpanzer. Ab der Ming- und Qing-Dynastie (1368 bis 1644 bzw. 1644 bis 1911) waren die Charakteristiken eines Schildkrötenkopfes verschwunden und die eines Drachenkopf mit einem einzigen Horn. Dieses entwuchs der Drachenschildkröte aus dem Zentrum des Kopfes.
Dementsprechend wäre es möglich, dass die Bìxì zu den Lóngguī zählt, einer Spezies von Drachenschildkröten, welche schon immer einen Drachenkopf trugen.
Bìxì besaß nicht nur enorme Körperkräfte, sondern auch enorme Körpergröße. So soll laut Mythen der Han-Nationalität zufolge bereits in der Antike oft Bìxì "drei Berge und fünf Berge", was vermutlich eine Anspielung auf die drei Drachenberge und die chinesischen Elemente ist, auf seinem Rücken getragen haben und schlug Wellen in Flüssen, Seen und Meeren.
Vorkommen
Bìxì besiedelte China, wo er vorrangig Grabdenkmäler und ähnliches aufsuchte.
Lebensweise
Über die Lebensweise ist nicht viel bekannt.
Kulturelle Bedeutung
Darstellungen
Bìxì ist ein ungemein beliebtes Motiv in der chinesischen Kunst und wurde vielerorts als Sockel gebaut [1][2][3][4][5][6]. So wurde beispielsweise unter einer alten Stadtmauer von Peking eine halbe Bìxì-Statue gefunden.
Im Juni 2006 wurde in der Fuqian-Straße im Kreis Zhengding der Sockel einer riesigen Bìxì-Stele ausgegraben. Sie ist 8,4 Meter lang, 3,2 Meter breit, 2,6 Meter hoch und wiegt 107 Tonnen. Es handelt sich um die größte Steinmetzarbeit ihrer Art in China.
Experten haben bestätigt, dass es sich um ein Relikt aus der späteren Tang-Dynastie handelt, damit ist die Stele mehr als 1.200 Jahre alt. Die Stele befindet sich jetzt im Kaiyuan-Tempel, Kreis Zhengding, Provinz Hebei. [2] Die Statue erinnert aufgrund ihrer rüsselartigen Nase an eine Weichschildkröte.
Es wird angenommen, dass die früheste erhaltene von Schildkröten getragene Stele die am Grab von Fan Min (樊敏) im Kreis Lushan, Ya'an, Sichuan, ist, welche aus dem 3. Jahrhundert stammt [1].
Das Motiv war so populär, dass es auch in die Nachbarländer Chinas expotiert wurde (Japan, Korea, Russland, Mongolei)
Glücksbringer
Ein Bìxì-spezifischeres Problem ist die Abnutzung der Nasen der Schildkröten durch Menschen, die sie als Glücksbringer berühren. Im Literaturtempel von Hanoi, der bei Besuchern sehr beliebt ist, ist dies den Verantwortlichen des Standorts zu einem wichtigen Anliegen geworden, sodass sie Pläne für die Einführung kreativer Landschaftsgestaltung und struktureller Hindernisse entwickeln, um Besucher davon abzuhalten, die 82 Steinschildkröten des Tempels zu berühren.
Mythologie
Neun Drachensöhne
Bìxì war einer der neun Söhne des Drachen. Er liebte es, schwere Gegenstände über das Land zu transportieren oder trug zumindest gerne schwere Gegenstände.
Aus diesem Grund ordnete sein Vater, der Drachenkönig, an, dass sein Abbild unter Grabdenkmälern und anderen wichtigen Statuen angebracht werden sollte.
Bis heute ist Bìxì's Bild am Fuß von Steindenkmälern zu finden.
Heutzutage betrachtet man Bìxì immer noch als Symbol für Langlebigkeit und Glück. Eine Ehrung, die auch anderen Drachenschildkröten zuteilwurde, und so weiter zur Vermischung der verschiedenen Begriffe führte.
Bìxì und Dayu
Bìxì wurde von Dayu unterworfen, als er das Wasser für die Menschen aufbereitete, und Bìxì gehorchte seitdem Dayus Befehl, schob Berge und grub Gräben, baggerte alle Flüsse aus und trug zur Aufbereitung des Wassers bei. Nachdem die Flut bekämpft war, war Dayu besorgt, dass Bìxì wieder herumlaufen würde und so alles zerstören würde, was sie erbaut hatten. Also brachte Dayu eine riesige Steintafel, deren Ende in den Himmel reichte, und gravierte darauf die Errungenschaften von Bìxì bei der Bekämpfung der Flut. Dayu bat Bìxì, die Tafel für ihn zu tragen, die schwere Steintafel drückte Bìxì so stark zu Boden, dass er nicht mehr herumlaufen konnte. Das Gui Tuo ist einer Schildkröte sehr ähnlich, doch bei genauerem Hinsehen gibt es Unterschiede: Das Gui Tuo hat eine Zahnreihe, während Schildkröten keine haben. Gui Tuo und Schildkröten unterscheiden sich auch durch die Anzahl und Form der Panzerplatten auf dem Rückenpanzer.
Taxonomische Stellung
Bìxì ist als Mitglied der neun Drachen rein kulturell als Drache zu betrachten, da es sich bei ihm um ein Mischwesen aus Schildkröte und Lóng handelt, ist der Charakter zur Drachenidentifikation als reptiloides Mischwesen gegeben, da der Lóng bereits ein reptiloides Mischwesen ist und die Mischung mit einer Schildkröte, ebenfalls als reptiloides Mischwesen gilt. Somit erfüllt Bìxì auch die Charakteristika eines üblicherweise als Halbdrachen definierten Drachen. Bìxì ist aufgrund seiner Gestalt nicht der Gattung Lóng zuzuordnen, aber innerhalb der Lóngdrachen zu verordnen. Innerhalb dieser recht großen Gruppe stellt Bìxì eine der vielen Arten der Drachenschildkröten dar.
Bilder
- [1] https://web.archive.org/web/20110716013752im_/http://www.scdms.com/serverimages/articlepic/articlepic1253760215577.jpg
- [2] https://holachina.com/wp-content/uploads/2021/05/Bixi-Zhending-Hebai-Province-1.jpg
- [3] Xiao Xiu-Mausoleum, Nanjing, Liang-Dynastie, ca. 518. Foto von Victor Segalen: https://en.wikipedia.org/wiki/File:Segalen-39-Xiao-Xiu-Tortoise-and-column.jpg
- [4] Karakorum-Ruinen, Yuan-Dynastie (13. Jahrhundert): https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/0d/Karakorum_-_Tortue_Sud.jpg
- [5] In der Nähe des Linggu-Tempels, Nanjing, Ming-Dynastie: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/75/Linggu-Stone-Tortoise-2901.jpg
- [6] Die Wiederaufbaustele der Marco-Polo-Brücke des Qianlong-Kaisers, Peking, 1785: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fe/LugouQiao-Qianlong-bridge-rebuilding-stele-3610.JPG
Nachweise
- Bates, Roy: Chinese Dragons New York, NY, USA: Oxford University Press 2002, S. 47 ISBN: 978-0195928563
- Chêng, Tê-kun (1957), Archaeological studies in Szechwan, Cambridge University Press, p. 144
- Harrist, Robert E. (2008), The landscape of words: stone inscriptions from early and medieval China, University of Washington Press, p. 72, ISBN 9780295987286
- Li Dongyang's Huai Lu Tang Ji (懷麓堂集) quoted in Yang Jingrong and Liu Zhixiong (2008): "霸上(霸下),平生好負重,今碑座獸是其遺像。... 贔屭,平生好文,今碑兩旁龍是其遺像。"
- Lu Rong's Shuyuan zaji as quoted in Yang Jingrong and Liu Zhixiong (2008): "屭贔,其形似龜,性好負重,故用載石碑".
- National Geographic, eds. Juliane von Laffert: Essential Visual History of World Mythology Washington, D.C., USA: National Geographic Society 2008 ISBN: 978-1426202179 S. 342
- Paludan, Ann (1991), The Chinese spirit road : the classical tradition of stone tomb statuary, Yale University Press, pp. 50–51, ISBN 0-300-04597-2
- Segalen, Victor (1995), "Chine. La grande statuaire", and "Les origines de la statuaire en Chine", Collections Bouquins, Paris: Editions Robert Laffont (Posthumous publication, based on research done in 1909–1917) pp. 52 - 53, 68 - 69 http://classiques.uqac.ca/classiques/segalen_victor/C18_chine_grande_statuaire/grande_statuaire.html Abgerufen am 27.09.2023
- The custom of rubbing bixi for good luck (or protection from bad luck) is attested in: 李帅 (Li Shuai); 毛朝青 (Mao Chaoqing) (January 14, 2015). 赑屃不是龟. 专职驮石碑 [Bixi is not a turtle. Its special duty is to hold a stone table]. 海峡都市报. https://news.ifeng.com/a/20150114/42931143_0.shtml Abgerufen am 27.09.2023
- de Visser, Marinus Willem (1913). The dragon in China and Japan. S. 101
- Wanwisa Ngamsangchaikit (September 27, 2012), Hanoi's stone turtles at risk, archived from the original on March 6, 2014, https://web.archive.org/web/20140306232050/http://www.ttrweekly.com/site/2012/09/hanois-stone-turtles-at-risk/ ABgerufen am 27.09.2023
- Yang Shen's Sheng'an Ji (升庵集) quoted in Yang Jingrong and Liu Zhixiong (2008): "贔屭,形似龜,好負重,今石碑下龜趺是也。"
- 杨静荣 (Yang Jingrong); 刘志雄 (Liu Zhixiong) (2008), 龙的繁衍与附会——龙生九子 [Dragon's derived and associated creatures: The nine children of the dragon)], 龙之源 [The Origin of the Dragon], 中国书店, ISBN 978-7-80663-551-3.
- "Zheng, Heng, Western Metropolis Rhapsody 西京賦, 綴以二華,巨靈贔屓,高掌遠蹠,以流河曲,厥跡猶存. Quoted also in Yang Jingrong and Liu Zhixiong (2008)
- 正定开元寺 [Zhengding's Kaiyuan Temple]. http://www.zd.gov.cn/WebSite/Info.aspx?ModelId=1&Id=2171 Abgerufen am 27.09.2023
- 菽園雜記. Archived from the original on 2010-03-06. https://web.archive.org/web/20100306151643/http://xxgblog.tcip.net.cn/index.php/56/viewspace-3024.html Abgerufen am 27.09.2023
- 雅安汉源九襄石牌坊、青溪古镇、金钟山、芦山龙门洞、飞仙关、灵鹫山五日游. Archived from the original on July 16, 2011. (A Ya'an tourist trip description, with the photos from the "Fan Min Que (Gate Towers) and Sculptures" site (樊敏阙及石刻), including the present-day condition of the Fan Min stele, in a new gazebo)