Der Huáng Lóng (chin. 黃龍, vereinfacht 黄龙, huáng lóng, jap. Kōryū oder Ōryū, kor. 황룡 Hwang-Ryong, vietnamesisch Hoàng Long, im Deutschen auch "Gelber Drache") ist ein Drache ursprünglich aus der chinesischen Mythologie, der zu den Lóng Wáng (Drachenkönige) zählt.
Der Huáng Lóng repräsentiert die Mitte/das Zentrum der Welt, das Element Erde und den Wechsel der Jahreszeiten.
Im Gegensatz zu anderen Drachenkönigen ist der Huáng Lóng nicht nur eine Drachengestalt, sondern wird auch seitdem Zeitalter der streitenden Reiche (chinesisch 戰國時代 / 战国时代, Pinyin Zhànguó Shídài, zwischen 475 v. Chr. und 221 v. Chr.) als die zoomorphe Inkarnation des Gelben Kaisers (Huangdi) im Zentrum des Universums in der chinesischen Religion und Mythologie. Weiter wird auch seit dieser Zeit der Huáng Lóng bzw. Gelbe Drache als eine Art Titel für den chinesischen Kaiser genutzt.
Merkmale
Huáng Lóng war ein goldgelber Lóng mit fünf Zehen.
Aufgrund seines Status allein ist anzunehmen, dass der Huáng Lóng ein geflügelter Lóng gewesen ist, damit gehört dieser Drache dem Ying Long Typus unter den Lóng an. Weiter wird diese Annahme durch verschiedene Textpassagen weiter impliziert.
Als Lóng des Ying Long Typus hat der Huáng Lóng den Körper eines riesigen Karpfens, mit den Beinen eines Tigers, den Krallen eines Adlers, ein paar Hirschhörnern und Flügeln. Andere Quellen beschreiben den Ying Long und dadurch indirekt der Huáng Lóng, mit dem Kopf eines Kamels, Ohren einer Kuh, Bauch eines Frosches, Pfoten eines Tigers, lange Schnurrhaare einer Katze, Schuppen eines Karpfens, Augen eines Dämons, langer Hals einer Schlange, den Krallen eines Adlers, Hirschhörnern und Flügeln.
Wie die meisten chinesischen Drachenkönige wird diese Gestalt aber weitestgehend verhüllt durch Gewänder des Adels, sodass Huáng Lóng humanoid mit dem Kopf und den Händen eines Lóng dargestellt werden kann.
Ausgenommen von diesen Beschreibungen sind chinesischen Kaiser, welche sich als Huáng Lóng betitelten und nach ihrem Tod als diese Drachen zum Himmel aufgestiegen seien sollen, sie scheinen damit erst posthum die Gestalt und die Kräfte eines Huáng Lóng erlangt haben.
Vorkommen
Der Huáng Lóng, als Drache der Mitte, besiedelt die mittlere Region zwischen den Vier Meeren, außerhalb des für den Menschen fassbaren Kosmos. Alternativ kann aber auch dieses Reich der Mitte China selbst darstellen, insbesondere in der Betrachtung als der Huáng Lóng als der Chinesische Kaiser.
Lebensweise
Stellung
In der chinesischen Mythologie werden 54 bis 62 Drachenkönige unterteilt. Während die meisten eher namenlose Randnotizen sind, sind die Vier-Meere-Drachenkönige von besonderer Bedeutung und gelten, neben dem Gelben Drachen, dem Drachenkönig aus der Neun Drachensöhne Schriftrolle und "dem Drachenkönig" als wichtigste Drachenkönige in der chinesischen Mythologie.
Kulturelle Bedeutung
Astrologie
In den ostasiatischen Kulturen ist der Huáng Lóng das fünfte Symbol, das die Sixiang (Vier Symbole) vervollständigt. Diese Gottheit ist das Zentrum des Kosmos und repräsentiert das Element Erde, die chinesische Quintessenz, sowie den Wechsel der Jahreszeiten.
Mythologie
Chinesische Mythologie
Die Krönung der Drachenkönige
Während der Herrschaft von Kaiser Xuanzong (8. September 685 – 3. Mai 762) aus der Tang-Dynastie wurde der Drachenteich zum Schrein erklärt und ein Altarbeamter eingesetzt, der dem Drachenkönig (bzw. den fünf) zeremonielle Opfer darbringen sollte. Diesem System folgte der Kaiser Taizu (960–976) folgte dem System, den fünf Drachen, wie in der Tang-Dynastie, zu opfern. Im zweiten Jahr von Huizong (chinesisch 徽宗, Pinyin Huīzōng, W.-G. Hui-tsung, * 2. November 1082; † 4. Juni 1135) als Daguan (1108) wurden alle fünf Drachen der Welt zu Königen gekrönt. Der Blaue Drachengeist (青龍神 Qinglongshen) wurde als "König des umfassenden Wohlwollens" (廣仁王 Guangren Wang) gkrönt. Der Rote Drachengeist (赤龍神 Chilongshen) erhielt den Titel "König der gütigen Wohltätigkeit" (嘉澤王 Jiaze Wang). Der Gelbe Drachegeist (黃龍神 Huanglongshen) wurde als König der vertrauensvollen Korrespondenz (孚應王 Fuying Wang) gekrönt. Der Geist des Weißen Drachen (白龍神 Bailongshen) als König der gerechten Erlösung (義濟王 Yiji Wang) und der Geist des Schwarzen Drachen (黑龍神 Heilongshen) wurde der König der Numinösen* Wohltätigkeit (靈澤王 Lingze Wang) gekrönt.
Auch nach der Krönung wurde ihnen weiter geopfert.
*übernatürliche Wirkkraft
Fu Xi und der Gelbe Drache
Legenden zufolge erschien Fu Xi (erster chinesischer Urkaiser) bereits der Gelbe Drache, allerdings noch ohne Horn, als er aus dem Fluss Luo (einem Nebenfluss des Gelben Flusses bzw. Huang He (chinesisch 黃河 / 黄河)) auftauchte. Der Drache brachte dem Urkaiser das Element des Schreibens näher. Neben dieser Gabe füllte der gelbe Drache ein Loch im Himmel, welches das Monster Gonggong hinterlassen hatte (was vermutlich eine Anspielung an die Sonne darstellt, da gelb gefärbte Drachen in China generell mit der Sonne in Verbindung gebracht werden).
Weiter soll aufgrund des Erscheinens des Drachens aus dem Floss Luo der größere Strom in Ehren an den Drachen "Gelber Fluss" genannt worden sein. In anderen Fassungen entspringt der Gelbe Drache dem Gelben Fluss selbst.
Huangdi als Gelber Drache
Der Gelbe Kaiser (Huangdi bzw. Huáng Dì (chinesisch 黃帝 / 黄帝)), eine göttliche Identität, soll sich am Ende seines Lebens in die Gestalt des Gelben Drachen verwandelt haben, um in den Himmel aufzusteigen. Andere Berichte von seinem Tod erwähnen, dass der Gelbe Kaiser über hundert Jahre gelebt haben soll, bevor er einem Phönix und einem Qilin (chinesisches Fabeltier, dessen Rolle in vielen Erzählungen den Beinamen "Chinesisches Einhorn" einbrachte) begegnete und dann starb - hier wird dementsprechend auf eine Drachenwerdung verzichtet.
Heutige Chinesen bezeichnen sich manchmal als "Nachkommen des Yan und des Gelben Kaisers", obwohl die Nicht-Han-Minderheiten in China ihre eigenen Mythen haben oder nicht zu den Nachkommen des Kaisers zählen.
Diese Legende trug auch dazu bei, dass der chinesische Drache als Symbol imperialer Macht verwendet wurde und führte dazu, dass die chinesischen Kaiser sich selbst als Huáng Lóng bezeichnen.
Weiter wurde Huangdi über die Jahrhunderte immer weiter vermenschlicht, um die Bezeichnung als Huáng Lóngs Nachfahren (oder Inkarnationen) plausibler zu machen und der Huangdi vermutlich ursprünglich eine Umwandlung von Shangdi darstellte, dem obersten Gott des Pantheons der Shang-Dynastie.
Japanische Mythologie
In der japanischen Mythologie gibt es den Ōryū, der als Gegenstück zum Huáng Lóng gesehen wird. Jedoch gibt es in der japanischen Astrologie keine Kreatur, die das fünfte Element repräsentiert, da diese in der japanischen Astrologie die "Leere" ist.
Trivia
Die chinesische Nationalflagge von 1889 bis 1912 wird auch "Gelbe Drachenflagge" (黄龙旗; 黃龍旗; huánglóng qí) genannt.
Verweise
Yǔ der Große
Yǔ (chinesisch 禹, Pinyin Yǔ), Nachname Sì (姒), Vorname Wénmìng (文命), oder Yǔ der Große (大禹, Dà Yǔ), Xià Yǔ (夏禹), Róng Yǔ (戎禹) war der mythische erste Kaiser (2205 bis 2147 v. Chr.) der semi-legendären Xia-Dynastie (je nach angenommener Chronologie, möglicherweise zwischen ca. 2200 und ca. 1800 v. Chr., oder zwischen 2000 und 1600 v. Chr.) und der Nachfolger der fünf mythischen Urkaiser Chinas, die als Kulturheroen und Begründer der chinesischen Zivilisation gelten. Yu selbst wurde erstmals tausend Jahre nach seiner vermeintlichen Existenz in der Westlichen Zhou-Dynastie (11. Jahrhundert v. Chr. bis 771 v. Chr.) erwähnt, daher gilt seine Historizität als nicht eindeutig belegt.
Er soll laut Legende von Gun abstammen, einem Urkaiser in der Gestalt eines Fisches. Wie auch Áo Run konnten sich Gun und Yǔ in weiße Pferde verwandeln, während Yǔ auch die Verwandlung in einen Bären und je nach Quelle in einen Drachen beherrschte. Trotz dieser Wandelkunst reitet Yǔ aber auch in vielen Darstellungen Drachen, um gegen Monster, wie Fangfeng (neunköpfige Schlange) ins Feld zu ziehen. In anderen Quellen fehlt ihm die Kunst zum Verwandeln in einen Drachen. Weiter war Yǔ in der Lage Wasser zu kontrollieren (eine Drachenkraft) und so eine Flut zu verhindern, ebenso ist die Zahl neun bei ihm sehr präsent, welche im chinesischen auch die Zahl des Drachen ist. Gelegentlich wird Yǔ als ein Huaáng Lóng bezeichnet, da er sowohl ein Nachfahre des Gelben Kaisers, als auch Vorfahre des ersten chinesischen Kaisers ist. Es ist nicht auszuschließen, dass Yǔ ein Huáng Lóng ist, aber genauso ist es nicht restlos zu bestätigen, weshalb diese Taxonomie ihn vorerst in einem eigenen Kapitel erwähnen wird.
Taxonomische Stellung
Der Begriff Huáng Lóng ist viel genutzt worden in der chinesischen Kultur und dementsprechend kann er mehrdeutig erscheinen. Im Sinne dieses taxonomischen Werks werden nur die Lebensformen als Huáng Lóng betrachtet, welche klar als solche zu erkennen sind und dementsprechend nicht nur im Titel Huáng Lóng heißen. Insbesondere die chinesischen Kaiser, welche nach ihrem Tod zum Huáng Lóng geworden werden seien sollen, stellen die taxonomische Stellung des Huáng Lóng infrage. Da sie nur, nachdem Tod zu diesem Drachen werden, scheint dieser elementar für die Drachenwerdung zu sein, oder anders ausgedrückt, durch das Sterben löst sich ein feinstofflicher Teil, genannt Seele, vom menschlichen Leib und wird zum Drachen. Diese Annahme scheint den Huáng Lóng in die Nähe zu den Geisterdrachen Shén Lóng zu stellen. Weiter wird der Huáng Lóng schon seit alters her mit den vier Drachenkönigen der Meere in Verbindung gebracht. Er wurde zwar mit diesen gekrönt, aber in keiner Quelle als ihr Bruder bezeichnet (vgl. Áo Run > Wie Áo Run der Drache des Westmeers wurde.) Demnach ist eine Stellung in die vermutete Art Áolóng unwahrscheinlicher, auch wenn die Drachenkönige als Gesamtheit ggf. dieser Art angehören könnten.
Während die nächsten Verwandten des Huáng Lóng schwer auszumachen sind, ist seine Stellung als Drache als gesichert zu betrachten. Innerhalb der Drachen zählt er zu Lóngdrachen, genauer zur Gattung Lóng und dort in der Gruppe der Kaiserlóng. Aufgrund seines eher transzendenten Charakters ist eine genaue Einteilung in den taxonomischen Stammbaum möglich.
Nachweise
- Frank Dikötter: The construction of racial identities in China and Japan : historical and contemporary perspectives. University of Hawai'i Press, Honolulu 1997, ISBN 978-988-220-422-5, S. 83.
- Mausoleums of the Yellow Emperor. In: China.org.cn. http://www.china.org.cn/english/features/atam/115072.htm Abgerufen am 7.09.2023
- Tan, Shirley; Beijing Foreign Language Press (2015). Chinese Auspicious Culture. Asiapac Books Pte Ltd. ISBN 978-9812296429 S. 2015