Oshōuo (jap. 和尚魚 (Kanji) おしょううお (Hiragana)) ist ein Seeungeheuer und Yōkai. Sein Name bedeutet so viel wie "Hoher Priesterfisch", weitere Namen sind Umi oshō (Hoher Seepriester), Irikame nyūdō und Kame nyūdō (Schildkrötenmönch).
Merkmale
Die Körper der Oshōuo ähneln Weich- oder Meeresschildkröten und ihre glatten, kahlen Köpfe ähneln menschlichen Mönchen. Damit erscheint der Kopf kahlrasiert, er wird zudem meist als rötlich beschrieben.
Sie werden 150 bis 180 Zentimeter lang.
Sie sind missgünstig und in der Lage starke Winde und Regenstürme zu beschwören, welche häufig zu schlechten Fischfängen oder Schiffbrüchen führen. Oshōuo beherrschen die menschliche Sprache, was aufgrund ihres Menschenkopfes aber wohl weniger überraschend sein dürfte.
Vorkommen
Oshōuo sind aquatische Yōkai, die im Japanischen Meer vor den Präfekturen Fukui und Kyōto leben. In der Regel kommen Oshōuo in Küstennähe nur während der Flutzeiten.
Lebensweise
Verhalten
Bei Bedrohung schlägt der Oshōuo seine Vorderbeine zusammen, als würde er beten, oft gepaart mit Weinen und dem Betteln um Gnade.
Kulturelle Bedeutung
Gefährlichkeit
Erblickt ein Oshōuo einen Menschen, verflucht er diesen.
Ein Fischer, der einen Oshōuo sieht oder versehentlich einen fängt, sollte ihm Sake als Opfergabe darbringen und ihn dann sanft auf den Weg zurück ins Meer schicken, um den Oshōuo und seine Flüche zu besänftigen.
Ein gefangener Oshōuo schlägt seine Vorderbeine zusammen, als würde er beten, darauf beginnt er zu weinen und um sein Leben zu betteln. In diesem Fall sollte der Fischer zustimmen, das Wesen freizulassen, allerdings nur unter der Bedingung, dass der Oshōuo nie wieder jemanden verfluchen würde.
Wissenschaftliche Erklärungsvesuche
Oshōuo erscheint in Enzyklopädien der Edo-Zeit wie Wakan sansai zue (和漢三才図会, wörtlich "Illustrierte chinesisch-japanische Enzyklopädie") aus dem Jahr 1712. Das Wesen könnte durch Sichtungen von Meeresschildkröten inspiriert worden sein.
Taxonomische Stellung
Oshōuo sind aufgrund ihres Schildkrötenkörpers und ihres menschlichen Kopfes klar als reptiloide Mischwesen erkennbar und erfüllen damit das Kriterium eines Drachen. Innerhalb der Drachen zählen sie zu den Schildkrötendrachen. Nähere Verwandte dürften die japanische Hōnengame und die chinesische Áo sein, wobei von der Anatomie die Hōnengame als näher verwandt zu betrachten ist, als die Áo.
Oshōuo werden oft mit Umibōzu in Verbindung gebracht. Diese gigantischen Seeungeheuer zeigen aber keine Schildkröten und/oder Reptilienmerkmale und besitzen nur wie die Oshōuo einen geschorenen Kopf, der an einen buddhistischen Mönch erinnert.
Nachweise
- Yokai.com "Oshouuo" https://yokai.com/oshouuo/ Abgerufen am 11.04.2024
- 王圻、王思義 編「鳥獸六巻 鱗介類 和尚魚」『三才圖會 106卷中第94卷』N. p.、1609年、第3葉裏頁。。異なる版本に『三才圖會』第十三函 「鳥獸圖會 一巻至六巻」「鳥獸六巻 鱗介類 和尚魚」、槐陰草堂、1609年刊行があり、潭濱黄・晟東曙(重校)とある。https://books.google.de/books?id=TBJaAAAAcAAJ&pg=PP396&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false Abgerufen am 11.04.2024
- 寺島良安「和尚魚(おしょういお) ・海坊主 」『和漢三才図会』 7巻、島田勇雄; 樋口元巳; 竹島淳夫(訳注)、平凡社、1985年、148–149頁。"『三才図会』に、「東洋の大海中に和尚魚というのがいる。状は鼈に似ていて、身体は紅赤色である。潮汐(水)に乗ってやってくる」(鳥獣六巻)とある。"。
- 貝原益軒「和尚魚」『大和本草』《13之下》永田調兵衛、1709年。https://books.google.de/books?id=TrhZAAAAcAAJ&pg=PP34&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false Abgerufen am 11.04.2024
- 寺島良安「介甲部:龜類・鼈類・蟹類」『和漢三才図会 : 105巻首1巻尾1巻』 32巻、1712年、巻46、07葉裏。https://dl.ndl.go.jp/pid/2596379/1/27 Abgerufen am 11.04.2024
- 村上健司編著 『妖怪事典』 毎日新聞社、2000年、48頁。ISBN 978-4-6203-1428-0。
- 人文社編集部 『ものしりミニシリーズ 日本の謎と不思議大全 東日本編』 人文社、2006年、121頁。ISBN 978-4-7959-1986-0。
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