•‡Dezerias Sicht‡•
O Gott! O Gott! Das war doch nur noch verrückt! Reznick hatte viel Geld darauf gewettet, dass er mich auspeitschen durfte? Hätte er dies nicht sowieso gekonnt? Ich verstand es einfach nicht ... vor allem wie er jetzt da so gelassen mit dem Weinglas in der einen und mit der Reitgerte in der anderen Hand stand ...
“Eure Wahl ... Peitschenhiebe ... gewiss, aber wie stark diese sein müssen, ist nicht festgelegt. Ihr werdet es ertragen. Ganz sicher”, sprach er lächelnd, was mich nicht wirklich beruhigte, aber ich hatte mich für ihn entschieden. Alles war besser als dieses Monster Richard! Mein Rücken brannte immer noch wie Feuer und als ich auch seine Peitsche mit den Nieten gesehen hatte ... war das auch kein Wunder. Gewiss würden mir davon Narben bleiben ... Der Typ war einfach nur krank!
“Dreht Euch bitte herum, die Arme könnt Ihr auch vor Eurer Brust verschränkt lassen”, erhob Reznick erneut das Wort, was mich erleichtert aufatmen ließ. Er war auf seine Art seltsam, dass ja, aber besser als all die Anderen. Es war vermutlich naiv diesem Mann ernsthaft zu trauen, aber was blieb mir schon anderes übrig? Ich war dankbar, dass ich nicht mehr in diesen Ketten hing und mich wenigstens etwas bedecken konnte. Diese ganzen lüsternen Blicke auf meinen nackten Körper machten mich fertig ... was würde ich mittlerweile nur für ein bisschen Kleidung geben. Ich drehte ihm nach kurzem Zögern schließlich meinen Rücken hin. O bitte ... hoffentlich hielt er Wort und würde es nicht so schmerzha–
<Klatsch!>
Erschrocken schrie ich auf. Er hatte ohne Vorwarnung zugeschlagen u-und das nicht mal auf den Rücken ... sondern auf meinem Hintern?! Verwirrt drehte ich ein Stück meinen Kopf und sah ihn amüsiert ein Schluck von dem Wein trinken. Ich spürte die Spitze des Stabs über meine Haut gleiten. Der hatte vielleicht Nerven, mich damit auch noch zu streicheln?!
<Klatsch!>
Folgte gleich noch einer, was mich aufkeuchen ließ. Es war gewiss nicht so schrecklich brennend wie die Peitschenhiebe von Richard ... aber dennoch unangenehm!
<Klatsch!>
Gott ... wie viel musste ich davon eigentlich ertragen? “Wie oft noch?”, fragte ich also und bemühte mich, gerade stehen zu bleiben. Die Männer um mich herum schienen nur darauf zu warten, dass ich weglief oder umkippte ... diese Ärsche suchten nur einen Vorwand, um mich wieder anzufassen!
<Klatsch!>
“Wie? Jetzt sagt nicht, dass es schon zu viel für Euch ist”, amüsierte sich Reznick deutlich hörbar ... dieser blöde–
<Klatsch!>
“Wisst Ihr eigentlich warum?”, fragte er nun geradezu zuckersüß. Gott, dem machte dies definitiv viel zu viel Spaß! “Warum es Euch erfreut, mir auf den Hintern zu schlagen? Oder meint Ihr eher im Allgemeinen, warum man mich hier festhält und auspeitscht?” “Na na na, nicht frech werden”, mahnte er spielerisch und strich mit der Gerte zwischen meine Pobacken. Gott, ich hatte hier also die Wahl zwischen einem Perversen und einem brutalen Folterherrn oder was?
“Es geht um die Strafen. Das ist nämlich wichtig für den Lerneffekt.” Bei den Monden ... echt jetzt? Darauf wollte er doch hoffentlich keine ernsthafte Antwort, oder? Ein Keuchen entwich mir unbewusst, als er nun die abgeflachte Spitze der Gerte zwischen meine Schenkel schob. Ich biss die Zähne zusammen und presste die Beine aneinander ... aber er hörte nicht auf. Ich fühlte es über meine Scham gleiten und dann machte ich einen Schritt vor, um dem zu entgehen.
<Klatsch!>
“Ahh!”, schrie ich schmerzlich, weil es diesmal viel schlimmer auf meinem Hintern zwiebelte. “Na na, wir sind noch nicht fertig, Eleonore. Geht schön brav zurück oder habt Ihr Euch doch wieder umentschieden?” Dieser blöde Arsch! Ich drehte mich mit verschränkten Armen herum und sah ihn wütend an. “Fertig mit was? Hört auf mit mir zu spielen und macht es einfach! Was lerne ich schon daraus, außer dass ihr alle Monster seid?!”, warf ich ihm verärgert entgegen. Ich versuchte meine Angst nicht zu zeigen, auch wenn mir das Herz vor lauter Panik bis zum Halse schlug. “Disziplin”, erwiderte er allein und trank den letzten Schluck aus seinem Weinglas, welches sofort die andere Frau erneut mit einer roten Flüssigkeit füllte. Ich hatte erst Mitleid mit ihr, aber Reznick hatte wohl Recht, dass dies unnötig sei. Ich betrachtete sie ... mit ihrem teilnahmslosen Gesichtsausdruck und den abgeschnittenen Haaren, wirkte sie gar nicht mehr menschlich. Die leeren Augen ... unheimlich. Gott, so würde ich sicherlich auch enden ...
“Ihr bekommt immer genau zehn Peitschenhiebe für jede Flucht. Fünf, wenn Ihr nicht gehorcht”, sprach Reznick amüsiert, wodurch mein Blick wieder zu ihm schweifte. Die Strafen waren mir egal ... was konnte ich schon dagegen sagen? Was mich mehr störte, waren seine Belustigung und offensichtliche Freude darüber. Ihm machte das alles hier sichtlich Spaß. Bei den Monden ... ich kapierte dieses Spiel nicht ... war er überhaupt der Gute? Ich wollte daran glauben. Wollte es wirklich! Wollte glauben, dass er nur gezwungen wurde ... aber würde man dann so erfreut darüber sein, jemanden zu bestrafen? Unabhängig davon, dass er hier wohl ständig Wein trinken musste, so sah ich doch zu keiner Zeit, so etwas wie bedauern in seinen Augen. Ja, als er vorhin auf mir lag – mir so nahe war, gab es da kein Mitleid. Vielmehr hatte ich Lust und Freude gesehen. Er sah mich abwartend an, was mir echt unangenehm war. “Na los! Präsentiert Euren üppigen Po, andernfalls”, deutete er mit der Gerte erst auf meine Taille und dann deutlich tiefer, “können wir es auch so rum fortsetzen.” Toll, was war das bitte für eine Wahl? Es gab, egal, für was ich mich entschied, nur Schmerz und Schande ...
Widerwillig drehte ich mich schließlich herum und versteifte mich, als ich abermals das Leder über meinen Rücken streichen spürte.
<Klatsch!>
Ein Wimmern entwich meinem Mund, wodurch ich hastig eine Hand auf meine Lippen presste. Ich wollte ihm nicht auch noch einen zusätzlichen Anreiz geben. “Seltsam, fühlt ihr das?”, fragte mit einem Mal Richard, der sich in der Zwischenzeit auf das Sofa gesetzt hatte. Ich sah, wie er die Hand vor seinen Mund hielt und sein Atem weiß war ... wie im Winter? “Ja, es wird plötzlich verdammt kalt”, antwortete Reznick hinter mir und obwohl ich selbst auch meinen Atem sehen konnte, fühlte ich nichts. Mir war sogar richtig heiß von den ganzen Schlägen.
“Vielleicht hat deine kleine Furie, ja was an der Zimmersteuerung beschädigt”, sprach Richard, erhob sich lachend und ging zur Türe. “Nein. Dies hatte ich schon kontrolliert. Die Systeme laufen einw–” Reznick stoppte mitten im Satz, da ein unglaublicher Krach von draußen zu hören war. “Was is–” Richard kam auch nicht dazu, auszusprechen. Da gerade, als er die Türe öffnen wollte, diese schon von selbst brachial aufgerissen wurde. Eine riesige Welle schwappte in das Zimmer und gefror auch sofort zu beeindruckenden Eissäulen ... unglaublich.
“Scheiße!”, fluchte Richard aufgebracht, da sein Körper zu einem Großteil im Eis steckte. Die drei muskulösen Männer, welche mich bis gerade noch so dümmlich betrachtet hatten, erging es ähnlich. Ich drehte mich herum und sah auch Reznick, der bis zur Hüfte im Eis steckte. Er starrte mich ungläubig an ... ja, ich war seltsamerweise nicht festgefroren. Unter meinen Füßen befand sich nur Wasser ...
“Ahh!”, kreischte ich erschrocken, als plötzlich jemand direkt vor mir wie aus dem Nichts auftauchte. “Du ...?”, keuchte ich verwirrt, als ich den weißhaarigen Mann vom Brunnen erkannte und fasste mir gleichsam an mein rasendes Herz. Gott! Ich glaub, so schlimm hatte ich mich noch nie in meinem ganzen Leben erschrocken. “Das ist kein Ort für dich”, sprach der Fremde mit dieser seltsamen hallenden Stimme. Ohh ... seine wunderschönen blauen Augen schienen mich vollkommen zu verschlingen. Ich schluckte und hielt sogar den Atem an, als er nun einen Arm ausstreckte und diesen auf meine Hände legte. Ich zuckte sofort zusammen, da seine Berührung mir durch und durch ging. Wie eiskaltes Wasser spülte es einfach alles fort. Mein Herzschlag beruhigte sich und auch jedwedes Brennen auf meinem Rücken oder Hintern verschwand. War das ... Hexerei?
“Ich bringe dich zurück zu deinem Dorf”, sprach er erneut vollkommen ausdruckslos und noch bevor ich was darauf erwidern konnte, löste er sich vor meinen Augen ... in Wasser auf?! “Bei Rea! Ein Monster!” “Habt ihr das auch gesehen?!” “Sie ist eine Hexe!”, riefen Richard und seine Männer, während Reznick nur “Tu es nicht ...” zu mir flüsterte. Sein Blick zeigte sogar Besorgnis? Ich war verwirrt ... ja, hoffnungslos verwirrt! Ich konnte weder sprechen noch mich bewegen ... mein Kopf war leer. Gehörte das etwa noch zu ihren kranken Spielchen?
Zeit, um darüber nachzudenken, blieb mir allerdings nicht. Wasser kroch mit einem Mal meine Beine empor und dann ... riss es mich einfach mit! Ich schrie panisch von diesem gewaltigen Druck, der meinen Körper zu zerquetschen drohte! Die Flüssigkeit umhüllte mich trotz meines Protest und Gekreische immer weiter, bis letztlich auch mein Kopf untertauchte! Hilfe ... ich konnte nicht mehr atmen! Es ging alles so schnell! Nur verschwommen sah ich, wie es in einer irren Geschwindigkeit schnell den Flur entlang ging – ein Fenster ... und dann ... schwarz.
*
“... hast schon wieder ... Schmerzen”, hörte ich es dumpf. “... funktioniert nicht”, sprach jemand weiter so unwirklich klingend. Ich spürte einen Druck auf meinem Brustkorb, was mich schlagartig die Augen öffnen ließ. Das Licht der Sonne blendete mich und es dauerte etwas, bis ich mehr sehen konnte. Der weißhaarige Typ kniete über mir und starrte mich eindringlich an. “Jetzt ist es besser”, sagte er, nahm seine Hand fort und stand auf. “Wer ...”, begann ich und hielt meinen Kopf, weil ich das Gefühl hatte, als würde sich die ganze Welt um mich herum drehen. Ich war wohl draußen ... im Garten? Verwirrt blickte ich am Haus neben mir hoch. Huch? Ein riesiges Loch klaffte da oben, wo offensichtlich mal ein Fenster gewesen war ... und überall ragten Eiskristalle.
Verwirrt drehte ich mich zur Seite und setzte mich auf. Der Boden fühlte sich seltsam an ... schien auch halb gefroren sowie gänzlich durchnässt zu sein. Ich hingegen war trocken, selbst als ich die Hand aus der seichten Pfütze neben mir nahm, blieb kein Tropfen auf meiner Haut zurück. Gott! Was lief hier nur?
Mein Blick fiel auf den Mann, der das hier alles zu verantworten hatte ... nein, kein Mann. Nicht mal ein Mensch. Das konnte keiner sein! War er ... Zerian? Musste er doch, oder? Der Herr über die Monde, Wasser und das Eis? “Bist du Zerian?”, fragte ich also vorsichtig, als er weiter nichts tat, als da in die Sonne zu starren. Gott, er sah so unwirklich aus ... in dem Schein wurde er fast durchsichtig. Er trug keine Schuhe ... hatte lediglich ein einfaches helles Hemd und eine halblange Stoffhose an. Eine normale Kleidung, wie sie wohl jeder bei uns im Dorf tragen würde. Auffällig waren lediglich seine strahlend weißen Haare und die helle Hautfarbe sowie ... diese faszinierenden blauen Augen. Seine Statur glich einem üblichen Feldarbeiter. Ein muskulöser junger Mann eben ...
Da er nicht reagierte, stand ich langsam auf. “Hallo? Zerian?”, fragte ich erneut, in der Hoffnung seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich wedelte sogar mit den Händen vor seinem Kopf ... Warum bewegte er sich nun nicht mehr?
“Da!”, rief plötzlich jemand. “Hier drüben!”, wer anderes. Ich entdecke Bedienstete des Hauses, welche eilig zu uns rannten. O je! Was sollte ich tun? Ich stand hier nackt auf dem Rasen mit einem ... ich weiß nicht, Gott? Welcher aber lieber nur sinnlos in den Himmel starrte ... das war doch verrückt! “Bitte, hilf mir!”, flehte ich ihn an, denn alleine würde ich es nie schaffen hier wegzukommen. Warum hatte er mich denn überhaupt da raus geholt? Nur um mich jetzt wieder einfangen zu lassen? Hatte es was mit meinen Entscheidungen zu tun, wie Reznick sagte? Hilfe ... das wurde mir alles zu viel!
“O bitte, so sag doch was!”, sprach ich verzweifelt und tippte gegen seinen Oberkörper. Oh, er fühlte sich unfassbar kalt an und auch irgendwie weich. Ich berührte ihn noch mal und drückte etwas fester gegen sein Hemd. Es gab nach, als würde er auch trotz des menschlichen Aussehens nur aus Wasser bestehen. Sein Kopf neigte sich schließlich. Ja! Endlich reagierte er und sah mich an! Aber anders als erwartet, sagte er nichts ... sondern löste sich einfach in Wasser. Ähm ... Das durfte doch jetzt nicht wahr sein!
[Die liebe Darklover war wieder einmal so frei :D und hat mir geholfen]