“Es ist weg ...”, murmelte ich irritiert, als ich auf meinem Tablet nach dem Veto suchte. “Was? Reznick! Was ist los?!” “Ich ... hatte ein Veto und die Order, schnellstens zu dir zukommen.” Gut, jetzt war ich vollkommen verwirrt. Wieso fand ich dies jetzt nicht mehr? Weder die Mahnungen, bezüglich der abgelaufenen Frist, noch sonst ein Anzeichen, dass ich meinen Status verloren hatte und damit das Spiel für mich gelaufen war. Das ergab einfach keinen Sinn ...
“Heißt, du konntest die Redcart noch nicht umsetzen? Von mir kam jedenfalls nichts dergleichen! Ich will den Kerl, welcher in der Nähe meiner Frau rumlungert, tot sehen! Hörst du?! Der Sektorand wartet immer noch auf einen Befehl von mir, also mach dich endlich an die Arbeit!” “Er ist bereits tot”, erwiderte ich nebenbei und versuchte krampfhaft, die ganzen unlogischen Puzzleteile in ein passendes Bild zu setzen. Was hatte ich nur übersehen?
“Wirklich? Super!”, freute sich dagegen Ludwig und klatschte lautstark in die Hände. Er griff sich eilig suchend in die Taschen, jedoch offensichtlich, ohne fündig zu werden. “Ah, Mist. Isabell! Bring mir mein Tablet!”, rief er hinter sich und musterte mich etwas skeptisch. “Wie siehst du überhaupt aus?” Erst jetzt schien ihm mein ungepflegter Aufzug aufzufallen. “Ich war nach meinem Auftrag duschen und ... ja, musste mich sofort bei dir melden”, erwiderte ich gleichgültig und zuckte dabei mit den Schultern.
“Hier, Meister”, erklang eine sanfte Stimme. Meemais Stimme. Sie trat lasziv aus dem Schatten des verdunkelten Schlafzimmers und überreichte Ludwig das Gerät. Ich musterte sie unwillkürlich. Es war für mich ja keine Überraschung, dass sie hier war. Ihre Nacktheit dagegen schon. Sie schlief also mit Ludwig und er hatte ihr auch bereits einen anderen Namen gegeben. Sollte ich das sehen, Vater? Sollte mich das verärgern? Hm ... Normalerweise hätte es dies wohl ... Ja, an einem normalen Tag hätte ich Ludwig sicherlich längst das Genick gebrochen, aber heute war irgendwie kein solcher Tag ... Seltsam. Ich weiß nicht, warum ich mich zügeln konnte, aber ich war auch dankbar darüber. Es gab mir Klarheit und dabei stellte sich mir unweigerlich die Frage, warum Vater wollte, dass ich Ludwig tötete. Ich war so oft Zuhause ausgerastet und hatte gewütet, aber gerade verspürte ich dieses Verlangen nicht. Ob dich das ärgerte, Vater? Was hattest du nur vor? Warum wolltest du so sehr, dass ich hier die Beherrschung verliere?
Ich stutzte plötzlich, denn es hatte sich noch etwas verändert! Es wurde mir schlagartig bewusst, als ich Meemai wieder in die Augen sah. Hellblaue Augen, die sich tief in meine Seele zu bohren schienen, während Ludwig wohl gerade Hellkus informierte. “Du siehst erschöpft aus”, sprach sie an mich gewandt und setzte dieses liebliche Lächeln auf, welches sie einfach nicht haben durfte! Ich biss die Zähne zusammen ... Ich hasste dich! Es war ein Verbrechen, dass du Mutter so ähnlich warst! Dich sollte es nicht geben! Meine Mutter war längst tot!
Langsam kam sie auf mich zu und streckte eine Hand vor, um mich zweifelsohne zu berühren. Ihr Gesicht zeigte Verwirrung und mir erging es wohl ebenso, als ich realisierte, dass ich ihre Hand kurz vor meiner Wange aufgehalten hatte. Ich hielt ihr Handgelenk fest und drückte es bestimmend von mir. Mein Griff wurde dabei so stark, dass ich den Schmerz deutlich in ihren Augen sehen konnte. Ich war fasziniert davon, denn das war es, was sich noch verändert hatte. Ich fühlte nicht mehr diese tiefe Zuneigung zu dir. Ich konnte dir sogar wehtun ... Sowas hatte ich bis jetzt noch nie vermocht. Egal, wie sehr ich dich hasste ... so liebte ich dich nun mal auch unweigerlich. Oder?
Mein Blick glitt an deinem wohlgeformten perfekten Körper hinab. Ich hatte dich oft nackt gesehen. Sehr oft, aber diesmal beherrschte mich nicht dieser gesittete Drang, deine Blöße zu bedecken und dich zu beschützen. Nein. Es war mir seltsamerweise egal, was mich ehrlich erstaunte. Meemai ... Ich sah in dir das, was du darstellen solltest. Eine Puppe. Du warst eine CeKyde. Du warst jetzt Isabell. Nicht mehr ...
“Pfeif dein Spielzeug zurück”, sprach ich mit solch kühler Ablehnung in der Stimme, wie ich es wohl selten schaffte, und blickte zu Ludwig. “Hm? Ach so, ja. Isabell, geh zurück ins Bett.” Sie sah mich daraufhin traurig an und strich noch kurz gegen meinen Handrücken, als ich sie losließ. Vermutlich wollte sie testen, ob ich weiterhin so abweisend blieb. Und ja, das blieb ich. Normalerweise hätte ich längst mein Mantel ausgezogen und ihr übergelegt, aber nicht jetzt. Nicht heute. Vater hatte dich gut erzogen, um mich in den Wahnsinn zu treiben, aber jetzt gerade wirkte es nicht ... Warum auch immer. Also los! Hau endlich ab! Sie tat es auch, ohne ein weiteres Wort. Sie verschwand im dunklen Zimmer, ohne dass es etwas in mir auslöste. Ja, da war überhaupt nichts. Äußerst interessant. Dies wird dich sicherlich ärgern. Nicht wahr, Vater? Am liebsten hätte ich dir jetzt laut ins Gesicht gelacht. Aber du warst gerade unwichtig, genauso wie Isabell. Irgendetwas Seltsames lief hier und das hatte ich noch nicht herausgefunden ...
Wo ich Ludwig so ansah, wie er immer noch unglaublich langsam etwas auf dem Touchscreen eintippte, kam mir der Gedanke, dass er vielleicht noch gar nicht wusste, wo sich Dezeria aufhielt. Hm ... Hatte die Spielleitung überhaupt etwas von meinen Informationen weitergegeben? “Hellkus wird dann jetzt noch die Treibjagd starten?”, fragte ich also bewusst, um herauszufinden, was er wusste. “Nein, erst in den frühen Morgenstunden. Du hast noch nie eine Jagd mit Hunden gemacht, wie? Am Tag funktioniert das einfach besser. Außerdem soll Eleonore ruhig die Nacht über im Wald verbringen. Ganz alleine und in vollkommener Dunkelheit!” Ich unterdrückte ein wütendes Knurren und spürte deutlich, wie sich meine Hände zu Fäusten ballten. Ich brauchte einen Moment, um mich zu sammeln. Es wäre sichtlich unklug, ihm nun eine zu verpassen ... aber ich wollte es!
Ich atmete gezwungen langsam ein und aus. Allmählich legte sich meine Wut. Wobei ... Nein. Tat sie nicht, aber der Drang, Ludwig mit einem kräftigen Schlag den Schädel zu zertrümmern. Nur die Ruhe ... Ihr war nichts passiert und es würde ihr auch nichts passieren! Ja. Ich wiederholte dies mehrfach wie ein Mantra, um die Bedeutung von Ludwigs Worten besser verstehen zu können. Er wusste nicht, wo du warst, Dezeria, das war verrückt. Warum überhaupt diese ganzen Zugriffe auf meine Systeme, wenn ja doch kein richtiges Veto vorlag? Und auch offensichtlich nichts an die Spieler weitergegeben wurde. Hm ...
Gut, es war ein Fake gewesen, aber ... um was zu erreichen? Ich hatte noch nie erlebt, dass in einem Oswelat dieser Trick angewendet wurde. Das machte man hauptsächlich in Leoden, in Todesspielen, um die Teilnehmer zusätzlich zu ängstigen oder unter Druck zu setzen. Aber hier? Irgendjemand wollte unbedingt, dass ich hierher zurückkomme ... Warum? Was hatte ich übersehen?
“So, das war’s”, verkündete Ludwig fröhlich, steckte sein Tablet weg und drehte sich herum. “Warte, bevor du abhaust. Hier.” Ich hielt ihm nun mein Gerät hin, was er fragend musterte. “Was ist noch? Ich hab zu tun”, murrte er, warf dann aber doch einen Blick auf meinen Bildschirm. Keine Sekunde später wurden seine Augen groß. “Ernsthaft?!”, fragte er unnötigerweise, als er auf die Bestätigung von Dezerias Schwangerschaft starrte. “Ich werde Vater?!” “Jap”, würgte ich nur mit sehr viel Mühe hervor, konnte aber selbst in diesem einen Wort nicht meine Missgunst verbergen. Am liebsten hätte ich ihm in diesem Moment unter die Nase gerieben, dass auch dieser andere Wicht der Vater sein könnte ... aber, nein. Soweit konnte ich mich ja dann doch noch zusammenreißen. Wobei ... so wie Ludwig gerade aussah, bekam er wohl sowieso nichts mehr mit. Er lächelte. Es war ein ehrliches und erfreutes Lächeln, was mich kurz zweifeln ließ. Würde er dich vielleicht doch gut behandeln, Dezeria? Gerade konnte ich nichts Gegenteiliges in seinen Augen erkennen. Sollte ich ihm also doch deine echten Koordinaten geben?
Ich überlegte lange, während ich seine Mimik studierte und mitverfolge, wie er sein Tablet erneut zückte. Ich wollte nur zu gern glauben, dass er dich fortan gut behandeln würde, aber da ich mir dabei nie zu einhundert Prozent sicher sein konnte ... Er mochte sich vielleicht jetzt darüber freuen, aber viele Adlige waren wankelmütig. Ich kannte ihn nicht gut genug, um das langfristig abzuschätzen. Und ich brauchte Gewissheit, wenn es um dich ging, Dezeria. Absolute Gewissheit! Auch jetzt brannte es in meinen Fingern, die Kamera der Drohne abzurufen, welche sich gerade in deiner Nähe aufhielt. Dass du alleine unterwegs warst, bereitete mir Sorgen ...
“Um das Kind nicht zu gefährden, würde ich von einer Jagd mit Hunden abraten”, sagte ich noch bemüht ausdruckslos, drehte mich herum und ging. “J-ja, ja! Natürlich! Ich bin schon dabei ... und danke!”, hörte ich ihn noch, aber es spielte für mich keine Rolle mehr. Sein Dank war unangebracht, denn er würde dich so niemals finden, Dezeria. Niemals! Ich konnte ihm nicht trauen ... Niemandem könnte ich je vertrauen, wenn es um dich ging, Dezeria. Ich wollte wieder zu dir ... das war so verrückt. Ich hatte noch nie etwas so sehr gewollt. Nicht einmal meine Freiheit ...
Ich schüttelte den Kopf, denn mich weiter von dir ablenken zu lassen, war nicht hilfreich! Trübte meinen Verstand! Aber den brauchte ich, Dezeria! Alles davon! Ich musste mich doch noch immer, um ein verdammt großes Problem kümmern, welches da zwischen uns stand. Da ich meinen Status noch hatte, konnte ich jetzt das Spiel manipulieren, wie ich es brauchte. Ich musste meinen Vater mit einer Wette aus der Reserve locken. Wobei ... Hatte er Selbiges vielleicht mit dem Veto bei mir versucht? Ich konnte es irgendwie nicht glauben, denn so etwas hatte er noch nie getan und ich wüsste auch nicht, was es ihm bringen würde. Mist! Es gab einfach noch zu viele ungesetzte Puzzleteile ...
Ich schritt zu meinem Zimmer und quälte mich weiter mit der Frage, ob mich dieses Veto vielleicht auch nur von etwas anderem ablenken sollte ... Ich hatte etwas übersehen, dessen war ich mit mittlerweile sicher. Nur WAS?! VERDAMMT! WAS NUR?!
“Du hast echt Nerven!”, ertönte plötzlich eine entfernte männliche Stimme, als ich um die nächste Ecke bog. Ich brauchte einen Moment, um mich aus meinem Gedankenwirrwarr zu befreien und Richard zu erkennen, der etwas weiter vorne an einer Wand lehnte. Also wirklich, für diesen Typen hatte ich nun echt keine Gehirnzellen mehr übrig. Ich ging an ihm vorbei, als wäre er Luft. War er auch. Ich wüsste nichts, was mich in diesem Moment weniger interessiert hätte als er.
“Hey! Bleib gefälligst stehen!”, bellte er mir hinterher, aber auch das ignorierte ich. “Du kannst mir doch nicht mein ganzes Geld stehlen und mich dann auch noch so kackdreist ignorieren!” Konnte ich nicht? Moment, was für Geld? “Ich weiß nicht, wovon du sprichst”, sprach ich genervt, als ich mich herum drehte. Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte – er eilte sofort zu mir und griff nach meinem Mantelkragen. “Wage es nicht, mich für dumm zu verkaufen!”, knurrte er wutentbrannt und rüttelte nun sogar an meiner Kleidung ... das war interessant. “Nimm deine dreckigen Flossen weg oder ich brech sie dir”, sagte ich vermutlich mit einem Lächeln, weil es mir gerade zu anstrengend war, einen teilnahmslosen Gesichtsausdruck aufzusetzen. Was natürlich nicht gerade zur Richards Besänftigung beitrug.
Ich seufzte innerlich ... aber gut. Ich gab ihm diesen einen Schlag, welchen ich deutlich kommen sah und vermutlich spielerisch hätte ausweichen können. Dass er es überhaupt wagte, faszinierte mich. Er schien echt angepisst wegen etwas zu sein. Geld, das ich ihm gestohlen hatte? Wann? Wodurch? Hatte ich überhaupt noch Tepps auf ihn gesetzt? Na ja, er würde es mir hoffentlich gleich selber sagen. Ich hatte heute nämlich keinen Nerv mehr, auch noch über so etwas nachzudenken ...
Er schlug mir mitten ins Gesicht, nicht unbedingt fest. Du warst nicht sonderlich stark, Richard, nicht wahr? Ich war schon etliche Male bedeutend brutaler geschlagen worden. Dein lächerlicher Klaps schaffte es da nicht einmal in die Top 100. “War’s das denn jetzt?”, fragte ich danach sichtlich unbeeindruckt und wartete nun eigentlich auf eine Erklärung. Hm ... aber die wolltest du mir scheinbar nicht geben, Richard, oder? Okay, auch gut. Aber meine mal nicht, dass ich’s dir noch mal gestatte, mich zu schlagen!
Ich wich diesmal seiner Faust aus und verpasste ihm selbst eine. Direkt auf das Nasenbein. Ich hätte wohl nicht ganz so viel Kraft aufwenden müssen, aber ich hatte keinerlei Geduld mehr übrig. KEINE! Außerdem hatte er seine Chance gehabt, mir zu sagen, was er wollte ... ohne dabei eine Verletzung davon zu tragen. Nun allerdings knallte er durch die Wucht meines Hiebes brachial rücklings auf den Boden. Wimmernd kugelte er sich zusammen und versuchte, sein lädiertes Gesicht zusammenzuhalten. Mit ... nun ja, mehr mäßigem Erfolg. Seine Nase blutete abartig und seine fluchenden Schmerzenslaute waren kaum mehr als Worte zu identifizieren. Kurz überlegte ich, ihn noch mal nach dem genauen Grund zu fragen ... aber, wollte ich mir wirklich dieses unverständliche Gewinsel anhören? Nein. Wollte ich nicht!
“Fass mich noch einmal an und ich bringe dich um”, sprach ich bemüht freundlich und ging weiter. Mann war das lästig! Mein schöner weiß-blauer Hausmantel hatte seinetwegen Blutflecken abbekommen ... toll, jetzt war der ruiniert. Das stell ich diesem Penner definitiv in Rechnung!
*
Endlich! Endlich erreichte ich mein Zimmer und eilte sofort ins angrenzende Badezimmer. Mein Mantel feuerte ich in die Ecke und schwang mich erstmal unter die Dusche. Ich musste mich beruhigen ... musste ... Heiß floss das Wasser über meinen Körper und unweigerlich tauchte das Bild von Dezeria vor meinen Augen auf. Wie gerne hätte ich sie jetzt bei mir ... Wie gerne würde ich nun ihre weiche Haut berühren ... Wie schön wäre es mit ihr, fern dieser Welt zu leben? Ja, das würde mich sicherlich auf ewig beruhigen, aber ... im selben Moment lachte ich abfällig über mich selbst – über diese dummen Gedanken. Sowas brachte mich jetzt nicht weiter! Auch nicht, sich in solch Traumgebilde zu verlieren. O Mann, wieso hatte ich das Gefühl, als würde mir alles entgleiten? Als hätte ich keine Kontrolle mehr über mein Leben ...
Hm ... “Du kannst mir doch nicht mein ganzes Geld stehlen ...” hatte Richard gesagt, aber was hatte er damit gemeint? Auch das mit dem Veto ... Ich kam immer noch nicht darauf. Grübelnd verließ ich schließlich die Dusche und trocknete mich flüchtig mit einem Handtuch ab. Erst jetzt merkte ich, dass ich mein Zopfgummi gar nicht raus genommen hatte ... Toll, nun war alles zusammen verklebt. Ach, war jetzt auch egal! Meine Laune wurde definitiv immer besser und besser ...
Ich wurde noch wahnsinnig ... oder na ja, war es längst ...
Entnervt pulte ich mein Tablet aus der Tasche des Mantels und scrollte abermals in der App – fand aber immer noch nichts, was mir irgendwelche Rückschlüsse geben konnte. Absolut nichts half, dass ich mich besser fühlte. Verdammter Mist! Ich musste das Rätsel in meinem Kopf doch knacken können! Mich machte das alles hier nur noch verrückt! Ich war doch sonst nicht so! Wusste immer alles! Lange noch ... bevor die anderen Mitspieler es selbst wussten, aber nun? Ich brauchte Schlaf ... Ja, sicherlich nur etwas Schlaf ...
Zurück in meinem Wohnraum steuerte ich mein Bett an ... hielt dann aber doch vor dem üppig gedeckten Tisch in der Mitte. Kurz überlegte ich, etwas zu essen, aber ... nein. Mir war so gar nicht danach und jener Heißhunger, den ich verspürte, würde nicht durch solch Speisen gestillt werden. Nein. Keine Nahrung vermochte dies. Frustriert schlenderte ich weiter zu meinem großen Doppelbett. Schlaf war vermutlich alles, was mir fehlte, um auf die Lösung aller Ungereimtheiten zu kommen. Schlaf und ein Orgasmus! Ja, den brauchte ich unbedingt noch.
Ich hielt inne. Jemand lag in meinem Bett! Ich zog verwirrt die Decke beiseite und fand eine schlaftrunkene Johanna vor, die eines meiner Hemden trug. Sie blinzelte mich mit einem glasigen Blick an ... Mist! Dich hatte ich irgendwie total vergessen! Ich deckte sie schnell wieder zu und schlenderte seufzend zum Sofa. Neben ihr zu liegen würde mir jetzt gewiss nicht guttun und ihr gewiss auch nicht. Außerdem passte es mir auch gerade gar nicht. Ich hatte definitiv im Moment zu viele Baustellen, an denen ich arbeitete ... Viel zu viele!
Ich pflanzte mich aufs Sofa und dann stöhnte ich genervt, weil ich eigentlich noch mal aufstehen musste, um zweites Bettzeug aus dem Schrank zu holen. Mann! Wütend biss ich die Zähne zusammen und ... blieb dann doch unverrichteter Dinge sitzen. Ich hatte echt kein Bock mehr mich zu bewegen.
Plötzlich tauchte Johanna in meinem Blickwinkel auf und sie hatte sich entkleidet ... hm? Ich sah sie einfach nur fragend an und verfolgte, wie sie sich vor meinem Schritt hinkniete und mit beiden Händen meinen Schwanz umfasste. Ich stöhnte auf und griff ihr aber im selben Zuge an die Kehle. Ich konnte nicht sprechen, ja, die nervigen Regeln, aber es sollte ihr dennoch deutlich zu verstehen geben, dass ich dies nicht wollte. Sie doch auch nicht ... Wobei, in ihren Augen sah ich Lust. Nein. Sah ich nicht! Ich sah verrat! Ihre Pupillen waren unnatürlich geweitet ...
“Ryron, ist etwas vorgefallen während meiner Abwesenheit?”, fragte ich den kleinen Sicherheitsroboter. <Keine Anomalien. Kein gefährdendes Verhalten.> Seltsam, aber ich hatte da gleich noch eine andere Vermutung. “Scan die Lebensmittel. Welche Substanzen sind Nahrungsmittel untypisch?” <Cynserol in sämtlichen Speisen.> Ja, dachte ich’s mir doch. Jemand hatte dir Stimmungsdrogen verabreicht, Johanna. Oder galten die mir? Aber wozu?
O Mann, dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Richard wollte, dass ich das Besitzspiel mit dir beende ... daher sein Auftritt. Er verlor Geld deswegen. Oder? Nein. Das konnte nicht alles sein. Gott! Weib! Das half nicht! Du konntest nicht einfach meine Hand von deinem Hals nehmen und dich dann mit deiner Zunge über meinen Schwanz hermachen ... Schön, offensichtlich konntest du es doch. Ich atmete einmal tief, tief durch und ... lehnte mich letztlich zurück. Ich war nicht gut genug, um das jetzt nicht auszunutzen, Johanna. Du würdest mich sicherlich morgen dafür hassen, aber das war mir ehrlich egal gerade und es wurde mir sogar immer gleichgültiger, als du meine geballte Lust schließlich in deinen Mund schobst. Es fühlte sich gut an, du warst unglaublich geübt darin ... ja, das spürte ich deutlich.
Richard ... er wollte dich immer noch zurück. Hm ... ich hatte noch gar nicht dein Blutergebnis überprüft ... ja, zu viele Baustellen. Viel zu viele! Aber dies sollte ich wohl schnellstens prüfen ... dringend ... später ...
Während ich so da saß und mich von Johanna verwöhnen ließ, fügten sich langsam die Puzzleteile. Richard wollte aufgrund des Cynserol, dass ich mit Johanna schlief, damit sie an mir zweifelte. Sie sollte zeigen, dass sie nur eine Puppe war oder ich sollte das Interesse verlieren, eins davon ... ganz sicher! Aber da ich nicht auf meinem Zimmer war und auch sonst nirgends auf dem Anwesen ... Er wusste nicht, dass ich wegen der Redcart unterwegs war. Er konnte es nicht wissen und deswegen ... das Veto?
Nein.
Das mit dem Veto musste ihm vorgeschlagen worden sein. Richard war einfach zu dumm dafür, um alle Möglichkeiten eines Spiels zu wissen und auch, bei wem man solche Fake-Vetos beantragen konnte. Dazu musste man einen aus den höheren Rängen selbst anschreiben und ein berechtigtes Interesse wecken. Ja ... aber, dass ich Johanna vögelte, konnte weiß Gott nicht so interessant sein, um solch Trickserei zu rechtfertigen. Jedenfalls nicht, wenn sich Ludwig gerade mit einer CeKyde im Bett vergnügte. Nicht wahr, Vater? Du hattest Richard in dein Spiel eingebunden wie auch zuvor Ludwig, oder? Es musste so sein, niemand sonst käme dafür in Frage, aber wieso? Was hattest du davon? Ja ... mit der Puppe, die aussah wie Mutter, wolltest du mich verletzen, aber mit einem Fake-Veto? Was brachte dir dies? Du konntest nicht mit ansehen, wie ich darauf reagierte, weil ich zu dieser Zeit auf meinem Schiff gewesen war ... Und Selbiges ließ ich nur wegen dir pausenlos von Heka auf Manipulation und sonstige unerlaubte Zugriffshacks überprüfen.
Hm ... dies alles ließ mich doch an meiner Schlussfolgerung zweifeln, aber hätte denn sonst jemand einen Grund gehabt für solch Täuschung? Kannte Richard am Ende doch jemanden aus der obigen Etage? Nein. Wenn er mehr wüsste, hätte er mich nicht angefasst. Es war in sämtlichen meiner Spielunterlagen angegeben, mich keineswegs ungefesselt anzulangen. Hm ... vielleicht wollte auch nur jemand ihn loswerden, aber war das denn nicht auch schon wieder zu viel Aufwand? Der Typ war sichtlich zu unbedeutend ... und ...
Verdammt! Johanna! Du machtest es mir unmöglich das letzte Puzzle an sein Platz zu bringen! Ich knurrte und umfasste deinen Kopf, um dich aufzuhalten, mir weiter einen zu blasen. Du sahst zu mir auf. Willig. Ja, aber das war nicht echt. Niemand konnte mich belügen. Ich sah alles in den Augen, dies konnte ich schon, seit ich klein war. Dein Blick versprach mir alles, aber niemand konnte dies einfach so versprechen, Johanna. Es war ein Geben und ein Nehmen. Immer ...
Hm ... eigentlich wollte ich dir ursprünglich deine Freiheit wieder geben, aber meine Interessen hatten sich nun verschoben. Ich konnte der CeKyde meines Vaters selbst widerstehen, also brauchte ich dich streng genommen nicht mehr ... Würde dich das verletzen, wenn ich dich nun zurück zu Richard gäbe? Mehr noch, als wenn ich jetzt deinen Mund für meine Befriedigung benutzte? Wäre es dasselbe?
Während ich darüber nachdachte und dich weiter daran hinderte, deinen Kopf zu bewegen, massierten deine Hände einfach meine Eier ... O Mann, Weib! Ich hätte auch Lust dich gleich hier auf dem Boden zu vögeln, bis dir hören und sehen verging, aber ...
Ich ließ dich los. Jemanden zu ficken, der unter Cynserol stand, war definitiv nicht mein Stil. Würde mich letztlich nur aggressiv und wütend machen. Beides hattest du definitiv nicht verdient, Johanna. Gut, gerade zwischen meinen Beinen zu knien und meinen Ständer zu lutschen, sicherlich auch nicht – du warst nicht mein Sklave, aber ich hatte für mich soeben ein Kompromiss bestimmt. Ich würde mich noch um deine Freiheit bemühen und du im Gegenzug ... nun ja, eben genau das hier weiter machen.