“Uhh ... Ahh”, stöhnte und keuchte ich angestrengt. Hannes hatte sich vor mich gesetzt, als er mit den ganzen Vorbereitungen für den morgigen Aufbruch fertig war und massierte seither meine Füße. Auch, wenn ich seine Berührungen erst sehr skeptisch gegenüberstand ... so musste ich doch zugeben, dass es sich unglaublich gut anfühlte. “Du bist viel zu verspannt”, sprach er mit einem Lächeln und knetete meine linke Wade noch etwas fester. “Ahh ... i-ich bin so viel rumgerannt, wie schon seit Jahren nicht mehr. Auch auf einem Pferd bin ich ewig nicht geritten, ganz zu schweigen von so einer Reise”, sprach ich wehleidig und zog danach scharf die Luft ein. “Entspann dich.” Ja, das sagte er so leicht. Mein Körper verkrampfte ganz von allein, als er seine Hände in meinem Hosenbein noch höher wandern ließ und außerdem ... “Es tut weh!”
“Hm ... Leg dich mal zurück, ich weiß, es ist zwar sehr kalt heute Nacht, aber hier am Feuer sollte es schon gehen”, sprach er und dann machte er sich auch schon an meiner Hose zu schaffen. “Hey! Nich! Was wird das?”, fragte ich empört und versuchte, sein Tun zu unterbinden. “Nur keine Sorge, ich will sie dir nur ausziehen, um besser an deine Oberschenkel zu kommen”, sprach er gelassen und ließ sich nicht aufhalten. “Ich möchte aber nicht!”, hielt ich verärgert dagegen, aber das schien ihn einfach nicht zu kümmern. Er zog mir kraftvoll die Leinenhose runter, sodass ich dachte, er zerreißt sie dabei noch. “Alles in Ordnung, Dezeria! Es ist doch nur zu deinem Besten!”, mahnte er knurrig und dann legte er rasch die Decke über meine nackte Haut. “Siehst du? Es ist gar nichts dabei, wieso stellst du dich so an?” “Ich mich anstellen? Wieso tust du einfach, was du willst, ohne zu beachten, was ich will?” “So? Was willst du denn, Dezeria?”, fragte er mich verwirrt, was mich ebenso irritierte. Was wollte ich denn überhaupt?
Da ich zu lange brauchte, um ihm darauf eine Antwort zu geben, ergriff er selbst das Wort. “Du weißt gar nicht, was du willst, oder? Ich will dir gerade nur helfen und du führst dich hier so auf, als würde ich dir gleich brutale Gewalt antun!” Ich presste die Lippen aufeinander, weil ich nichts dagegen sagen konnte ... Es stimmte schon, oder? Ich war selbst an allem schuld. Ich hatte dem Grafen am Marktplatz eine Ohrfeige verpasst ... Ja, damit hatte alles angefangen. Selbst das mit Hannes. Wenn ich mich stärker ... Wenn ich mich mehr durchgesetzt hätte ... Gott!
“Es tut mir Leid”, sagte ich letztlich, weil ich überfordert war mit dieser Situation und nur noch wollte, dass es vorbei ging. Ich sah ihn verzweifelt an – blickte auf sein zerstörtes Auge ... das war auch meine Schuld. Ja ... das alles hier. Kein Zweifel. “Ist schon gut, es war ein anstrengender Tag”, sprach Hannes und rieb sich schwer durchatmend die Stirn. “Ich wollte nicht so grob zu dir sein oder dich anschreien.” Nach diesen Worten glitten seine Hände unter die Decke und legten sich langsam auf meine bloßen Beine. “Versuch einfach etwas zu entspannen, ja? Lehn dich zurück und lass mich nur machen.” Ich nickte zögerlich und rutschte so weit um das Feuer, dass ich mich gerade hinlegen konnte.
Bei den Monden ... Ich versuchte, mich zu entspannen – versuchte es wirklich. Aber, mein Körper wollte einfach nicht. Wann immer er mit seinen Händen meinem Höschen zu nahe kam, zog sich etwas in mir zusammen. Schmerzlich. Er machte jedoch nichts weiter, als nur meine Oberschenkel zu massieren. Erst den rechten, danach den linken und dann wechselte er wieder. Uff. Wie lange wollte er das denn noch machen? Die ganze Nacht? Mittlerweile war sogar der Mond aufgegangen, auch wenn man ihn nicht sehen konnte. Ja. Es mochte über uns, durch die dichten Baumkronen alles schwarz sein, aber dennoch wusste ich es. Ich fühlte es. Del, der weiße Mond war heute am Himmel. Durch ihn waren die Herbstnächte noch kälter als sonst ...
“Mir ist kalt”, sprach ich also, auch wenn es nicht stimmte. Ich fühlte, als würde ich von innen heraus verbrennen, aber ich wollte ja auch nur, dass Hannes endlich aufhörte, mich anzufassen. Es sollte ihm ein Hinweis sein, dass ich meine Sachen wieder anziehen wollte. “Gleich wird dir wärmer”, flüsterte er und kroch mit unter die Decke. Also so hatte ich mir das aber nicht vorgestellt! “Ich will noch meine Hose und Schuhe a–” Weiter kam ich nicht, da seine Hand gezielt in meinem Höschen verschwand. Erschrocken schnappte ich nach Luft und griff nach seinem Arm. “Hannes! Nicht!”, schimpfte ich und spürte, wie mir die Schamesröte ins Gesicht schoss. “Shhh, es ist alles gut. Entspann dich”, raunte er zurück und schob sich über mich, als ich aufzustehen versuchte. “Geh runter! Bei Gott, Hannes!” Seine Hand verschwand zwar zwischen meinen Beinen, aber dafür hielt er mich jetzt unter sich gefangen und ich konnte deutlich sein hartes Geschlecht an mir spüren.
“Ich möchte mit dir schlafen, Dezeria”, sprach er lüstern, beugte sich vor und wollte mich küssen. “Ich aber nicht mit dir!”, knurrte ich und biss ihm in die Lippe. “Ahh!”, schrie er und erhob sich fluchend, bevor er sich mit seinem ganzen Gewicht auf mich warf. “De-Dezeri–”, stöhnte er, doch diesmal verlieh mir mein Zorn ungeahnte Kräfte. Ich schaffte es tatsächlich, ihn abzuwehren und von mir runterzustoßen. Ich sprang auf, na ja ... mühte mich, mit meinen kraftlosen Beinen von ihm wegzukommen. Einen Ast! Ja! Ich brauchte einen Stock oder so, den ich ihm solange um die Ohren hauen würde, bis er wieder zur Vernunft kam! Im flackernden Licht fand ich auch schnell einen geeigneten, den ich als Waffe benutzen konnte. Zu allem bereit, spannte ich jeden meiner schmerzenden Muskeln an! Bei den Monden, diesmal wird er mich nicht benutzen, wie jeder hier! Nein! Ich wollte es nicht und das hatte er gefälligst zu akzeptieren!
Ich starrte schnaufend mit erhobenem Knüppel zu Hannes, aber dieser kam mir nicht nach. Zornig wartete ich, dass er sich bewegen oder etwas sagen würde. Für sein unmögliches Benehmen wollte ich mindestens eine Entschuldigung! Aber ... er lag einfach nur da. Noch immer in der Decke neben dem Feuer und rührte sich nicht. “Hannes?”, fragte ich verwirrt und ging so halbnackt einige Schritte zu ihm. War das ein Trick? Wieso reagierte er denn nicht? Eingeschlafen konnte er ja jetzt unmöglich sein. “Bei Zerian! Hannes, jetzt sag halt was!”, schimpfte ich, weil mich dieses Spiel mit ihm fertig machte.
Ich ging schließlich noch näher ... Hilfe, mein Herz raste! Ich befürchtete jeden Moment, dass er aufspringen und nach mir greifen würde. Aber. Nichts. “Hannes?”, fragte ich noch einmal deutlich angespannter und tippte ihn vorsichtig mit der Spitze des Stocks an. “Das ist nicht lustig!”, murrte ich, aber er blieb einfach liegen. Hatte ich ihm beim Kampf etwa bewusstlos geschlagen? Hatte ich? Konnte ich sowas überhaupt? Plötzlich hallte ein Knacken aus dem Wald. Die Pferde reagierten auch darauf. Unruhig zogen sie an ihren Stricken ... Gott! Da war etwas, oder? Kam da wer?
Sofort verpuffte all mein Zorn auf Hannes und machte der Angst Platz. “Los Hannes, wach auf! Ich glaub da ist was. Da kommt wer!”, sprach ich panisch, hockte mich hin und rüttelte an seinem Körper. Nichts. “O Mann, Hannes!”, fluchte ich weiter und rollte ihn auf den Rücken. Sein gesundes Auge blickte ins Leere ... Er sah mich nicht einmal an. “Ha-Hannes?”, stotterte ich ungläubig ... Er ... Er war tot?! “Nein! Hannes!”, rief ich schockiert und machte sein Hemd auf, horchte nach seinem Herzschlag. Nichts. “O GOTT!”, schrie ich und dann knackte es wieder, diesmal bedeutend lauter. Viel näher!
“N-nein! Nei-nein!”, stotterte ich und umklammerte den Stock mit beiden Händen, als hinge mein Leben daran. Als könnte mich dieses kleine Stück Holz vor dem beschützen, was da unweigerlich aus dem Dunkeln kam. Gott! Was sollte ich tun? Sollte ich weglaufen? Was ... Wie ...
“Leg das weg, Dezeria”, sprach mit einem Mal eine belustigte Männerstimme. Gott! Von wem kam das? Ich kannte die Stimme und vor allem, es klang so dicht – ich müsste längst etwas sehen. Müsste ich doch?! “Ah, verzeih. Ich vergaß”, sprach es erneut und dann flackerte die Luft ein paar Meter vor mir. Meine Augen wurden groß, als sich im wahrsten Sinne des Wortes jemand vor mir wie aus dem Nichts bildete. Ich keuchte, als ich den Mann erkannte. Es war dieser Zopftyp vom Grafen! O Gott! Nein! Er hatte mich gefunden! Oder war ich jetzt verrückt geworden? Bildete ich mir das ein?
“Nein, tust du nicht”, sprach er mit einem Lächeln, was mir gleich sämtliches Blut in den Adern gefrieren ließ. “Ich bin wirklich hier. Du kannst aufhören, so schockiert und ungläubig auszusehen.” Er kam auf mich zu, aber ich konnte mich nicht bewegen, war schier starr vor Angst. “Tarn-Tec, aber das wird dir sicherlich nichts sagen und es dir zu erklären, würde vermutlich zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, die du gerade nicht hast, Dezeria.” Ich hielt den Atem an und glaubte auch, mein Herz blieb stehen, als er vor mich trat. Er bückte sich und zog mir den Stock spielend aus den Händen, warf ihn im hohen Bogen fort. “Bleib schön hier sitzen.” Es klang mehr wie ein Befehl als alles andere, aber seine Worte waren unnötig. Selbst wenn ich gewollt hätte ... mein ganzer Körper war gerade steif und meine Beine, wie nicht existent.
“Wohl die Sprache verloren, wie?”, neckte er mich und ging dann einfach an mir vorbei. Verwirrt sah ich, wie er sich nun Hannes zuwandte. Er holte etwas aus seiner Hosentasche ... Ja, diese kleine Tafel war das wieder. “Soo, das war das”, sprach er wohl zu sich selbst, als er auf dem Ding rumtippte. Einen Moment später blickte er dann erneut zu mir, was mich unweigerlich zusammen zucken ließ. “So ängstlich, ja? Ich dachte eher, dass du sauer wärst. Nja, entschuldige, dass ich euch gestört habe. Ich bin mir sicher”, er hockte sich plötzlich vor mich und umfasste grob mein Kinn, “der Typ war ein ausgezeichneter Liebhaber, wenn du gleich nach deiner Flucht für ihn die Beine breit gemacht hast.”
<<Klatsch>>
Ich gab ihm, ohne zu überlegen, eine Ohrfeige und zwar so kräftig ich nur konnte. Ich vergaß für eine Sekunde, wer er war. Wer ich war. Wo wir uns befanden und in welcher Situation. Ich starrte ihn nur wütend an und erst, als der Schmerz in meiner Handfläche auch meinen Verstand erreichte, wurde mir klar, was ich da gerade getan hatte. GOTT! Ich hatte ihm eine Ohrfeige verpasst! Ich! Einem Mann aus dem Hause des Grafen! Einer, der mich bereits ausgepeitscht hatte! Meine Hand befand sich noch immer an seiner Wange ... O! Komm schon! Beweg dich Körper! Warum konnte ich sie einfach nicht wegnehmen? Warum ließ sich gar nichts mehr bewegen? Warum hatte ich ihn überhaupt geschlagen? War ich denn verrückt geworden ... und ... Und warum, lächelte er jetzt?
[Dankeschön wieder mal an Darklover :3]