【♤】Leopolds Sicht【♤】
Meine Hände glitten unersättlich über den Körper meiner Liebsten, während ich sie zugleich mit dem Mund verspeiste. Es war so verdammt falsch, wie es sich richtig anfühlte. Eine Chaosspirale an dessen Ende nichts als schmerz wartete und doch – ich konnte nicht länger. Ihr nicht weiter widerstehen. Ich musste sie haben. Jetzt. Hier. Ganz und gar!
Mit einem epochalen Donnergrollen ließ ich meine Macht auf sie niederprasseln und verschlang wiederum alles, was sie mir entgegenbrachte. Sich zusammen mit ihr fallen zu lassen – mal ganz ich selbst zu sein – dafür gab es keine Worte. Es war bereits so lange her, dass ich es schon vollkommen vergessen hatte. Unsere Verbindung. Ja. Wenigstens auf einer Ebene waren wir unzertrennlich. Eins. Für immer höchstpersönlich vom Ursprung aneinandergekettet.
Unsere Blitze verschmolzen mit lautem Getöse immer wilder ineinander. Ich schmeckte Elektrizität auf meiner Zunge und spürte den reißenden Wind auf meiner Haut. Pures Verlangen pulsierte durch meine Adern. Unsere Essenzen tanzten miteinander, als hätten wir nie etwas anderes getan. Es war alles so natürlich. Ungezwungen. Frei. Kurz fragte ich mich, warum wir das ewig nicht mehr getan hatten, bis es mir mit einem Schlag wieder einfiel. Die Gefährlichkeit unseres Spiels. Dabei nicht für mich. Nein. Sondern für sie! Meine Metallschuppen raschelten nicht länger, sondern wuchsen an einigen Stellen. Scheiße! Gerade noch rechtzeitig riss ich meinen Verstand aus dem betörenden Rausch und unterdrückte meine Ausläufer. Ich wollte meine Liebste auf einen Fall mit meiner Fähigkeit verletzen. Nicht schon wieder. Das wäre unverzeihlich.
“Bitte ... beende es.” Ich unternahm einen letzten verzweifelten Versuch, das hier nicht in eine Katastrophe endenzulassen. Mit einem Ruck trennte ich unsere Leiber voneinander und sah sie flehend an.
“Nein.” Mein Rückzug passte ihr nicht. Gleich einem massiven Regenschauer, der gegen eine Fensterscheibe fiel, trommelte sie stärker auf meinen Nervenenden. Reizte mich. Sie war die reinste Versuchung. Mein Verstand drohte zu zerreißen, so sehr begehrte mein Fleisch das ihre. Jede Zelle lechzte nach der zweiten, der endgültigen körperlichen Verbindung.
Ein unmenschliches Knurren entwich meiner Kehle, während ich einen gewaltigen Impuls aussendete. Klingen schossen sofort überall aus meinem Rücken. Es kostete mich dabei unfassbar viel Kraft, diesen Ausbruch von ihr fernzuhalten und sofort wieder einzuziehen. Sie mochte es nicht, wenn ich mich zügelte, aber es war notwendig. Gerade jetzt, da sie mehr zu fühlen schien, als jemals zu vor. Solange ich konnte, wollte ich mich zusammenreißen. Ihr das geben, nach dem sie sich sehnte, ganz ohne irgendwelche Schmerzen.
“Das bist du. Mein Leogasch.” Sie lächelte, strich sanft über meinen Brustkorb und küsste mich abermals. Ich stöhnte gegen ihren Mund – gab mich diesem Wahnsinn nur allzu gern hin. Ich hatte nie auch nur die geringste Chance.
“Ich liebe dich ...” Meine Hände packten fest ihre Brüste und kneteten diese, was ihr ein bittersüßes Geräusch entlockte. Ich war grob, das wusste ich, aber anders konnte ich nicht sein. Sie trug bereits rote Kratzspuren auf der Haut, weil ich meine verdammten Krallen einfach nicht einziehen konnte. “Du ... hast es so gewollt ...” Ich konnte nicht länger Rücksicht nehmen. Früher oder später würde ich sie ohnehin verletzen. Im Vergleich zu mir war sie klein, schwach und zerbrechlich. Normalerweise hätte ich ihre Hülle bereits zerquetscht, weil ich sie so verlangend gegen die verbrannte Wand drückte. Diesmal hielt die Puppe mehr aus, da sie aus mir bestand, aber auch das hatte seine Grenzen. Grenzen, die ich sicherlich schon bald sprengen würde. Schließlich bedeutete unser Zusammensein Krieg. Eine unerbittliche Schlacht für Körper, Geist und Seele. Immer schon.
Keuchend rieb ich meinen steifen Schwanz gegen ihren weichen Bauch. Für sie selbst mochte Sex eher belanglos sein, ich aber brauchte diese Form der Erleichterung. Ich musste sie haben. Es war schon zu lang her und ich war verdammt noch mal auch nur ein Mann. Zudem zwang meine Essenz mich regelrecht dazu. Sie forderte, was vom Ursprung für uns bestimmt war. Das meine Liebste dabei keinen echten Körper besaß, interessierte nicht. Sie war hier. Ich war hier. Wir gehörten zueinander. Selbst mein Verstand, fand kaum noch Einwände. Wurde immer leiser und leiser. Warum also ließ ich nicht endgültig los? An der Situation gab es immerhin nichts falsch zu verstehen. Sie wollte mich. Ganz und gar. Ich badete in ihrer vollen Zuneigung. Ihre Blitze liebkosten mein ganzes Sein. Von allen Seiten umgarnte mich ihr ungezähmtes Wesen, was meinen Widerstand mit jeder Sekunde weiter schwächte. Sie wollte ganz offensichtlich aus uns beiden einen Sturm entfachen. Aller Vernunft zum Trotz.
Notgeil wie ich war, packte ich ihre Hüfte. Verdammt ich wollte es so sehr, dass ich das Gefühl hatte, jeden Augenblick platzen zu müssen. Und doch. Ich hielt krampfhaft inne, nachdem ich ihren kleinen Körper angehoben und ihr Becken in den richtigen Winkel gebracht hatte. Es ging nicht. Sex an diesem Ort, auf dem völlig zerstörten Flur, war ihrer nicht würdig! Eine Erniedrigung, die ich auf keinen Fall zulassen würde. Niemals.
“Was hast du?” Sie schien irritiert von meiner Starre, jedoch war ich unfähig, darauf eine Antwort zu geben. Stattdessen küsste ich sie, um eine erneute Stimulation von ihr zu vermeiden. Ich kroch bereits jetzt auf dem Zahnfleisch – war am Rande des Aushaltbaren und brauchte die paar Gehirnwindungen, die sich noch nicht verabschiedet hatten. Fieberhaft arbeitete es in mir. Ich wollte mit ihr auf unser Zimmer und Tyschka einen Befehl geben, alles mit Barrieren abzuriegeln. Es wäre zwar nur ein schwacher Schutz bei unseren Kräften, aber immerhin etwas. Jedoch war der Plan von vornherein zum Scheitern verurteilt. Die Geduld, die ich hätte aufbringen müssen, allein die Zügelung meiner ausströmenden Energie und der lange Weg – nein. Unmöglich. Bereits jetzt verursachte der Versuch, sich zusammenzureißen, nicht nur körperliche, sondern auch seelische Schmerzen.
Halb verrückt vor Lust schlug ich gegen die verschmorte Wand. Gewaltsam riss ich mit meinem Metall umringt von gleißenden Blitzen einen Pfad ins Schiffsinnere, während meine Liebste kichernd mit den Lippen über meinen Hals strich. Sie war sehr geschickt darin, meine Qual noch weiter zu erhöhen. Mit einem warnenden Knurren presste ich sie fest an meine Brust und passierte den funkensprühenden Schacht. Schritt für Schritt kämpfte ich mit mir selbst. Es war mir dabei vollkommen gleich, wohin wir gingen. Meine Welt bröckelte. Alles verlor an Bedeutung. Scheiße, ich hätte sie in meinem Zustand auch in ein verdammtes Labor geschleppt, Hauptsache weg von diesem Flur.
Irgendwie und irgendwann erreichten wir einen kleinen Raum, der dann aber auch alles hätte sein können. Vielleicht ein Lager? Ein Gästezimmer? Ein – ach egal. Alles so egal. Augen für die Umgebung hatte ich nicht länger. In unserer Nähe funktionierte ohnehin keine Technik. Die ausströmenden Energien unserer Essenzen grillten jeden Stromkreis und somit auch jedwedes Lichtsystem. Einzig unsere Blitze und mein geladener Körper, der an vereinzelten Stellen zwischen den schwarzen Schuppen hindurchleuchtete, erhellten ein bisschen die Umgebung. Genau richtig, dass ich jeden Zentimeter meiner Liebsten sehen konnte. Und mehr war auch nicht nötig.
Ungeduldig legte ich sie vor mir auf – eine Kiste? Einen Tisch? Etwas aus Stein? Stoff vielleicht? Es knisterte jedenfalls, glühte kurz und versank danach wie alles andere in der Bedeutungslosigkeit. Selbst diese nervige Stimme, die mein Tun nach wie vor für eine grenzenlose Dummheit hielt, verstummte endlich. Jetzt gab es nur noch sie. Uns beide und dieser Moment, der den Sinn des Lebens beschrieb.
Mit keuchendem Atem beugte ich mich über sie und betrachtete ihre liebliche Gestalt. Ich blickte bis tief in ihre stürmische Seele. Sie war ohne Zweifel das Schönste, das ich je gesehen hatte. Alles, was existierte stellte sie in den Schatten. Sie war perfekt. In jeder Hinsicht. Allein schon, wie sie so angriffslustig lächelte, schoss mir direkt in die Lenden.
“Immer noch so zurückhaltend?” Ihre Fingerspitzen berührten federleicht meinen Oberkörper. “Wie enttäuschend.” Sie jagte plötzlich einen ordentlichen Stromstoß durch meinen Leib, was mir restlos die Synapsen durchschoss. Meine Muskeln bebten, während ich laut aufstöhnte und Metall, gleich eines wilden Rankengewächses, aus mir platzte. Es war pures Glück, dass ich sie dabei nicht tötete. Ich verletzte sicherlich hier und da ihre Haut, genau konnte ich es nicht nachprüfen. Dafür fehlte mir einfach die Kontrolle. Wie ein Ausgehungerter stürzte ich mich auf sie und ließ meinen Instinkten freien Lauf. Genüsslich verschlang ich ihren Mund, während ich ihre Beine auseinander drängte und mich zügellos in ihre feuchte Enge zwängte.
Sie schrie vor Überwältigung und dann gleich noch einmal, als ich auch ihren Geist vereinnahmte. Alles miteinander verschmolz. Euphorie erfüllte dabei jede Faser meines Seins und obwohl ich deutlich spürte, dass es zu viel für sie war, konnte ich dennoch nicht aufhören. Zu berauschend fühlte sich das alles an. Auf jeder Ebene in ihr zu sein war schier unbeschreiblich. So lange hatte ich darauf verzichten müssen und nun brauchte ich mehr. So unendlich viel mehr!
Meine Schuppen raschelten und das gezackte Metall sponn uns mit jedem Stoß, den ich mich in sie versenkte, weiter ein. Ein gefährliches Geflecht, das gleichzeitig ein Gefängnis als auch eine Schutzhülle darstellte. Niemand sollte uns stören und sie würde mir so auch niemals entkommen können. Sie gehörte mir. Mir allein. Selbst ihr kreischender Wind, der mir brutal über jede erdenkliche Stelle kratzte, änderte nichts an dieser Tatsache. In diesem Moment war sie mir vollkommen ausgeliefert. Ich allein entschied, wann es endete, und ich hatte mich noch lange nicht genug an ihr gelabt – in ihrer wundervollen Existenz gebadet.
Hungrig wanderten meine Hände über ihre weichen Brüste und verkrallten sich schließlich besitzergreifend darinnen. Sie zuckte vor Ekstase. Bunte Lichtbögen peitschten von ihrem Körper und schmolzen sich zwickend durch mein massives Metall, wodurch ich wiederum lustvoll aufstöhnte. Es imponierte mir und steigerte meine Erregung, dass nach all den vergangenen Jahrtausenden noch derart viel Macht in ihr steckte. Sie war perfekt für mich. Durch und durch.
Ich leckte, küsste und knabberte ungezähmt an ihrer Haut, während ich rhythmisch meine Hüfte gegen ihre Mitte trieb. Sie schmeckte nach Freiheit. Endgültigkeit. Vielleicht sogar nach einem Stück vom Ursprung selbst, wovon ich einfach nicht genug bekam. Ein gewaltiges Feuerwerk aus ihrer und meiner Fähigkeit entstand. Ich liebte es. Liebte unsere chaotische Zusammenkunft, die Eindrucksvoller nicht sein konnte.
Alles von ihr lockte und verführte mich, obwohl sie es nicht länger bewusst tat. Ihr Geist hatte sich verabschiedet. Allein ihre Essenz spielte noch mit mir und drängte mich unaufhaltsam meinem Höhepunkt entgegen. Zwang mich geradezu, meine Bewegungen zu beschleunigen. Welch bittersüße Qual.
Genussvoll grollte ich und tastete so vorsichtig, wie es mir aktuell möglich war, nach ihrer überforderten Seele. Sie sollte sich nicht zurückziehen. Ich brauchte sie doch. Es fühlte sich sonst irgendwie nicht richtig an. Eine Verbindung beanspruchte immer alle Sinne im gleichen Maße und da dieser eine Bereich von ihr nun immer stärker abflaute, trübte es die Schönheit unserer Vereinigung. Nicht vollständig, aber doch deutlich. Ich spürte wieder zunehmend ihre Instabilität und die Falschheit unseres Tuns, aber das wollte ich nicht. Noch nicht. Nicht jetzt!
⇝Bitte, bleib bei mir.⇜ Ich hüllte sie in Wellen purer Energie. Versuchte, sie irgendwie zu stabilisieren, auch wenn ich wusste, dass es dann nichts Echtes mehr an sich hatte. Ich machte mir selbst etwas vor. Baute mit meiner Kraft ein Traumgebilde, das mit lautem Getöse unweigerlich in sich zusammenfallen würde. Aber für diesen Augenblick sah ich nichts Verwerfliches daran. Ich wollte diesen unbeschreiblichen Moment mit ihr noch aufrechterhalten. Genießen. Fallen würde ich danach sowieso.
Stöhnend versenkte ich mich Stoß um Stoß in ihrem zarten Fleisch. Ich schien zu verglühen. Innerlich wie äußerlich. Da waren gleißende Blitze. Endlose Macht, die aus und um uns strömte. Es war atemberaubend. Elektrisierend. Eine Symphonie des perfekten Wahnsinns verfasst vom Ursprung höchst selbst. Ja. Knurrend schlug ich meine Fänge tief in ihr stürmisches Wesen, wodurch ihr ganzes Sein erbebte. Ihr Körper und ihre Seele bäumten sich schreiend auf, als sich unsere Essenzen miteinander verknüpften. Den ersten uralten Bund erneuerten. Die Illusion war wahrlich komplett. Pure Erlösung wallte durch mich hindurch und entlud sich in ihrem Schoß. Ich fand meinen ersehnten Höhepunkt nach so unendlich langer Zeit.
Ich badete in ihr, während sie dasselbe instinktiv bei mir tat. Wir verankerten uns in den jeweils anderen. Zeichneten Spuren für die Ewigkeit. Was bedeutete schon der Anfang und das Ende von allem? WIR waren der Anfang und das Ende. Wir waren alles. Wir waren eins – jedenfalls sollte es so sein, doch wir waren es nicht. Nicht vollständig.
Das berauschende Gefühl, als würde flüssiges Glück jede einzelne meiner Zellen fluten, kippte schlagartig ins Negative. In Bruchteil von Sekunden war unser Paradies die Hölle. Deutlich rebellierte mein Körper, als die Lebensbindung mit meiner Liebsten nicht funktionierte. Natürlich klappte es nicht. Es war mir klar. Von vornherein war es das gewesen und doch hatte ich die Dummheit begangen, es erneut zu versuchen. An eine Hülle konnte man sich einfach nicht binden und schlimmer noch – die daraus unvermeidliche Konsequenz. Ihre Instabilität übertrug sich schlagartig auf mich. Ohne Zweifel eine Strafe, die ich verdiente, denn ich bereute nichts.
Ich verlor den Halt in dieser Welt, als hätte ich nie einen echten Körper besessen. Meine Seele folgte dem Impuls der freischwingenden Essenzen und ließ sich mit Leichtigkeit in den Abgrund ziehen. Ich wehrte mich auch nicht dagegen. Hätte ohnehin nichts gebracht. Zweimal war ich bereits auf diese Weise verschlungen worden, obwohl ich mich mit aller Macht gewehrt hatte und noch bedeutend öfter hatte ich mich unfreiwillig in dieser Finsternis wiedergefunden. Dagegen konnte man schlicht und ergreifend nichts ausrichten. Es galt jetzt nur abzuwarten und meinen Verstand beisammenzuhalten.
Was schwer war. Hier gab es nichts Ganzes, aber auch nichts dazwischen. Meine Gedanken verschwammen bereits. Schmerz und Dunkelheit zerrte an mir, aber egal wie verstörend sich der Ursprung auch anfühlte, ich würde es überstehen. Überstehen und zurückkehren, wie die Male davor. Fragte sich nur, wie lange es dauerte.