❅Zerians Sicht❅
“Ich weiß es nicht.” Die Puppe, in der angeblich Wind steckte, sprach genau das aus, was ich befürchtet hatte. Sie wusste es nicht. Wusste nicht, ob meine Erinnerung noch zurückkehrten oder ob ich sie erneut verlieren konnte. Aber. Das wollte ich nicht hören!
“Das ist keine Antwort!” Ich ballte die Fäuste und mein Herz begann zu rasen, während mein hilfloser Blick zu Johanna ging. “Dann kann ich jederzeit wieder alles vergessen?” Nein, das durfte nicht passieren! Unter keinen Umständen. Ich hatte sie doch gerade erst gefunden. Sie war meine kleine Sonne.
“Schwer zu sagen. Ich weiß nichts über einen Gedächtnisverlust beim Beseelen oder dem gegenseitigen Aufheben. Ich weiß lediglich noch, dass Leop– also Reznicks Vater es als Lösen bezeichnet. Ansonsten kenn ich mich in diesem Bereich nicht gut aus.”
“Ausgerechnet damit nicht? Du weiß alles andere, aber so etwas Wichtiges nicht?” Ich konnte es nicht glauben. Selbst das meine Erscheinung von einem Ertrunkenen stammte, war ihr bekannt gewesen. Das hatte ich bislang nicht einmal Johanna erzählt. Niemand wusste davon.
“Es muss doch etwas geben. Ich will sie nicht vergessen!” Ich zog Johanna in meine Arme. Der bloße Gedanke, sie verlieren zu können, brachte mich um. Angst bestimmte mein ganzes Fühlen und Denken.
“Hey, es ist doch alles gut. Das wird schon nicht passieren.” Johanna streichelte mir sanft den Rücken – wollte mich beruhigen, doch das verstärkte dieses Verlustgefühl nur noch. Egal wie sehr ich es auch versuchte. “Ich bin doch hier.” Ihre Berührung. Ihr warmer Körper an meinem. Unsere Kleidung dämpfe zwar die Intensität, trotzdem nahm ich jedes Bisschen in mich auf, als wäre es das letzte Mal.
“So einfach ist es nicht”, begann Wind und musterte uns beide. “Das mit Dezeria und Lerânde war nur eine Vermutung von mir. Wie gesagt. Wir wissen erst Genaueres, wenn wir auch mit ihr gesprochen haben. Wenn sie und Zerian sich allerdings tatsächlich gegenseitig aufheben. Sollten sie sich nicht zu nahe kommen und auch nie alleine miteinander sein.”
“Das ist kein Problem. Ich werde immer bei Zerian bleiben und nicht von seiner Seite weichen.” Johanna lächelte nach wie vor und die starke Liebe, die ich von ihr empfing, legte sich um meine Seele. Linderte meinen Schmerz. Sie zweifelte nicht und ich wollte es ihr gleichtun.
“Dir sollte bewusst sein, dass du ebenso anfällig dafür sein könntest, Johanna. Ich sagte ja bereits, dass die Anziehung zwischen Essenzen ungewollt ist. Mir könnte es ebenso passieren wie euch.” Ich erstarrte. Schluckte schwer. So rum hatte ich es noch gar nicht betrachtet. Johanna könnte mich vergessen. Sie würde mich nicht erkennen. Einfach so. Konnte ich das verhindern? Und was würde ich tun, wenn es doch passierte? Ich erinnerte mich schließlich auch an nichts. Absolut nichts. Außer an die Einsamkeit und meine pausenlosen Selbstzweifel, dass ich ein Fehler war.
“Du meinst, ich könnte ebenso von Dezeria oder dieser Lerânde beeinflusst werden? Also damit ich das richtig verstehe ... Zerian hat die mit dem Eis in sich aufgenommen, aber da war er noch kein Mensch, oder? Also dürfte es ja jetzt eh nicht mehr passieren. Ich kann mir sowieso nur schwer vorstellen, wie sich zwei Menschen ... na ja aufheben können.”
“Nein.” Wind schüttelte kurz den Kopf. “Eine Hülle hat damit nicht viel zu tun. Schützt davor nicht. Außerdem muss es nicht mal unbedingt Lerânde sein. Wenn ich so darüber nachdenke ... Vielleicht ist es doch keine gute Idee, euch mit Suciu und Elian bekannt zu machen. Jedenfalls nicht sofort. Es besteht immerhin die Möglichkeit, dass ihr euch untereinander lösen könntet. Wenn wir da sind, werde ich vorsichtshalber dafür sorgen, dass ihr vorübergehend ein eigenes Zimmer bekommt. Das sollte kein Problem sein.”
“Das beruhigt mich in keiner Weise!”, schimpfte ich und drückte Johanna fester an mich. “Wenn Gefahr besteht, dass wir einander vergessen können, bleiben wir einfach hier.” Die Aussage war wenig sinnvoll. Ich wusste es selbst. Ich wollte Lerânde sehen und sie über alles ausfragen. Ich brauchte Gewissheit. Ich wollte aus ihrem Mund hören, dass ich sie vergessen und irgendwie in mich eingeschlossen hatte. Das konnte ich mir immer noch nicht so richtig vorstellen. Dazu war ich gar nicht fähig.
“Ganz ruhig, Zerian ...” Johanna hauchte mir einen sanften Kuss aufs Kinn. “Heka? Du sagtest etwas von vorübergehend ... Was genau meinst du damit? Ich mein, gibt sich dieses Problem denn irgendwann? Soweit ich das heraushöre, könnte uns das immer und überall passieren, nicht wahr? Sprich, sobald wir andere wie uns treffen.”
“Ja. Es betrifft sämtliche Elementare oder Sterngeborene untereinander. Alle, die Essenz in sich tragen. Reznicks Vater wird euch vorher sicherlich prüfen ... Dann sollte ein Treffen möglich sein.” Sie seufzte. “Ehrlich. Ich bin der falsche Ansprechpartner dafür und ich wollte euch auch keine Angst machen. Lediglich vorwarnen, dass sowas möglich ist.” Johanna schälte sich aus meiner Umarmung, wandte sich zu Wind und verschränkte die Arme vor der Brust.
“Dann kennt er sich darin aus? Besser als du? Reznicks Vater, meine ich. Warum? Verstehe mich nicht falsch, Heka, aber du lebst jetzt schon sehr lange bei ihm, wenn ich die Geschichte richtig deute. Wie kannst du ausgerechnet sowas Wichtiges nicht wissen? Das mit dem Aufheben oder Lösen klingt ja so, also könnten wir überall plötzlich unsere Erinnerungen verlieren. Vergessen wer wir waren ... Und dann? Was will Reznicks Vater da prüfen? Er müsste uns ewig bei sich halten, nicht wahr? Schließlich kann er nicht beeinflussen, wenn wir im Laufe unseres Lebens noch treffen werden ... Es sei natürlich, wir blieben bei ihm. Für immer.”
“Da habe ich mich wohl falsch ausgedrückt.” Sie senkte den Blick. “Ich bin erschöpft. Müde. Entschuldigt. Ich wollte euch mit meinen Worten nicht verwirren. Aber. Sich aufheben oder lösen bedeutet nicht, seine Erinnerungen zu verlieren. Man stirbt lediglich. So wie ich vorhin sagte. Entweder man bindet sich an das Leben oder man vergeht in seinem Element. In der Variante des Lösens betrifft es dann eben zwei Elementare. Dieser Mechanismus sorgt dafür, dass Essenz ganz neuer Art entsteht. Wie eben die Wanderseelen, die in viele kleine Sterne zerfallen. Es ist dasselbe Prinzip.” Warte – was?! Sterben? Das wurde ja immer schlimmer und schlimmer! Aber noch bevor ich meinen Unmut Luft machen konnte, ergriff bereits meine Liebste das Wort:
“Das ergibt keinen Sinn. Wir leben. Sind nach deiner Ausführung doch bereits an das Leben gebunden, oder nicht?”
“Ja und nein.” Wind hob den Kopf. Ihr Blick wechselte zwischen uns langsam hin und her. “Die richtige Frage wäre, wozu dient das alles. Warum zerfallen Wandersterne irgendwann oder werden zu Planeten? Warum vergehen wir in unserem Element, wenn wir uns nicht für einen Körper entscheiden? Die Antwort darauf ist simpel. Es dreht sich alles um Wachstum und Vermehrung. Darum, dass wir die dunklen Weiten mit Leben füllen.” Ich starrte Wind verwirrt an. Mir sagte das überhaupt nichts, aber von Johanna spürte ich plötzlich etwas. Erkenntnis vielleicht? Ihre Empfindungen überschlugen sich, sodass ich nichts Klares fühlen konnte. Das half mir also auch nicht weiter.
“Wachstum und Vermehrung? Ich versteh das nicht. Meine Erinnerungen sind verschwunden, aber ich bin noch hier. Ich bin nicht tot. Was von deinen Worten stimmt überhaupt?”
Wind seufzte frustriert. “Das mit dir ist ein Sonderfall! So wie ich auch. Wenn das Körperbilden oder das Lösen nicht richtig funktioniert, werden diejenigen instabil. Vielleicht ist es ein Sicherheitsmechanismus, um dennoch die Essenz in die Welt abgeben zu können. Wie gesagt. Ich weiß es nicht genau! Mich regt dieses Thema auf!” Ihre Stimme wurde lauter und auch das Licht im Zimmer flackerte. “... Entschuldigt. Ich kann mich nicht lange damit beschäftigen. Wenn wir bei Reznicks Vater sind, fragt ihn. Er weiß es besser.” Verärgert knirschte ich mit den Zähnen. Warum sagte sie sowas? Das war weder hilfreich, noch bot es mir jetzt einen Ausweg. Es bestand nach wie vor die Möglichkeit, dass ich Johanna vergaß oder sie mich. Es konnte jederzeit passieren! Und das mit dem Sterben lag auch noch in der Luft. Schrecklich. Es fühlte sich so an, als würde sich ein Loch in meinem Innern auftun und mich verschlingen.
“Wachstum und Vermehrung ... so wie Vermehrung und Verbesserung? Das ist der Leitspruch der Aschengards.” Johanna gab ihre strenge Haltung auf und kniete sich direkt vor Wind. “Richard erwähnte mal so etwas Ähnliches, aber ich hatte nie einen Zusammenhang dazu. Jedenfalls nicht bis heute. Das mit dem Menschsein reicht nicht, stimmts? Ich bin nicht dumm, Heka. Es geht um Kinder. Und du weißt ziemlich genau Bescheid, sagst nur nichts dazu, weil–”
“Weil es mich selbst betrifft. Ja. Du hast recht.” Ihr Blick fiel auf ihre Hände, die sie in ihrem Schoß zu Fäusten ballte. Kleine Blitze hüpften über ihre Fingerknöchel. “Wenn wir eine Hülle haben, muss noch etwas anderes dazu kommen. Etwas, das uns in Seele und Essenz bindet. Stabilität bringt. Ein Partner. Mit einem Körper und einem Partner, können wir ebenso Neues erschaffen, ohne zu vergehen. Tun wir das nicht ... sucht sich die Essenz selbst ein passendes Gegenstück aus oder wir sterben irgendwann, wenn sich keiner findet. Es ... ist mir wirklich unangenehm, darüber zu sprechen.”
“Verstehe ...” Johanna stand auf und sah lange auf sie herab. Dachte nach. Worüber entzog sich mir. Ihr Denken war verschlossen. Nach einem Moment jedoch, bildete sich zwischen uns eine bedrückende Schwingung. Ich spürte einen Hauch von Überraschung. Bedauern. Zweifel. Nur warum? Was hatte sie bloß?
Ich wurde nervös. Schluckte schwer. Ihre Gefühle wurden klarer. Sie bedauerte das mit dem Partner. Aber wieso? Warum freute sie sich nicht darüber? Ich wusste schließlich, was dieses Wort bedeutete, und ich wollte nur zu gerne der Ihre sein. Das war etwas Schönes. Sie und ich. Für immer.
“Dann hatte Richard recht damit ...”, flüsterte sie schließlich, drehte herum und sah mich entschuldigend an. Das ungute Gefühl in mir wuchs beständig. Ich war verunsichert. Ablehnung floss plötzlich durch mich hindurch. “Wir gehören nicht zusammen.” Mein Herz blieb stehen. Ungläubig starrte ich sie an. Sie – sie wollte mich nicht?
“Was?! Warum?”
“Weil er dafür gesorgt hat, dass ich nicht dir gehören kann, erinnerst du dich? Richard hat etwas mit mir gemacht. Er hat meinen Körper beschädigt ... Und ich bin ja sowieso nur etwas Halbes. Wenn du nicht irgendwann sterben willst, musst du dich an jemand anderen binden.” Ich hörte ihre Worte, doch der Sinn davon erreichte mich nicht.
“Ich weiß nicht, was du meinst.” Ich umfasste ihr Gesicht. ”Du bist gesund und ich brauche niemand anderen außer dich. Mir bedeutet mein Leben nichts, wenn ich es nicht mit dir verbringen kann.” Ich versuchte, ihr einen Kuss zu geben, aber sie hielt mich zurück.
“Aber du würdest sterben ...” Ihre Augen flackerten rot. Hilflosigkeit las ich deutlich darinnen. “Heka?” Sie drehte den Kopf – entzog sich mir. “Kannst du es ihm vielleicht besser erklären?” Meine Augen huschten ebenfalls zu Wind.
“Ich weiß nicht so genau.“ Sie zuckte mit den Schultern. “Was man mit dir früher gemacht hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Die Aschengards halten diese Informationen gut verschlossen. Aber. Ich habe damals alles, was in dir beschädigt war, repariert. Selbst die Befehle in deinem Driv-Cor. Alle Modis wurden entfernt. Ich weiß. Ich hatte dir eigentlich gesagt, dass ich sie drin ließ. Eine Notlüge. Bitte verzeih. Ich wollte nicht, dass du dir etwas antust. Nicht so wie Reznick. Verstehst du?” Sie atmete einmal tief durch. Und obwohl Johanna Verständnis aufbrachte, trieb ich weiter im Ungewissen. Ich hatte keine Ahnung, wovon Wind da sprach.
“Ich weiß nicht, ob es zwischen euch beiden klappen könnte. Aber von deinem Körper her, steht dem nichts im Weg. Du bist ein Mensch und trägst auch deutlich Feuer in dir. Das sollte eigentlich ausreichend sein. Die Essenz ist Ursprung. Sie wird etwaige Hindernisse sowieso beseitigen. Die Frage ist, ob ihr euch wirklich aneinander binden wollt. Eine Zusammenführung ... ist gewöhnungsbedürftig und sehr anstrengend.” Mein Herz schlug schlagartig schneller. Das war endlich mal etwas, dass ich verstand.
“Natürlich wollen wir! Was muss ich machen, um mich an Johanna zu binden?” Egal, was es war, ich würde es ohne zu zögern tun. Hauptsache wir trennten uns nicht.
“Seele und Körper binden sich, nun ... Es passiert von sich aus, wenn ihr miteinander schlaft.”
“Was?!” Meine Augen wurden groß. “Bei den Monden, nein! Das darf nicht sein ...” Panisch klammerte ich mich an Johanna. “Ich will nicht an Dezeria gebunden sein! Bitte!”
“Wovon redest du?” Sie versuchte mich von sich zu drücken, doch ich ließ nicht locker. Ich wollte nicht wahrhaben, dass ich sie bereits verloren hatte. “Hey, Zerian! Was ist denn? Hast ... Hast du mit ihr etwa geschlafen, oder was?” Ich nickte und dann spürte ich ihre Enttäuschung. Stück für Stück flammte Wut in ihr auf und ich konnte es verstehen. Ich hatte ihren Zorn verdient.
“Es tut mir leid! Ich ... Ich hab doch nicht gewusst, dass man sich so bindet! Ich habe es auch gar nicht gemerkt ... Irgendwie. Es war keine Absicht!” Verzweifelt blickte ich zu Wind. “Wie kann ich es wieder aufheben? Oder kann ich mich noch einmal neu binden?”
“Du und Dezeria? Bist du dir sicher?” Sie musterte uns mit einem seltsamen Gesichtsausdruck, während ich erneut nickte. “Wenn das stimmt. Dann sollte das da ...”, sie deutete auf uns, “eigentlich nicht möglich sein.”
“Was meinst du? Und verdammt, Zerian, lass mich los!” Johanna verstärkte ihre Gegenwehr. Stemmte murrend die Hände gegen meine Brust, aber ich dachte nicht daran, meine Umarmung zu beenden. Ich konnte nicht. Wenn ich sie gehen ließ, dann war es vorbei. Allein. Sie würde mich allein lassen. Ich fühlte es. Ihre Ablehnung tat weh.
“Ich meine eure Nähe. Ihr küsst einander. Ich glaube nicht, dass er sich gebunden hat.” Winds Worte ließen Hoffnung in mir aufkeimen. Ich verstärkte den Griff.
“Sie hat recht. Johanna, bitte! Das, was wir haben, fühle ich bei sonst keinem ... Du spürst es doch auch! Wir gehören zusammen. Ich dachte, du wolltest bei mir bleiben ... Für immer. Ich habe die eine Nacht im Wald neben Dezeria gelegen. Es war nicht annähernd wie bei dir. Ich–”
“Moment. Du hast neben ihr geschlafen?” Ein wunderschönes Rotorange tanzte in ihren Augen. Ihr Zorn verebbte. Warum konnte ich mir allerdings nicht erklären, aber es erleichterte mich ungemein.
“Ja. Beim Lagerfeuer. Da habe ich das erste Mal geträumt – ist es das? Ist das dieses Binden? Ich habe mich nicht wirklich zu ihr hingezogen gefühlt, Johanna. Nur wenn ich dir in die Augen sehe, kribbelt alles in mir. Du bist der Sinn in meinem Leben. Das muss doch was bedeuten, oder?” Sie seufzte und verdrehte die Augen, als hätte ich etwas falsch verstanden. Warum? Noch bevor ich allerdings fragen konnte, erhob Wind schon ihre Stimme:
“Mit Schlafen meinte ich Sex, damit wir uns auch alle richtig verstehen. Der Geschlechtsverkehr zwischen Mann und Frau.” Ich runzelte die Stirn. Dann hatte ich mir ja völlig grundlos Sorgen gemacht. Wobei. Ojee! Ich schluckte schwer. Auch das hatte ich schon mit einer Frau getan!
“Und nein. Wenn ich deine entsetzte Miene richtig deute ... Du denkst an Allie aus Mewasinas, nicht wahr? Sie zählt nicht. Sie war ganz Maschine ohne Essenz. Oder ist sonst noch etwas vorgefallen?” Ich überlegte.
“Nein.” Unsicher wechselte mein Blick zwischen Johanna und Wind hin und her. “Heißt ich bin nicht gebunden und kann es noch machen? Und wir müssen dafür nur miteinander Sex haben?” Das sollte nicht so schwer sein. Wie das ging, wusste ich ja. Bei Allie hatte ich zwar nicht viel mitbekommen, aber die Menschen früher oft genug dabei beobachtet.
“Ja.” Wind erhob sich. “Ich lasse euch dann jetzt mal alleine. Ihr solltet darüber nachdenken. Gründlich. Ich weiß, dass eine Bindung nicht aufgehoben werden kann. Ob ihr für den Rest eures Lebens zueinander gehören wollt, müsst ihr entscheiden.” Sie ging zu Tür, aber das interessierte mich nicht länger. Wenn ich mit Johanna Sex haben musste, dann wollte ich das so schnell wie möglich tun.
Eifrig schälte ich mich aus dem übergroßen weißen Hemd und der komischen Hose. Für eine Vereinigung von Mann und Frau musste man nicht zwingend nackt sein, aber die Kleidung hatte mich schon die ganze Zeit gestört. Ich mochte das Gefühl von Haut an Haut. Als wir vorhin im Bett zusammen lagen – das war unbeschreiblich schön gewesen.
Befreit von allen störenden Dingen blickte ich schließlich auf und betrachtete meine kleine Sonne. Sie hatte sich seltsamerweise nicht entkleidet. Lediglich die Arme vor der Brust verschränkt und sah mich mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte. Was hatte sie bloß? Worauf wartete sie? Wir mussten uns doch so schnell wie möglich aneinanderbinden.