Der Kuss hielt lange. Wurde von seiner Seite aus immer fordernder, während ich nur verwirrt da lag und mich küssen ließ. Warum, Hannes? Warum nutztest du meine Schwäche aus? Warum war dein Körper noch immer auf mir? Warum ... knetete deine Hand noch immer meine Brust? Ich wollte das nicht. Nein ... Ich wimmerte sogar wenig später gegen seine Lippen, als er zu fest in meine empfindliche Brustspitze kniff. Es tat weh, aber es half auch. Ja, ich konnte mich endlich aus dieser Lähmung befreien. Bestimmend drückte ich seine Hand weg und auch gegen seinen Oberkörper, wodurch er schließlich diesen verdammten Kuss unterbrach. Gut so!
“Runter von mir”, keuch-schniefte ich dabei angestrengt. Ich brauchte unbedingt Abstand – Abstand zwischen uns. Dringend! “Und was ist wenn nicht?”, fragte er und sah mich eindringlich an. Ich hingegen verstand die Frage nicht. “W-was meinst du? Bitte, Hannes, geh runter von mir.” Meine Worte interessierten ihn herzlich wenig ... ja, er packte nun mit beiden Händen meine Brüste und quetschte diese – schmerzhaft. Ich wimmerte auf und versuchte zugleich, seine Arme wieder von mir zu bekommen. “Bitte, Hannes. Hör auf!” “Tz! Weißt du was ich wegen dir durchgemacht habe, Dezeria? Weißt du, was dein Hiersein für mich bedeutet?” “Nein”, schüttelte ich verwirrt den Kopf und drückte weiter gegen ihn. “Ich weiß nicht was du meinst ... ich will das nicht. Warum bist du so zu mir?” “Das fragst du ernsthaft? Ich habe mich immer um dich bemüht. Ich habe dir sogar unzählige Gedichte geschrieben ... und so dankst du es mir? Deinetwegen hat man mich gefoltert, Weib! Du bist einfach von mir fortgelaufen und hast den Grafen geheiratet, anstatt mit mir zu leben – mit mir diese Stadt zu verlassen!”
Meine Augen wurden groß. “Was redest du da?”, fragte ich nun ernsthaft zornig werdend. Ich begann unter ihm zu zappeln und wollte jetzt nur noch, dass er von mir runter ging. Er jedoch blieb hartnäckig auf mir liegen und gab mir einen erneuten Kuss. Missbilligend drehte ich meinen Kopf zur Seite, was ihn allerdings nur zum Schmunzeln brachte. “Ich will dich”, hauchte er in mein Ohr, was mir einen regelrechten Schauer verpasste und die Angst in mir entfachte. “Du bist es mir schuldig”, fügte er noch hinten an, was mein Unwohlsein nur noch steigerte.
“Bitte was? Ich bin niemandes Hure!”, zischte ich wütend und zog mein Knie an, rammte es ihm mit voller Wucht in den Schritt. Er fluchte und rollte augenblicklich von mir runter – krümmte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht im Bett. Ich machte sofort, dass ich von ihm wegkam. Hastete aus dem Zimmer und lief den Flur entlang ... stoppte dann allerdings vor der Haustüre. Ich hielt den Griff zitternd umfasst – ja ich konnte gehen. Der Schlüssel steckte, aber wohin sollte ich?
“Was ist jetzt, Dezeria? Willst du etwa rauslaufen?”, fragte er spöttisch, als er sich wankend näherte. “Du hast mir weh getan, dies hätte ich dir gar nicht zugetraut.” “Es tut mir leid”, sagte ich rein aus Gewohnheit, ehe mir der Grund dafür wieder in den Sinn kam. “Du hast mich angefasst. Ich hatte dich mehrfach gebeten, es sein zu lassen. Das kenne ich im übrigen auch nicht von dir! Was ist nur in dich gefahren?!” “In mich? Ich liebe dich, du einfältiges Weibsbild! Es ist dir vermutlich nur nie aufgefallen, weil du mich nur immer ignoriert hast!” Ich sah ihn ungläubig an. Er war in mich verliebt? Nein, das konnte nicht sein ...
“Bleib weg oder ich gehe!”, drohte ich verwirrt von seiner Aussage, weil er immer näher kam. Ich wusste auch sonst nicht, was ich anderes hätte sagen sollen. Er blieb stehen und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Der Schmerz in seiner Leistengegend schien ihn nicht mehr länger zu belasten. “Sie werden mich töten, wenn du das tust. Töten, hörst du?!” Ich zuckte zusammen und ließ prompt den Türgriff los. “Wer? Der Graf?”, keuchte ich schockiert. “Wieso sollte er dich töten?” “Nicht dein werter Graf, sondern Hellkus. Er machte mir deutlich, was passiert, wenn ich dir noch einmal begegnen würde”, sprach er knurrig und deutete auf seinen Körper – zuletzt noch mal deutlich auf sein verdecktes Auge. Ich schluckte. Warum sollte Hannes sterben, wenn er mich sah? Bei Cor und Del, was tat ich hier eigentlich? Wollte ich gerade ernsthaft auf die offene Straße laufen? Jeder hätte mich gesehen und sofort eingefangen. Gott, was sollte ich jetzt machen? Planlos starrte ich ins Leere und dann packte mich Hannes. Er zog mich ruckartig an seine breite Brust und umarmte mich, sodass mir fast die Luft wegblieb.
“Nun, Dezeria? Du bleibst also doch lieber bei mir?”, hauchte er von hinten und küsste anschließend meinen Nacken. Besitzergreifend drückte er als Nächstes meine Brüste und mir liefen unweigerlich die Tränen. “Nicht weinen, meine Schöne. Ich werde dich beschützen. Ich werde nicht zulassen, dass der Graf dich bekommt ... allerdings werde ich auch nehmen, was mir zusteht.” So schnell konnte ich gar nicht reagieren, wie er mich nun herum wirbelte und gegen das nächstbeste Möbelstück presste.
“Hannes? Was tust du? Ich gehöre dir nicht”, brachte ich irgendwie zitternd hervor, aber dies schien sein Vorhaben nur noch zu befeuern. Er hielt mich unerbittlich zwischen sich und dem Wandschrank gefangen. “Du bist mein, Dezeria! Kein anderer Mann hat ein Anrecht auf dich, hörst du? Ich kenn dich schon so lange – bin mit dir aufgewachsen. Verdammt! Ich wollte dich heiraten!” “W-was redest du da? B-bitte hör auf!”, stotterte ich und verfolgte panisch, wie er den Verschluss seiner Hose öffnete.
“Ich will dich kosten ... Der Graf hat es sicherlich schon, nicht wahr? Du bist also nicht mehr rein – wer außer dem, der dich liebt, würde dich da noch nehmen?” “Hör auf!”, sprach ich nun definitiv richtig wütend und stieß ihn mit aller Kraft von mir. “Ich wollte kein Sex mit ihm! Er hat mich mit irgendwelchen Drogen willig gemacht! Ich will auch nichts von dir! Zieh di–” Er überwand den wenigen Abstand zwischen uns, umfasste mein Gesicht und küsste mich stürmisch.
“Lass das!”, schimpfte ich, als ich ihn nach einem Moment endlich wieder wegdrücken konnte. “Was? Bin ich dir nicht gut genug? Du kannst nirgends hin Dezeria, du bist auf mich angewiesen. Ich will dir doch nichts böses ... versteh das doch!” “Ich versteh gar nicht mehr! Wieso bist du so? Weil du mich jetzt liebst – mich heiraten wolltest? Das gibt dir doch kein Recht mich so zu behandeln! Gott! Und zieh deine Hose wieder hoch!” “Pff! Mach doch mal die Augen auf! Sie folterten mich, weil du abgehauen bist! Ich habe die Prügel für dich eingesteckt und du heiratest einfach den Grafen als Dank dafür? Und nun? Nun bist du wieder hier bei mir ... dies bedeutet meinen sicheren Tod! Mag sein, dass du das nicht begreifst, aber ich will dich, Dezeria! Ich habe dich schon immer gewollt! Und wenn ich sowieso bald tot bin, dann will ich dir wenigstens hier und jetzt meine Liebe gestehen – ich will derjenige sein, der dich hält ... Der deine Haut berührt ... Der dich küsst ...” Nach diesen Worten presste er seine Lippen gierig auf die meinen. Ich ... ich wusste nicht, was ich machen oder sagen sollte. Er drückte mich fester gegen das Holz und wühlte dabei den Stoff meines Kleides hinauf. O Gott! Was sollte ich machen? Er konnte doch nicht ernsthaft hier und jetzt, mit mir schlafen wollen ...
“Tu es nicht ... bitte”, keuchte ich atemlos, als er nun meinen Hals entlang knabberte. Er hörte jedoch nicht auf und zog geschwind meine Unterwäsche hinab. Nein, ich konnte das nicht! Ich stemmte meine Hände gegen seinen Oberkörper und presste die Beine zusammen. “Wovor hast du Angst?” “Ich weiß nicht ... es ist nicht richtig – fühlt sich falsch an. Hannes ... du-du bist doch mein Freund. Bitte ...” Gott, ich war unfähig, auch nur irgendwas Vernünftiges zu sagen oder ein Machtwort zu sprechen. Ich sollte ihm eine Ohrfeige verpassen – sollte ihn anschreien und ... weglaufen? Und dann? Wohin? Mit Blick auf die ganzen Prellungen auf seinem Körper, ja, das würde mir auch passieren, oder? Gott, was würden sie nur mit mir machen, wenn sie mich wieder hatten? Unweigerlich kam die Erinnerung an die Peitschenhiebe zurück ...
“Niemand wird dir hier helfen, Dezeria. Du hast nur noch mich”, flüsterte er gegen meinen Hals und winkelte mein linkes Bein an. “Ich liebe dich”, sprach er und drang dann einfach in mich ein. Ich kniff die Augen zusammen ... Gott, was passierte hier nur? Liebe? Nein ... ich liebte dich nicht Hannes. Liebe war für mich nicht das hier – nicht Sex. Liebe war keine Schuld, die man begleichen musste. Keine Bezahlung ... Keine Entschuldigung. Nichts, was man einfach von jemandem fordern oder sich holen konnte. Ja, ich wusste nicht wirklich, was ich von einem Mann, der mich liebte, erwarten würde. Aber das hier, Hannes, das war es definitiv nicht!
Ich spürte dein heißes Geschlecht in mir. Fühlte deine Hände, wie sie weiter mein Kleid hinaufschoben – wie deine Finger meine Brüste aus dem BH befreiten. Ich hörte mein hastiges Atmen und dein weiteres Geflüster von Liebe ... aber es erreichte nicht mein Herz. Ja, selbst wenn ich dich wohl geliebt hätte, so wäre in meiner Seele dafür gerade kein Platz. Ich war immer noch fix und fertig von dem ganzen schrecklichen Chaos, welches da mein Leben beherrschte. Ich war so unendlich traurig, verwirrt und voller Selbsthass. Wieso? Wieso Hannes, konntest du mir in diesem Moment nicht einfach nur ein Freund sein, so wie sonst auch? Warum konntest du mich nicht im Arm halten? Mir nur freundlich Gesellschaft leisten? Mich trösten ...
Warum musste es nur so kommen? Du warst immer so nett zu mir und meinen Eltern gewesen. Du hattest meinem Vater oft beim Schleppen der schweren Mehlsäcke geholfen. Oder ihm auch mehr Arbeit abgenommen, als er sich den Rücken verknackste. Meiner Mutter hattest du auch mal beim Stand ausgeholfen, als diese erkrankt war. Du warst immer freundlich und hilfsbereit, ja, dieses Bild hatte ich von dir ... ein Bild, welches nun in Scherben zu meinen Füßen lag. Warum? Warum musstest du mir dies nun auch noch antun?
“Arme hoch”, befahlst du irgendwann, um mir mein Kleid komplett auszuziehen. Ja. Ich gehorchte dir, was dich dazu brachte, mich leidenschaftlicher zu küssen. Aber Hannes, ich liebte dich deswegen nicht. Was hatte ich schon für eine Wahl? Du hattest recht, dass ich nur noch dich hatte. Nur du mir helfen konntest, aber ... war es das hier wert? Deine Hüfte stieß immer schneller zu, was mich aufkeuchen ließ. Ich fühlte unfassbare Hitze und ein Brennen in meiner Scham – du warst zu grob und wenig zartfühlend. An das erste Mal mit dem Grafen erinnerte ich mich kaum ... also war das hier jetzt mein erstes richtiges Mal?
“Ich liebe dich”, hörte ich dich erneut gegen meine Haut flüstern, aber es wurde dadurch nicht wahrer, nur weil du es dauernd wiederholtest. Ich würde ganz sicher nie etwas tun, was mein Geliebter nicht auch wollen würde. Aber dir war das egal Hannes, oder? Du ignoriertest meine Tränen, ja, du hattest nur Augen für meine Brüste. Du wolltest meine Liebe nicht, sondern nur meinen Körper. Du warst also nicht anders als der Graf, oder?
“Komm Dezeria, sag, dass es dir gefällt”, sprachst du angestrengt und ließest gleichsam eine Hand meinen Bauch hinabgleiten. Gott, du berührtest jenen Punkt, den auch ich immer benutzte, wenn ich mir selbst Erlösung verschaffte. Wieso wolltest du, dass ich auch etwas hierbei empfand? Ich wollte dies nicht – wollte es abgestumpft und innerlich tot einfach nur noch hinter mich bringen, aber offensichtlich hattest du andere Pläne. Deine Stöße wurden kräftiger, wie auch das Zupfen und Reiben deiner Finger auf meinem sensiblen Fleisch. Du wolltest Lust in mir erzwingen, aber so funktionierte das nicht. Es war nur ein Reiz, den ich leidlich ertrug. Warum waren meine zitternden Hände denn bloß nicht stark genug, um dich davon abzubringen? Gott ... Hannes sag mir ... wieso?
Schließlich stöhnte ich auf vor Schmerz, als du meine empfindsame Stelle zu stark drücktest. Ich wimmerte, aber dich schien das wohl zu erfreuen. Ja, ein Lächeln kehrte in dein verschwitztes Gesicht. Dachtest du etwa, dass es mir gefiel? Nein, Hannes. Das tat es nicht. Dafür hätte ich dich lieben müssen, aber das tat ich nicht. Wie konntest du nur diesem Irrglauben erliegen, ich könnte dich durch das hier lieben lernen? Nein, das konnte ich gewiss nicht. Niemals.
[Dankeschön wieder mal an Darklover :3]