【♤】Leopolds Sicht【♤】
Ich starrte nachdenklich das Tablet auf meinem Schoß an und kontrollierte ein weiteres Mal die dort eingetragenen Testergebnisse. Ich hatte es zwar bereits vermutet, aber die Werte erstaunten mich dennoch. Dezeria war perfekt. Erschreckend perfekt. Sie war tatsächlich der Schlüssel. Das fehlende Bindungsglied, was mir bislang gefehlt hatte. Verrückt. Nach all den Jahrhunderten lag die Lösung einfach so vor mir. Im wahrsten Sinne.
Ich hob meinen Blick und betrachtete die junge Frau, welche dem gängigen Machtsystem der Rea den Untergang bringen würde. Sie lag betäubt in meinem Bett, aber das hielt nicht mehr lange an. Ihr Körper wehrte sich vehement gegen mein Blut. Bereits drei Mal hatte ich ihr neues einflößen müssen, damit mein Bann bestehen blieb. Dennoch. Je mehr ich ihr verabreichte, desto schneller befreite sie sich aus diesem erzwungenen Schlaf. Es war erstaunlich. Nein. Eigentlich passte mir das überhaupt nicht. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich sie gar nicht mehr kontrollieren konnte. Lästig.
Es brachte mich in eine Zwickmühle. Ich konnte sie aktuell nur mit Furcht beeinflussen, aber sobald meine Liebste eintraf, würde sich das erübrigen. Ich konnte sie weder anlügen, dass ich Dezeria nicht hatte, noch irgendwie verbergen. Jedenfalls nicht so, wie ich es die Jahre mit Hendrickson getan hatte. Ja. Das war auch noch so eine Baustelle, die ich dringend bereinigen musste.
Seufzend signalisierte ich der Puppe zu meiner Rechten, mir erneut angereicherten Wein einzuschenken. Ich brauchte etwas stärkere Zerstreuung. Jene Art geistigen Dämpfer, den nur konzentrierter Alkohol bei mir auslöste, wenn ich es denn wollte. Aktuell kam ich auf keine brauchbaren Gedanken und erhoffte mir dadurch einen neuen Blickwinkel.
Dass sich meine Liebste noch nicht in meiner unmittelbaren Nähe befand, setzte mir immer weiter zu. Geistiger Zerfall. Es war eine Sache, wenn wir uns mitten in einem Spiel befanden und ich ihr dadurch fern bleiben musste oder nur im Verborgenen mit ihr agieren konnte. Aber seit sie ihre Hülle eingenommen hatte, war es etwas anderes. Ich wollte mich an ihr laben. Sie berühren. Unterwerfen. Alles von ihr verschlingen. Dieses Gefühl berauschte mich auf eine Weise, wie es keine Droge vermochte.
Hastig führte ich das bauchige Glas zu meinen Lippen und trank die edle rote Flüssigkeit in einem Zug aus. Ich schmeckte kaum etwas von dem beerigen Aroma und auch der feine Duft von rauchigen Blüten ging völlig an mir vorbei. Unbedeutend. Meine Aufmerksamkeit galt meiner Hand. Eine schwarze Klaue mit langen gebogenen Krallen, die das Diamantglas an einigen Stellen bereits angekratzt hatten. Kontrollverlust. Das war unschön. Essenz neigte gerne mal dazu, sich voll und ganz auszuleben. Bei meiner Stärke wäre sowas jedoch für das Schiff und sämtlichen Insassen alles andere als gesund.
Ich lächelte und zwang meine menschliche Gestalt zurück an die Oberfläche. Ich liebte dieses bittersüße Gefühl von Zwiespalt. Chaos. Dem Beginn einer nahenden Katastrophe. Leider durfte ich mich dem nicht allzu lange hingeben. Jedenfalls nicht gerade dann, wenn ich mit meinen Bots nebenbei noch Aufgaben erledigte. Andernfalls würden diese in sich zusammenfallen und das wäre unvorteilhaft. Ich brauchte aktuell jeden von ihnen.
Zwar funktionierte Tyschka sowie sämtliche Bedienstete wieder einwandfrei, dennoch verblieb ich mit einer Kopie vorsichtshalber im Kontrollraum und behielt den Quellcode auf den Monitoren im Auge. Ich wollte keine neuen Verzögerungen oder Überraschungen in diesem Bereich erleben.
Auch die Aufbereitungsanlage durfte ich nicht alleine lassen. Gerade jetzt befand sich der gezüchtete Körper, welchen ich aus Dezerias DNA gewonnen hatte, in einer kritischen Phase. In den nächsten Minuten entschied sich, ob das Gewebe den gefüllten Bleasta annahm oder nicht. Ich war schon gespannt, ob der Kristall nur Eisessenz beinhaltete oder sich darin noch eine Seele befand. Die wirren Messwerte machten es wirklich aufregend. Bisher war noch beides möglich.
Im Sicherheitstrakt dagegen gab es nichts Neues. Ich hatte noch keine Entscheidung über Ikathe getroffen. Hier könnte ich theoretisch Ressourcen sparen und die Kopie von mir auflösen – entschied mich dann aber doch dagegen. Ich wollte sie nicht alleine lassen. Irgendwie mochte ich mein neues Kind. Sie war unterhaltsam. Interessant.
Noch immer stand sie ohne einen Hauch von Bewegung inmitten ihrer Zelle und hatte die Augen geschlossen. Man könnte meinen, dass sie ruhte oder die Puppe heruntergefahren hatte, aber das täuschte gewaltig. Mit meinen feinen Sinnen konnte ich jedes elektronische Signal von ihr wahrnehmen. Die Hülle mochte keine Aktivität nach außen hin zeigen, aber innerlich lief sie auf Hochtouren. Sie stelle immense Berechnungen an.
Ich schmunzelte. Es machte mich neugierig. Ob sie schon die ersten Sicherheitslücken in der Maugeri gefunden hatte? Ein Plan erdachte, wie sie der Gefangenschaft wieder entkommen konnte? Ich war gespannt. Auch in der Hinsicht, ob sie vom Verhalten mehr nach mir oder nach meiner Liebsten kommen würde.
Ich konnte es kaum erwarten, ihren Charakter zu ergründen. Leider musste ich mich dafür noch in Geduld üben. Solange sie noch nicht zu sich selbst gefunden hatte, konnte ein verfrühtes Gespräch negative Auswirkungen auf ihren Verstand haben. Ihr Wesen musste erst den Unterschied zwischen dem Digitalen und dem Körperlichen realisieren. Das war wichtig. Wenn sie diesen Schritt schaffte und auch den nötigen Biss besaß, mir zu trotzen, würde ich sie behalten. Durfte sie leben.
Anders als diese Militäridioten. Genervt schwenkte meine Aufmerksamkeit zu eben jenem Bot, welcher sich in der Versammlung der Lataff befand. Eine lästige, aber notwendige Veranstaltung, die zum Glück nun ihr Ende fand.
Länger als nötig hatten sich die 35 Männer, die zusammen mit mir an einem großen Rundtisch saßen, Zeit genommen, um über ihre Gesinnung nachzudenken und sich für eine der beiden Parteien zu entscheiden. Entweder man wollte am alten Weg der Rea und die damit verbundenen Regeln sowie Gesetze festhalten oder dem Blut entsagen und sich den Oht’esch anschließen. Es gab in dieser Hinsicht keine Neutralität. Für niemanden. Auch nicht für die mittlere Häuserfraktion des Militärs, obwohl die feinen Herrschaften wirklich alles versucht hatten, sich davor zu drücken. Jämmerliche Feiglinge. Von den Lataff, die sämtliche Waffen und Waffenschmieden kontrollierten, hätte ich mehr Rückgrat erwartet. Ich musste sie mit diesem Treffen regelrecht dazu zwingen, mir eine klare Antwort zu geben.
Glatte 30 Kriegsgeneräle hatten sich dabei für die Oht’esch ausgesprochen und nur fünf dagegen. Eine klare Grenze zwischen Verbündeten und Feinden. Glaubten die Männer jedenfalls, aber darum ging es mir nicht. Diese Sondierung hatte einen ganz anderen Hintergrund. Es interessierte mich nicht im Geringsten, wer mir hier seine Unterstützung versicherte. Oder besser – heuchelte. Allein das Zögern sämtlicher Anwesenden hatte bereits Bände gesprochen. Niemals würde ich mich auf einen von ihnen verlassen. Nutzloses Gesindel. Sie alle waren lächerlich schwach. Nur Ungeziefer unter meinen Schuhen.
Ich wollte mit dieser Abstimmung lediglich in Erfahrung bringen, welches dieser niederen Getiere es wagen würde, sich offen gegen mich zu stellen. Fünf. Ganze fünf Häuser hielten es nicht für notwendig, vor meiner Macht zu kuschen. Das war frech. Damit hatten sie auf jeden Fall ihre weitere Lebenszeit verwirkt.
Emotionslos blickte ich auf jeden einzelnen dieser Männer. Obwohl sie nur zu der Mittelklasse der Lataff gehörten, prangten vielerlei Orden auf ihren fein säuberlichen Anzügen. Offensichtlich wahre Talente auf ihrem Gebiet. Sie hätten es eigentlich besser wissen müssen. Mich verärgerte man nie ungestraft. Ich hasste Respektlosigkeiten.
“Ich erkläre die Versammlung hiermit für beendet.” Adele schloss ihr altmodisches gebundenes Buch und sah von ihrem Logenplatz herab auf die Menge. “Sie dürfen sich zu ihren Schiffen begeben. Die Richtlinien für den Abflug sind dieselben wie bei der Ankunft. Jedwede Waffenkonstrukte bleiben innerhalb der Friedenszone deaktiviert. Die Regeere ahndet jeden noch so kleinen Verstoß.” Ein zustimmendes Gemurmel erfüllte den Raum und im Nu erhoben sich sämtliche Leute, um sich auf den Weg zu machen. Alle. Bis auf mich.
Ich blieb auf meinem Platz und schwenkte langsam mein Weinglas – beobachtete das Treiben. Einige huschten an mir vorbei und trauten sich nicht einmal, mir in die Augen zu sehen. Amüsant. Anders die fünf Häuser, die mir heute den Respekt verweigert hatten. Sie blieben unhöflich bis zum Schluss, indem sie mir abfällige Blicke zuwarfen. Glaubten sie ernsthaft, das hätte kein Nachspiel oder wollten sie sich absichtlich mit mir messen? Arme Irre.
Als die letzten Kriegsgeneräle den Versammlungsplatz verlassen hatten, leerte ich mein Glas und erhob mich ebenso. Da mein Körper an diesem Ort nur eine Kopie war, konnte ich ihn jederzeit lösen. Dennoch mied ich es, dies vor anderen Augen zu tun. Dass ich mich teilen konnte, wussten nur wenige und einen derartigen taktischen Vorteil musste man nicht unbedingt jedem unter die Nase reiben.
“War das Treffen nach Euren Vorstellungen, werter Re’Nya’Ca Fyl. Leopold Weckmelan?” Ich drehte herum und erblickte Adele, die mit wiegenden Hüften auf mich zu Schritt, während sie das dicke Buch auf ihrem Unterarm abstützte und etwas hineinschrieb.
“Seht Ihr das anders? Die Mehrheit hat sich gegen das bestehende Machtsystem ausgesprochen”, erwiderte ich monoton und zeigte mich desinteressiert, obwohl ich schon immer ein solches Druckwerk haben wollte. Die Regeere verzichte zu großen Teilen auf digitale Mitschriften, was es unglaublich erschwerte, an ihre Informationen zu gelangen. Jedwede Elektronik konnte ich manipulieren – Dateien lesen und umschreiben. Nur bei diesem dummen Papier war ich aufgeschmissen. Äußerst lästig.
“Ich sah vielerlei Dinge.” Sie blieb vor mir stehen, schlug das Buch zu und blickte auf. “Ob das Machtsystem letztlich steht oder fällt ... wird sich zeigen.” Mit dieser nichtssagenden Antwort hatte ich gerechnet.
“Neutral wie immer.” Ich griff in meine Manteltasche und aktivierte den darin befindlichen Hex-Würfel. Ich wollte nicht, dass die Rea eventuell durch ihre Augen sehen konnten. “Fürchtet die Regeere diesen Umbruch? Immerhin würde dieser Wechsel auch euch betreffen.” Ich holte die rhythmisch leuchtende Tec hervor und zeigte sie ihr.
“Eine Unterbrechung der Verbindung ist nicht gestattet!” Sie drückte das Buch fest an ihre Brust und musterte mich misstrauisch. Verständlich. Die allgegenwärtige Überwachung zu stören war verboten und dass ich es ausgerechnet vor einer Abgesandten des Rechtssystems tat, kam einer Missachtung an sämtlichen Regeln gleich. Darauf stand die Todesstrafe – jedenfalls für normale Reas.
“Was würde es mich kosten, um einen Blick in dein Schriftgut zu werfen?” Ich spielte nur. Reine Provokation. Kein Mitglied der Regeere würde jemals solche wichtigen Interna preisgeben. Ein Buch konnte man nur bekommen, wenn man den Träger tötete. Und selbst das war eine sinnlose Aktion.
“Es gibt keinen Preis.” Sie rümpfte abfällig die Nase, als hätte sich zwischen uns plötzlich der Rang verändert und sie würde statt meiner den höheren bekleiden. Niedlich. “Allein danach zu fragen ist eine bodenlose Unverschämtheit.” Da hatte sie natürlich Recht, aber das bedeutete mir wenig. Zeit, ihr auf den Zahn zu fühlen.
“Du trägst zwei Essenzen, nicht wahr?” Ihre jetzige Reaktion war entscheidend. Wenn meine Vermutung stimmte, dann gehörte sie nicht zu dem normalen Reigen und dies bedeutete eine weitere Spielfigur für mich. Jede Anomalie ließ sich gegen das bestehende System richten. Jede.
“Zwei Essenzen?” Sie hob die rechte Augenbraue, ließ sich aber ansonsten keine Gefühlsregung ansehen. “Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht.” Süß, aber man konnte mich nicht täuschen. Entweder trug sie oder ihr Partner einen Elementar in sich. Ich war ihr schon einmal bei Hofe begegnet und hatte es damals gespürt, so wie ich auch jetzt diese Schwingungen wahrnehmen konnte. Wenn ich mit meinem echten Körper hier wäre, hätte ich es sofort gewusst. Eine Kopie hatte eben auch ihre Nachteile. Alle meine Sinne waren abgestumpft und je größer die Distanz zum Original, desto schlimmer wurde es.
“Ich bin mir sicher, dass du genau weißt, worauf ich hinaus will, Zn’Nohra Adele Galwas.” Ich lächelte, umfasste blitzschnell ihre Kehle und drückte zu. Nicht stark. Es sollte eine reine Drohgebärde sein. “Mir etwas vorzumachen ist sinnlos. Ich kann es spüren, dass du nicht der Norm entsprichst. Niemand aus der Regeere hat mehrere Essenzen erhalten, dies allein zeigt schon dein mittelständiger Name. Zudem vergeben die Augonen solche Macht nur, wenn sie eine bessere Version kreieren und du gehörst ganz sicher nicht dazu.” Ihre blaugrauen Augen sahen mich ohne Furcht an. Durch die Berührung ihrer Haut konnte ich auch ihren Herzschlag wahrnehmen. Ruhig pochte es in einem gleichmäßigen Takt und – da war noch mehr. Ein Echo. Schwach, aber unverkennbar. Schwanger.
“Ihr sprecht in Rätseln. Natürlich habe ich nur eine Essenz–” Mein Druck erhöhte sich. Diesen Unsinn wollte ich nicht hören. Wenn sie ein Kind im Leibe trug, konnte es gar nicht anders sein. Irrtum ausgeschlossen.
“M-ein Tod w-wird Euch ni-chts ... nützen”, gab sie halb erstickt von sich und presste das Buch enger an ihre Brust. Vermutlich dachte sie immer noch, dass es mir darum ging. Aber das war gerade nur nebensächlich. Um ihr nicht ernsthaft zu schaden, ließ ich von ihr ab. Hastig sog sie den dringend benötigten Sauerstoff in ihre Lungen.
“So-bald ... Sobald ich sterbe ... werden die In-Inschriften erlöschen. Ihr ... erreicht also gar nichts”, keuchte sie, behielt aber ansonsten ihre kühle Fassung aufrecht. Starrsinniges Weib. Wusste sie es etwa nicht? Oder war sie gar normal und es ging einzig und allein von ihrem Partner aus? Seufzend verschränkte ich die Arme hinter meinem Rücken und musterte sie emotionslos.
“Ich weiß um die Sicherheitsvorkehrungen eurer Bücher, andernfalls hätte ich einen von euch längst umgebracht und euer Wissen meinem Besitz hinzugefügt. Es geht mir im Augenblick um deine Schwangerschaft.” Ihr Stirnrunzeln daraufhin sprach Bände. Sie wusste es wirklich nicht und ihr Partner war verrückt, wenn er glaubte, sie nicht mit einzuweihen. Noch mochte man es ihrer Figur nicht ansehen, aber das würde nicht so bleiben. Die Rea besaßen im Großen und Ganzen dieselben Körpermaße. Ein runder Bauch würde extrem aus der breiten Masse hervorstechen. Da half auch weitere Kleidung nicht.
“So ein Unsinn. Schwanger? Ich? Als wenn so etwas gehen würde. Die Augonen formen Kinder für einen, aber dies auch nur dann, wenn man die Anträge genehmigt bekommt und die entsprechende horrende Summe zahlt. Ich weiß selbstverständlich um die Geschichte Eures Sohnes, jedoch unterscheidet sich das für mich nicht von dem, was die Augonen in ihren Institutionen tätigen. Ihr habt keine Partnerin an Eurer Seite. Ein Rea aus einem Labor ist kein Durchbruch in unserer Geschichte, sondern das normalste der Welt. Sicherlich unterstützt Ihr die Bewegung der Oht’esch auch nur, weil Euch mit Eurer Unsterblichkeit langweilig wird.”
Diese Worte zu hören war für mich nichts Neues. Diese Ansicht teilten viele. Auch ich hatte lange Zeit darüber nachgedacht, warum ich mich mit diesem Unsinn überhaupt befasste. Die Rea wirtschafteten sich in den eigenen Ruin – würden zweifellos irgendwann aussterben. Es könnte mir egaler nicht sein. Die Antwort war jedoch simpel. Meine Liebste wollte eine solche Welt nicht. Und wenn sie sich an den gängigen Machtsystemen störte, würde ich diese eben abschaffen. So einfach war das.
Mein erster Vorschlag dazu, hatte ihr allerdings nicht gefallen. Ich verstand bis heute nicht, wieso sie auf eine friedliche Lösung bestand. Die einfachste und vor allem schnellste Methode wäre, jeden der sich gegen einen stellte, umzubringen. Aber nein. Es musste der nervigere und steinigere Weg sein. Diplomatie. So wenig Verluste wie möglich. Ich hasste das. Was tat ich nicht alles, um ihr zu gefallen.
“Wer ist dein Partner?” Wenn Adele keine Ahnung hatte, dann definitiv der Mann in ihrem Leben. Selbst wenn es nur ein einmaliges Treffen gewesen wäre, würde sie sich hundertprozentig an den Kerl erinnern. Sex zwischen passenden Essenzen konnte man nicht vergessen.
“Ich gehöre zur Regeere!” Ihre Empörung war niedlich anzusehen. “Solange ich mein Amt bekleide, gibt es keine Partnerschaft. Für meine Arbeit brauche ich einen ausgeglichenen Geist und Körper. Ich habe keine Zeit, mich derart einnehmen zu lassen.” Ich grinste breit. Also ein Mann, der ihr zufällig über den Weg gelaufen war oder einer aus diesen freizügigen Feierlichkeiten, die bei Hofe ständig stattfanden. Hoffentlich hatte dieser Idiot ihr auch seinem richtigen Namen genannt.
“Dann formuliere ich anders. Ich brauche den Namen des Mannes, der mit dir zuletzt rumgevögelt hat.” Ihre Augen verengten sich und Trotz kehrte in ihr Gesicht. Ach bitte. Wollte sie das jetzt auch noch abstreiten?
“Ich wüsste zwar nicht, was Euch das angeht, aber da gibt es niemanden.” Ich schnaufte genervt. Jetzt wurde es lächerlich. Wenn sie kein Kind in sich tragen würde, hätte ich längst mein Blut in sie getrieben und mir die Informationen selbst aus ihrem Verstand gezogen. Aber zum Glück gab es da einen einfachen Test, der sie umgehend lügen strafen würde.
“Wenn dem so ist ... Zieh dich aus. Ich will dich.” Ihre Augen weiteten sich.
“Wie bitte?” Ungläubig musterte sie mich und betete sicherlich inständig dafür, dass sie sich verhört hatte. Ein breites Lächeln zog in mein Gesicht. Ich liebte solche Reaktionen.
“Ausziehen. Anschließend legst du dich auf den Tisch, damit ich dich nach belieben benutzen kann.“ Unmissverständlicher ging es wohl kaum und zufrieden sah ich dabei zu, wie sie schwer schluckte. Wenn ich etwas wollte, dann musste jeder gehorchen. Ich war der höchste Rea – konnte alles und jeden haben. Ein unumstößliches Gesetz und dies kannte sie natürlich auswendig. Sie hatte zu gehorchen, egal ob es ihr passte oder nicht. Es war ihre Pflicht, mir sexuell gefällig zu sein.
Im ersten Moment sah es auch tatsächlich so aus, als würde sie dem nachkommen. Sie drehte herum und Schritt zum besagten Tisch. Jedoch wurden ihre Bewegungen zunehmend langsamer. Unsicherer.
Schließlich legte sie das Buch auf das dunkle Holz und starrte unschlüssig auf den Einband. Sie wollte gehorchen, aber die Essenz versuchte bereits, dem entgegenzuwirken. Es war ehrlich amüsant ihren inneren Kampf zu beobachten. Sie war sowas von eindeutig an diesen Kerl gebunden, dass ich am liebsten laut losgelacht hätte.
Ich kannte ihr Dilemma nur zu gut. Auch bei mir machte sich dieser Zwang bemerkbar, obwohl ich mich mit meiner Liebsten bislang nicht vollständig einen konnte. Ich war gespannt, wie lange Adele dieses Spiel noch durchhielt. Sicherlich würde sie es nicht einmal schaffen, sich vor mir zu entkleiden. Der Körper stieß fremde Essenz ab und allein die Vorstellung, es mit einem anderen zu treiben, bereitete einem körperlich Schmerzen. Körperliche sowie seelische.