“Ich liebe dich nicht”, sprach ich diese unumstößliche Wahrheit aus. “Ich liebe dich ganz sicher nicht!”, betonte ich es noch einmal stärker, ehe ich meine Hand wieder von ihrem Mund nahm. Dezeria hatte einen zutiefst verwirrten Gesichtsausdruck, wobei ich vermutlich gerade genauso aussah. Verfluchte Scheiße, was tat ich hier?! Ich liebte sie nicht! Frustriert drehte ich mich herum und raufte mir die Haare.
“Du solltest jetzt gehen”, entschied ich, denn dass sie noch länger hier in meiner Nähe war, ging gar nicht! Ich erstickte förmlich daran. “Nackt. In einer Herbstnacht? Danke, aber ich dachte du würdest mich selbst töten und es nicht den eisigen Temperaturen überlassen.” Meine Mundwinkel zuckten unwillkürlich von dieser vor Sarkasmus triefenden Äußerung. Es würde mir echt schwerfallen, dir zukünftig fern zu bleiben. “Ich versteh dich einfach nicht. Warum hast du da–” “Dezeria”, unterbrach ich sie mitten im Satz und drehte mich langsam herum, “ich kann dir keine Antwort auf deine Fragen geben, weil ich die Antwort nicht weiß. Es gibt keine Antwort, verstehst du? Ich helfe dir soweit ich kann und das war's auch schon. Ich mache es einfach so, verstehst du? Ohne Grund oder einem Vorteil oder einer Wette.” “Tut mir leid, aber das verstehe ich nicht ... Können ... können wir nicht einfach hier verschwinden? Mit deiner Adelstechnik hier? Mit diesem ganzen Zauber?”
Ich seufzte frustriert und ließ dabei meine Augen langsam über ihren Körper gleiten. “Nein, das geht nicht.” “Und wieso nicht? Was hält dich denn bitte hier noch?”, sprach sie wieder deutlich verärgerter und verschränkte ihre Arme, um mir die Aussicht auf ihre Brüste zu verwehren. “Das Spiel.” “Und warum?! Du willst doch auch hier weg, oder nicht?” “Ich sagte doch, das geht nicht und ich werde dir jetzt auch gewiss nicht mein Leben erklären!” “Danke ... Du bist wirklich sehr hilfreich.” “Verflucht, Weib! Es reicht!”, knurrte ich und ballte die Fäuste. “Du hast wohl vergessen, wer du bist und vor allem, wer ich bin! Ich bin ein Adliger und du nur irgendeine Puppe in diesem Spiel!”
<<Klatsch>>
Ja, diese Ohrfeige hatte ich wohl verdient. Ich hätte dies auch etwas freundlicher umschreiben können, aber ... ich hatte mich schon zu sehr von dir benebeln lassen. Ich musste einen Schlussstrich ziehen. Dringend! “Du bist ein Arsch!”, schimpfte sie mit zornigen Tränen in den Augen. “Ja”, sagte ich knapp und dann konnte ich einfach nicht mehr länger widerstehen. Ich umarmte sie. Ich drückte ihren weichen, runden Körper an meinen und hoffte nur, dass dadurch endlich dieses Gefühl verschwinden würde. Aber ... nein. Es wurde schlimmer! Frustriert seufzte ich in ihr zerzaustes Haar, da nicht einmal dieser penetrante Geruch von Pferd oder dem ihres toten Freundes mich davon abhielt, noch mehr zu wollen. Viel mehr! Eng umschlungen hielt ich sie an meiner Brust gefangen – meine Arme wollten sie einfach nicht mehr freigeben. Das war doch verrückt! Aber ... es fühlte sich einfach gut an. Zu gut! Verdammt! Ich durfte nicht ... durfte ...
“Bitte, lass mich bei dir bleiben”, flüsterte sie auf einmal und legte dabei zögerlich die Hände auf meinen Rücken. Nein, Weib! Das ging nicht! “Ich brauche niemanden, der sagt, dass er mich liebt ...”, sprachst du weiter und ich konnte die Tränen förmlich in deiner Stimme hören. Du brauchtest vielleicht keinen Mann, der über Liebe schwafelte, aber du wolltest definitiv einen. Jemand, der dich deiner selbst willen liebt. Nicht wahr, Dezeria? Einen, der dir zeigt, dass du für ihn das Wichtigstes auf der Welt bist, aber das konnte ich dir nicht geben. Niemals!
“An meiner Seite wirst du grausam sterben”, sprach ich das Unvermeidliche aus. “Ich sterbe sowieso.” Verdammt, Dezeria! Wolltest du es nicht verstehen?! Ich war hier nicht der Gute! Musste ich dir das erst wieder in Erinnerung rufen? Schön! Meine Hände rutschten deinen Rücken hinab und packten grob deine Pobacken. Ja, ich knetete deinen prallen Arsch und presste dich dabei provozierend gegen meinen Schritt, was dich schwer keuchen ließ. Deine Finger verkrallten sich in meinen Anzug und deine Muskeln begannen zu zittern. Ja, das war keine Erregung, sondern Angst. Gut. Du hattest also begriffen. Ich war nicht anders, als all die anderen hier und dies solltest du nie vergessen, Dezeria. Ich brannte schon die ganze Zeit so entsetzlich darauf, über dich herzufallen, dass es schon an Wahnsinn glich. Ich wollte mich brutal in dich hinein stoßen und dich so hart vögeln, bis du davon in Ohnmacht fällst. Aber, ich tat es nicht ...
Ich ließ deinen Hintern wieder los und drückte dich ein Stück weit von mir, um dir ins Gesicht sehen zu können. Deutlich sah ich die Furcht und Verzweiflung in dir ... so ist es gut. So musste es sein. “Wirst du mir jetzt doch weh tun?”, fragtest du mit einer zitternden Stimme, woraufhin ich den Kopf schüttelte. “Nein, ich werde gar nichts tun.” “Warum hast du mich dann so umarmt?” Ja, was sollte ich darauf antworten? Ich wollte, dass dieses Gefühl endlich aus mir verschwand, aber mein abstruses Empfinden ging dich absolut nichts an! Verdammt noch mal, Dezeria, du hattest mich vollkommen verhext!
Meine Augen blieben, wie hypnotisiert auf deinen Lippen hängen, als du sie vermutlich für eine weitere Frage öffnetest. Ich umfasste sofort dein Gesicht und beugte mich zu dir, wodurch es dir wohl die Sprache verschlug, da kein Wort aus deinem Mund kam ... Diesem zierlichen Mund, denn ich unbedingt küssen wollte! Ja, dies wollte ich schon, als wir uns das erste Mal sahen. Ein Kuss ... nur einen Kuss ...
Mit dem letzten bisschen Restwillen schaffte ich es allerdings doch noch, nur deine Nasenspitze mit meiner zu berühren und dann völlig fertig meine Stirn an die deine zu pressen. Ich atmete angestrengt und schloss die Augen, denn bei allen Rea, was tat ich hier? Es war vollkommen unangebracht, dir so nahe zu sein. Sogar zu wollen, dir noch näher zu sein! Du warst Teil des Oswelats. Du warst der Besitz von Ludwig – seine Frau! Du warst das, was mein Vater immer wollte ... Du warst ... mein Untergang. Und trotz all dem wollte ich dich ...
Entsetzt darüber riss ich schlagartig die Augen auf und ließ dich los. Ich schritt hurtig zurück, als hätte ich mich an dir verbannt. Aber das hatte ich auch, nicht wahr? Die Erkenntnis, dass ausgerechnet ich etwas wollte ... dich wollte, versetzte mich in Panik. MICH! Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Alles schrie in mir oder hörte ich da nur schon deine Schreie, die unweigerlich folgen würden, wenn mein Vater dies herausfand? Nein!
“Ich will dich nicht!”, schimpfte ich und drehte mich herum. Fuck! Ich brauchte einen klaren Gedanken – brauchte meinen scharfen Verstand zurück! Sofort! “Heka! Aktiviere die Dusche. Feld fünf bis neun”, rief ich der künstlichen Intelligenz entgegen, wodurch direkt danach eine Bestätigung durch zwei helle Töne erfolgte. Der glatte Boden sowie die Decke bildeten eine kachelartige Oberfläche und formten binnen Sekunden einen übergroßen Duschbereich. Ich ging hinein und wischte auf dem Display an der Wand. Sofort prasselte Wasser auf mich nieder, welches ich mit einem weiteren Wink von einer angenehmen Zimmertemperatur auf Minusgrade umstellte. Ja ... ich brauchte die Kälte. Brauchte dieses Gefühl von Eis. Taubheit. Gefühllosigkeit. Ich musste das, was mich innerlich quälte, abtöten! Aber ... es funktionierte nicht. Meine Kleidung sog sich nur kontinuierlich mit Wasser voll ...
Bald schon fühlte es sich so an, als würde mich ein tonnenschweres Gewicht langsam zu Boden drücken – langsam zerquetschen. Ich schlug frustriert gegen die Wand, ehe ich meine Stirn daran lehnte. Diese bittere Kälte schaffte es nicht einmal ansatzweise, meine Hitze zu lindern. Verdammt, Dezeria! Dies war alles deine Schuld! Es war ... Meine Gedanken stoppten, weil ich plötzlich eine Berührung spürte – deine Hand auf meinem Rücken spürte. Sie brannte sich förmlich durch meinen nassen Anzug und versenkte mir sogar die Haut darunter. Verrückt ...
“Reznick?”, hörte ich deine verunsicherte Stimme durch den prasselnden Regenschauer und dann erst realisierte ich richtig, dass du hier bei mir standest. Nackt, während eiskaltes Wasser über uns hinweg floss. “Nicht! Du holst dir noch den Tod!”, schimpfte ich, wechselte schnell auf warmes Wasser und drehte mich herum. “Dein Verhalten verwirrt mich ... Wieso stehst du hier in diesem nicht endenden Wasser, das wie Regen von dieser magischen Decke fällt?” Ich schmunzelte obgleich dieser Beschreibung. “Um nachzudenken”, antwortete ich dann allerdings bemüht emotionslos und starrte sie an. O Mann, wie kleine und große Rinnsale ihren Körper hinab glitten, raubte mir glatt den Atem.
“Darf ich denn jetzt bei dir bleiben?” “Nein!” “Wieso nicht?” Ich stöhnte genervt und packte sie dann mit einer Hand an der Kehle sowie mit der anderen an ihre üppige Brust. Ich war grob. Ich war nicht zärtlich und doch, versuchte ich sie nicht zu verletzen. Es sollte sie lediglich einschüchtern – sollte ihr klar machen, dass ich nicht ihr Retter war! “Du willst wissen wieso nicht?, weil es meinem Vater tierischen Spaß machen wird, dich zu quälen und mich dabei zusehen zu lassen! Deswegen!” “Sagtest du deshalb, dass ich an deiner Seite grausam sterben werde? Weil deine Familie mich töten würde? Du selbst würdest mir aber nichts an tun?” Ich runzelte verwirrt die Stirn. Du warst nicht eingeschüchtert von meiner Geste ... und deine Augen! Blau ... Sie waren von solcher Farbintensität, dass diese schon fast leuchteten, wie es sonst nur der eine Mond hier vermochte. Stimmt ... das mit diesem Mondgott hatte ich schon wieder vollkommen vergessen. Warst nicht vielleicht sogar du dieser Gott, Dezeria? Ich glaubte es fast, denn keine einfache Frau könnte mich je so einnehmen, wie du es wohl getan hattest. Wie konnte sich deine Brust in meiner Hand nur so gut anfühlen?
“Du sagtest am Anfang mal, ich könnte mich entscheiden. Ich habe mich entschieden. Ich möchte bei dir bleiben, weil ... weil du der Einzige bist, der mir irgendwie hilft, obwohl er selbst gefangen ist.” “Nein, Dezeria, sag das nicht”, sprach ich verzweifelt, denn du solltest Angst vor mir haben! Ich verstärkte meinen Griff, weil ich mir nicht mehr anders zu helfen wusste. Ja! Diesmal wollte ich dir weh tun! Wollte ... Verflucht! Ich konnte es nicht! Wieso wehrtest du dich auch nicht? Wieso sahst du mich nur mit diesen unglaublichen Augen an und akzeptiertest, was auch immer ich machen würde?
“Bitte! Ich flehe dich an!”, sprachst du und legtest deine zierlichen Hände auf meine Brust. Dein Bedürfnis nach Schutz und Geborgenheit war groß, aber das kümmerte mich nicht. Weißt du auch warum? Weil es nichts mit mir zu tun hatte, nichts mit dem, was ich fühlte. Es hatte auch nichts mit deiner Entscheidung zu tun, du einfältiges Weib! Was blieb dir schon, außer mich um Hilfe anzubetteln? Ich war deine einzige Wahl und mehr war da nicht zwischen uns!
“Bitte, Reznick!”, flehtest du erneut, um mir eine Reaktion zu entlocken, aber da gab es nichts. Ich hatte bereits nein gesagt und nicht vor, mich noch mal umzuentscheiden. Ich liebte dich nicht. Ich wollte dich nicht! Ja, ich musste es mir nur immer wieder sagen, dann würde es schon funktionieren, oder? O Mann, jetzt machte ich mir schon selbst etwas vor. Hastig ließ ich dich los, weil ich spürte, wie sich deine Brustspitze an meiner Handfläche verhärtete. Was soll das, Dezeria? Wolltest du mich noch mehr mit deinem Körper reizen? Warst du verrückt?! Scheiße! Ich wollte dich, wie nichts anderes! Ja ... Ich könnte es nicht ertragen, wenn du weiter Teil dieses Spiels bleiben würdest ... Du durftest nicht zurück! Du konntest aber auch nicht hierbleiben. Verflucht!
“Bitte, Reznick! Bitte ...” “Verflucht! Sei still! Ich ... Ich muss nachdenken! Bleib ...”, ich deutete auf den Boden, “einfach hier, ja? Dusche in der Zeit.” Mit großen Schritten verließ ich den Duschbereich und warf mich klitschnass aufs nächstbeste Sofa. Frustriert rieb ich mir die Schläfe und konnte nicht fassen, was ich nun vorhatte. Ich wollte sie ernsthaft behalten?! Ich? Den Besitz beziehungsweise die Frau eines anderen Adligen? ... Ja ... wollte ich. Wollte ich wirklich, egal gegen wie viele Regeln und Gesetze dies verstieß. Sie musste mein Eigen werden, anders kam ich aus dieser Sache nicht mehr mit klarem Verstand heraus. Aber, wie sollte ich das anstellen? Scheiße! Und wie konnte ich sie nur vor meinem Vater verbergen? Ich brauchte einen Plan! Einen verdammt guten Plan!
[Lieben Dank an Darklover🥰]