Mitleidig trittst du an Bilbos Seite. „Ein heilloses Chaos, nicht wahr?“
Der Hobbit zuckt zusammen und dreht sich zu dir um. Dann schnaubt er. „Allerdings! Ich schätze die Gastfreundschaft sehr hoch, aber das … dasdasdas … das geht eindeutig zu weit!“ Er zeigt mit einem zitternden Finger um sich.
Wenn du ihm bloß verraten könntest, welches große Abenteuer vor ihm liegt! Doch Gandalfs Warnung ist dir noch deutlich im Gedächtnis. Also klopfst du Bilbo nur mitfühlend auf die Schulter und suchst nach einem Trost, der angemessener ist. „Sieh es mal so: Sie gehören zu Gandalf. Wie schlimm kann jemand sein, der ein Freund von Gandalf ist?“
„Was weiß ich!“, fährt der Hobbit auf. Er sieht sich gehetzt um, ob irgendjemand sich unerlaubterweise an ein weiteres Erbstück gewagt hat. Was für ein Spießer!
„Dieser Zauberer mit seinem Gerede von Abenteuern!“, murrt Bilbo. „Das gefällt mir alles nicht.“
„Es muss dir ja auch nicht gefallen. Es reicht, wenn du ihnen was zu Essen gibst. Am nächsten Tag sind sie weg.“ Das ist technisch gesehen nicht einmal eine Lüge.
„Was werden die Nachbarn denken …?“, murmelt Bilbo. „Zwerge. Wilde Zwerge in Beutelsend.“
„Die Nachbarn liegen doch längst im Bett. Das kriegt keiner mit!“ jetzt kannst du ihn tatsächlich mal beruhigen. „Die anderen Hobbithöhlen sind viel zu weit entfernt, als dass jemand uns hören könnte. Da brauchst du dir nun wirklich keine Sorgen zu machen.“
Bilbos Schultern sacken ein Stück nach unten. Offenbar erkennt er, dass du recht hast. Du bist dagegen einfach froh, dass du ihn beruhigen konntest.
„Es ist nur heute Abend“, murmelt Bilbo zu sich und strafft sich. „Nur heute Abend!“
„Ganz genau!“, mischst du dich ein. „Und damit alles schneller vonstatten geht, sollten wir den Zwergen vielleicht helfen. Was meinst du? Sollen wir Teller holen?“
„T-Teller?“ Bilbo sieht dich verwundert an. „Die essen nicht einfach vom Tisch?“
Du musst schmunzeln. „Im Notfall würden sie das vermutlich auch machen – aber das muss ja nun wirklich nicht sein! Ein guter Gastgeber sollte für Geschirr und Besteck sorgen.“
Bilbo nickt verständig und winkt dich ins Esszimmer, wo das Geschirr in einem hübsch verzierten Schrank steht. Der obere Teil des Schranks hat Glastüren, durch die man fein gearbeiteten Teekannen und Tassen bewundern kann, in den Schränken neben und unter der Vitrine befindet sich das weniger wertvolle Geschirr. Bilbo öffnet die Türen, starrt eine Weile auf die Auswahl und wählt dann das, was er vermutlich als das Billigste oder Unzerbrechlichste ansieht. Du nimmst alles entgegen und trägst nacheinander Teller, Schalen, Besteck und Becher an den Tisch.
Du hast zwar keinen Hunger – immerhin hast du dich gerade erst auf Bilbos Geburtstagsfeier in der Zukunft satt gegessen – doch trotzdem haben die brennenden Kerzen, die aufgetischten Speisen und die heitere Atmosphäre eine unwiderstehliche Wirkung auf dich.
Nimm in Teil 51 Platz!