Es ist sicher um die vier Uhr morgens, als Kíli dich für die letzte Wache weckt. Du streckst dich und blinzelst ein paar Mal. Es ist kalt, aber zum Glück brennt ein Feuer am Rand eures Lagers, wo auch Thorin bereits sitzt.
Euer Anführer sieht kaum auf, als du dich zu ihm gesellst. Fröstelnd reibst du deine Hände zusammen und siehst in die kleinen Flammen. Du versuchst, dein Gähnen zu unterdrücken, doch es gelingt dir nicht. Der Mond scheint am Himmel festgefroren.
Nach einer Weile reicht Thorin dir plötzlich eine Decke herüber. Du zuckst zusammen – seitdem du aufgestanden bist, zitterst du am ganzen Leib. Nachdem du dich in den Stoff gewickelt hast, wird es etwas besser.
„Danke.“
„Manchmal hilft einem die Kälte ja dabei, wach zu bleiben, aber es sollte auch besser niemand krank werden.“
„Das würde das ganze Abenteuer noch etwas gefährlicher machen.“ Du schmunzelst.
Thorin schüttelt leicht den Kopf. „Ich glaube nicht, dass es noch viel ausmacht. Ich meine, sieh uns an. Ein Haufen Kesselflicker und Spielzeugmacher, nicht viel mehr als ein Dutzend. Dazu ein Hobbit. Und wir wollen ein Königreich erobern und ganz nebenbei einen Drachen töten.“ Er lacht leise. „Was macht da etwas Schnupfen?“
„Es wäre schon ungünstig, wenn wir uns vor dem Drachen verstecken und sich jemand mit einem Nießen verrät.“
„Der Drache kann uns wittern! Ach, es ist eine närrische Aufgabe.“
„Sag das nicht!“, tadelst du ihn sanft. „Ihr wollt eure Heimat zurück. Das ist sehr ehrenvoll. Und ihr werdet es schaffen.“
„Ja … wenn der Hobbit wirklich so gut ist wie der Zauberer behauptet.“
„Das ist er. Gandalf irrt sich nie.“
Thorin wirft dir einen langen, finsteren Blick zu, denn du offen erwiderst, und schließlich huscht ein Lächeln über seine Lippen. „Na gut. Vielleicht taugt er doch zu etwas.“
„Gib ihm Zeit. Er wird sich beweisen.“
„Er soll sich mir gar nicht beweisen. Ich will nur nicht noch jemanden in den Tod schicken, weil er mir folgt. Diese anderen tun es aus freien Stücken, doch warum Herr Beutlin sein Leben riskiert, verstehe ich nicht. Er hat eine Heimat.“
„So sind Hobbits eben. Und du musst dich nicht um ihn sorgen. Er ist stärker als man ihm ansieht.“
„Ich hoffe, dass du recht hast.“ Thorin sieht in die Flammen. „Ich hoffe, dass wir es wirklich schaffen können.“
Du schweigst, denn deiner Stimme kannst du im Moment nicht trauen. So gerne würdest du ihm Mut zusprechen, doch du weißt, was geschehen wird. Und das zerreißt dir das Herz.
„Manchmal kann ich es vor mir sehen“, murmelt Thorin. „Erebor, wie es in altem Glanz erstrahlt.“
Er beginnt, dir von den verzierten Hallen und Reichtümern zu erzählen, und davon, wie er mit seinem Vater und Großvater dort gelebt hat. Schweigend lauschst du seiner Erzählung und hast das Gefühl, dass du es ebenfalls sehen kannst. Für einen Moment überlässt du dich den Träumereien vom Zwergenkönigreich.
- Auf diese Weise vergeht die Nacht ereignislos. Teil 173: