Du würdest dich zwar gerne als Held erweisen, aber diesen Kampf kannst du nicht gewinnen. Du musst realistisch bleiben, und so ziehst du dich in den Schatten zurück, als die Reiter sich Frodo nähern. Sam springt vor und schlägt nach Saurons Schergen, doch diese wehren seine ungeschickten Schläge mühelos ab und stoßen ihn zur Erde. Merry und Pippin werden zur Seite gerissen. Die Reiter beachten die drei Hobbits kaum – was ihr Glück ist, denn deshalb überleben sie. Ihre Aufmerksamkeit ruht auf Frodo, der bebend zurückstolpert und seine Klinge verliert. Selbst du kannst den Ruf des Rings spüren, wie einen eisernen Druck in der Luft.
Jetzt musst du zusehen, wie der Hexenmeister Frodo verwundet. Du gehst in die Hocke. Das alles ist viel entsetzlicher, wenn man es nicht durch die Sicherheit eines Bildschirms betrachtet, sondern in der gleichen Nachtkälte zittert und die Übelkeit spürt, die die schwarzen Reiter mit sich bringen.
Deine Finger finden einen Kiesel, ein Bruchstück einer Säule.
Frodo stürzt auf die Erde, dicht vor einer umgefallenen Staute. Du siehst, wie er nach etwas tastet. Sofort wirbeln die Reiter zu ihm herum. Frodo krabbelt rückwärts, bis er gegen die Statue stößt, ein König oder Wächter mit Bart und strengem Blick, der leblos in den Himmel sieht.
Dann verschwindet Frodo.
Du hältst den Atem an. Deutlich kannst du sehen, wie die Nazgûl ihre Klingen heben. Der mittlere beugt sich vor und streckt die Hand aus. Er scheint nach etwas greifen zu wollen. Dann fasst seine Hand ins Leere, er richtet sich auf und hebt das Schwert.
Natürlich weißt du, dass du dich nicht einmischen solltest. Aber irgendwie findet der Kiesel seinen Weg in deine Hand und du wirfst ihn. Tatsächlich triffst du die Kapuze des Reiters, der irritiert den Kopf schüttelt und sich umsieht.
„Lauf, Herr Frodo!“, ruft Sam.
Die Reiter kreischen zornig. Während ihr stolpernd auf die Füße kommt und zur Treppe rennt, kannst du nur hoffen, dass ihr schneller seid als eure Feinde. An den Ablauf der Geschichte kannst du gar nicht denken.
Ihr habt die Treppe fast erreicht – dass Frodo bei euch ist, musst du einfach hoffen – da springt euch ein Reiter in den Weg. Merry schafft es, die Klinge zu heben und das Schwert abzuwehren, das auf euch zu schwingt. Ihr stolpert zurück, plötzlich umkreist. Du liest einen weiteren Stein auf, Sam, Merry und Pippin drängen sich zusammen. Du hörst das Klirren von aufeinandertreffenden Schwertern, ziehst den Kopf ein und huscht unter einem Schwertschwinger hindurch. Die Hobbits flüchten ebenfalls aus dem Gedränge. Pippin wird von zwei Reitern in eine Ecke gedrängt. Du wirfst einen Stein auf den ersten, Merry schlägt das Schwert des zweiten weg und die beiden flüchten.
Du suchst nach Sam und hoffst gleichzeitig, dass Frodo wieder auftaucht. Da erklingt ein markdurchdringender Schrei.
„Frodo!“ Du erkennst deine Stimme. Dann siehst du, dass sich einer der Nazgûl über etwas am Boden beugt und zugestochen hat. Im nächsten Moment wird Frodo dort sichtbar, als er den Ring abstreift. Die Klinge hat seine Schulter getroffen – für einen Moment hattest du dir wahre Horrorszenarien ausgemalt.
Der Nazgûl will nach dem Ring greifen. Ehe du auch nur nachdenken kannst, hast du den Stein geworfen.
„Such dir lieber jemanden in deiner Größe!“, brüllst du dem schwarzen Reiter zu.
Der hat offenbar genug davon, sich bewerfen zu lassen. Er wirbelt mit einem Schrei zu dir herum, von dem dir kurz schwarz vor Augen wird. Halb blind drehst du dich um und rennst los, zwischen die steinernen Säulen, die den Kampfplatz umringen, während der Nazgûl dir folgt.
So viel dazu, sich aus dem Kampf herauszuhalten! Hoffentlich taucht Aragon bald auf.
Renne weiter. Teil 186: