Du lässt dir etwas Zeit, bevor du dich in Bewegung setzt und der Stadtmauer folgst. Von drinnen hörst du raue Stimmen über dem Rauschen des Regens. Nach einer Weile, die du zwischen der Stadtmauer und dem Wäldchen entlanggegangen bist, bemerkst du eine Lücke in der Mauer, wo die Ziegel herabgebrochen sind.
Ha!
Du quetscht dich durch die Lücke und trittst auf einen Erdweg in einem eher abgelegenen Viertel von Bree. Zwischen hohen Hecken schleichst du dich vorwärts, die Ohren gespitzt. Zum Glück sind nur wenige Personen auf der Straße – überwiegend Menschen, aber auch Zwerge und Hobbits. Da es regnet, fällst du mit der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze gar nicht auf.
Allerdings hast du keine Ahnung, wo du dich befindest. Du bist nicht auf den Kopfsteinpflasterstraßen, die du von Bree kennst. Eine ganze Weile irrst du durch Seitengassen und Nebenstraßen, immer darauf bedacht, niemandem zu nah zu kommen. Schließlich entschließt du dich, wieder zu gehen. Was sollst du im Gasthaus auch machen? Du kannst ja schlecht einfach hineinspazieren und Butterblume den Schreck seines Lebens verpassen.
Auf dem Rückweg bemerkst du zwischen den Hecken eine kleine Gestalt, die auf dem Boden kauert. Vorsichtig trittst du näher, als die Person mit einem leisen Schreckensschrei auffährt.
„Merry?“
„Ach, du bist es! Hast du mich erschreckt!“ Der Hobbit ist bleich und zittert. Er sieht aus, als wäre er einem Geist begegnet.
„Was machst du hier draußen?“ Es ist inzwischen ziemlich spät.
„Gandalf war nicht im Gasthaus“, berichtet Merry. „Ich wollte mich nur umsehen, aber plötzlich war da … dieser Wind. Wie der Atem eines Sterbenden.“
Er muss den Nazgûl begegnet sein. Noch immer zittert Merry – was der Effekt des Schwarzen Atems ist.
„Du musst zu den anderen“, sagst du leise, doch Merry schüttelt wild den Kopf.
„sie haben einen Gefangenen.“
„Wer, sie?“ Du kannst dir nicht vorstellen, dass die Schwarzen Reiter jemanden mit sich herumschleppen.
„Dieser Typ, Lutz Farning … Er hält ihn für diese finsteren Gestalten fest. Sie sagten, er wäre ein Freund von Gandalf.“
Deine Gedanken rasen. Lutz Farning. Dass du ihm hier begegnest, hast du bereits befürchtet. Aber ein Gefangener? Ein Freund von Gandalf? Wie viele Freunde von Gandalf laufen wohl in Bree herum? Dir fällt eigentlich nur Streicher ein – Butterblume wird es ja nicht sein, sonst wäre das Gasthaus sicher geschlossen.
Das steht so aber nicht im Buch … Du weißt nicht, wie du damit umgehen sollst. Es klingt unwahrscheinlich, dass jemand einen so erfahrenen Waldläufer wie Aragorn fangen kann. Aber du solltest sichergehen.
„Wo wohnt dieser Lutz?“, fragst du leise.
Merry deutet zu einem der Häuser.
Du atmest tief durch. Es widerstrebt dir, zum Haus zu gehen. Irgendwo tief in deinem Bewusstsein rührt sich Angst wie ein erwachter Drache. Natürlich willst du dem Gefangenen helfen. Doch etwas lässt deine Sinne Alarm schlagen.
Die schwarzen Reiter sind in der Nähe.
Du siehst zu Merry. „Gucken wir uns das mal an!“
- Nähere dich Lutz Farnings Haus. Teil 133: