Du bist ja ohnehin schon ein Risiko eingegangen. Eines mehr oder weniger macht da auch nichts mehr.
Mit einem kurzen Ruck der Zügel lenkst du Zwielicht vom Weg und in das Gestrüpp. Der Wald ist wild und dicht. Selbst der Weg, dem ihr folgt, ist von Farnen und einzelnen Unkräutern überwuchert, doch abseits wird er bald noch schlimmer. Dein Pferd watet durch Dornenbüsche, die ihm bis zum Bauch reichen. Schnaubend peitscht es mit dem Schweif und legt die Ohren an, je dunkler es um euch wird. Die Baumkronen schlucken jedes Licht.
Du hältst an, als du die Straße nicht mehr sehen kannst, und lässt den Blick durch den Wald schweifen.
Überall ist das Gestrüpp so dicht, dass man dort nicht ohne größere Rodungsmaßnahmen lagern könnte. Die Bäume stehen knapp zehn Meter auseinander, mit dicken Stämmen und breiten Kronen. Das Zwielicht dazwischen haben vor allem widerstandsfähige Schattenpflanzen erobert, die sich erstickend eng zusammendrängen.
Der ganze Wald wirkt auf dich sehr viel lebendiger und älter als jeder Forst deiner Heimat. Als würden dich die Bäume beobachten – was womöglich gar nicht so weit weg ist von der Wahrheit. Mit einem leisen Schauder fragst du dich, ob Ents oder die gefährlicheren Huorns in diesem Teil der Welt leben.
Dann erspähst du aber immerhin einen Graben, der früher womöglich ein ausgetrocknetes Flussbett war. Hier wachsen kaum Pflanzen, der Boden ist steinig und damit ideal für ein Lagerfeuer, das man vom Weg aus nicht sieht. Das Holz für das Feuer ist auch in der Nähe, denn ihr werdet wenigsten den Platz zum Schlafen irgendwie freihacken müssen. Du lenkst Wolke Zwielicht zum Platz herüber und begutachtest deine Wahl. Langsam steigt dein Vertrauen in diesen Ort wieder, nachdem du schon fast bereit warst, wieder umzukehren.
Du markierst die Stelle, indem du dein Pferd mehrmals im Kreis herumführst, sodass Büsche, Gräser und Sträucher geplättet werden. Dann kehrst du zur Straße zurück. Es dauert nicht lange, und die Zwerge kommen dir entgegen. Kritisch mustert Thorin dein Haar, und dir fällt auf, dass sich mehrere Äste, Blätter und Kletten hineingesetzt haben. Wann hast du die denn eingesammelt? Erschrocken pflückst du sie von deinem Kopf. „Ich habe einen Ort.“
Am frühen Abend bezieht die Gesellschaft ihren Lagerplatz und Thorin sieht dich ein klein bisschen weniger finster an. Dori und Ori haben die störenden Büsche zu Feuerholz und es in einem geschützten Steinring aufgeschichtet.
„Feuerholz haben wir“, stellt Balin fest. „Aber wir brauchen auch Essen, wenn wir nicht wieder Trockenfleisch essen wollen.“ Murrend stimmen die Zwerge zu, dass haltbares Trockenfleisch nun wirklich das letzte ist.
„Jemand sollte sich auch um die Ponys kümmern“, wirft Ori scheu ein. „Sie sind ganz nassgeschwitzt.“
„Und wer kocht?“, donnert Gloin.
„Ich will nicht immer kochen!“, jammert Bombur.
Thorin rollt die Augen, als die Zwerge zu meckern beginnen. „Ihr teilt euch die Aufgaben. Na los!“
Du entscheidest dich …
- … zu jagen. Teil 70:
[https://belletristica.com/de/chapters/203276/edit]
- … zu kochen. Teil 74:
[https://belletristica.com/de/chapters/203280/edit]
- … die Pferde zu versorgen. Teil 72: