„Streicher! Hilf ihm, Streicher!“
„Er ist durch eine Morgulklinge verletzt worden. Dazu reicht meine Heilkunst nicht aus, der braucht elbische Arznei.“
„Es sind sechs Tagesmärsche bis Bruchtal. Das schafft er nie!“
Ihr rennt durch den Wald. Ringsum erklingen die Rufe der Reiter. Mal ein Kreischen, dann wieder ein klagendes Jaulen, das in einen unheimlichen Flötenton übergeht. Aragorn trägt Frodo inzwischen, und rennt mit weiten Schritten voraus. Die Hobbits versuchen, irgendwie mitzuhalten.
Der Waldläufer eilt zwischen engstehenden Bäumen hindurch, als ein weiteres Kreischen vor euch erklingt. Schlitternd bremst er, du und die Hobbits laufen beinahe in ihn hinein. Ihr kehrt um und lauft in die andere Richtung, duckt euch hinter einige Sträucher und huscht durch einen tiefen Graben.
Irgendwo – viel zu nah – brechen Zweige unter den stapfenden Hufen eines Pferdes – und zwar nicht vom tapferen Lutz, den Sam am Zügel führt. Merry und Pippin sehen sich mit panischen Blicken um. Sam dagegen hat nur Augen für Frodo, der über Streichers Schulter hängt.
Der Ringträger ist bewusstlos, ab und zu wimmert er jedoch im Schlaf. Die Wunde setzt ihm zu.
„Leise“, flüstert Streicher, obwohl keiner von euch etwas gesagt hat.
Hastig bemüht ihr euch, euren keuchenden Atem unter Kontrolle zu bringen.
Der Waldläufer sieht sich um und deutet nach vorne. „Los. Schnell!“
Ihr rennt los, ohne euch umzusehen. Irgendwo sind die Reiter unterwegs und suchen euch, aber ihr könnt momentan nur blind darauf vertrauen, dass Streicher weiß, was er tut.
Erst im Rennen merkst du, dass ihr eine größere Lichtung überquert. Dein Herz schlägt noch schneller. Hier werden euch die Nazgûl doch auf jeden Fall sehen! Allerdings kannst du auch nicht mehr anhalten. Den Hobbits geht es sicherlich ähnlich. Blindlings rennt ihr vorwärts, überzeugt, dass jederzeit ein kreischender Ruf erklingen muss.
Doch ihr erreicht das gegenseitige Gebüsch ohne eine Morgulklinge im Rücken. Hier rennt ihr direkt weiter, nun etwas langsamer. Streicher führt euch in gerader Linie weiter und die Rufe der Nazgûl bleiben hinter euch zurück.
Ihr seid ihnen entkommen – vorerst. Denn sie scheinen zu spüren, wo sich Frodo befindet. Während der nächsten drei Tage sind sie ständig hinter euch.
Die meiste Zeit geht ihr vorwärts. Ihr macht höchstens Pausen, um schnell etwas zu trinken. An Schlaf ist nicht einmal zu denken. Du musst dich nur an die Szene aus den Filmen erinnern, als die Nazgûl in Bree in den Zimmern auftauchten. Sie würden euch sicherlich ebenso überraschen, wenn ihr beschließt, im Wald zu schlafen.
Manchmal rennt ihr ein Stück, doch eure Kräfte schwinden zusehends. Nur Streicher wirkt absolut unermüdlich. Er trägt Frodo die ganze Zeit, verwischt eure Spuren so gut wie möglich und dreht jedes Mal wachsam lauschend den Kopf, wenn die Reiter rufen.
Manchmal habt ihr auch einige Stunden Ruhe, aber du lässt die Hoffnung gar nicht erst aufkeimen. Und jedes Mal wird deine Ahnung bestätigt: Das geisterhafte Kreischen ertönt erneut, ganz in der Nähe, als einer der Nazgûl eine Spur findet und eure Gegner zusammenruft.
Du bist sicher, dass es mehr Stimmen werden, die euch verfolgen. Und du bist auch sicher, dass du diese Tortur nicht mehr lange durchstehen kannst. Sogar euer tapferes Pony lässt den Kopf inzwischen hängen. Die Hobbits stolpern vor Müdigkeit. Da trefft ihr endlich auf eine markante Lichtung.
Drei Trolle, zu Stein erstarrt, stehen oder hocken in einem Kreis herum.
„Sieh mal, Frodo. Das sind Herrn Bilbos Trolle!“ Sam beugt sich über seinen Herrn. Nach der langen Flucht benötigt ihr alle eine Pause. Frodo jedoch antwortet nur mit einem Wimmern. Besorgt fühlt Sam dessen Stirn. „Herr Frodo?“ Hilfesuchend sieht er zu Aragorn. „Er ist schon ganz kalt!“
Ein weiteres, hohes Kreischen erklingt. Wie als Antwort darauf stöhnt Frodo lauter.
Du fröstelst im kalten Nachtwind, während du die Hobbits flüstern hörst. „Wird er sterben?“
„Er gleitet hinüber in die Schattenwelt“, antwortet Streicher ihnen mit düsterem Blick. „Bald wird er ein Geist sein, genau wie sie.“
Schon wieder ertönen die Rufe. Sie sind lauter geworden. Instinktiv kauert ihr euch enger zusammen. Sie sind so nah! Du spürst, wie deine Hoffnung erlischt. Die Schatten umringen euer kleines Lager zwischen den toten Trollen dicht und finster. Dort könnte sich alles Mögliche verbergen. Wenn Arwen nicht bald auftaucht …
Da springt Aragorn auf, von neuem Tatendrang erfüllt. „Sam, kennst du die Athelaspflanze?“
„Athelas?“
„Königskraut“, platzt du heraus.
„Königskraut! Das wächst überall.“
Während Sam erfreut nickt, sieht Aragorn dich an. Du schluckst. Dass du nie deine Klappe halten kannst! Der Waldläufer drückt Sam eine Fackel und dir ein Messer in die Hand.
Gegenstand erhalten: Aragorns Messer
Bitte merke dir dein Inventar.
„Es könnte helfen, die Vergiftung aufzuhalten. Beeilt euch!“
Du nickst entschlossen und stürmst in die Dunkelheit, die dir eben noch so feindselig erschien. Zwar hast du keine botanische Ausbildung, aber du findest tatsächlich ein niedriges Kraut, das dir aus dem Film bekannt vorkommt. Schnell kniest du dich hin und willst ein paar Büschel abschneiden, als ein lautes Brüllen dich zusammenfahren lässt.
Du lässt das Messer beinahe fallen, während du herumwirbelst. Dann realisierst du, dass das nicht das Kreischen der Nazgûl war, welches du befürchtet hast. Allerdings weißt du nicht, was es dann gewesen sein soll.
Warum siehst du jetzt Feuerschein von der Lichtung? Ist etwas passiert? Werden die Hobbits angegriffen?
Du musst sofort zurück! Teil 200: