Fröstelnd betretet ihr die alten, gewundenen Straßen der Stadt. Holzhäuser reihen sich dicht an dicht auf beiden Seiten. In einem Hügel im Rücken der Stadt erkennst du die Fenster von Hobbithöhlen. Ein paar funzelige Straßenlampen spenden Licht. Das unebene Pflaster ist überschwemmt, von den Dächern tropft es unablässig.
Trotz der späten Stunde sind die Straßen voll. Karren und Kutschen preschen aus der Nacht heran. Ihre Räder bespritzen euch mit Schlamm und Regenwasser, während ihr euch vor den großen Rädern in Sicherheit bringt. Dicht vor den Häuserwänden gehen Menschen, Zwerge und Hobbits, die ihre Kapuzen allesamt gegen den Regen tief in die Gesichter gezogen haben. Manchmal blitzt dir ein blindes Auge oder ein von Narben gezeichnetes Kinn aus dem Schatten solch einer Kapuze entgegen.
Du versuchst, niemanden anzustarren. Und vor allem niemanden anzurempeln. In den Falten der dunklen Umhänge könnten sich unzählige griffbereite Messer verbergen – du möchtest niemandem Anlass geben, sie zu zücken.
Während Sam, Merry und Pippin sich verloren umsehen, beschleunigt Frodo seine Schritte. Zielstrebig führt er euch in eine Seitengasse und dann über eine größere Straße, vorbei an Fässern und Kisten mit Karotten.
Ein Quietschen veranlasst dich, den Blick zu heben. Und dort, an einem Pfahl, der vom Haus über die Straße ragt, wackelt ein Holzschild im Wind.
‚Zum Tänzelnden Pony‘. Du lächelst, als du das Schild des Gasthauses erkennst. Frodo drückt die Tür auf und ihr stolpert dankbar in einen warmen Raum. Er wird von Kerzenlicht erhellt und es riecht verführerisch nach Eintopf. Und weniger verführerisch nach Bier. Die Holzdielen kleben unter deinen Schritten. Auf dem Tresen sitzt eine schwarze Katze und faucht euch an, während die Hobbits herantreten.
Wie im Film macht sich Frodo bemerkbar und Butterblume, der Wirt späht über den Tresen auf die durchnässten Hobbits herunter. Während ihr eure Kapuzen abstreift und feststellt, dass euer Haar klatschnass ist, fragt Frodo nach Gandalf.
Du horchst selbst auf. Wider besseres Wissen hoffst du, dass der Zauberer doch hier sein wird. Ihr habt bereits so viele Gefahren überstanden … Du wärst froh, die Verantwortung wieder an jemand Kompetentes abzugeben. Gandalf würde die schwarzen Reiter vertreiben, bevor sie euch hier angreifen können. Er würde einen Weg durch die Wildnis wissen. Er würde …
„Den habe ich seit einem halben Jahr nicht mehr hier gesehen“, sagt Butterblume. Du siehst, wie die Hoffnung in den Augen der Hobbits erlischt und fühlst auch deinen Mut sinken.
Ihr habt es nach Bree geschafft. Aber das war nur der erste Teil eures Weges nach Bruchtal.
„Was machen wir denn jetzt?“, fragt Merry.
„Wir können nur warten. Sicher kommt er bald“, sagt Frodo.
Du nickst, obwohl du es besser weißt. Doch ein Teil von dir – ein sehr ängstlicher, aber auch momentan überwältigend großer Teil von dir – hofft, dass der Zauberer bald durch die Tür spaziert kommt, euch ‚Narren‘ vorwirft, seine Zeit zu vertrödeln, und euch dann sagt, was zu tun ist.
Frodo bezahlt als ‚Herr Unterberg‘ zwei Zimmer für die Hobbits und ein drittes für dich. Butterblume führt euch zu den Räumlichkeiten, die direkt nebeneinanderliegen. Ihr hängt eure Mäntel dort auf und lasst das Gepäck neben der Tür stehen, dann geht ihr in den Gastraum.
Du siehst dich um uns spähst in die finsteren Winkel des großen Raumes.
Doch – dein Herz will fast stehenbleiben – du kannst keine verhüllte Gestalt erblicken, die euch pfeiferauchend beobachtet.
Wo ist Aragorn?
Die Hobbits bestellen sich einen Krug Bier. Du nimmst ebenfalls eines. Dann siehst du dich suchend um.
Was sollst du tun? Du wartest nur darauf, dass Pippin ankündigt, sich ein zweites Bier zu holen, und damit die Katastrophe in Gang setzt. Und es ist kein Streicher zu sehen, der euch helfen kann.
Oder verwechselst du irgendwas? Gab es im Film vielleicht einen kleinen Zeitsprung, sodass die Hobbits einige Tage im Gasthaus waren? Im Buch ging ihre Reise nicht ganz so rasch weiter, wenn du dich nicht täuschst. Du siehst dich suchend um.
An der Bar stehen mehrere Männer und trinken. Du bist dir nicht ganz sicher, aber dich beschleicht das Gefühl, dass sie zu euch herübersehen und dann miteinander wispern. Das sind diejenigen, die bald einen betrunkenen Pippin dazu verleiten werden, den Namen ‚Beutlin‘ herumzuposaunen. Vielleicht … kannst du sie ja aufhalten.
Der ganze Schankraum ist voll – also hast du Aragorn vielleicht einfach noch nicht entdeckt. Du könntest herumgehen und ihn suchen. Viel Hoffnung machst du dir allerdings nicht. Vielleicht kann Butterblume dir aber mehr erzählen! Du könntest mit ihm sprechen.
Während du noch überlegst, steht Merry auf. „Ich werde mir mal die Beine vertreten.“
„Jetzt?“, fragt Pippin ungläubig.
Merry nickt. „Wir werden ein Pony brauchen, wenn wir weiterreisen. Ich will sehen, ob hier vielleicht irgendwo eines verkauft wird.“
Du zuckst zusammen. Der treue Lutz! Sowohl im Buch als auch im Film hat die Gruppe ihn hier erworben. Vielleicht gibt es dort noch etwas für dich zu erledigen.
Du …
- … schließt dich Merry an. Teil 129:
[https://belletristica.com/de/chapters/241734/edit]
… bleibst erst einmal im Gasthaus und …
- … bei den Hobbits. Teil 116:
[https://belletristica.com/de/chapters/241709/edit]
- … sprichst mit den Trinkenden. Teil 119:
[https://belletristica.com/de/chapters/241714/edit]
- … sprichst mit Butterblume. Teil 113: