Du wendest dich nach links und eilst weiter, durch das aufgewühlte Land. Es dauert eine Weile, bis du in diesem Chaos wieder Spuren lesen kannst. Dann entdeckst du schmale, zweigeteilte Hufspuren. Das sind keine Pferdespuren, sie stammen vielleicht von Damwild oder ähnlichen Hirschen. Während du noch grübelst, hörst du allerdings einen Nazgûl kreischen. Ein schrecklicher Laut, der sogar die Sonne zu verdunkeln scheint.
Du fröstelst, obwohl es gar nicht so kalt ist. Der Ruf kam von vor dir – du bist also immer noch in der richtigen Richtung unterwegs. Du atmest tief durch, bevor du weitergehst. Seit wann bist du eigentlich so bescheuert und läufst auch noch auf die unheimlichen Reiter zu? Vernünftiger wäre es, umzukehren. Sicherlich könntest du dich zum Auenland durchschlagen und dort ein friedliches Leben verbringen. Vielleicht müsstest du eine gewisse Zeit der Industrialisierung überstehen, wenn Saruman sich auch in dieser Version der Geschichte im Auenland einnistet. Aber du könntest dort einen friedlichen Lebensabend verbringen, statt dich hier in Gefahr zu bringen.
Ein lautes Schnauben reißt dich aus den Gedanken. Du blinzelst, als auch schon etwas Dunkles auf dich zuspringt. Es ist nicht so groß wie einer der Reiter. Im ersten Moment denkst du an einen Hund. Kurz, bevor die Kreatur deine Beine rammst, begreifst du, dass du auf ein Wildschwein siehst.
Alles geht zu schnell, als dass du ausweichen könntest. Du spürst Schmerz an den Beinen und wirfst dich zur Seite. Die Wildsau stößt ihren Kopf so fest in deinen Magen, dass dir die Luft wegbleibt. Du versuchst, das Tier von dir wegzuschieben. Zu deiner Überraschung springt das Schwein tatsächlich nach hinten.
Erst jetzt siehst du die Frischlinge, die sich quiekend hinter die Sau retten. Offenbar hast du vor lauter Träumereien nicht mitbekommen, dass du zwischen die Mutter und ihren Nachwuchs gestolpert bist.
Jetzt flüchten die Wildschweine ins dichte Gebüsch, dich lassen sie einfach liegen. Du wälzt dich auf die Seite und tastest dich ab.
Du bist voller Schlamm. Deine Kleidung ist zerrissen, besonders die Hosenbeine. Die Haut ist ebenfalls zerkratzt. Blut läuft über deine Schienbeine und die Hände, mit denen du dich abgefangen hast. Du hast dir beim Aufprall den Ellbogen angeschlagen und der Hieb in den Magen schmerzt auch immer noch gewaltig.
Aber du bist nicht schwer verletzt. Mit ein paar langsamen Schritten kannst du dich wieder in Bewegung setzen.
Du bist verletzt!
Ab jetzt, bis du Heilung erhältst, werden alle deine Werte um einen Punkt gesenkt.
(Dabei kannst du nicht unter Null sinken. Du kannst deine ursprünglichen Werten nach der Heilung wiederherstellen. Außerdem kannst du weiterhin aufleveln.)
Noch einmal hörst du die Nazgûl vor dir schreien. Du beißt die Zähne gegen den Schmerz zusammen und humpelst weiter, entschlossen, deine Freunde zu finden.
So geht es dann einige Tage weiter, die du dich trotz deiner Verletzungen durch den Wald quälst. Ab und zu findest du Spuren deiner Gefährten, einmal sogar Vorräte, die sie offenbar bei einem hastigen Aufbruch zurücklassen mussten. Vielleicht sind die sogar für dich – jedenfalls freust du dich über etwas Wasser, Wurst und Käse, das Brot und die Äpfel ungemein. So ausgerüstet bist du schon zuversichtlicher, dass du es durch die Wildnis schaffen wirst.
Die meiste Zeit folgst du deinem Gehör. Die schwarzen Reiter verkünden ihre Nähe immer wieder. Und du hast das Gefühl, dass du aufschließt – sicherlich, weil sie erst einmal die Spuren suchen müssen, die Aragorn gut tarnt.
Schließlich, als du dich müde durch die vierte Nacht schleppst, in die ungefähre Richtung, aus der der letzte Nazgûl-Schrei kam, bemerkst du mit einem Mal Feuerschein vor dir.
Du blinzelst. Hast du Streicher und die Hobbits endlich gefunden? Allerdings bist du dir nicht sicher. Haben sie auf ihrer Flucht wirklich ein Feuer entzündet? Das ist doch ein gewaltiges Risiko!
Und wer sonst hat in dieser Gegend vielleicht ein Feuer gemacht? Genau, Trolle.
Du schleichst weiter. Deine Hoffnung sinkt, als du tatsächlich raue Stimmen hörst. Es sind die drei Trolle, denen Bilbo und die Zwerge begegnen müssen. Du hast erneut die Zeit gewechselt.
Du hältst überrascht den Atem an, als du eine kleine Gestalt vor dir durch das Unterholz huschen siehst. Bilbo! Er ist bereits unterwegs zu den Trollen – solltest du ihn aufhalten oder wenigstens mit ihm gehen? Oder wäre es logischer, direkt die Zwerge zu holen?
Ist dir denn keine Pause vergönnt?
Du entscheidest dich und gehst …
- … zu Bilbo. Teil 195:
[https://belletristica.com/de/chapters/321265/edit]
- … zu den Zwergen. Teil 200: