„Wartet mal“, rufst du die Hobbits zurück, als sie sich zu Sam ins Schlafzimmer gesellen wollen.
Fragende Mienen wenden sich dir zu.
„Ich denke, wir sollten heute wachsam bleiben. Was Merry da draußen gesehen hat, kann nichts Gutes bedeuten“, erklärst du ihnen. „Das waren sicherlich Diener des Feindes. Sie sind in Bree. Wenn sie uns hier finden …“ Du sprichst nicht weiter.
Die Hobbits tauschen besorgte Blicke.
„Wieso sollten sie uns hier finden?“, fragt Pippin. Täuscht du dich, oder will er Merry in Schutz nehmen, damit er nicht noch weiter verängstigt wird? „Nur Gandalf weiß, dass wir hier sind! Der Rest weiß nicht, wer Frodo ist.“
„Lasst uns … einfach vorsichtig sein“, bittest du leise.
Die Hobbits nicken. Pippin gähnt. „Gute Nacht!“
Frodo und Merry folgen ihm ins Schlafzimmer, du setzt dich auf dein Bett. Einen Rest Tee hast du noch in deinem Becher. Du trinkst ihn aus und legst dich dann unter die Decke. Aus dem Zimmer der Hobbits dringt bald leises Schnarchen. Du siehst zu, wie das Feuer im Kamin herunterbrennt. Langsam sinken auch deine Lider herunter.
Mitten in der Nacht wirst du auf einen Schlag wach, als jemand an deiner Schulter rüttelt. Schlaftrunken blinzelst du.
„Leise!“ Es ist Frodo. „Ich glaube, da ist jemand.“
Du bist schlagartig wach und tastest nach deiner Waffe. Tatsächlich, auf dem Flur erklingen Schritte. Sie sind sehr viel leiser als Merrys Schritte es waren, aber wenn es knarzt, dann deutlich länger. Es sind schwerere Personen.
Ein eisiger Schauer rollt über deinen Rücken, als du leises Klirren hörst. Eine Rüstung – Du weißt genau, wer da herumschleicht.
Gemeinsam mit Frodo huscht du zum hinteren Teil des Vorzimmers. Merry, Pippin und ein sehr verschlafener Sam hocken dort bereits. Es ist dunkel im Raum, der Kamin brennt nicht mehr, die Kerzen sind erloschen. In dieser Dunkelheit versucht ihr, hinter Sesseln und einer Kommode Deckung zu finden.
Angespannt beobachtet ihr die Tür. Lautlos senkt sich die Klinke, dann folgt ein kaum hörbares Klicken. Die Tür schwingt in den Raum herein auf.
Es scheint Nebel hereinzuwehen. Wie gelähmt siehst du auf die Schwärze in der Türöffnung, die ungefähr die Umrisse einer hohen, in einen Mantel gehüllten Gestalt hat. Die gepanzerten Schuhe blitzen auf, als der Fremde ohne ein Geräusch hereintritt.
Die wehenden Gewänder reichen vom Kopf bis zum Boden. Hinter dem ersten erscheinen nacheinander drei weitere, die du nicht ausmachen kannst, weil ein paar Mondlichtreste durch die Vorhänge den Rest des Raumes etwas heller als die Kleidung der vier machen.
Schlimmer noch als die Lautlosigkeit, mit der die schwarzen Reiter hereinkommen, ist die Welle der Furcht, die den Raum wie ein tödliches Gas flutet. Es wird noch kälter. Du hast das Gefühl, dass dein Atem viel zu laut geht.
Du schnappst nach Luft, als sich das Mondlicht plötzlich auf schartigen Klingen spiegelt. Entsetzt siehst du zu den Nazgûl auf, doch immerhin scheinen sie dich nicht gehört zu haben. Sie treten in das Zimmer der Hobbits.
Zum Glück sind die vier inzwischen bei dir!
Mit angehaltenem Atem wartest du ab. Dumpfe Geräusche durchbrechen die Stille. Während die Hobbits rätseln, weißt du, dass die schwarzen Reiter auf die Betten einstechen. Holz klappert leise auf Dielen, wenn die Klinge bis zum Lattenrost dringt und das Bett leicht anhebt.
Du kannst gar nicht genug betonen, wie viel Glück du hast, dass die Hobbits schon neben dir hocken!
Dann erklingt ein schrilles Kreischen, in das mehrere Stimmen einfallen. Der Lärm lässt dich brutal zusammenzucken. Du spürst richtig, wie Muskeln und Rippen von dem Ruck strapaziert werden.
Im Nebenzimmer werden Betten umgeworfen. Die Schwarzen Reiter wüten, nachdem sie bemerkt haben, dass sie nur Butterblumes Matratzen erdolchen.
Du springst auf. Ihr dürftet gar nicht hier hocken! Eure Verstecke sind viel zu offensichtlich.
„Los!“, zischst du den Hobbits zu. „Lauft!“
Geduckt rennst du auf die Tür zu. Du drehst dich nur einmal um, um sicherzugehen, dass die Hobbits dir folgen. Ihr seid gerade an der Tür, als die schwarzen Reiter aus dem Schlafzimmer gestürmt kommen.
Du reißt die Tür auf. Gekreisch hallt dir in den Ohren, als eure Feinde euch entdecken und mit gezückten Schwertern auf euch zu rennen.
Während die Hobbits nach draußen flüchten, tastest du nach deiner Waffe. Gegen vier Gegner habt ihr nicht die geringste Chance, aber du musst den vieren wenigstens Zeit verschaffen.
- Auf in den Kampf! Teil 127: