Du fasst deinen Entschluss und gehst den Weg, den du gekommen bist, wieder zurück. So gefährlich der Wald auch sein mag, bisher hast du dort nichts größeres als einen Fuchs gesehen und dieses Risiko ist dir lieber, als dich den Hobbits gegenüber zu verraten und auszuplaudern, dass du so gar nicht aus der Gegend stammst.
Zum Glück ist deine Kleidung inzwischen etwas getrocknet. Du suchst nach einer geeigneten Stelle, wo das Unterholz nicht so dicht ist, und verlässt den spärlich beleuchteten Weg. Du musst nicht besonders lange suchen, denn du stößt bald auf ein tiefes Flussbett, dessen erdiges, steiles Ufer etwa hobbithoch ist. In der Mitte plätschert ein winziges Bächlein durch den viel zu großen Graben. Eine alte Eberesche steht am Ufer. Regen hat die Erde zwischen den mächtigen Wurzeln fortgewaschen, sodass eine gemütliche Erdkuhle entstanden ist. Du willst nicht weitersuchen, sondern krabbelst in das Versteck und machst es dir bequem. Trotzdem dauert es eine ganze Weile, bis du eingeschlafen bist. Der Wald ist voller unheimlicher Geräusche und dir ist kalt. Doch andererseits hat dich dein heutiges Abenteuer so ausgelaugt, dass dich die Müdigkeit schließlich übermannt.
Nachts wirst du immer wieder wach, weil ein Geräusch ertönte oder etwas über deine Arme krabbelt. Als die Sonne sich endlich erhebt, bist du immer noch viel zu müde, um aufzustehen, und bleibst in der Kuhle liegen, aber das helle Licht hält dich wach.
Plötzlich erklingt, nicht weit entfernt, eine Stimme.
„Ist es noch weit?“
„Wir sind keine halbe Stunde gelaufen!“, kommt auch prompt eine Antwort. „Du wanderst doch sonst so gerne!“
Adrenalin schießt dir kribbelnd durch die Adern, doch du verharrst wie erstarrt in deiner Höhle. Nun hörst du auch das Knacken von Ästen unter Fußtritten. Zwei Personen – mindestens zwei! – nähern sich deinem Versteck.
„Klar wander ich gerne!“ Das ist wieder die erste Stimme. Die Art, wie der Sprecher das ‚klar‘ betont, kommt dir sehr bekannt vor. „Aber doch nicht so früh am Tag!“
„Früh am Tag?“, fragt der andere Mann, dessen Stimme dir ebenfalls immer bekannter vorkommt, je näher die Personen kommen. „Man merkt, dass du noch nie arbeiten musstest.“
„Ich verstehe nicht, wieso irgendjemand so früh aufstehen will!“
„Damit wir bis heute Abend fertig sind!“ Du hörst Schritte am Rand des Bachbetts und gleich darauf wieder die Stimme des zweiten Unbekannten: „Warte mal, Pip!“
Du atmest leise aus, denn der Spitzname bestätigt deine Vermutung. Die Stimmen gehören Merry und Pippin!
„Was hast du?“, fragt Pippin und schließt offenbar zu Merry auf. Beide Hobbits klingen besorgt.
„Da, siehst du die Spuren?“, fragt Merry. „Am Bach?“
„Stiefelspuren!“, ruft Pippin aus.
„Das war kein Hobbit“, bestätigt Merry. „Und die Spuren sind frisch.“
„Vielleicht … ein Waldelb?“, überlegt Pippin laut.
Du hörst Merry genervt seufzen. „Natürlich. Ein Waldelb, Pip.“
„Kann doch sein!“, beschwert sich Pippin über den sarkastischen Klang in Merrys Stimme. „Was willst du jetzt tun?“
„Ich weiß nicht. Wenn hier Fremdlinge herumlungern, ist es eigentlich unsere Pflicht, der Sache nachzugehen. Oder wir laufen zurück und sagen Bescheid. Die Spuren sind noch keinen Tag alt.“
Merry klingt unsicher. Während die beiden Freunde unweit von dir überlegen, musst du selbst entscheiden, was du tun sollst:
In deinem Versteck bleiben. Teil 10:
[https://belletristica.com/de/chapters/63040/edit]
Merry und Pippin begrüßen. Teil 25: