Der Nachtwächter starrt dich einen Moment mit weit aufgerissenen Augen an. Dann schlägt er die Klappe wieder zu. Ihr hört durch den Regen, wie sich schnelle Schritte entfernen.
„Rassist“, knurrst du.
„Daran hätten wir denken sollen. Du siehst nicht gerade vertrauenserweckend aus“, meint Merry.
Deine Gedanken rasen. „Ich glaube nicht, dass die mich reinlassen – aber euch hat er noch nicht gesehen.“ Das hoffst du jedenfalls. Im Film musste der Nachtwächter erst einmal die untere Klappe öffnen.
Dein Blick streift die Hobbits. Du hast inzwischen erlebt, dass diese merkwürdige Welt sich hier und da veränderten Gegebenheiten anpasst, aber du weißt nicht, wie sich die Hobbits mit dir anfreunden konnten, wenn du schon immer nicht-menschlich warst. Jedenfalls, ohne die Logik der Welt zu zerreißen. Vielleicht solltest du es nicht darauf ankommen lassen, auch noch nach Bree zu marschieren …
Dein Plan steht. „Ich warte draußen. Wenn der Wächter zurückkommt, sagt, dass ihr niemanden gesehen habt. Mit etwas Glück hält er es für einen Traum oder so.“
„Aber was ist mit dir? Willst du echt in diesem Regen draußen sitzen?“ Pippin sieht dich besorgt an.
„Ich halte das schon aus“, lügst du. Deine Kleidung ist bereits jetzt durchnässt. „Aber falls ihr die Chance bekommt, mir ein Brot oder so rauszubringen …“
Frodo nickt widerstrebend. Auf der anderen Seite des Tors nähern sich Schritte. Du streifst deine Kapuze erneut über und eilst so leise wie möglich fort, weg vom Tor.
„Mein Herr?“, hörst du Merry rufen. „Was ist denn los da drüben?“
Wenig später tönt ein erstaunter Ausruf durch die Nacht. „Hobbits! Vier Hobbits! Aus dem Auenland, nach Eurer Redeweise.“ Gute Güte, der Mann hat ein Organ. „Wo ist der andere hin, dieser finstere Kerl?“
„Hier ist niemand außer uns.“
Das Licht der Lampe in der Hand des Torwächters leuchtet auf, dann wird es wieder dunkler. Mit einem Quietschen fällt das Tor ins Schloss.
Und du bist allein.
Während du grübelst, wird dir klar, dass du nicht weißt, wann und wo die Hobbits Bree verlassen werden. Die schwarzen Reiter werden bald auftauchen, vielleicht führt Streicher sie dann ja gar nicht durch das Haupttor hinaus. Außerdem kommen die Reiter von dieser Seite des Tors, wo du hockst.
Sollst du einfach hier sitzenbleiben, sozusagen auf dem Präsentierteller? Ein Schauer überläuft dich bei dem Gedanken, den Schwarzen schon wieder gegenüberzustehen.
Aber was ist die Alternative? Du könntest versuchen, einen Weg in die Stadt zu finden und dich unauffällig auf die Spuren der Hobbits setzen, um ihnen zu folgen, wenn sie mit Streicher weiterziehen. Oder du wartest in der Wildnis, ein Stück entfernt, und hoffst, auf sie zu stoßen.
So oder so musst du dich vermutlich darauf vorbereiten, dass Aragorn dich sofort angreift, wenn er dich sieht!
Warum nochmal hast du dich für diesen Wahnsinn entschieden?
Du …
- … wartest am Tor. Teil 138:
[https://belletristica.com/de/chapters/241747/edit]
- … suchst einen Weg in die Stadt. Teil 135:
[https://belletristica.com/de/chapters/241744/edit]
- … wartest in der Wildnis. Teil 124: