Bei den Pferden triffst du auf Balin und Dwalin, den ältesten und den größten Zwerg eurer Gruppe.
„Was kann ich tun?“, fragst du.
Dwalin, der dir fast in die Augen sehen kann, drückt dir grunzend einen Eimer in die Hand. „Wasser.“
„O-okay.“
Die beiden Zwerge sehen dich einen Moment mit gerunzelter Stirn an. Dann entscheiden sie offenbar, dass ‚okay‘ eine Zustimmung ist.
Eilig verlässt du das Lager und marschierst in den Wald. Es dauert nicht lange, und hörst ein Flüsschen rauschen, das ohnehin parallel zur Straße verlief. Während du den Eimer füllst, schüttelst du den Kopf über dich selbst. ‚Okay‘ – so was sollte dir echt nicht rausrutschen. Du musst dich wirklich an die Sprechweise in Mittelerde gewöhnen!
Als du dich mit dem vollen Eimer zum Rückweg wendest, fällt dir etwas Rotes ins Auge. Im Geäst eines nahen Baumes hängen mehrere kleine, wilde Äpfel, und ein Teil ist bereits reif.
Du grinst und stellst den Eimer ab, um das Obst aus den tieferen Ästen zu pflücken. Dein Hemd vorne angehoben, um eine Tasche zu bilden, trägst du deine Ernte und den Eimer zurück zum Lager. Die Ponys spitzen die Ohren, sobald sie die Äpfel wittern. Du stellst den Eimer ab und erntest misstrauische Blicke von Balin und Dwalin.
„Willst du dich bei den Tieren einschleimen?“, fragt der größere Bruder misstrauisch.
„Genau.“ Du grinst. „Es schadet sicher nicht, wenn sie mich mögen.“
Fähigkeit verbessert: Reiten
„Das ist klug.“ Balin erwidert dein Grinsen. Dann wirft er dir eine Bürste zu. „Versucht es auch damit.“
Du siehst auf den Striegel und überlässt die Äpfel Balin, der sie gerecht verteilt, während du beginnst, dein Pferd zu striegeln. Mit ruhigen Strichen bürstest du den Schmutz des Tagesritts aus seinem Fell und ordnest das Haar. Neben dir kaut ein Pony geräuschvoll.
So lässt es sich glatt leben. Du sieht Dwalin zu, der die Ponys tränkt und den rasch leeren Eimer dann erneut zum Fluss schleppt. Balin verteilt den letzten Apfel und führt die gestriegelten Pferde dann zu einigen Sträuchern, an denen sie essen können. Im Notfall könnt ihr die Rationen eurer treuen Tiere auch mit Heu strecken, das in einem Teil der Satteltaschen transportiert wird. Da ihr davon aber nicht viel habt und nicht wisst, welches Gelände euch erwartet, wollt ihr damit sparsam sein.
Während du durch die Mähne deines Pferdes streichst, seufzt du leise. Du hast natürlich eine gewisse Ahnung, was euch erwartet, und besonders lange werden die Ponys nicht an eurer Seite bleiben. Danach müsst ihr zu Fuß weiter – falls du alle Gefahren dazwischen überlebst – und das wird deutlich weniger bequem.
Vor allem aber betrübt dich das Schicksal der Ponys. Wie es ihnen in der Wildnis ergehen mag? Hoffentlich werden sie nicht am Ende doch noch von den Trollen gefressen …
Nacheinander kümmert ihr euch um alle Pferde, bis diese gestriegelt, getränkt und gefüttert sind. Bis dahin brennt ein gemütliches Lagerfeuer in der Mitte eures Rastplatzes und der Duft eines Eintopfs erfüllt die Luft, zu dem die Jäger ein wenig Wild beigesteuert haben. Die Zwerge scherzen und lachen beim Essen, während du eher am Rand sitzt – ganz ähnlich wie Gandalf und Bilbo. Ihr tauscht ein paar kurze Worte, aber rasch tut das gute Essen seine Wirkung und du wirst müde. Ein letztes Mal kontrollierst du, dass es den Pferden gut geht. Du fühlst dich ein bisschen für sie verantwortlich und immerhin willst du deine Aufgabe in dieser Gemeinschaft gut erfüllen. Aber die Tiere sehen aus, als könnten sie nicht glücklicher sein, dass sie in ruhe grasen können. Alles perfekt.
Wenig später sinkt die Nacht über das Land und ihr macht euch bereit für die Rast. Die Schlafrollen sind ausgebreitet und jeder hat sich ein Plätzchen gesucht. Angenehme Müdigkeit überkommt dich, im Schein des warmen Feuers und mit gutem Essen im Magen.
Langsam werden deine Lider schwer, als du vertraute Worte hörst. Kili und Fili, die etwas über Orks erzählen.
Du zwingst dich, wieder wach zu werden, als Thorin aufspringt. „Haltet ihr das für lustig? Haltet ihr einen Orkangriff bei Nacht für einen Scherz?“
„Wir haben uns nichts dabei gedacht“, murmelt Kili zerknirscht.
„Offensichtlich nicht.“ Thorin stürmt vom Feuer weg. Dafür tritt Balin vor.
„Mach dir nichts draus, Junge. Thorin hat mehr Grund als die meisten, die Orks zu hassen.“
Du kannst dich nicht länger gegen die Müdigkeit wehren, die sich über dich senkt. Balins Erzählung begleitet dich ins Reich der Träume, zu einer mächtigen Schlacht vor den Toren des Zwergenreichs Moria – du kannst die Schreie der Kämpfenden beinahe hören …
- Träume von der Schlacht. Teil 69:
[https://belletristica.com/de/chapters/203275/edit]
- Liegt dein Lager auf dem Lagerplatz am Wegesrand, wirst du zuvor noch einmal geweckt. Teil 77: