Entschlossen treibst du dein Pony an und lässt die Gesellschaft rasch hinter dir. Die Bäume ersticken die Stimmen der Zwerge hinter dir, während du dem klar erkennbaren Weg folgst. Gräser und Sträucher haben den Wegesrand überwuchert, so als wäre lange niemand mehr hier entlanggeritten, doch es ist nicht so schlimm, dass du fürchten müsstest, von der Straße abzukommen.
Nach einem tiefen Atemzug konzentrierst du dich auf deine Aufgabe. Du hast keinerlei praktische Erfahrung damit, wie man einen guten Lagerplatz findet. Vermutlich sollte es windgeschützt sein, groß genug für Zwerge, Hobbit, Zauberer und dich, sowie eure Ponys, und nicht allzu offensichtlich, wenn du die Gegend richtig einschätzt. Ihr seid zwar noch nah am Auenland, aber bereits in der Wildnis, die zu diesem Zeitpunkt der Geschichte zunehmend von Orks und Trollen durchstreift wird. Wenn sich diese Welt nach den Filmen richtet, nicht nach dem Buch, musst du außerdem mit Azog rechnen, der Thorins Kopf will.
Man sollte euer Lager also vielleicht nicht weithin sehen können.
Aus diesen Anforderungen machst du dir eine mentale Stichpunktliste und konzentrierst dich dann auf deine Umgebung. Die Bäume stehen dicht, sodass es unter ihren Stämmen dunkel ist. Du hörst Vögel singen und ab und zu ein Rascheln im Unterholz. Nach einer Weile beginnt der Weg unter den Hufen deines Pferdes anzusteigen und die Bäume weichen zurück, als sich der Pfad auf einen Kamm begibt. Rechts wächst ein steiniger Abgrund, der bis in einen Graben führt, links wächst eine Felswand in die Höhe. Du bremst dein Pferd auf dem schmalen Pfad.
Wenn du noch viel weiter reitest, wird es irgendwann schwierig, umzudrehen. Du kannst nicht absehen, wie lang das schmale Stück Straße verläuft. Womöglich über Meilen hinweg, sodass du gezwungen sein wirst, dem Weg bis zum Abend zu folgen. Oder hinter der nächsten Biegung wird der Weg bereits breiter. Du weißt es einfach nicht!
Dennoch, die Straße geht weiter, und es ist noch nicht einmal Mittag. Bis die Zwerge an dieser Stelle ankommen werden, wird keine Stunde vergehen. Ihr müsstet also eigentlich noch ein ganzes Stück reiten, wenn ihr nicht einen halben Tag verlieren wollt.
Unsicher siehst du in den Wald. Nicht weit entfernt befindet sich eine große, ebene Lichtung, grasbewachsen und mit einem Steinkreis in ihrer Mitte, in dem noch die Asche früherer Lagerfeuer liegt. Offenbar ein beliebter Rastplatz. Eigentlich ideal – oder vielleicht doch zu ungeschützt für eure Zwecke?
Vielleicht wäre es am besten, ein ganzes Stück von der Straße abzuweichen und sich ins Gebüsch zu schlagen. Andererseits weißt du nicht, ob ihr dann den Weg zur Straße zurückfindet. Und soll es abseits der Straße nicht auch viel gefährlicher sein? Dort, wo niemand eure Schreie hören kann …
Du zermarterst dir den Kopf und wägst deine drei Optionen ab. Dich dem unumkehrbaren Pfad ins Gebirge anvertrauen, die offene und beliebte Lichtung wählen oder sich in die Wildnis schlagen?
Du überlegst und wählst schließlich …
- … das Gebirge. Teil 64:
[https://belletristica.com/de/chapters/191539/edit]
- … die Lichtung. Teil 62:
[https://belletristica.com/de/chapters/191537/edit]
- … den Wald. Teil 66: