Nachdem du gerade so knapp einer Konfrontation entkommen bist, willst du ein weiteres Treffen mit irgendjemandem auf jeden Fall vermeiden. In der Sichtweite von Hobbingen zu bleiben, ist immer noch ein Risiko. Du bist dir ziemlich sicher, dass die Wälder rings um die Siedlung nicht unbedingt menschen-, ähh, hobbitverlassen sein werden. Bestimmt sind irgendwelche übereifrigen Hobbits dort auf der Suche nach Pilzen, wandern herum oder reisen zu einem Bekannten.
Nein, um ganz sicher zu gehen, dass dir niemand begegnen wird, musst du einen großen Bogen schlagen. Wenn du Bree oder ein anderes Menschendorf erreicht hast, kannst du dich vielleicht unters Volk mischen, aber hier wirst du nur auffallen und Fragen provozieren.
Du straffst dich. Dann marschierst du querfeldein los, in einer hoffentlich annähernd geraden Linie fort vom Auenland. Schnell schließt sich das Unterholz um dich, als du in einen Wald eintauchst. Brombeerranken, Farne und Schafgarbe wachsen immer dichter. Du musst riesigen Brennnesselwäldern ausweichen und schließlich auch Stellen, wo die Bäume zu dicht stehen, um zwischen ihnen hindurchzugehen. Immer wieder triffst du auf von Stürmen entwurzelte Bäume, deren Kronen sich im Geäst stabilerer Bäume verfangen haben. Einmal willst du über einen liegenden Stamm steigen, der unter deinen Stiefel aufbricht, so morsch ist er.
Einen Weg gibt es hier schon lange nicht mehr. Du kämpfst dich über Hügel, durch die Gräben alter Flussbetten und immer wieder durch moosige Flecken, wo der Boden unter deinen Tritten nachgiebiger und nachgiebiger wird, ehe du den Sumpf verlassen kannst.
Während die Sonne wandert, musst du einen Umweg nach dem anderen in Kauf nehmen. Deine gerade Luftlinie ist inzwischen mehr ein Wollknäuel, durch das mehrere Katzen gejagt sind. Als die Sonne sich senkt, kannst du nicht einmal mehr die Himmelsrichtung bestimmen. Erschöpft lässt du dich mit dem Rücken gegen einen Baum auf den Boden sinken.
Es hilft alles nichts: Du musst dir eingestehen, dass du dich hoffnungslos verlaufen hast.
Du verbringst die Nacht im Wald in der Hoffnung, am nächsten Morgen einen besseren Überblick zu erhalten. Tatsächlich erklimmst du einen sehr hohen, bewaldeten Hügel, doch dessen Kuppe ist so dicht mit Bäumen bestanden, dass du immer noch nichts sehen kannst. Du kletterst auf einen Baum und siehst dich um – ringsum befinden sich nur grüne Hügel.
Beim Hinabklettern knickst du auch noch mit dem Knöchel um. Bald darauf bist du so durstig, dass du im Tal Wasser suchen musst. Auch dein Hunger nimmt zu.
In deiner zweiten Nacht in der Wildnis musst du einsehen, dass du nicht nur verirrt bist – du bist verloren. Du hältst keinen ganzen Tag Kletterei mehr aus, und auf Riesenadler oder Tom Bombadil kannst du ebenfalls nicht hoffen.
Es ist aus.
Du bist tot.
Tot? Das passt mir aber gerade nicht!