Du starrst wie gebannt auf den Ring, ohne dich noch rühren zu können, als plötzlich eine Stimme durch den Nebel dringt, der sich über deine Sinne gelegt hat.
„Hört ihr das auch? Diese Stimmen?“
Du runzelst die Stirn. Woher kennst du die Stimme? Du gehst die Zwerge durch, aber es ist keiner von ihnen. Die Kämpfer um dich her sind verschwunden. Du kauerst alleine in dichtem Nebel.
„Sam! Waldelben!“
Langsam schälen sich Baumstämme aus dem Nebel und du findest dich im Gras einer kleinen Lichtung wider. Neben dir plätschert ein Bach. In der Gabel eines moosigen, großen Baumes sitzt Frodo und dreht nun den Kopf. Genau wie Sam, der sich scheinbar bis eben um das kleine Feuer gekümmert hat, eilt er nun den Hügel hinauf.
Du schüttelst die Benommenheit ab. Offenbar hast du erneut die Zeit gewechselt.
Du folgst Frodo und Sam benommen über den bewaldeten Hügel. Dahinter gehen die Hobbits hinter einem großen Baumstamm in Deckung und du hockst dich dazu. Inzwischen hörst du die fernen Stimmen auch, obwohl man sie leicht mit dem Flüstern des Windes im Geäst verwechseln können.
Einer Nebelschwade gleich siehst du einen Zug weißer Gestalten durch den Wald ziehen. Elfen, die Lichter vor sich hertragen, und während sie gehen leise singen.
Sam steht tatsächlich der Mund offen.
„Sie wollen zu den Häfen jenseits der weißen Türme“, erklärt Frodo euch leise, „zu den Grauen Anfurten.“
„Sie verlassen Mittelerde.“
„Und sie kehren nie mehr zurück.“
Sam rutscht ein wenig hin und her. „Ich weiß nicht, wieso, aber es macht mich traurig.“
Schweigend seht ihr den Elben nach. Du musst Sam zustimmen, denn die gleiche Beklemmung hat dich ergriffen. Ihr seid ein ganzes Stück von den Elben entfernt, aber du spürst einen Hauch jenes Zaubers, der sie umgibt. Nach dem Chaos der Schlacht, die du eben erst verlassen hast, ist es beruhigend, doch gleichzeitig auch unendlich traurig.
Ihr rührt euch nicht, bis die Elben vorüber sind, als hättet ihr Angst, ein einziger Atemzug könnte sie vertreiben. Wortlos kehrt ihr zum Lager zurück.
„Oh nein! Jetzt sind die Würstchen angebrannt!“, ruft Sam aus, als er die Pfanne sieht. „Die können wir nicht mehr essen.“
„Das ist doch nicht so schlimm.“ Du riskierst einen Blick. Die Würstchen haben einige schwarze Stellen, aber das kleine Feuer war gar nicht heiß genug, um sie vollständig zu verbrennen.
Frodo nimmt seine Pfeife auf, die er neben dem Feuer abgelegt hatte. Der Tabak darin ist inzwischen ebenfalls erloschen.
Zu Sams Leidwesen esst ihr die angekokelten Würstchen, die aber gar nicht so übel schmecken. Du hast ohnehin noch keinen großen Hunger, nachdem du gerade erst mit Thorin und Bilbo gegessen hast. Aber müde bist du, deshalb bist du erleichtert, als ihr euch unter dem großen Baum ausstreckt.
„Wie ich mich auch hinlege“, murmelt Sam, „immer piekt mich so eine gemeine, große Wurzel!“
„Mach einfach die Augen zu und stell dir vor, du liegst in deinem Bett“, rät Frodo. „Auf einer weichen Matratze mit einem schönen Federkissen.“
Eine Weile ist es still, bis auf das Rascheln, mit dem Sam hin und her rutscht. „Es klappt nicht, Herr Frodo. Ich werde hier draußen niemals schlafen können.“
„Ich auch nicht, Sam.“ Frodos Lächeln ist in der hereinbrechenden Dämmerung kaum noch zu erkennen.
Doch trotz allem dauert es nicht lange, bis die Wanderung ihren Tribut fordert und euch die Augen zufallen.
Am nächsten Morgen führt euch euer Weg in ein vertrautes Maisfeld … Teil 83: