„Ich komme mit dir.“ Du stehst auf.
Merry wirft dir einen dankbaren Blick zu. Ganz allein zu gehen war ihm wohl nicht so richtig geheuer. Wenig später steht ihr im strömenden Regen und bereut diese Entscheidung ganz gewaltig. Das Wetter ist richtig ungemütlich. Der Regen dringt sofort durch eure Mäntel.
„Was meinst du, wo finden wir am ehesten ein Pony?“, fragt Merry dich.
Du zuckst mit den Schultern – du bist ja kein Pferdehändler. Also wandert ihr los und sucht Ställe. Ihr findet auch hier und da matschige Weiden, doch wenn ihr an die zugehörigen Gebäude tretet und klopft, werdet ihr meistens abgewiesen. Manche Besitzer machen auch gar nicht erst auf. Andere sagen, dass sie keine Ponys zu verkaufen haben.
Merry wird missmutiger. „Was für ein unfreundliches Volk hier!“
„Wir sind eben nicht mehr im Auenland.“ Wenn du daran denkst, welche unfreundlichen Völker ihm noch alles begegnen werden …!
Ihr sucht noch eine Weile, dann gebt ihr auf und macht euch auf den Rückweg. Ein ganzes Stück von der Hauptstraße entfernt führt euch der Weg durch ein heruntergekommenes Viertel mit düsteren, windschiefen Menschenhütten, wuchernden Hecken, ungepflegten Wegen und … einer Person, die euch nachgelaufen kommt.
„He! Ihr da!“
Du drehst dich um. Der Mann, der euch gefolgt ist, hat verschlagen glitzernde Augen und hält sich auf eine Weise, die sich an eine kauernde Ratte denken lässt. Und zwar keine niedliche, trainierbare, kluge Ratte, sondern ein alter Haudegen im hintersten Winkel der Kanalisation, der bereits zwei Katzen gefressen hat …
„Ihr sucht ein Pferd, ja? Ich habe eines.“ Er sieht euch abwechselnd an und reicht dann Merry die Hand. „Lutz Farning. Ich habe ein gutes Tier.“
Zum Glück konzentriert er sich gerade auf Merry, denn dich durchzuckt die Erkenntnis wie einen Blitz. Lutz Farning. Natürlich, er ist derjenige, der den Hobbits ein Pony verkaufen wird! Dass er jetzt sogar auf euch zukommt, passt aber nicht so ganz ins Skript. Es ist genug, dass deine Haare zu Berge stehen.
Merry wischt sich die Hand geistesabwesend an der Weste ab und mustert Lutz misstrauisch. Du unterdrückst ein Lächeln. Merry hat eine gute Menschenkenntnis!
„Was für ein Pferd?“
„Ein wirklich erstklassiges Pony. Wollt ihr es euch ansehen?“
„Morgen“, entscheidet Merry sofort. „Heute ist es bereits etwas spät. Wo finden wir euch, Herr Farning?“
Lutz nennt seine Adresse, danach wimmelt Merry ihn rasch ab. Ihr seht dem dürren Mann nach, als er den Weg zurückgeht. Sein Haus ist nicht weit entfernt. Ihr könnt es sogar noch erkennen.
Im nächsten Moment erfasst dich ein eisiger Windhauch. Du siehst einen Schatten auf dem Weg, der sich plötzlich bewegt. Merry packt dich am Arm und reißt dich in eine Seitengasse, weg vom Pfad. Ihr verspürt beide den gleichen Schauer.
Nazgûl.
Offenbar haben sie euch nicht bemerkt. Du kannst beobachten, wie der Schatten sich Lutz anschließt und den Garten zu seinem Haus betritt. Ihr rührt euch immer noch nicht, nachdem die beiden außer Sicht sind. Und wenig später kommt der Schatten tatsächlich zurück, schwingt sich auf ein Pferd und galoppiert die Straße entlang. Ihr werft euch in die Deckung einer unordentlichen Hecke und schließt die Augen, als eine übelkeitserregende Wolke der Furcht über euch spült.
„Was machen die bloß hier?“ Der Hobbit bricht als erster das Schweigen, nachdem der Reiter schon längst nicht mehr zu hören ist. „Ich dachte, wir hätten sie abgeschüttelt! Und wer waren diese anderen Kerle?“
„Wen meinst du?“
„Hast du das nicht gesehen? Da waren mehrere Menschen. Und eine Art Gefangener.“
Das kleine Problem Lutz Farning wird langsam immer größer. Du ärgerst dich, dass du in der Dunkelheit nicht noch mehr erkannt hast.
„Wir müssen nachsehen“, sagst du leise zu Merry.
„Was?“ Der Hobbit sieht dich verständnislos an.
Du deutest auf Farnings Haus. „Der Typ führt was im Schilde.“
Merry nickt nach einem Moment des Überlegens. „Also gut. Aber leise!“, warnt er dich.
- Seht euch um. Teil 133: