„Ach, Entschuldigung. Ich merke gerade, dass ich sowieso kein Geld habe.“ Du spürst, wie du rot anläufst. „Das war dumm, vergesst es bitte einfach wieder.“
Wie ein geprügelter Hund schleichst du nach draußen. Die Hobbits sehen dir verwundert hinterher, aber niemand hält dich auf. Du möchtest dir überhaupt nicht vorstellen, was sie jetzt wohl von dir denken.
Draußen lässt du dich auf den Boden sinken, direkt neben einer Schubkarre, die allerdings keinen Reifen mehr hat und nun als Blumentopf genutzt wird.
Was sollst du jetzt tun? Doch in der Wildnis übernachten? Du grübelst eine Weile, doch du kommst zu keinem anderen Entschluss. Es wäre wohl wirklich das Beste, wenn du dich wieder auf den Weg machst.
Du stehst auf und lässt Lärm und Licht des Gasthauses hinter dir zurück. Über die vertrauten und langsam im Dunkel des Abends versinkenden Wege wanderst du aus dem Hobbitdorf heraus und in die Wälder. Sobald die letzten Hütten hinter dir liegen, lässt du dich hundemüde auf die Erde sinken. Du bist fast sofort eingeschlafen und verbringst eine sehr unangenehme Nacht auf Wurzeln und kleinen Steinen. So wirst du am frühen Morgen vom ersten Sonnenlicht geweckt und stehst vorsichtig auf. Deine Muskeln sind verspannt und deine Beine steif von der nächtlichen Kälte. Nach einigem Strecken kehrst du Hobbingen endgültig den Rücken.
Du straffst dich. Dann marschierst du querfeldein los, in einer hoffentlich annähernd geraden Linie fort vom Auenland. Schnell schließt sich das Unterholz um dich, als du in einen Wald eintauchst. Brombeerranken, Farne und Schafgarbe wachsen immer dichter. Du musst riesigen Brennnesselwäldern ausweichen und schließlich auch Stellen, wo die Bäume zu dicht stehen, um zwischen ihnen hindurchzugehen. Immer wieder triffst du auf von Stürmen entwurzelte Bäume, deren Kronen sich im Geäst stabilerer Bäume verfangen haben. Einmal willst du über einen liegenden Stamm steigen, der unter deinen Stiefel aufbricht, so morsch ist er.
Einen Weg gibt es hier schon lange nicht mehr. Du kämpfst dich über Hügel, durch die Gräben alter Flussbetten und immer wieder durch moosige Flecken, wo der Boden unter deinen Tritten nachgiebiger und nachgiebiger wird, ehe du den Sumpf verlassen kannst.
Während die Sonne wandert, musst du einen Umweg nach dem anderen in Kauf nehmen. Deine gerade Luftlinie ist inzwischen mehr ein Wollknäuel, durch das mehrere Katzen gejagt sind. Als die Sonne sich senkt, kannst du nicht einmal mehr die Himmelsrichtung bestimmen. Erschöpft lässt du dich mit dem Rücken gegen einen Baum auf den Boden sinken.
Es hilft alles nichts: Du musst dir eingestehen, dass du dich hoffnungslos verlaufen hast.
Du verbringst die Nacht im Wald in der Hoffnung, am nächsten Morgen einen besseren Überblick zu erhalten. Tatsächlich erklimmst du einen sehr hohen, bewaldeten Hügel, doch dessen Kuppe ist so dicht mit Bäumen bestanden, dass du immer noch nichts sehen kannst. Du kletterst auf einen Baum und siehst dich um – ringsum befinden sich nur grüne Hügel.
Beim Hinabklettern knickst du auch noch mit dem Knöchel um. Bald darauf bist du so durstig, dass du im Tal Wasser suchen musst. Auch dein Hunger nimmt zu.
In deiner zweiten Nacht in der Wildnis musst du einsehen, dass du nicht nur verirrt bist – du bist verloren. Du hältst keinen ganzen Tag Kletterei mehr aus, und auf Riesenadler oder Tom Bombadil kannst du ebenfalls nicht hoffen.
Es ist aus.
Du bist tot.
Tot? Das passt mir aber gerade nicht!