Nach einer solch höllischen Nacht seid ihr froh, als ihr Bree bei Sonnenaufgang schließlich hinter euch lassen könnt. Noch immer müde und zerschlagen wandert ihr über die große Hauptstraße, die von einzelnen Bäumen gesäumt ist.
Irgendwo im Hinterkopf erklingt für dich Gandalfs Warnung, sich von den Straßen fernzuhalten, aber du weißt nicht, was du sonst tun sollst. So gut kennst du die Wildnis hier nicht, dass du die Hobbits bis zur Wetterspitze und nach Bruchtal führen könntest. Dafür bräuchtet ihr Aragorn, doch was aus ihm geworden ist, weißt du nicht. Außerdem habt ihr das Pony Lutz nicht dabei, das ihr eigentlich von Lutz Farning hättet kaufen müssen. Nach dem Chaos der Nacht habt ihr nicht mehr daran gedacht.
Ohne Pony und Aragorn fühlst du dich verloren. Du hast das Gefühl, einen schweren Fehler gemacht zu haben, bei irgendeiner vorherigen Entscheidung, und nun kannst du nichts mehr retten.
Trotzdem geht ihr weiter. Die Welt ist noch nicht um dich herum explodiert und der Ring ist immer noch da. Ihr müsst ihn loswerden, so hoffnungslos und verkorkst alles auch wirkt. Du versuchst, deine Sorgen um Aragorn beiseite zu schieben und dich auf den Weg zu konzentrieren.
Neben der Straße verläuft ein Wald, in dem du nach einer gewissen Zeit Bewegung bemerkst. Zuerst hältst du es für eine Täuschung deiner müden Augen, doch dann wird immer deutlicher, dass dort jemand läuft. Parallel zu euch.
„Ich glaube, wir haben ein Problem“, flüsterst du den Hobbits zu und deutest auf den Waldsaum.
Ihr haltet an und versucht, etwas von dem Unbekannten zu erkennen. Dieser tritt aus dem Schatten und kommt auf euch zu. Allerdings trägt er einen Mantel mit Kapuze, der es unmöglich macht, sein Gesicht zu erkennen.
Hinter ihm trottet ein braunes Pony mit ein paar Satteltaschen. Du bemerkst auch einen Jagdbogen und ein Schwert an dem Unbekannten. Allerdings macht er keine Anstalten, eine Waffe zu zücken. Sein Gang ist ruhig, als wolle er euch keine Angst machen, und dir kommen Zweifel daran auf, dass es wirklich ein Unbekannter ist.
Ein Stück vor euch hält er an und streift die Kapuze ab. Du grinst unwillkürlich, als du das von langem, schwarzem Haar umrahmte Gesicht erkennst. „Streicher.“ Offenbar hat er sich aus der Gefangenschaft befreien können.
„Ich wusste nicht genau, wann du vorbeikommst, aber zum Glück habe ich euch gefunden. Ich wusste, dass der Radau in Bree nur von dir stammen kann. Das sind also die Hobbits?“ Streicher lächelt dich an. Huch! Kennst du ihn in dieser merkwürdigen Welt offenbar schon? Beziehungsweise er dich?
Sam schiebt sich vor Frodo und Merry und Pippin flankieren die beiden. Du machst eine beschwichtigende Geste. „Ihr braucht keine Angst zu haben. Streicher ist ein Freund von Gandalf.“
„Ihr wart ziemlich unvorsichtig gestern. Ich fürchte, die Nazgûl werden sich auf eure Fersen setzen. Wir müssen so bald wie möglich von der Straße herunter“, setzt der Waldläufer hinzu. „Ich habe auf euch gewartet. Und ich kann euch durch die Wildnis führen.“
Die Hobbits tauschen unsichere Blicke. Der Anblick des Waldläufers scheint sie nicht zu ermutigen.
„Wir können ihm vertrauen“, sagst du.
Frodo nickt langsam. „Ich glaube, ein Diener des Feindes würde freundlicher aussehen und finsterer denken. Wohin bringt Ihr uns?“
„Nach Bruchtal. Herr Beutlin, nehme ich an.“ Ein Lächeln spielt um Streichers Lippen.
„Bruchtal!“ Sam löst die verschränkten Arme und vergisst, misstrauisch dreinzublicken. „Zu den Elben?“
Aragorn nickt. Sam tauscht einen begeisterten Blick mit seinen Freunden. Damit ist die Entscheidung wohl endgültig gefallen.
Ihr schnallt euer Gepäck auf den Rücken des Ponys – es ist der treue Lutz, den Aragorn offenbar nach seiner Flucht vor Lutz Farning gleich mitgenommen hat. Währenddessen stellen sich die Hobbits noch einmal vor und wenig später seid ihr unterwegs. Sam hat den Führstrick des Ponys übernommen, Aragorn eilt voraus, Merry und Pippin diskutieren über erstes und zweites Frühstück.
Du atmest tief durch. So hat sich ja doch noch alles gefunden! Die Geschichte ist wieder im Lot und vor euch liegen mehrere Tage friedliche Wanderung im Grünen.
Was soll jetzt noch schiefgehen?
Bereue diesen Satz in Kapitel 6: Die Straße gleitet fort und fort …
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Statistik: Kapitel 5 – „PPPS: Ich hoffe, Butterblume sendet dies sofort“
Eingänge: 1
Ausgänge: 1
Unterschiedliche Wege: 3
Enden: 3
Zu findende Gegenstände: 0
Geheimnisse: 0