Pottwale (Physeter macrocephalus, Syn.: Physeter catodon) geben komplexe Klickmuster von sich, die sogenannten Codas.
Codas bestehen aus kurzen rhythmischen Klicksequenzen, meist mit 3 bis 12 Klicks, in stereotypen Mustern. Sie werden anhand von Variationen in der Klickanzahl, im Rhythmus und im Tempo klassifiziert.
Die Codas selbst sind das Ergebnis des Erlernens von Lauten innerhalb einer stabilen sozialen Gruppe und dienen damit der Gemeinschaft als Erkennungszeichen. Dabei helfen die Codas nach den langen Nahrungstauchgängen (welche rund 70 Prozent des Tagesablaufs bei Pottwalen ausmachen) den einzelnen Tieren sich wiederzufinden und ihre soziale Bindung zu bekräftigen.
Neben diesen Codas, welche aus der Identität einer Gruppe geboren worden sind, existieren auch Nichtidentitätscodas, die mehrheitlich von mehreren verschiedenen Clans verwendet werden. Sie drücken die Clanidentität aus und bezeichnen unterschiedliche Reise-, Nahrungssuch- und Sozialisierungs- oder Vermeidungsmuster unter den Clans. Markante Codas identifizieren sieben Clans, die unter den etwa 150.000 weiblichen Pottwalen (die kleinste Gruppe in diesen Clans sind die matrilinearen Verbände aus etwa 10 Weibchen und deren Jungen) im Pazifischen Ozean beschrieben werden, und es gibt weitere vier Clans im Atlantik.
Statistisch gesehen werden die Unterschiede in der Verwendung von Clanidentitätscodas deutlicher, je stärker sich die Verbreitungsgebiete der Clans überschneiden.
Neben diesen Codas existieren bei Pottwalen zwei wesentliche kontextabhängige Merkmale: Rubato und Ornamentation.
- Rubato bezieht sich auf feine Modulationen der Klickdauern, die sich im Verlauf einer Kommunikation ändern.
- Ornamentation beschreibt zusätzliche Klicks innerhalb einer Coda, die deren Grundstruktur verändern.
Durch die Verwendung von Rubato und Ornamentation ist es den Pottwalen möglich mehr inhaltliche Tiefe in ihre Klicks zu legen, welche die Bedeutung oder den emotionalen Gehalt der Codas anpassen. Dabei erlaubt Rubato den Pottwalen, die Dauer der Klicks flexibel zu gestalten, und somit möglicherweise die Betonung bestimmter Informationen zulässt.
Ornamentation hingegen fügt der Grundstruktur der Codas zusätzliche Elemente hinzu, welche möglicherweise zur Verdeutlichung oder Differenzierung der Botschaft dienen.
Zu diesen kontextabhängigen Merkmalen gesellen sich noch zwei kontextunabhängige Merkmale: Rhythmus und Tempo.
Der Rhythmus beschreibt die regelmäßige Abfolge von Klicks, während das Tempo die Geschwindigkeit der Klicksequenzen angibt.
Somit ergeben sich für Pottwale in ihrer Kommunikation eine große Bandbreite verschiedenster Codas, was auf ein sehr expressives Kommunikationssystem hinweist. Die individuelle Identität der Lautäußerungen von Pottwalen ist jedoch ein noch immer bestehendes wissenschaftliches Thema, aber es ist anzunehmen, dass die Sprache der Pottwale ähnlich komplex ist, wie die der Menschen.
Quellen
- Pratyusha Sharma, Shane Gero, Roger Payne, David F. Gruber, Daniela Rus, Antonio Torralba, Jacob Andreas: Contextual and combinatorial structure in sperm whale vocalisations. In: Nature Communications. Band 15, Nr. 1, 7. Mai 2024, ISSN 2041-1723, S. 3617, https://www.nature.com/articles/s41467-024-47221-8 Abgerufen am 11.08.2024
- Anna Manz: Kommunizieren Pottwale menschenähnlich? 7. Mai 2024, abgerufen am 14. Mai 2024 https://www.scinexx.de/news/biowissen/kommunizieren-pottwale-menschenaehnlich/ Abgerufen am 11.08.2024
- Hal Whitehead (2024). "Sperm whale clans and human societies". Royal Society Open Science. 11 (1). https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rsos.231353 Abgerufen am 11.08.2024
- Taylor A. Hersh; et al. (2022). "Evidence from sperm whale clans of symbolic marking in non-human cultures". PNAS. 119 (37). National Academy of Sciences: e2201692119. https://www.pnas.org/doi/full/10.1073/pnas.2201692119 Abgerufen am 11.08.2024
- Gero, Shane; Whitehead, Hal; Rendell, Luke (2016). "Individual, unit and vocal clan level identity cues in sperm whale codas". Royal Society Open Science. 3 (1). https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rsos.150372 Abgerufen am 11.08.2024
- Safina, Carl (2020). Becoming Wild: How Animal Cultures Raise Families, Create Beauty, and Achieve Peace. Henry Holt and Company. pp. 16–19. ISBN 9781250173331.
- "Cultural identity in sperm whales". PNAS. National Academy of Sciences. 5 December 2022. https://www.pnas.org/post/podcast/cultural-identity-sperm-whales Abgerufen am 11.08.2024
- Cantor, Maurício; Whitehead, Hal (October 2015). "How does social behavior differ among sperm whale clans?". Marine Mammal Science. 31 (4): 1275–1290. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/mms.12218 Abgerufen am 11.08.2024
- Obaldía, Carlos De; Simkus, Gediminas; Zölzer, Udo (March 2015). Estimating the number of sperm whale (Physeter macrocephalus) individuals based on grouping of corresponding clicks. 41. Deutsche Jahrestagung für Akustik, (DAGA 2015). Nuremberg. https://www.researchgate.net/publication/277009691_Estimating_the_number_of_sperm_whale_Physeter_macrocephalus_individuals_based_on_grouping_of_corresponding_clicks?channel=doi&linkId=555decf008ae8c0cab2c556f&showFulltext=true Abgerufen am 11.08.2024