Die Wasserspinne (Argyroneta aquatica) lebt Unterwasser (vgl. Tierfakt 938). Da das Auftauchen an die Oberfläche mit einem gewissen Risiko für die Spinne, durch landlebende/luftlebende Beutegreifer ebenfalls gefährdet zu werden, bedeutet, hat sie eine Möglichkeit gefunden, möglichst lange unterwasser zu bleiben. Beide Geschlechter bauen
Taucherglockennetze, welche sowohl als Sauerstoff-Depot, als auch als der Ort zum Verdauen der Beute genutzt werden. Diese Taucherglockennetze sind bei Weibchen für gewöhnlich größer, da die Nester auch als Paarungs- und Aufwuchsort für den Nachwuchs dienen.
Taucherglockennetze bestehen aus unregelmäßig aufgebauten Lagen aus Seide und einem noch nicht wissenschaftlich bestimmten Hydrogel auf Proteinbasis, die zwischen untergetauchten Wasserpflanzen gesponnen und dann vom Erbauer mit Luft aufgeblasen werden, die von der Oberfläche herabgelassen wird. Die Seide ist wasserdicht, ermöglicht jedoch einen Gasaustausch mit dem umgebenden Wasser.
Es gibt eine Nettodiffusion von Sauerstoff in die Glocke und eine Nettodiffusion von Kohlendioxid aus ihr heraus. Dieser Prozess wird durch Unterschiede im Partialdruck angetrieben. Die Produktion von Kohlendioxid und die Nutzung von Sauerstoff durch die Spinne hält den Konzentrationsgradienten aufrecht, der für die Diffusion erforderlich ist. Es gibt jedoch eine Nettodiffusion von Stickstoff aus der Glocke, wodurch eine allmählich schrumpfende Luftblase entsteht, die von der Spinne regelmäßig erneuert werden muss. Dieser Auffüllprozess muss in manchen Fällen mehrere Tage lang nicht erfolgen, im Regelfall wird aber einmal täglich Luft an der Wasseroberfläche geatmet und somit auch zur Taucherglocke gebracht.
Die Weibchen verbringen die meiste Zeit in ihren Glocken, schießen hinaus, um Beutetiere zu fangen, welche die Glocke oder die Seidenfäden, an denen sie befestigt ist, berühren, und tauchen gelegentlich auf, um das Netz mit Luft zu füllen. Die Glocken der Männchen sind normalerweise kleiner als die der Weibchen und werden seltener repariert. Vor der Paarung baut das Männchen mehrheitlich ein Taucherglockennest neben das Nest des Weibchens und spinnt einen Tunnel zum Taucherglockennest des Weibchens, in welches das Männchen einbricht und sich so Zutritt verschafft.
Dieses einzigartige Nest wird mehrheitlich als Form anorganischer Kiemen angesehen.
Quellen
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