Abul Abbas (auch Abul Abaz; 770er/780er - † 810) war ein männlicher Asiatischer Elefant (Elephas maximus), der dem fränkischen Kaiser Karl dem Großen (* wahrscheinlich 2. April 747 oder 748; † 28. Januar 814 in Aachen) von Kalif Hārūn ar-Raschīd (wahrscheinlich um 766 in Rey; gestorben 809 in Tūs) geschenkt wurde. Er war der erste namentlich und urkundlich belegte Elefant nördlich der Alpen (die Elefanten, welche mit Hanibal über die Alpen gekommen sind, sind nicht namentlich und urkundlich erwähnt worden).
801 wurde Abul Abbas in Begleitung von Isaak, einem jüdischen Kaufmann, Dolmetscher und Gesandten Karls, zusammen mit einer kleinen Delegation von Bagdad aus auf den Weg nach Aachen geschickt. Die genaue Reiseroute ist leider nicht dokumentiert, im Oktober desselben Jahres ist aber ein
in der Nähe von La Spezia in Italien belegt. In Vercelli, unweit des Lago Maggiore, blieb man über den Winter. Am 20. Juli 802 erreichte Abul Abbas Aachen und wurde dort, zusammen mit einer ganzen Anzahl von Geschenken, Kaiser Karl übergeben.
Wenig ist über den Elefanten bekannt, Quellen, die nicht zur Karls Zeiten verfasst wurden, behaupten Abul Abbas sei ein weißer Elefant gewesen. Eine Aussage, die von zeitgenössischen Quellen nicht bestätigt wurde, aber auch nicht hinreichend widerlegt.
Abul Abbas verblieb nicht in Aachen und reiste mit Karl dem großen durchs Land, "als lebende Insigne seiner Macht".
Im Jahr 810 verließ Karl der Große seinen Palast und startete einen Feldzug, um König Godofrid von Dänemark und dessen Flotte, die Friesland überfiel und plünderte, anzugreifen. Karl der Große hatte den Rhein überquert und verweilte drei Tage lang an einem Ort namens "Lippeham", wo er auf Truppen wartete, als sein Elefant plötzlich starb.
Über die Todesumstände gibt es verschiedenste Mutmaßungen, so soll der Elefant an einer Lungenentzündung verendet sein (welche er sich bei der Überquerung des Rheins zugezogen hatte) oder aber in einer Schlacht gefallen sein, denn zu dieser Zeit war Karl der Große im Krieg mit den Dänen. Es besteht also auch die Möglichkeit, dass Abul Abbas als Kriegselefant eingesetzt wurde. Allerdings sind derartige Behauptungen nie von zeitgenössischen Quellen getroffen worden, welche sich recht spärlich mit Informationen hielten.
Quellen
- Achim Thomas Hack: Abul Abaz. Zur Biographie eines Elefanten. Wissenschaftlicher Verlag Dr. Michael P. Bachmann, Badenweiler 2011, ISBN 978-3-940523-12-9.
- Richard Fletcher: Ein Elefant für Karl den Großen – Christen und Muslime im Mittelalter. Darmstadt 2005.
- Hans Altmann: Die Reise des Isaak und die politische Situation um 800. In: Ex oriente. Isaak und der weiße Elefant. Bagdad – Jerusalem – Aachen. Eine Reise durch drei Kulturen um 800 und heute. Katalogbuch zur Ausstellung in Rathaus, Dom und Domschatzkammer Aachen vom 30. Juni bis 28. September 2003, Band 1 Die Reise des Isaak. Bagdad. Zabern, Aachen 2003, S. 28–35.
- Hannelore Kühl, Brigitte Erm: Abul Abas. Die Geschichte des weißen Elefanten am Hofe Karls des Großen. Alano Verlag, Aachen 1985, ISBN 3-924007-12-8.
- Karen Duve, Thies Völker: Lexikon berühmter Tiere. 1200 Tiere aus Geschichte, Film, Märchen, Literatur und Mythologie. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-8218-0505-6.
- Stephan Oettermann: Die Schaulust am Elefanten. Eine Elephantographia Curiosa. Syndikat, Frankfurt am Main 1982, S. 97 ff., mit Nennung zahlreicher Quellen. ISBN 3-8108-0203-4.
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- Carl Arnold Kortum: Die Jobsiade. Dortmund 1799 (37. Kapitel, Strophe 28) https://www.deutschestextarchiv.de/book/view/kortum_jobsiade01_1799?p=215 Abgerufen am 24.11.2024
- Friedrich Kurze (Hrsg.): Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 6: Annales regni Francorum inde ab a. 741 usque ad a. 829, qui dicuntur Annales Laurissenses maiores et Einhardi. Hannover 1895, S. 116 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat) https://www.dmgh.de/mgh_ss_rer_germ_6/index.htm#page/116/mode/1up Abgerufen am 24.11.2024
- Friedrich Kurze (Hrsg.): Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 6: Annales regni Francorum inde ab a. 741 usque ad a. 829, qui dicuntur Annales Laurissenses maiores et Einhardi. Hannover 1895, S. 117 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat) https://www.dmgh.de/mgh_ss_rer_germ_6/index.htm#page/117/mode/1up Abgerufen am 24.11.2024