Schleimaale oder Inger (Myxinidae) sind eine Familie der Wirbeltiere. Wie der Name vermuten lässt, sondern diese Tiere im Fall einer Bedrohung aus ihren Schleimzellen ein Sekret ab, das schlagartig große Mengen Wasser als Schleim bindet und Mund und Kiemen von Fressfeinden verstopfen kann. In den meisten Fällen stoßen die Angreifer den Schleim samt dem Schleimaal wieder aus. Um nicht selber Opfer des eigenen Schleims zu werden, bildet der Schleimaal mit seinem Körper einen Knoten und streift den Schleim ab. Das Sekret besteht aus bis zu 15 Zentimeter langen, in Knäuel aufgewickelten Proteinfilamenten, die sich bei Kontakt mit Wasser explosionsartig aufwickeln, und aus Mucin. Der Schleim gilt als das effizienteste Bindemittel für Wasser in der Natur; 1 Gramm Sekret reichen aus, um ca. 10 Liter Schleim zu bilden, was einem Massenanteil von 0,01 Prozent entspricht.
Eine weitere Besonderheit des Schleims ist, dass kein Energieeintrag zur Schleimbildung nötig ist, weshalb auch kaltes Meerwasser ohne Problem gebunden werden kann. Der Schleim ist jedoch sehr kurzlebig und nicht sonderlich stabil, weshalb man von Schleim spricht und von der Bezeichnung als Hydrogel absieht.
In den letzten Jahren wurde der Schleim für die Wissenschaftler noch interessanter, den der Schleim der Schleimaale ist, strukturell einzigartig, da er reißfeste, fadenförmige Fasern enthält, die chemisch gewisse Ähnlichkeiten mit denen der Spinnenseide aufweisen. Könnte man diesen Schleim künstlich nachbilden, könnte ein daraus resultierendes, synthetisches Gel als Füllmaterial und Mittel, um Blutungen bei Unfallopfern und Chirurgie-Patienten zu stoppen, genutzt werden.
Quellen
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