Das Ren oder Rentier (Rangifer tarandus) ist eine Säugetierart aus der Familie der Hirsche (Cervidae). Als Bewohner der Tundren und Taiga leben sie in extremen Verhältnissen, welche besondere Anpassungen benötigen.
Im Sommer ist es in Norwegen beispielsweise zwei Monate lang extrem und ununterbrochen hell, ebenso lang fehlt die Sonne komplett am Winterhimmel. Um unter beiden Bedinungen eine optimale Sicht zu entwickeln, wechseln die Tiere die Farbe ihrer Netzhäute, genauer der Tapetum lucidum, einer Schicht der Netzhaut. Im Sommer ist diese Schicht golden und reflektiert 95 Prozent des Lichts aus dem Auge heruas, im Winter hingegen erscheint die Schicht tiefblau und reflektiert nur 40 Prozent Licht aus dem Auge heraus. Das Licht wird also im Winter im Auge gestreut, was das Rhodopsin, verantwortlich für das Hell- und Dunkelsehen, stärker angeregt: Die Lichtempfindlichkeit steigt damit stark, und die Rentiere sehen noch bei vollständiger Dunkelheit, wenn auch auf Kosten der Sehschärfe.
Das Tapetum lucidum besitzen auch Katzen, Hunde und andere Huftiere, Rentiere sind aber dabei die ersten Säugetiere, von denen bekannt ist, dass sie sich solchen extremen Umweltbedingungen auch langfristig anpassen und wechseln können.
Quellen
- Fosbury RAE, Jeffery G. Reindeer eyes seasonally adapt to ozone-blue Arctic twilight by tuning a photonic tapetum lucidum. Proc Biol Sci. 2022 Jun 29;289(1977):20221002. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35765837/ Abgerufen am 22.12.2024