Papierboote oder Argonauten (Argonauta) sind eine Gattung der Kopffüßer (Cephalopoda) in der Verwandtschaftsgruppe der Kraken (Octopoda). Die Tiere leben auch im Mittelmeer und wurden daher in der Kunst und Kultur der antiken Mittelmeervölker verewigt. So waren sie in der minoischen Kunst ein beliebtes Schmuckmotiv, insbesondere bei Keramikgefäßen des Meeresstils. Ähnliche Darstellungen wie im altkretischen Meeresstil finden sich auch auf den bronzenen Klingen ungefähr gleich alter mykenischer Zierdolche.
Der altgriechische Philosoph Aristoteles (* 384 v. Chr. in Stageira; † 322 v. Chr. in Chalkis auf Euböa) bzeichnete die Papierboote in seiner Tierkunde als "nautilos" und erkannte sie damals schon korrekt als Kraken an. Der Name ist eine poetische Form des Wortes "nautes", was Seemann oder Seefahrer bedeutet. Diesen Namen wählte Aristoteles aufgrund einer, von ihm stammenden, Legende, dass Papierboote ihre papierartigen Häute mit ihren Dorsalarmen zu Segel spannen würden und diese so zur Fortbewegung nutzen würden.
Diese Legende wurde später von verschiedenen antiken Autoren, wie Plinius der Ältere (* 23 oder 24 in Novum Comum, heute Como; † am 24. August oder 24. Oktober 79 in Stabiae am Golf von Neapel) übernommen und so bis ins 19. Jahrhundert immer weiter gegeben.
Die antiken Schilderungen haben offenbar Carl von Linné (* 23. Mai 1707 in Råshult bei Älmhult; † 10. Januar 1778 in Uppsala) zu dem noch heute gültigen zoologischen Gattungsnamen Argonauta inspiriert, der von ihm 1758 in der 10. Auflage seiner Systema Naturæ geprägt wurde. Dabei nahm er sich zum Namensvorbild die Aronautensage, in der sich der griechische Sagenheld Iason mit seinen Mitstreitern aufmacht, das goldene Vlies zu erobern.
Der eigentlich in der Antike gebräuchlichen Name des Papierbootes wurden von Linné hingegen für eine andere Tierart, das Gemeine Perlboot (Nautilus pompilius), ausgewählt, das ein äußerlich ähnlich geformtes Gehäuse besitzt, aber nach heutigem Kentnissstand nur ein entfernter Verwandeter des Papierboots darstellt - und auch nicht im Mittelmeer zu finden ist.
Quellen
- Hermann Aubert, Friedrich Wimmer: Aristoteles Thierkunde – Kritisch-berichtigter Text mit deutscher Übersetzung, sachlicher und sprachlicher Erklärung und vollständigem Index. Erster Band. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1868 (HathiTrust), S. 149. https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=hvd.hc1xje&seq=15 Abgerufen am 26.12.2024
- Henry George Liddell, Robert Scott: A Greek-English Lexicon. 8., überarbeitete Auflage. American Book Company, 1901 (archive.org), S. 993. https://archive.org/details/greekenglishlex00lidduoft Abgerufen am 26.12.2024
- Carolus Linnæus: Systema Naturæ. 1. Band. 10., überarbeitete Auflage. Stockholm, 1758, S. 708 f.