Der berühmteste und einer der einflussreichsten Forscher über Seepocken (Sessilia) war Charles Darwin, der Begründer der Evolutionstheorie und einer der berühmtesten Biologen überhaupt.
Darwin widmete acht Jahre seines Lebens, 1846 bis 1854, der Erforschung der Seepocken. Er publizierte in den Jahren 1851 und 1854 insgesamt vier Monographien, zwei umfangreiche über rezente und zwei kürzere über die fossilen Formen.
Darwins Interesse an Seepocken wird meist auf eine Entdeckung an der chilenischen Küste zurückgeführt: Er fand am Strand Muschelschalen, in die ein kleiner, oranger Organismus eingebohrt war, offensichtlich ein Parasit der Muschel. Darwin erkannte das Tier unmittelbar als Rankenfußkrebs, konnte ihn aber nicht ins System einordnen. Das von ihm in seinen Notizen und Tagebüchern "Mr.Arthrobalanus" getaufte Tier, später von ihm selbst als Cryptophialus minutus erstbeschrieben, war kleiner als alle anderen und besaß keine kalkige Schale.
Es ist aber anzunehmen, dass Darwin bereits vorher, angeregt durch die Werke von John Vaughan Thompson, mit den Seepocken beschäftigt hatte. Dieser war es auch, der herausfand, dass die Seepocken nicht zu den Mollusken, sondern zu den Krebstieren gehören, für die, nach Arbeiten von George Sowery, dann Hermann Burmeister das Taxon der Rankenfußkrebse aufstellte.
1853 erhielt Darwin für seine Arbeit über Seepocken die hoch anerkannte Royal Medal.
Sein Werk war dabei so umfassend und detailliert, dass die Systematik und Nomenklatur darin, welche auf der Morphologie der adulten Seepocken fußt, bis heute.
Quellen
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