Remus Lupin
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Sonntag war bisher der schlimmste Tag für Remus. Gerade, als er gedacht hatte, er hätte vielleicht doch die Chance darauf, ein ganze normales Schulerlebnis zu haben, hatte ihn seine kommende Verwandlung wie ein Bus eingeholt. Er war bereits mit einem unguten Gefühl aufgewacht, sein Magen hatte sich geweigert, das Frühstück länger als zwei Stunden zu behalten und jeder einzelne seiner Knochen fühlte sich, als würde er versuchen, aus seinem Körper zu entkommen. Seine Schläfen pochten, sein Kopf tat weh und dazu half es nicht, dass James und Sirius davon ausgingen, dass er jetzt all seine freien Minuten mit ihnen verbringen würde, nur weil er zugestimmt hatte, mit ihnen befreundet zu sein. Nachdem er bereits vehement dagegen gestimmt hatte, die beiden zum Quidditchfeld zu begleiten, musste er ihnen auch noch klar machen, dass er keine Lust hatte, das Schloss zu erkunden, noch in der Stimmung war, Snape in den Kerkern aufzulauern. Er war den ganzen Morgen und den Großteils des Mittags sehr gereizt und als Marlene McKinnon ihn unschuldig fragte, ob er den Aufsatz für Professor Sprout schon fertig hatte und ihr vielleicht bei den Details helfen könnte, hatte er seine Mitschülerin ungerechterweise angeschnauzt, dass sie sich gefälligst einen anderen suchen sollte, dessen Arbeit sie klauen könnte.
Bevor er sich hätte bei Marlene entschuldigen können, war sie mit roten Augen und Wangen davongelaufen. „Brutal, Mann“, sagte James, der in ein Schachspiel mit Peter vertieft. Schach schien das einzige zu sein, in dem James von Natur aus schlecht war und das regte den jungen Zauberer sehr auf. Peter hingegen war ein wahres Naturtalent und hatte James bereits fünf Mal in Folge geschlagen. „Ein einfaches Nein hätte doch gereicht.“
Remus stöhnte. „Ich wollte sie nicht so anfahren“, murmelte er erschöpft.
„Geht es dir auch wirklich gut?“, fragte Sirius zum wiederholten Male an diesem Tag. „Du bist immer noch ganz schön blass. Also – naja, blasser als sonst.“
„Ha Ha“, erwiderte Remus humorlos. Er vergrub für den Moment das Gesicht in den Händen und biss sich so fest auf die Innenseiten seines Mundes, dass er Blut schmeckte. Eigentlich war es zu früh, um bereits in den Krankenflügel zu gehen – der Vollmond war noch Stunden entfernt – aber Remus hielt es nicht mehr aus. Bevor er noch jemanden ungewollt anschnauzte und Gefühle verletzte, die er nicht verletzen wollte, erhob er sich. „Ich werd zum Krankenflügel gehen“, murmelte er.
Als wäre es eine Einladung gewesen, stand Sirius ebenfalls auf. „Ich begleite dich“, sagte er feierlich. „Nicht, dass unser Remu hier noch umkippt.“
„…Remu?“
„Ein Spitzname“, erklärte Sirius grinsend. „Jeder sollte einen haben.“
Remus war zu müde und zu kraftlos, um großartig zu argumentieren. Er zuckte lediglich mit den Schultern und ließ sich dann von Sirius zum Portraitloch bugsieren. Er schaffte es gerade so, den Jungs ein: „Bis später“, zu zu rufen, da hatte Sirius ihn auch schon in den Gang verfrachtet. „Du musst wirklich nicht mitkommen“, versuchte er es, aber hätte genauso gut mit der Treppe reden können.
„Unsinn“, meinte Sirius. „Dafür sind Freunde ja da.“
Das Schloss war so gut wie ausgestorben. Da es ein herrlicher Tag draußen war, hatte es sich ein Großteil der Schüler am Schwarzen See gemütlich gemacht, wo sie im Schatten der breiten Kronen Bücher lasen, Hausaufgaben machten oder dösten, während wieder andere mit nackten Füßen im seichten Ufer Steine über die Wasseroberfläche springen ließen oder die trägen Fangarme des Riesenkraken kitzelten, die immer mal wieder hervorbrachen. Als sie gerade den dritten Stock erreicht hatten, wurden sie von Peeves dem Poltergeist aufgehalten.
Peeves war ein fieser Geist. Kaum größer als ein Erstklässler, aber mindestens fünfmal so nervig, schwebte er eine Handbreit über dem Treppengeländer und stopfte Kaugummis in die Schlüssellöcher der Türen oder zerkratzte den Lack der Portraits. Der Poltergeist war kopfüber damit beschäftigt, ein noch feuchtes Kaugummi in eins der Schlüssellöcher zu drücken, als er Remus und Sirius bemerkte. „Ooooooh, Oooohhho!“, sagte er freudig erregt. „Winzige Erstklässler.“
„Oh, verzieh dich, Peeves“, zischte Sirius und versuchte Remus schnell die Treppe weiterzuziehen.
„Warum denn so frech, Black?“, fragte der Poltergeist mit gackernder Stimme. „Auf dem Weg, ein bisschen schwarze Magie zu lernen? Suchst du ein nettes Opfer zum verhexen?“ Peeves kicherte und verschwand mit einem Blinzeln, nur um im nächsten Augenblick direkt vor ihnen aufzutauchen.
Sirius schob einen Arm vor Remus. „Lass uns durch, Peeves“, sagte er befehlend. Wahrscheinlich funktionierte es jedes Mal bei seinem Hauselfen, aber Peeves gackerte nur noch lauter.
„Führst du dein Haustier spazieren, Black, ja?“ Der Poltergeist drehte sich wieder auf den Kopf und streckte ihnen die Zunge heraus. „Bringst die kleine Halbbrut wahrscheinlich in den Kerker zum Sezieren.“
Peeves Worte hätten Remus fast stolpern und eine ganze Ladung an Treppenstufen herunterfallen lassen, wenn Sirius ihn nicht gepackt hätte. Eiskalt lief es dem Jungen den Rücken herunter und er starrte den Geist vor sich mit weitaufgerissenen Augen an. Peeves konnte unmöglich darüber Bescheid wissen, was Remus war. Das konnte nicht sein. Dumbledore hätte es ihm nicht gesagt, das würde er – aber dann hatte er es ihm wohl auch nicht gesagt. Peeves hatte spioniert! Remus hatte zwar alle Farbe im Gesicht verloren und war wacklig auf den Beinen, aber er zog seinen Zauberstab langsam aus der Umhangstasche, während Sirius neben ihm umso dunkler im Gesicht geworden war.
„Pass auf, was du sagst, Peeves“, zischte er gefährlich. „Du willst mich nicht kennenlernen, wenn ich sauer bin.“ Wahrscheinlich wäre sogar James jetzt einen Schritt von Sirius weggestolpert, hatte der junge Zauberer einen doch sehr bedrohlichen Blick aufgesetzt und versprühte Funken aus seinen Augen, aber Peeves lachte nur noch lauter, ein hässliches, ohrenschmerzendes Geräusch, dass im Echo der Treppen nur noch abscheulicher klang.
Remus klingelten die Ohren und er hatte das Gefühl, sich jeden Moment erneut übergeben zu müssen, aber seine Wut und seine Angst, dass Peeves ihn verraten könnte, übermannten jede Müdigkeit. Er richtete seinen Stab unter Sirius ausgestrecktem Arm auf das Schlüsselloch, murmelte: „Waddiwasi“, und beobachtete mit äußerster Genugtuung, wie die Kaugummireste wie eine Pistolenkugel durch die Luft direkt in Peeves Nasenlöcher schossen.
Der Poltergeist ließ ein langgezogenes Heulen von sich, dann rauschte er unter wüsten Beschimpfungen die Treppen hoch.
Sirius starrte ihn beeindruckt an. „Cool“, sagte er schließlich. „Obwohl du so aussiehst, als würdest du jeden Moment tot umfallen, kannst du trotzdem noch mit Peeves fertig werden.“ Sirius legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter, um ihn weiter zu stützen, während sie endlich die Treppe hinunterstiegen. „Ich wusste, es war eine gute Entscheidung, mit dir befreundet zu sein.“
Remus lächelte fahrig. „Wenn du mich auch irgendwann so nervst, dann nutz ich den Zauber gegen dich.“
„Nicht, wenn ich ihn zuerst verwende“, konterte Sirius grinsend, aber selbst sein Lachen konnte die Sorge aus seinem Blick nicht verbannen, als er das blasse Gesicht und die blutunterlaufenen Augen seines Freundes sah. „Man, du siehst echt scheiße aus.“
„Trotzdem besser als du“, brummte Remus.
„Ich tue so, als ob ich diesen absolut verletzenden Kommentar nicht gehört hätte“, sagte Sirius. „Du bist im Krankheitsdelirium, du weißt einfach nicht, wovon du redest.“ Im zweiten Stock angekommen und mit den Füßen bereits auf den Stufen hinunter in den ersten Stock, fügte Sirius hinzu: „Keine Sorge, Madam Pomfrey bekommt dich in wenigen Minuten wieder auf die Beine. Sie hat bestimmt irgendeinen Trank für dich.“
Remus bezweifelte stark, dass ein einfacher Aufpäppeltrank ausreichen würde, damit die wölfischen Emotionen in seinem Körper Ruhe geben oder der Schmerz in jeder Zelle vergehen würde, aber er schenkte Sirius ein dankbares Lächeln, auch wenn er glaubte, dass es viel eher als Grimasse endete. Die letzten Meter bis zum Krankenflügel warf Sirius ihm immer wieder einen besorgten Seitenblick zu, als glaubte er wirklich, Remus würden jeden Augenblick einfach umkippen.
Kaum hatte Sirius Remus über die Türschwelle in den Krankenflügel gezerrt, rauschte Madam Pomfrey wie vom Blitz getroffen aus ihrem Bürozimmer auf die beiden Erstklässler zu. Ein Rest Soße klebte an ihrem Mundwinkel und ihre Schürze sah aus, als hätte sie eine Kartoffel darauf fallen lassen. Sie sagte nicht sofort etwas, sondern führte Remus zum Bett, das ihnen am nächsten stand und drückte ihn mit sanfter, aber bestimmter Hand auf die weichen, weißen Laken. Erst dann drehte sie sich zu Sirius um. „Vielen Dank, Mr. Black. Ab hier kann ich übernehmen.“ Sie wollte ihn bereits mit ungeduldiger Miene aus dem Saal scheuchen, doch Sirius setzte eine trotzige Miene auf.
„Was hat er denn?“, fragte er mit einem Kopfnicken auf Remus. „Ich will gern wissen, ob ich helfen kann.“
„Das ist sehr rührend, Mr. Black“, murmelte Madam Pomfrey, die bereits das Kissen auf Remus‘ Bett ausschüttelte und aus einem Schränkchen daneben einen sauberen Pyjama zog, „aber ich glaube kaum, dass Sie so gebildet in der Heilkunst sind, dass Sie jetzt noch eine sonderlich große Hilfe wären. Tut mir leid“, fügte sie mit einem sanfteren Blick über die Schulter hinzu. „Mr. Lupin ist bei mir in guten Händen.“
„Das bezweifle ich auch gar nicht, aber –“
„Sirius“, sagte Remus und war selbst überrascht, wie kraftlos seine Stimme klang. „In der Schublade neben meinem Bett liegt eine Tafel Schokolade aus dem Honigtopf.“
„Gute Idee, ja, ja, Schokolade kann Wunder bewirken“, sagte Madam Pomfrey fahrig. „Gehen Sie, Mr. Black, holen Sie Mr. Lupins Schokolade.“
Sirius sah verwirrt drein. Seine dunklen Augenbrauen waren so stark zusammengezogen, dass sie wie eine einzige wirkten. „Bist du dir sicher, Remus? Soll ich nicht lieber hier bleiben?“
„Nein!“, rief Remus aus. „Nein“, fügte er etwas ruhiger hinzu. „Ich meine, ich weiß es zu schätzen, aber nein.“
„Mr. Lupin braucht Ruhe“, sagte Madam Pomfrey hilfreich. „Sie dürfen ihn morgen besuchen kommen und dann die Tafel Schokolade mitbringen.“
Obwohl Sirius sich zur Tür umdrehte, sah er nicht überzeugt aus. Remus lächelte, obwohl ihm speiübel war. „Ich komm schon klar“, murmelte er in die Richtung seines Freundes, bevor er sich von Madam Pomfrey aufhelfen ließ. „Das ist nicht das erste Mal, dass es mir mies geht, Sirius.“
„Ich bin direkt morgen früh hier“, sagte Sirius, drehte sich um und verschwand dann aus dem Krankenflügel.
Madam Pomfrey wartete ein paar Momente, bis sie sich sicher war, dass die Schritte, die sie gehört hatten, auch wirklich seine waren, dann wandte sie sich an Remus. „Sie haben sehr fürsorgliche Klassenkameraden, Mr. Lupin.“ Sie zog die Vorhänge um das Bett zu, damit Remus sich umziehen konnte.
„Er lässt mir nicht wirklich eine andere Chance“, sagte er müde lächelnd, während er sich den Umhang über den Kopf zog. Es dauerte ein paar Minuten, aber schließlich hatte Remus sich den Pyjama angezogen, den Madam Pomfrey ihm gegeben hatte und war ins Bett gestiegen. Er seufzte und legte sich beide Hände aufs Gesicht.
„Wie geht es Ihnen denn, Mr. Lupin?“, fragte die Heilerin und kam um den Vorhang herumgelaufen. „Sie sehen wirklich sehr blass aus.“
„Mir geht’s bestens“, brachte er lahm hervor. „‘S der Mond. Der Wolf will raus.“
Madam Pomfrey nickte verstehend, aber er konnte an ihren Augen erkennen, dass sie es nicht wirklich verstand. Wie könnte sie auch? Sie musste sich immerhin nicht jeden Monat in ein mörderisches Biest verwandeln. „Ruhen Sie sich noch ein wenig aus, ich werde sie wecken, sobald wir zur Weide müssen.“ Sie zeichnete eine runde Form mit ihrem Stab in die Luft und konjugierte einen Eimer aus dem Nichts, den sie neben sein Bett stellte. „Nur für den Fall“, fügte sie lächelnd hinzu, bevor sie die Vorhänge komplett zuzog und mithilfe ihres Stabes das Licht um sein Bett dimmte.
„Danke“, krächzte Remus, hörte aber nicht mehr, ob sie etwas antwortete, denn da war er bereits eingeschlafen.
Es konnten nur Sekunden vergangen sein, da rüttelte Madam Pomfrey ihn sanft an der Schulter und weckte Remus sofort auf. Ihm war eiskalt und jeder Winkel seines Körpers tat weh, als hätte er sich in einen brodelnden Kessel gesetzt. Madam Pomfrey drückte ihm kurz einen kühlen Lumpen auf die Stirn. „Ich fürchte, wir müssen los, Mr. Lupin.“
Remus gab ein unverständliches Geräusch von sich, bevor er sich mithilfe seines Ellbogen hochdrückte. Kaum hatte er die Augen geöffnet, war ihm schwindelig und bevor es zu spät war, warf er den Oberkörper zur Seite und übergab sich mit einem widerwärtigen Platschen in den Eimer.
Madam Pomfrey verzog keine Miene, sondern ließ das Erbrochene lediglich mit dem Wink ihres Zauberstabes verschwinden, bevor sie Remus einen Kelch voll Wasser reichte, den er gierig leerte. Sie half ihm aufzustehen und warf dann einen dicken Umhang über seine Schultern.
Vor den Fenstern war der Tag bereits verschwunden. Die Sonne war lediglich als halbe Scheibe am Horizont zu sehen und es war nicht mehr viel Zeit, ehe der Vollmond am Himmel stehen und nach dem Wolf rufen würde. Obwohl Remus am liebsten wieder in die weiche Decke sinken würde, ließ er sich von Madam Pomfrey durch das leere Schloss führen. Ihre Schritte hallten durch die menschenleeren Korridore. Die meisten Fackeln waren bereits erloschen, aber Madam Pomfreys erleuchtete Zauberstabspitze sorgte für genug Licht, damit sie sich nicht stolpern würden.
Die Ländereien sahen aus, als würden sie in Flammen stehen. Das Abendrot hatte sich wie eine Decke über die weiten Wiesen gelegt und auf der stillen Wasseroberfläche des Schwarzen Sees war der Rest der brennend roten Sonne zu sehen, die sich immer weiter verabschiedete. Genau bekam Remus nicht mit, wo Madam Pomfrey ihn entlang führte, oder wie sie es schaffte, dass die Peitschende Weide – ein riesiger Baum mit dicken, knorrigen Ästen, die wild um sich schlugen, sobald man ihm zu nahe kam – sie nicht grün und blau prügelte, aber schließlich geleitete sie den müden Jungen in einen schmalen, erdigen Tunnel. „Nicht mehr weit“, sagte sie mit sanfter Stimme hinter ihm, eine Hand vorsichtshalber auf seiner Schulter, damit er nicht umkippen würde.
Wer auch immer die Heulende Hütte gebaut hatte, Remus applaudierte im Stillen die Kunst, ein absolut neues Gebäude aussehen zu lassen, als wäre es seit Jahrhunderten nicht mehr bewohnt gewesen. Eine dicke Staubschicht bedeckte die losen Dielenbretter, sodass das Holz hellgrau aussah. Kaputte Lampen standen in den Ecken, ein altes, schmutziges Piano nahm den Großteil eines Raumes ein, den Remus als Wohnzimmer bezeichnen würde und eine Tür weiter stand ein mottenzerfressenes Himmelbett an die Wand gelehnt. Die Fenster waren alle mit Holzbrettern vernagelt, die einem Werwolf nicht standhalten würden.
Madam Pomfrey half Remus, damit er sich auf das schmuddelige Bett setzten konnte, dass sie mit dem Wink ihres Stabes vom gröbsten Staub und Schmutz befreite. Sie drehte sich taktvoll um, damit Remus sich des Umhangs und des Pyjamas entledigen konnte – bei der Verwandlung würde keines der Kleidungsstücke sonderlich lange überleben – bevor sie die Kleidung blind entgegennahm.
Remus schlang sich schnell eine dünne Tagesdecke um den Körper. „Sie müssen gehen“, sagte er gepresst. Um nicht vor Schmer aufzuschreien, biss er sich die Zunge. Sein Kopf wollte explodieren.
„Ich bin direkt bei Sonnenaufgang wieder hier und werde dich holen, Remus, es gibt keinen Grund zur Sorge“, sagte Madam Pomfrey mit schnellen, sanften Worten. „Hörst du? Es wird alles gut.“
Der Junge krümmte sich über, nickte, stöhnte vor Schmerz. „Gehen Sie!“, rief er laut. Er hoffte, dass die Heilerin wusste, dass er sie nicht anschreien wollte.
Madam Pomfrey eilte aus dem Haus und schlug die Falltür in den Tunnel hinter sich wieder ins Schloss. Das Gefühl von mächtiger Magie hüllte sich um das Haus, so stark, dass Remus für den Moment das Gefühl hatte, man hätte ihn verzaubert.
Viel Zeit hatte er nicht mehr. Er warf die Decke wieder von sich und stopfte sie unter das Bett, hatte aber nicht mehr genug Kraft, aufzustehen. Auf allen Vieren knieend schrie er vor Schmerz auf, als er die ersten Anziehungskräfte des Vollmondes spürte. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, dann würde der Wolf hervorbrechen, würde Knochen brechen und verschieben, Haut zerreißen und dichtes, schwarzes Fell am gesamten Körper sprießen lassen. Remus hoffte, dass seine Freunde sich keine Sorgen um ihn machen würden, dann verlor er sein menschliches Bewusstsein.
Der Wolf war mit einem schmerzerfüllten, lauten Heulen erwacht.