Sirius Black
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Der Junge im Spiegel sah miserabel aus. Sein schwarzes Haar glänzte und war in einen feinen Zopf gebunden. Dunkle Schatten lagen unter den sturmgrauen Augen und das Glänzen war aus ihnen verschwunden. Die schwarze Festrobe, die er trug, war schlicht und leger, mit wenig Schnickschnack und lediglich einem Wappen des Hauses Black auf der Brust. Silberne Ränder zierten den schwarzen Stoff und gaben dem Umhang damit einen schicken Glanz, wenn das Licht sich darin brach. Unbequeme Lederschuhe bedeckten die Füße des Jungen und obwohl er nichts lieber wollte, als sie von sich zu stoßen, ließ er zu, dass der Hauself die Schnürsenkel noch fester zuband.
„Der Master Sirius sieht unglücklich aus“, kommentierte Kreacher mit leiser Stimme, als wäre er unsicher, ob es ihm erlaubt war, zu reden. Er zupfte mit den dünnen Fingern am Saum des Umhangs und entfernte damit die Falten darin. „Gefällt Master Sirius sein Outfit für den Abend nicht?“
„Master Sirius würde sich am liebsten aus dem dritten Stock werfen“, brummte Sirius, dessen Magen noch immer weh tat. Er wischte sich durch die Haare, dann riss er das Zopfgummi heraus und ließ zu, dass seine dunklen Strähnen frei um sein Gesicht fielen, so als ob sie es einrahmen würden. „Das reicht, Kreacher. Lass mich in Ruhe.“ Er drückte Kreacher mit der freien Hand von sich.
„Wie der Master Sirius wünscht“, sagte Kreacher und verbeugte sich. „Kreacher wird der Herrin Bescheid geben.“ Der Hauself apparierte auf der Stelle und ließ Sirius allein in seinem Zimmer zurück.
Sirius‘ Augen sprangen sofort zu seinem offenstehendem Koffer, aus dem einer seiner Gryffindorumhänge guckte. Das rot-goldene Symbol des Löwen flehte ihn förmlich an, getragen zu werden. Er warf einen sehnsüchtigen Blick darauf, aber wandte schnell den Kopf zur Seite. Heute konnte er sich keinen weiteren Fehltritt erlauben, andernfalls würde sein Vater nicht mehr vor dem Folterfluch zurückschrecken. Sirius strich sich über die Festrobe. Sie ließ ihn älter wirken, wichtiger. Als wäre er tatsächlich ein einflussreiches Mitglied der Familie, dessen Wappen auf seiner Brust prangte, und nicht nur eine Marionette, die für die Machtspiele seiner Eltern da war. Wenn Sirius tatsächlich seinen Gryffindormut besitzen würde, dann würde er einfach abhauen und das Haus Black hinter sich lassen.
„Sirius!“, bellte die Stimme Walburgas durchs Haus, wie sie es die vielen Wochen zuvor im Sommer schon getan hatte. Sein Streich mit den Dungbomben schien eine halbe Ewigkeit her zu sein. Wie konnte der Junge nur so sehr gealtert sein? „Komm herunter!“
Seufzend wandte er sich vom Spiegel ab, stellte sicher, dass sein Zauberstab in seinem Ärmel verstaut war – nur für den Fall – und ging mit langsamen Schritten die Treppe ins Kaminzimmer herunter. Sie warteten alle auf ihn.
Seine Mutter hatte sich in einen Traum aus schwarzer Seide geworfen. Ein dekorativer Schleier fiel über ihr Gesicht und verdeckte den kalten, harten Ausdruck in ihren Augen, als sie ihren ältesten Sohn erblickte. Eine Hand hatte sie auf der Schulter ihres jüngsten Kindes gelegt. Regulus hatte eine ähnliche Festrobe wie Sirius an, allerdings fehlten bei ihm die silberne Akzente. Er war nun Mal kein Erbe.
„Du siehst aus, wie ein Muggellandstreicher“, sagte Orion missbilligend mit einem Blick auf Sirius‘ offene Haare. Er selbst trug einen festlichen Umhang, aus nachtblauer Seide und schwarzer Wolle. Ein silberner Fellkragen schmückte seinen Hals und ein halbes Dutzend silberner Ringe glänzten an seinen Händen. Eine unbezahlbare weiße Taschenuhr ragte aus seiner Brusttasche.
„Wir müssen los“, sagte Walburga. „Druella erwartet uns.“
„Ich weiß“, erwiderte Orion kühl. Er wandte sich von seinem Sohn und trat näher an den Kamin. Aus einer feinen Schale aus Jade nahm er ein schwarzes Pulver, welcher er ins knisternde Feuer streute. Der warme, rote Schein erlosch und einen Moment später leckten giftgrüne Flammen die Holzscheite entlang und loderten wie ein Nest voll Schlangen auf. Orion trat in den hohen Kamin, sagte laut: „Black-Manor“, bevor er mit einer halben Umdrehung seines Oberkörpers verschwand.
„Sirius“, sagte Walburga und bedeutete ihrem Sohn mit einem Kopfnicken, seinem Vater zu folgen.
Widerwillig stellte er sich ebenfalls in die giftgrünen Flammen. Sie krochen an seinen Beinen herauf, aber er spürte keine Hitze. „Black-Manor“, sprach er seinem Vater nach und verschwand ebenso. Sirius wurde in einen wirbelnden Farbstrudel gezerrt. Er raste an dutzenden Kaminen vorbei und achtete darauf, seine Ellbogen dicht an seinem Körper zu halten. Die Farben verschwammen vor seinen Augen langsam zu einer Einheit, aber er hielt die Augen offen, damit er –
Im Kamin Black-Manors sprang er heraus, stolperte über das schmiedeeiserne Gerüst und musste sich am Marmor stützen. Ein missbilligendes Schnalzen mit der Zunge kommentierte seine Ankunft.
Sirius trat zur Seite, damit er nicht von seinem Bruder aus dem Weg geworfen wurde, der einen Augenblick später hinter ihm ankam. Automatisch packte Sirius Regulus an der Schulter, um ihm Halt zu geben.
Regulus lächelte ihn dankbar an.
Als Walburga nur Sekunden später ebenfalls mit ihnen im Raum stand, straffte er die Schultern. Walburga hakte sich bei ihrem Ehemann ein, dann schubste sie Sirius vor sich. „Blamier uns nicht“, zischte sie leise in sein Ohr, bevor sie und Orion die Türen in den Eingangssaal öffneten.
Black-Manor war um ein vielfaches größer als Grimmauldplatz Nummer 12. Allein die Eingangshalle war groß genug, damit das gesamte untere Stockwerk von Sirius‘ Zuhause darin Platz gefunden hätte. Schwarz-weiße Fliesen bedeckten den Boden, verziert mit schnörkeligen Mustern und Blumenmotiven. Die dunkle Holztäfelung wurde von eisernen Fackelhaltern beleuchtet, die alle die Form von ausgestreckten Händen hatten. Gemälde von Landschaften, Häusern und Menschengruppen zierten die Wände. Kleine Erkerfenster ließen den Blick hinaus auf das große Anwesen. Ein Kronleuchter, groß genug damit alle vier Blacks darunter stehen konnten, hing von der Decke und spendete dem gesamten Saal ein sanftes, goldenes Licht. Direkt gegenüber dem Eingang, einem Set aus zwei wunderschön geschnitzten Eichentüren, befand sich die Treppe in den ersten Stock. Die Treppe teilte sich halbwegs in zwei, wodurch zwei Wege entstanden, die von einem schicken Balkon überdacht wurden.
Auf ebenjenem Balkon stand eine Frau mit schwarzen Haaren, die bereits mit meliertem Grau durchzogen waren, einem runden Gesicht und einer korpulenten, gut ausgestatteten Figur. Tante Druella Black, die Besitzerin von Black-Manor, blickte mit dem Ansatz eines Lächelns auf sie herab. „Walburga, Orion“, begrüßte sie die beiden. „Wie nett von euch, dass ihr auch kommt. Der Rest ist bereits im Ballsaal. Ihr findet den Weg, ja?“
„Selbstverständlich, Druella“, erwiderte Walburga mit zusammengebissenen Zähnen. Es war ein offenes Geheimnis, dass Walburga Druella hasste. Es war eines ihrer liebsten Themen, wenn sie einmal wieder Dampf ablassen musste und sie konnte wirklich stundenlang darüber reden, wie unfair sie es fand, dass ihr Bruder Cygnus Black-Manor bekommen hatte, während man Walburga und Orion lediglich den Grimmauldplatz Nummer 12 gegeben hatte. Walburga war lange Zeit in einem schrecklichen Zwist mit ihrem Bruder gewesen, doch nachdem lediglich sie männliche Kinder geboren hatte und ihr damit das gesamte Erbe der Familie Black zugestanden hatte, hatten sie sich wieder vertragen. Im Gegensatz zu seiner Schwester war Cygnus ein einfacher Zeitgenosse.
Sirius hasste es, mit seiner Mutter einer Meinung zu sein, aber er konnte Tante Druella ebenfalls nicht ausstehen. Sie war eine schrecklich eitle Frau, viel zu stolz darauf, dass sie in die Black-Familie geheiratet hatte und mit einem Gesicht, dass der Junge am liebsten jedes Mal schlagen würde. Auch wenn er Druella verabscheute, konnte er zumindest nicht umhin, als zuzugeben, dass ihr Einfluss auf Black-Manor nur positiver Natur gewesen war. Zuvor war es ein düsteres, unfreundliches Haus gewesen, dem Grimmauldplatz nicht unähnlich, aber nachdem Druella entschlossen hatte, dass ab sofort alle Familienversammlungen in den großen Hallen Black-Manors stattfinden sollte, hatte sie das Haus ordentlich herausgeputzt.
Ein riesiges, lebensgroßes Portrait schmückte den Balkon, auf dem Druella stand und zeigte sie, ihren Ehemann Cygnus und ihre drei Töchter, Bellatrix, Andromeda und Narzissa. Auf dem Portrait waren Narzissas Haare noch schwarz und ihr Gesicht war jugendlich und beinahe schon fröhlich. Ihre Schwester Bellatrix hingegen, ein Mädchen mit scharfen Kieferknochen, dunklen Augen und schweren, schwarzen Locken, sah alles andere als fröhlich aus. Sirius‘ Lieblingscousine Andromeda hingegen machte ihren Standpunkt selbst in diesem zehn Jahre alten Bild deutlich. Sie stand abseits ihrer Schwestern, sie trug ihr hellbraunes Haar in einem langen Pferdeschwanz und sie warf ihrer Familie einen skeptischen Blick zu.
„Sie hätten es längst ändern sollen“, sagte Walburga leise, ihre Augen ebenfalls auf das Familienbild geworfen. „Mit all dem, was diese schreckliche Göre getan hat.“
„Noch ist sie ein Teil dieser Familie, Walburga“, erwiderte Orion langsam. „Wenn auch ihr Verhalten anderes zeigt.“
Sirius musste sich schwer zusammenreißen, nicht zu grinsen. Andromeda Black war nicht umsonst seine Lieblingscousine. Sie hatte sich schon früher immer dafür eingesetzt, dass die Familie Black offener und weniger altmodisch sein sollte. Sie hatte während ihrer Hogwartszeit den muggelstämmigen Ted Tonks gedated und hate sich fast enterben lassen, als ihre Mutter davon erfuhr. Andromeda war das einzige Mitglied der Familie Black, zu der Sirius aufsah. Sie war immer die Schwester für ihn und Reg gewesen, die sie nie gehabt hatten.
„Soll das Kind doch abhauen und unter Muggeln leben“, zischte Sirius‘ Mutter. „Sie ist Abschaum, mehr nicht.“
Glücklicherweise betraten sie den Ballsaal einen Augenblick später, andernfalls hätte Sirius ein paar sehr gewählte Worte für seine Mutter übrig gehabt. Der Saal ähnelte in der Größe der Eingangshalle Hogwarts‘. Es war ein riesiger, hell erleuchteter Raum, mit dutzenden, hohen Fenstern mit vergoldeten Simsen, einem massiven Kamin gegenüber der Eingangstür, der ein weiteres Portrait der Familie Black zierte und einem edlen Parkettboden, der unter dem Leuchten von zehn teuren, bronzefarbenen Kronleuchtern aussah wie flüssiges Gold. Für die Feierlichkeiten war ein üppiges Büffet aufgebaut worden und ein Dutzend runder Tische waren im Raum verteilt, die weißen Decken darauf ließen sie beinahe wie Schneekugeln wirken. Der Raum war gefüllt mit einhundert Verwandten, Freunden und anderen wichtigen und sehr reichen Menschen, gedämpfte Gespräche, verhaltenes Gelächter und das Klacken von Schuhen auf Parkett echote durch den riesigen Saal. An einem großen, marmorweißem Piano saß ein junger Zauberer und spielte sich die Finger wund.
Walburgas Hand griff fest an Sirius‘ Schulter. „Dieser Abend ist sehr wichtig für unsere Familie. Blamier uns nicht, Sirius. Benimm dich ein einziges Mal in deinem Leben wie ein vornehmer Erbe, ansonsten wirst du deine kleinen Freunde in dieser Schule nie wieder sehen, verstanden?“
Sirius konnte nicht anders, als stumm zu nicken.
„Gut. Geh mit Regulus zu den anderen Kindern und verhaltet euch ruhig, bis das Dinner beginnt.“ Sie schubste Sirius in Richtung des Kamins.
„Komm mit, Reggie.“ Blindlings fasste Sirius nach hinten, packte seinen Bruder etwas zu grob am Handgelenk und zog ihn mit sich quer durch den Raum, vorbei an den missbilligenden Blicken von Erwachsenen, die ihn nicht kannten, alten Hexen, die aussahen, als hätten sie bereits zu viel Brandy gesoffen und Hauselfen, die mit Tabletts auf den Köpfen durch die Menschenmenge liefen und Champagner-Gläser darboten. Als er sich sicher war, dass seine Mutter ihn nicht mehr sehen konnte, schnappte sich Sirius ein volles Glas des prickelndem, sanften Alkohol und leerte es in einem Zug, bevor er es einem anderen Hauselfen aufs Tablett stellte.
Die anderen Kinder waren unter anderem seine Cousinen Narzissa, Bellatrix und Andromeda, Narzissas schrecklicher Freund Lucius Malfoy, Bellatrix‘ Verlobter Rodolphus und ein paar Slytherins, die Sirius nicht mit Namen kannte, darunter aber auch welche aus seinem Jahrgang, die er gekonnt ignorierte.
Bellatrix, war die erste, die Sirius und Regulus erblickte. Sie hatte sich von ihrem Portrait auf dem Balkon am meisten verändert. Nicht länger war sie das unglücklich dreinblickende Mädchen, sondern eine hochgewachsene, schlanke Frau, deren schwarze Locken wie ein dichter Wald über ihren Rücken fielen. Dunkles Make-Up ließ ihre schwarzen Augen noch bedrohlicher wirken und als sie lächelte, verzogen sich ihre knallroten Lippen zu einer Grimasse. „Sirius“, sagte sie mit beinahe schon fröhlichem Unterton. „Regulus. Welch Freude.“
„Sirius?“ Andromeda sah als einzige so aus, als würde sie sich wirklich freuen, Sirius zu sehen. Aus dem abseits stehenden Mädchen auf dem Portrait war eine blasse junge Frau geworden, die ihre hellbraunen Haare so zusammenband, dass sie kaum zu sehen waren, wenn man ihr ins Gesicht blickte. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, aber ein echtes Lächeln auf den Lippen. „Oh, Sirius, es ist so schön, dich wiederzusehen!“ Sie lief um ihre Schwester herum und warf die Arme um ihn.
„Ich freu mich auch, Andy“, murmelte er, damit nur sie es hören konnte. „Immerhin haben sie dich noch reingelassen.“
Andromeda lachte leise. „Ich musste auch sehr artig sein, damit ich mitkommen durfte.“ Sie ließ von Sirius ab und begrüßte auch Regulus herzlich. Solch eine öffentliche Darstellung von Zuneigung wurde von Bellatrix, Narzissa und Lucius Malfoy mit höhnischen Blicken gewertet.
„Noch immer bei Mami und Papi Zuhause, Bella?“, fragte Sirius. „Keine Lust, ein eigenes Haus zu kaufen, nicht wahr?“
Bellatrix zeigte ihre weißen Zähne, als sie grinste. „Oh, kleiner Cousin, du hast noch immer nicht gelernt, wann es besser ist, den Mund zu halten. Ich hab gehört, wie du die Familie in Verruf gebracht hast. Gryffindor“, spuckte sie hinterher.
Sirius hielt ihrem Blick stand. „Besser als das stinkige Slytherin“, erwiderte er. „Nichts für ungut, Andy.“
Andromeda machte ein wegwerfende Handbewegung. „Schon okay. Aber gut, dass Bella es anspricht, darüber wollte ich mit dir auch noch reden, Sirius.“
„Hoffentlich willst du ihm nicht noch mehr Flausen in den Kopf setzen, Andromeda“, sagte Narzissa langsam. „Ich meine, dein Einfluss auf Sirius hat bereits genug Schaden angerichtet.“
„Ach, sei ruhig, Zissy“, meinte Sirius augenverdrehend. „Dir ist wohl die Bleiche zu Kopf gestiegen“, fügte er mit einem Blick auf ihre hellen, blonden Haare hinzu, die zu denen von Lucius Malfoy passten, dessen Arm sie die ganze Zeit hielt.
Narzissa lief rot an. „Immerhin weiß ich noch, wo meine Loyalitäten liegen, Sirius. Ich habe dich doch gewarnt, oder nicht? Und sieh nur, was es dir gebracht hat.“ Sie zuckte mit den Augenbrauen und für einen Moment fragte Sirius sich, ob sie und ihre Schwestern wussten, was sein Vater gesagt hatte. „Du bist das Gesprächsthema Nummer Eins“, fügte sie an.
Die angespannten Schultern entspannten sich ein wenig und Sirius atmete tief aus. „Dann reden die Leute immerhin mal über was Gutes“, erwiderte er. „Ständig nur über Bellas falsche Verlobung sprechen, kann ja nicht gesund sein.“
Bellatrix lief nicht rot an. Im Gegensatz zu ihrer Schwester lächelte sie weiterhin und klammerte sich nicht an den Arm ihres Verlobten. „Ich tue, was richtig für die Familie ist“, sagte sie. „Glaub mir, du wirst irgendwann verstehen, dass wir nicht das Privileg haben, jemanden zu heiraten, nur weil wir ihn lieben. Nicht wahr, Andy?“
Andromeda schnaubte leise. „Natürlich, Bella.“
„Nicht“, fuhr Bellatrix fort, als hätte ihre Schwester nichts gesagt, „dass ich überhaupt jemanden lieben würde. Ich habe mich nur einem Mann versprochen und er“, ihr Lächeln wurde ein wenig breiter, fast schon gespenstischer, „wird diese Welt grundlegend verändern.“
„Fängst du schon wieder von diesem Kerl an“, zischte Narzissa. „Ich hab dir doch gesagt, dass du das lassen sollst, Bella.“
„Welcher Kerl? Cousine Bellatrix, bist du etwa verliebt?“, fragte Regulus unschuldig, woraufhin Bellatrix lauthals lachte.
„Oh, süßer, kleiner Regulus“, sagte sie. „Du weißt aber auch gar nichts.“ Bellatrix kämmte sich mit ihren langen Fingern durch die dicken Locken. „Nein, ich bin nicht verliebt – nicht wirklich, zumindest. Weißt du, es gibt viel mehr da draußen auf der Welt als nur den Grimmauldplatz und das Black-Manor, Regulus. Du wirst schon sehen, bald wirst du auch deinen Teil beitragen können.“
„Wovon redest du bitte?“, fragte Sirius mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Du klingst ja noch irrer als sonst.“
„Spotte nur, Sirius. Blutsverräter stehen ganz oben auf seiner Liste. Du und Andromeda, eure Spielchen werden euch nicht lange schützen können. Ihr steht auf gleichem Level mit Schlammblütern und Muggeln, ihr werdet schon sehen.“ Bellatrix‘ Augen weiteten sich ein wenig. „Schon bald wird es endlich wieder eine Ordnung in dieser verdorbenen Welt geben.“
Narzissa schüttelte träge den Kopf. „Das geht schon seit Monaten so“, erklärte sie müde. „Bella ist ganz fanatisch nach irgendeinem Lord, den sie kennengelernt hat.“
„Einen Lord? Es gibt keine Lords in der Zaubererwelt“, schnaubte Sirius.
Bellatrix allerdings grinste. „Ein Titel ist nicht von Bedeutung. Das Einzige, was wirklich zählt, ist Ambition und Macht. Du wirst schon sehen, Sirius. Du wirst schon sehen.“ Sie drehte sich um und verließ die Gruppe, ihr Verlobter Rodolphus wie ein treuer Hund an ihren Fersen. Ihre Schritten hallten wie Pistolenschüsse wider.
„Was ist mir ihr?“, fragte Sirius, aber Andromeda zuckte nur mit den Schultern.
„Ist nicht wirklich wichtig. Du weißt doch, wie Bella manchmal ist. Sie findet immer Gründe, um über Blutsverräter und Muggelgeborene zu keifen.“ Sie setzte ein schmales Lächeln auf. „Ich hab gelernt, dass es am besten ist, wenn man ihr keine Aufmerksamkeit schenkt, dann geht sie irgendwann einfach weg.“
Sirius lachte, aber Narzissa schnaubte nur abfällig. „Rede dir nur ein, dass alles in bester Ordnung ist, Andy. Ich weiß nicht, wie lange Mutter und Vater es noch dulden werden, dass du den Namen unserer Familien durch den Schmutz ziehst.“
„Und kaum ist Bella weg, geht es wieder gegen mich“, murmelte Andromeda leise, bevor sie sich an ihre Schwester wandte. „Warum zeigst du Lucius nicht dein Zimmer, Zissy? Sicher ist er ganz interessiert an deinem Poster von Celestina Warbeck, das genau über deinem Bett hängt.“
Narzissa und Lucius wurden beide dunkel im Gesicht und, mit einem giftigen Blick auf Andromeda, entschuldigten sich, bevor sie in die Richtung liefen, in der auch Bella verschwunden war.
„Wäre es doch immer so einfach, die beiden loszuwerden“, seufzte Andromeda.
„Reggie, setz dich doch zu den anderen und unterhalte dich“, sagte Sirius an Regulus gewandt. „Ich will kurz mit Cousine Andy allein reden.“
Regulus sah für den Moment enttäuscht aus, aber tat trotzdem, wie ihm geheißen wurde. Er ging an Sirius und Andromeda vorbei und setzte sich etwas plump an den Tisch voll mit Slytherin-Schülern und jüngeren Kindern, die genauso mies dreinblickten, wie Sirius sich fühlte. Kannen mit Kürbissaft und Granatapfellimonade standen überall verteilt, sowie Gestecke mit hübschen Blumen, die die Aufmerksamkeit der Kinder genauso lange auf sich zogen, wie ein Gespräch über die neusten politischen Ereignisse.
„Du willst mit mir allein reden?“, fragte Andromeda grinsend. „Was, hast du in der Schule ein nettes Muggel-Mädchen getroffen und willst jetzt wissen, wie du sie am besten mit nach Hause bringen kannst, um Walburga einen Herzinfarkt zu verpassen?“
„Nein“, lachte Sirius. „Aber wahrscheinlich komm ich darauf in ein paar Jahren zurück, das klingt witzig.“