Lily Evans
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Lily Evans konnte James Potter nicht ausstehen, vielen herzlichen Dank auch.
In ihrer bescheidenen Meinung war er ein aufgeblasener, ignoranter Trottel, der den Kopf zu hoch in den Wolken trug. Anfängliche Sympathiepunkte hatte der schwarzhaarige, bebrillte Junge schon längst wieder mit seiner schrecklichen Art verspielt und Lily bezweifelte, dass sie sich jemals wieder in einem Raum mit ihm befinden würde, ohne ihn verhexen oder mit bösen Blicken verfluchen zu wollen. Jedes Mal, wenn Potter den Mund öffnete, verspürte Lily den Urzorn einer jeden Frau in sich aufwallen, der bereits ein Unrecht angetan wurde.
Lily sah sich natürlich im Recht. Sie hatte versucht mit Potter und seinen Kumpanen klarzukommen, hatte versucht freundlich zu ihnen zu sein. Hatte gedacht, es läge nur daran, dass sie muggelgeboren war, dass sie nicht sofort mit den Zaubererkindern klar kam und Meinungsunterschiede hatte. Sie hatte gedacht, sie wäre mit Remus Lupin befreundet gewesen, sie wäre sogar soweit gegangen, zu sagen, dass sie sich mit dem etwas schüchternen Peter Pettigrew gut verstand, aber mit James Potter und Sirius Black geriet sie immer wieder aneinander. Spätestens nach dem absolut fiesen Streich, den Potter und seine Bande Sev gespielt hatten, war es für Lily vorbei mit Nettigkeiten und Entschuldigungen. Oh nein, jetzt war sie wütend. Harmlose Scherze konnte sie noch verzeihen, aber traumatische Streiche, die Severus vor Demütigung zitternd zurückließen nicht. Marlene und die anderen hatten Recht - wenn Lily sie nicht zur Rechenschaft ziehen würde, dann würde es niemand tun.
Wenn Lily ehrlich war, dann hatte sie gehofft, jemand anderes würde etwas tun, aber darauf würde sie wohl lange warten können - die ganze Schule schien James Potter aus der Hand zu fressen. Es hatte etwas mit seiner Familie zu tun, soviel hatte sie verstanden, aber bisher hatte sie nicht kapiert, was das ganze Gerede von der Heiligen Achtundzwanzig bedeuten sollte. Was sollte schon so besonders daran sein, dass in einer Familie nur Zauberer und Hexen mit reinem Blut waren? Lily war trotzdem Klassenbeste und darauf bildete sie sich auch etwas ein, wenn das bedeutete, dass sie Reinblüter wie Sirius Black oder Enis Mulciber in Zaubertränke und Verwandlung überbot. Lily wusste, dass sie eine gute Hexe war und sie hatte eine Verbindung zu ihrer Magie, die die meisten Reinblutkinder nie nachvollziehen könnten, also warum sollte sie sich schlecht fühlen, aus einer magielosen Familie zu kommen? Wenn dann war es nur der Antrieb, den sie benötigte, um noch besser zu werden. Jedes Mal, wenn die Professoren Slughorn und McGonagall Lily für ihre fantastische Arbeit lobten, reckte sie das Kinn etwas höher. Ob man sie dafür so arrogant wie James Potter hielt war ihr noch nicht in den Sinn gekommen.
Der kürzliche Streit - auch wenn Marlene es eher einen Schrei-Wettbewerb getauft hatte - war Lily gut genug im Gedächtnis geblieben. Sie war noch nicht davon überzeugt, dass Remus wirklich unschuldig bei der ganzen Geschichte war, auch wenn Marlene es beteuerte, aber was sie wusste, war dass man James Potter so schnell wie möglich zeigen musste, dass er nicht der unantastbare Quidditch-Star war, für den er sich offensichtlich hielt. Immer wieder verwuschelte er sich die Haare, damit er wild und verwegen aussah, auch wenn Lily immer der Meinung war, er würde einfach nur aussehen, als hätte er noch nie von einer Bürste gehört. Lily konnte sein arrogantes Grinsen nicht einmal mehr sehen, ohne die Hände zu Fäusten zu ballen.
Während Potter in der Aufmerksamkeit badete, die ihm zuteilwurde, hatte Lily sich mit Mary, Marlene, Emmeline und Dorcas zurückgezogen und einen Plan ausgeklügelt, wie sie es ihm und den anderen Mitgliedern seiner kleinen Truppe heimzahlen konnte. Lily war nicht die Beste, wenn es darum ging, Pläne zu schmieden, aber dafür waren Emmeline und Dorcas umso besser darin. Die beiden Ravenclaw-Schülerinnen hatten ein überraschend großes Repertoire, wenn es um Streiche und Racheaktionen ging, die Dorcas damit erklärt hatte, dass man nicht anders konnte, als Tipps und Tricks aufzuschnappen, wenn man immer mit den Rowdy-Jungs aus dem Dorf spielte. „Die meisten von denen konnten nicht bis Zehn zählen, ohne mehrmals falsch abzubiegen, aber Streiche konnten die wie kein Zweiter spielen“, hatte sie gesagt. „Jeden Tag gab es irgendwas zu sehen, weil Tyler Dennis den Fußball geklaut hatte oder was auch immer.“
Lily war anfangs skeptisch gewesen, ob Spielplatzkeilereien ihnen helfen würden, die selbsternannten Streichekönige der Schule zu schlagen, aber sie hatte keine andere Wahl, als Emmeline und Dorcas zu glauben.
Adrenalin rauschte durch Lilys Venen, als sie sich mit Mary in den Schlafsaal der Jungs schlich. Die ganze Schule war beim Abendessen und auch wenn Lilys Magen nach einem langen Tag voll mit Lernen und Fragen beantworten knurrte, schob sie das nagende Hungergefühl beiseite. Es gab wichtigere Dinge, um die sie sich kümmern musste. Marlene sorgte dafür, dass weder Potter noch einer seiner Freunde die Große Halle verließ, bevor Lily und Mary nicht fertig mit der ersten Phase von ihrer Racheaktion waren.
„Urgh, das ist so typisch Jungs“, sagte Mary, als sie die Tür aufstieß.
Ein Haufen schmutziger Wäsche, hauptsächlich Socken und matschverschmierte Quidditch-Trikots, bedeckten den Boden. Süßigkeitenpapier, zerrissene Pergamentfetzen, aufgeschlagene Bücher und abgebrochene Federkiele waren überall zu sehen. Um eines der Betten, von dem Lily ausging, dass es Remus gehören musste, stapelten sich Bibliotheksbücher und Vinylplatten von Remus' liebsten Musikern. Auf dem Plattenspieler, den der Zweitklässler zum Laufen gebracht hatte, lag eine David Bowie-Platte, darum verteilt lagen Zeitschriften und Magazine aus der Muggelwelt, die meisten über Musik.
„Lass uns das schnell hinter uns bringen“, meinte Mary, die in einen der Schränke gelugt hatte. „Ich will nicht länger als nötig hier bleiben.“
Lily stimmte zu und sie teilten sich auf. Mit all ihrem Gryffindor-Mut nahm Lily sich das Badezimmer vor, während Mary im Schlafsaal blieb und anfing, Schrankinhalte zu tauschen und Klamotten kleiner und größer werden zu lassen. Das Badezimmer war zum größten Teil sauber, auch wenn das ein oder andere benutzte Handtuch auf dem Boden lag und ein paar Wasserflecken die Spiegel zierten. Lily tippte mit ihrem Zauberstab die Zahnbürsten in den Bechern am Waschbecken an und ließ sie die Plätze und Farben miteinander tauschen. Sie holte eine schimmernde Phiole aus ihrer Umhangtasche hervor und kippte sie großzügig in die Seifenspender, bis der Inhalt glänzte und glitzerte. Es war ihr ein Leichtes gewesen, einen Trank zu finden und zu brauen, mit dem die Haut unerklärlich anfangen würde zu jucken. Die kleine Dosis würde ausreichen, damit die Jungs nicht sofort Verdacht schöpfen, aber trotzdem nervigen Juckreiz verspüren würden.
Von Färbemittel im Shampoo hatte Emmeline ihr abgeraten („Das ist zu auffällig, es muss etwas sein, damit sie nur genervt sind. Farbe im Shampoo ist außerdem der älteste, langweiligste Trick überhaupt.“), aber gegen ein wenig Glitzer im Duschbad hatte die Ravenclaw nichts gehabt. Nachdem Lily zum Schluss alle Deodorantdosen geleert und wieder an ihren Platz gestellt hatte, schloss sie die Tür hinter sich. Mary hatte indes Umhänge geschrumpft, Hosen geweitet, Gürtel verkleinert und T-Shirts mit kleinen Löchern versehen, hatte James' viel zu enge Umhänge in Peters Schrank gelegt und Montys ausgeleierte Pullover mit Remus' eingelaufenen Sweatshirts getauscht.
Auf den ersten Blick hatte sich im Schlafsaal nichts verändert; die schmutzigen Socken lagen noch auf ihren ursprünglichen Plätzen, ein Paar ausgelatschene Turnschuhe (die Mary in jeweils zwei linke Schuhe verwandelt hatte) schaute unter James' Bett und die angebissene Schokoladentafel lugte aus Sirius' Nachttischschublade hervor. Alles wirkte perfekt und normal, aber Lily und Mary wussten, was für ein unsichtbares Chaos sie angestellt hatten. Lily wünschte, sie könnte dabei sein und die Gesichter der Jungs sehen, wenn sie langsam, aber sicher an ihrer Wahrnehmung zweifelten. Sicherlich würde das ein oder andere Mal der Poltergeist Peeves für das Unglück der Gryffindors verflucht werden, bevor sie die wahren Schuldigen ausmachen würden. Und bis dahin würden Lily und ihre Freundinnen bereits in die nächste Phase übergegangen sein.
Zwar konnte Lily die Gesichter der Jungs nicht sehen, als sie am nächsten Morgen versuchten, durch das von ihnen verursachte Chaos zu graben, aber sie konnte die Ergebnisse von ihrer und Marys Arbeit erkennen. Ein Hauch von Glitzer klebte jedem einzelnen Jungen auf der Haut und in den Haaren, sie konnte sehen, wie James Potter sich die Hände kratzte, während er sein Rührei aß und sie hatte die Genugtuung zu beobachten, wie Peter in viel zu großem Umhang und Hose zum Frühstück kam. Die Verwirrung stand dem Jungen groß auf die Stirn geschrieben.
„Verdammt“, flüsterte Marlene, die die anderen Jungs genau beobachtete. „Wieso ist nur Pettigrews Kleidung zu groß?“
„Ich weiß nicht“, erwiderte Mary leise, die James mit einem raschen Seitenblick bewarf. „Ich hab alles geschrumpft und vergrößert und dann herumgetauscht!“
Besagte Kleidung der Jungs war augenscheinlich so intakt, wie sie sein sollte – von Peters zu großem Umhang mal abgesehen - und es sah auch nicht danach aus, als wäre James in zwei linken Schuhen die Treppen heruntergekommen. Die vier Unruhestifter hatten es sich mit Monty am Tisch gemütlich gemacht und schaufelten ordentliche Massen an Frühstücksei und Würstchen in sich hinein, bei dem lediglich Remus und Sirius sich daran erinnerten, dass Tischmanieren existierten. Sie unterhielten sich in leiser Stimme und zeigten keinerlei Anzeichen daran, dass ihre Kleidung sie an unangenehmen Stellen zwickten.
„Das war bestimmt Re-“, Lily brach ab, holte Luft. „Das war bestimmt Lupin“, verbesserte sie sich daran erinnernd, dass sie sauer auf den Jungen mit den Narben im Gesicht war. „Er ist ziemlich gut in Zauberkunst, das haben wir nicht beachtet.“
Mary schnaubte leise. „All die Arbeit für nichts! Wahrscheinlich hat ihn das nicht mal fünf Minuten gekostet!“
„Da ist Emmelines großartiger Plan wohl nach hinten losgegangen“, brummte Marlene, während sie mit der Gabel in ihrem Rührei stocherte.
„Hoffen wir mal, Phase Zwei läuft besser“, fügte Lily hinzu, der der Appetit vergangen war.
Phase Zwei von Emmelines und Dorcas Plan, so stellte sich heraus, war sehr einfach. „Wir mussten umdenken“, hatte Dorcas erklärt. „Unsere Streich-Geschichte nur mit Muggel-Jungs hat uns den sehr offensichtlichen Fakt übersehen lassen, dass wir es hier mit Zauberern zu tun haben.“
„Ja, ups. Unser Fehler“, fügte Emmeline grinsend hinzu.
„Wie kann einem Ravenclaw entgehen, dass Zauberer… zaubern können?“ Marlene hatte ihre Augenbrauen so hochgezogen, dass sie in ihrem blonden Pony untergingen. „Ich meine, ernsthaft? Du hast Mary und Lily die Aufgabe gegeben, etwas zu verhexen, aber dir ist gleichzeitig entgangen, dass James und seine Bande das auch können?“ Sie schüttelte den Kopf, wobei ihre Haare wie ein Fächer um ihr Gesicht flogen.
Dorcas, die neben Marlene stand, legte einen Arm um das blonde Mädchen und sagte mit lauter Stimme: „Selbst den Besten kann ein Fehler passieren, McKinnon, kein großes Drama!“
Marlene murmelte etwas, das Lily nicht ganz verstand, aber sie hörte: „Sehr wohl ein Drama“, heraus und verkniff sich das Lachen. Sie konnte Emmeline und Dorcas nicht einmal böse sein. Immerhin hatten weder sie noch Mary und Marlene den offensichtlichen Fehler in ihrem Plan erkannt und ihn wie ein paar blinder Hühner ausgeführt.
„Also“, sagte Emmeline, womit sie die Blicke der anderen Mädchen auf sich zog. „Phase Zwei!“
„Wehe, wir machen uns wieder umsonst Arbeit“, antwortete Mary.
Dorcas und Lily führten die nächste Phase gemeinsam durch. Es war - wie Lily sich erhofft hatte - simpel aber genial. Im ersten Schuljahr hatte Professor Slughorn ihnen von dutzenden Zaubertränken erzählt, die ihre Wirkung erst nach 24 oder mehr Stunden verloren. Genau diese Zaubertränke hatte Dorcas in der Bibliothek nachgeschlagen und selbst wenn es einen Gegentrank geben würde, keiner der Jungs war gut genug im Fach, als dass sie es schnell genug hinbekommen würden. Lily war die Aufgabe zuteil geworden, einen Plappertrank zu brauen, einen nicht allzu komplizierten Trank, der im Kurrikulum der Drittklässler stand. Wie der Name vermuten ließ, würde derjenige, der davon trank, nur noch Unsinn reden.
Dorcas hatte „rein theoretische Fragen“ an Professor Slughorn gestellt, „weil ich so interessiert an ihrem überaus spannendem Fach bin, Sir“, und herausgefunden, dass die Dauer der Wirkung abhängig von der Hinzugabe des Gnom-Speichels war. Mehr Speichel würde zu längerem Geplapper führen, hatte die Ravenclaw ihr mit einem spitzbübischen Grinsen mitgeteilt. Den Trank zu brauen war keine Meisterleistung für Slughorns Lieblingsschülerin. Es den Jungs allen gleichzeitig zu verabreichen würde der schwierige Teil sein, aber auch dafür hatte Dorcas einen Plan.
Für diesen Plan musste Marlene etwas tun, wofür Lily sie bewunderte und gleichzeitig fürchtete - sie musste James Potter für seine Taktik im letzten Quidditch-Match loben und ihn dazu bringen, ihr davon zu erzählen, damit er und seine Kumpel abgelenkt genug waren, damit Mary beim Vorbeigehen ein paar Tropfen Plappertrank verteilen konnte. Es war einfacher gesagt als getan.
Beim nächsten Mittagessen nahm Marlene die Jungstruppe ins Visier, holte tief Luft und musste von Lily dann geschubst werden, damit sie sich bewegte. Lily beobachtete von ihrem Platz mit Mary aus, wie Marlene sich todesmutig dem Löwenpack näherte und Potter auf die Schulter tippte. Sie saßen zu weit weg, um zu hören, was Marlene zu Potter sagte, aber es war genug, damit der bebrillte Junge näher an seinen Kumpel Black rutschte und Marlene sich neben ihn quetschte. Von irgendwelchen Lobpreisungen und Schleimereien konnten Lily und Mary nichts hören, dafür stellte Lily feixend fest, dass Potters bronzefarbene Haut im Licht der einhundert Kerzen leicht glitzerte und dass sowohl Black als auch Remus (den sie selbst in Gedanken nicht immer Lupin nennen konnte) sich immer wieder geistesabwesend die Handinnenflächen und Wangen kratzten, als würden ihnen hauchdünne Härchen auf der Haut tanzen.
Über die Halle hinweg konnte Lily den Blick von Emmeline auffangen, die ebenfalls immer wieder zu Marlene sah und ihr, Lily, dann einen raschen Daumen nach oben zeigte, ehe sie sich wieder ihrem Alibi-Eintopf widmete.
Zehn Minuten gelegentlich lautes Lachen später, entschieden Mary und Lily, dass es jetzt oder nie war. Langsam erhoben sie sich, Mary hatten ihren Stab mit einem Fläschchen voll Plappertrank in ihrem Umhangärmel verstaut und im Schleier eines nichtssagenden Gespräches über Hausaufgaben gingen die beiden am Gryffindor-Tisch entlang.
„Wingardium Leviosa“, murmelte Mary aus ihrem Mundwinkel heraus, als sie zwei Sitze von Potter entfernt waren. Das Fläschchen war so klein und der Trank durchsichtig, sodass niemand mitbekam, wie das gläserne Gefäß über ihren Köpfen hinweg schwebte. Mit einem gezielten Schlenker ihres Zauberstabes und eines gut getarnten Lachen von Marlene, die Potter noch dazu auf die Schulter klopfte, landeten einige Tropfen im Krug voll Kürbissaft.
„Ich finde darauf sollten wir doch anstoßen, oder nicht?“ Marlene hatte die Stimme erhoben und sogleich den Krug ergriffen. „Hogwarts' derzeit jüngster Quidditch-Spieler! Das muss doch angemessen gefeiert werden!“ Ohne viel Federlesen goss Marlene fünf Kelche mit der hellorangenen Flüssigkeit voll und schob Potter, Black, Lupin, Pettigrew und auch Monty einen hin. Sie selbst ergriff einen noch gefüllten Kelch, der vor ihrer Nase gestanden hatte.
„Aber ich bin schon seit über einem Monat Jäger“, sagte Potter mit den dunklen Augenbrauen auf der Stirn. Ein chaotischer Wind schien über seinen Kopf gefegt zu sein, zumindest saß keine seiner schwarzen Strähnen an Ort und Stelle. Als würde er Ordnung verabscheuen, schob er sich einen Augenblick eine Hand durch die Haare, was Lily ein Augenverdrehen entlockte. „Hätten wir das nicht feiern sollen, als die Auswahlspiele waren?“
Marlene winkte ab und nippte an ihrem Kelch. „Was, willst du mir erzählen, es gefällt dir auf einmal nicht, wenn man dich feiert?“ Ein verspieltes Grinsen hatte sich auf ihre Lippen geschlichen. „Das sah auf der Party nämlich ganz anders aus.“
„Da hat sie Recht“, lachte Sirius Black, ehe er den Kürbissaft ergriff, den Marlene zu ihm geschoben hatte. Ein dunkler Hauch legte sich auf Potters Wangen, aber er grinste jetzt auch. Als er den Saft in die Hand nahm, folgten ihm Monty, Pettigrew und Lupin ebenfalls, auch wenn letzterer ein Seufzen nicht unterdrücken konnte, was zumindest Lily einen Stich der Sympathie verpasste.
„Na also!“ Marlene hob ihre Hand an. „Auf Hogwarts' jüngsten und wahrscheinlich besten Jäger seit ein paar Jahrzehnten!“ Sie und die Jungs hoben gleichzeitig die Kelche, ehe sie alle tiefe Schlucke tätigten. Marlene fing Lilys Blick auf und ihre hellen Augen glänzten vor Schalk. Neben ihr kicherte Mary, die so getan hatte, als müsste sie ihren Schuh neu binden.
„Danke Marlene“, grinste Potter. „Meine Mutter kannte eine wunderbare Doxy-Familie von der sie mich adoptiert haben.“ Realisation dämmerte auf seinem Gesicht, als er erkannte, was er gerade gesagt hatte, aber es war zu spät. Lily hielt sich lachend die Hand vor den Mund.