Peter Pettigrew
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Auch mehrere Tage später konnte niemand nachweisen, dass James, Peter, Remus und Sirius Schuld am Snape-Vorfall hatten. Die Göttin des Glücks hatte auf die vier Jungs gelächelt, als sie sie aus den Fängen einer weiteren Woche Nachsitzen entfliehen lassen hatte. Zwar wurden sie von Professor McGonagall befragt, aber ihre Alibis wirkten Wunder – da Remus die ganze Zeit mit Lily zusammen war und Monty für die anderen gelogen hatte, gab es nichts, was sie jetzt noch anklagen könnte. Snape selbst war natürlich weiterhin fest davon überzeugt, dass die Gryffindor-Zweitklässler ihn so lächerlich gemacht hatten, auch wenn James der Meinung war, dass sie nicht unbedingt eingreifen müssten, damit Snape sich lächerlich machte.
Das Problem war vielmehr, dass Lily ebenfalls der festen Überzeugung war, dass die Jungs etwas mit dem Streich an ihrem besten Freund zu tun hatten. Aus Remus konnte sie nichts herausholen, sie glaubte kein Wort, was James und Sirius sagten, also hatte sie sich an den Unruhestifter gewandt, von dem sie überzeugt war, etwas aus ihm herauskitzeln zu können.
„Ich weiß, dass ihr das wart“, murmelte sie leise, als sie sich neben Peter auf dem Sofa im Gemeinschaftsraum niederließ.
Der Junge war gerade in ein Schachspiel mit Mary vertieft und bekam deswegen gar nicht richtig mit, wie Lily ihn mit ihren Blicken durchbohrte. Erst, als sie ihm in die Seite stach, schreckte er auf. „Merlin, Evans“, sagte er überrascht. Peter griff sich an die Brust. „Willst du mir Herzversagen bereiten?“
„Ich weiß, dass ihr Sev verhext habt“, sagte sie erneut, ihr Ton hart und anklagend. Es brannte ein regelrechtes Feuer in ihren Augen. „Ich weiß es und ich werde es beweisen.“
„Wie willst du etwas beweisen, dass wir nicht waren?“, fragte Peter und wandte sich wieder zum Schachbrett. Er schob einen seiner Bauern vor. „James, Sirius und ich waren die ganze Zeit auf dem Quidditchfeld, als es passiert ist. Und Remus stand neben dir, meinst du, er hätte irgendwas getan, während du dabei bist?“
„Woher willst du wissen, dass Remus neben mir stand, Pettigrew?“, spuckte sie aus. „Es sei denn, du warst dabei und hast selbst die Zauber gewirkt!“
Peter warf ihr lediglich einen unbeeindruckten Blick zu. „Bitte, Evans, meinst du nicht, Remus würde mit seinen Freunden reden und uns erzählen, was passiert ist?“
Lilys Wangen nahmen ein hässliches Rot an, das sich scheußlich mit ihren Haaren biss. „Ihr denkt, ihr wärt so cool, wenn ihr Sev verhext, nicht wahr?“
„Normalerweise würde ich jetzt ja sagen“, meinte Peter achselzuckend, „aber da wir es dieses Mal nicht waren, kann ich diese Ehre leider nicht annehmen. Außerdem ist es nicht unsere Schuld, dass Snape sich überall Feinde macht. Du müsstest eigentlich am besten wissen, dass er nicht gerade umgänglich ist.“
„Das gibt niemandem das Recht, ihn einfach zu verhexen!“, rief Lily erbost aus, nicht einmal versuchend, die allgemeine Meinung über ihren besten Freund anzuheben. „Die Sachen, die er an dem Tag anhatte, musste er wegschmeißen, weil er Geruch nicht mehr rausging. Madam Pomfrey musste mehrere Wasch-Toniken verwenden, damit seine Haut nicht mehr nach Dungbomben roch!“
„Lily“, sagte Mary leise, beinahe warnend, aber Lily ignorierte sie.
Sie zeigte mit dem Finger auf Peter, der tatsächlich etwas zurückwich. „Alle auf dieser Schule reden immer darüber, wie schwer es doch ist, in der Zaubererwelt von allen akzeptiert zu werden, aber kaum seht ihr jemanden, der euch nicht passt, hänselt und piesackt ihr ihn die ganze Zeit!“ Erbost wischte sie sich ein paar abtrünnige Strähnen aus den Augen.
„Ist dir schon mal in den Sinn gekommen“, fing Peter langsam an, obwohl er innerlich ebenfalls sehr versucht war, laut zu werden, „dass dein lieber Sev nicht das unschuldige Lämmchen in dieser ganzen Sache ist? Du bekommst das hinter deiner rosaroten Brille wahrscheinlich nicht mit, aber Schniefelus ist ein ziemlich unheimlicher Typ. Er kriecht ständig im Schatten von den Reinblütern in seinem Haus herum und beleidigt jeden Muggelgeborenen, den er sieht. Außer dich, natürlich. Du bist ja etwas Besonderes, Evans. Man, wach auf.“
Mary presste ihnen gegenüber die Lippen zusammen und drückte den Kopf nach unten, aber Peter konnte sehen, dass sie kurz davor gewesen war, zu lächeln. Vielleicht war sie sogar froh, dass Peter sie damit indirekt verteidigte, hatte Severus doch ebenfalls schon ein paar sehr hässliche Worte in Marys Richtung geworfen.
Lily hingegen lief noch dunkler an. „Sev ist kein schlechter Mensch“, sagte sie verteidigend. „Er hat es nicht immer leicht und es hilft nicht, wenn ihr ihn die ganze Zeit hänselt. Außerdem hat er nichts gegen Muggelgeborene, vielen Dank!“
„Red dir das ruhig ein, Evans“, murmelte Peter, der die Unterhaltung für abgeschlossen empfand. Er drehte sich zum Schachbrett, überflog die Figuren, lächelte und setzte Mary dann im nächsten Zug Schach Matt. Seine Gegnerin starrte überrascht aufs Feld, dann zuckte sie mit den Schultern. Peter stand auf und wollte sich schon in seinen Schlafsaal begeben, als Lilys erneut den Mund öffnete.
„Red du dir ruhig ein, dass Potter und Black mit dir befreundet sind“, sagte sie mit Gift in der Stimme. „Du bist doch nichts weiter als ein feiger Mitläufer, der sich an die Hacken der beiden Idioten hängt. Als ob Potter und Black wirklich etwas in dir sehen, Pettigrew.“
Ein Stich durchfuhr ihn und der Atem blieb in seiner Kehle stecken. Gift floss wie flüssiges Eis durch seine Venen und ließ sein Blut erstarren. Er wollte etwas erwidern, aber seine Stimme versagte. Lily funkelte ihn herausfordernd an, aber Peter war vielmehr nach Verstecken. Er wollte die brennenden Tränen in seinen Augenwinkeln nicht wahrhaben und anstatt in seinen Schlafsaal zurückzukehren, wirbelte er herum und lief aufs Portraitloch zu.
„Peter!“, rief Mary aus, kaum war er losgelaufen. „Peter, komm zurück! Toll, Lily“, konnte Peter sie noch zischen hören, „hoffentlich bist du jetzt zufrieden.“
Das Bild der Fetten Dame fiel hinter ihm wieder in ihren Platz. „Alles okay bei dir?“, fragte die Frau im Bild mit einer versteckten Sorge in der Stimme.
Peter wischte sich über die Augen und nickte. Lügen war noch nie seine Spezialität gewesen, aber seit er mit James und Sirius und Remus befreundet war, war er ziemlich gut darin geworden. Immerhin musste er jetzt Remus‘ Geheimnis für sich behalten und dafür musste auch die ein oder andere Notlüge herhalten. Peter wusste immer, dass Leute ihn für das schwächste Glied der Gruppe sahen, aber er hätte nie gedacht, dass man so schlecht von ihm dachte. Oder dass man es ihm sagen würde. Neue Tränen brannten in seinen Augen. Scham machte sich in ihm breit, als er ein Schluchzen hörte und realisierte, dass es sein eigenes war.
Es war falsch, sagte er sich. Lily lag falsch und es stimmte nicht, was sie sagte. Peter war kein Mitläufer und James und Sirius waren wirklich seine Freunde. Sie hatte keine Ahnung, dachte er. Und trotzdem wollte das Stechen in seiner Brust nicht aufhören. Ziellos lief Peter los, um sich einen Ort zu suchen, an dem er traurig und verletzt sein konnte. Er würde nicht in den Gemeinschaftsraum zurückkehren, solange diese Hexe dort wartete, um weiter Gift auf ihn zu werfen. Peter hatte sich genug Würde dafür aufgebaut, dass er sich nicht von Lily sofort niedertrampeln ließ, auch wenn sich ihre Worte irgendwo in der hintersten Ecke seines Gehirns sehr echt anfühlten.
Die Eulerei war ausgestorben, als seine Füße ihn dorthin trugen. Peter fühlte sich schrecklich, als er stehenblieb. Tränenschlieren bedeckten seine Wangen und er wusste nicht einmal, wieso er so sehr heulte. Lily hatte keine Ahnung von seiner Freundschaft zu James und Sirius. Sie wusste nicht, wie es war, mit den beiden besten Schülern der Schule, mit den coolsten Jungs der ganzen Welt befreundet zu sein. James und Sirius hatten ihn als Freund gewählt und das nicht, weil er sie vergötterte oder weil Peter ein Fußabtreter war, der nicht Nein sagen konnte. Peter war ein guter Freund, er war ein Unterstützer und er war ein Denker, aber er war kein Mitläufer. Eiskalt waren seine Tränen, als er sich über die Augen wischte.
Du bist doch nichts weiter als ein feiger Mitläufer, hallte es in seinem Kopf wider wie ein schrecklich fieses Echo. Ein feiger Mitläufer. War er das? War Peter wirklich nur ein Mitläufer, der nichts allein tun würde?
„Peter?“
„Merlin“, schreckte Peter zum zweite Mal in kurzer Zeit auf. Er wirbelte herum und blickte ins ebenso überraschte Gesicht von Benjy Fenwick, der einen dicken Briefumschlag in den Händen hielt.
Benjy zog die Augenbrauen zusammen. „Hast du geweint?“
„Was? N-Nein.“ Peter wischte sich schnell mit dem Ärmel übers Gesicht. „Was machst du hier?“
„Oh, keine Ahnung, ob du es wusstest, aber in der Eulerei kann man ganz toll Briefe abschicken. Dafür sind nämlich die rund eintausend Eulen da, die es hier so gibt.“ Benjy runzelte die Stirn und sein Lächeln fiel in sich zusammen. „Was ist los? Wieso hast du geweint? Heimweh?“ Er schob sich die drahtige Brille zurecht und erinnerte Peter damit sehr an James.
„Es ist nichts“, murmelte er. „An wen schreibst du?“
„Hey, versuch nicht abzulenken. Ich weiß, es interessiert dich nicht, an wen ich schreibe, du willst nur nicht, dass ich weiter frage was los ist.“
Ertappt blickte Peter zu Boden. „Es interessiert mich schon“, erwiderte er schnell, auch wenn er Benjy dabei nicht in die Augen sehen konnte. „Schreibst du deinen Eltern?“
Benjy lachte kurz auf, dann schnaubte er. „Klar, meinen Eltern. Ich bezweifle, dass ich ihnen schreiben könnte, selbst wenn ich wollte.“
Das ließ Peter wieder aufblicken. Seine Augenwinkel waren noch immer feucht und das unangenehme Stechen in seiner Brust wollte nicht ganz verschwinden, aber es fühlte sich in diesem Moment nicht mehr ganz so schlimm an. „Was soll das heißen?“
„Was, weißt du das nicht?“, fragte Benjy mit hochgezogenen Augenbrauen. Er sah tatsächlich überrascht aus. „Und hier dachte ich, Em würde sofort allen davon erzählen, damit sie mich bemitleiden können…“ Benjy zuckte kurz mit den Schultern, bevor er sagte: „Ich bin in einem Waisenhaus großgeworden. Ich kenn meine Eltern nicht.“ Es war seltsam, fand Peter, wie er es sagte. Als würde er gerade lediglich die Lösung für eine relativ einfache Verwandlungsfrage geben und nicht über seine unnormale Familiensituation reden.
„Oh.“
„Sag jetzt bitte nicht, dass es dir leid tut“, fügte Benjy mit einer Grimasse hinzu. „Das hasse ich. Warum sollte es dir denn leid tun? Es ist weder deine Schuld noch kannst du was dran ändern.“
„Das wollte ich nicht sagen!“, log Peter. „Ich wollte eher sagen, dass ich mich schlecht fühle, weil ich es nicht gewusst habe.“
„Ach, muss nich‘„, erwiderte der andere Junge. Mit einer Hand wischte er sich durch die dicken Locken – wieder eine Geste, die Peter an James erinnerte – bevor er sagte: „Ich bind’s auch nicht unbedingt jedem auf die Nase, eh? Die meisten Leute werden vorsichtiger, wenn sie wissen, dass ich aus’m Waisenhaus komme, wahrscheinlich weil sie denken, ich würde denen die Wertsachen klauen oder so.“ Er zuckte mit den Schultern. „Nicht alle aus’m Waisenhaus klauen, auch wenn’s die meisten schon tun.“
Peter wusste nicht ganz, was er darauf antworten sollte. „Also sind Vic und Stan auch Kinder aus dem Waisenhaus?“, fragte er.
„Sie sind meine Zimmernachbarn“, erklärte Benjy und ging an Peter vorbei. Während er nach einer Eule für seinen Briefumschlag suchte, sagte er: „Wenn ich im Heim bin dann hängen wir immer ab. Ich würd‘ sie nicht unbedingt meine Freunde nennen, aber ich glaub, ich vermisse sie schon ‘n bisschen. Deswegen schreib ich ihnen jetzt einfach, damit sie nicht denken, ich würd sie vergessen.“
„Denken sie immer noch, du wärst im Jugendknast?“, fragte Peter, der sich an Benjys Karte aus dem Sommer erinnerte.
„Glaub nicht“, erwiderte Benjy, der es geschafft hate, eine schicke, dunkelbraune Eule aus ihrer Nische zu locken und ihr den Brief in den Schnabel gesteckt hatte. „Ich hab ihnen erklärt, dass ich auf ein schickes Internat gehe, dass mir ein reicher Verwandter bezahlt, der sich genug um mich sorgt, dass ich auf ‘ne gute Schule geh, aber nicht genug, damit ich bei ihm leben könnt‘. Damit wär ich immerhin nicht der einzige dort, also glauben sie’s immerhin.“ Benjy geleitete den Vogel zu einem der vielen Fenster und schleuderte die Briefeule in den Himmel. Erst dann drehte er sich wieder zu Peter um. „Ich hoffe doch sehr, du fängst jetzt nicht an, mich zu bemitleiden“, sagte er beinahe düster klingend. „Ich will keine Almosen oder sowas haben, nur weil ich ‘n Waise bin, okay? Und ich will auch nicht anders behandelt werden, nur weil ich keine Eltern hab. Wenn ich mich damit abfinden konnte, dann kannst du das bestimmt auch.“
„Oh, k-klar“, stammelte Peter schnell. „Wolltest du deswegen nicht, dass ich dir was zu Essen im Zug ausgebe?“
Benjy wurde rot im Gesicht. „Unter anderem“, gab er zu. „Ich – naja, ich mag es allgemein nicht, Sachen von anderen anzunehmen. Ich fühl mich dann schlecht, weil – naja, weißt du, weil ich es nicht zurückzahlen könnte.“
Peter öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber ihm fiel beim besten Willen nicht ein, was das sein könnte. So hatte er das noch nie gesehen. Im Zug hatte er nicht wirklich darüber nachgedacht – er hatte gesehene, dass Benjy hungrig aussah und hatte ihm einfach etwas gekauft. Geld war nie ein Problem für ihn gewesen. Seine Familie hatte immer genug gehabt, damit es ihm und Phyllis nie an etwas gemangelt hatte (außer vielleicht an einem Vater, fügte er mürrisch hinzu), deswegen war es Peter auch nie in den Sinn gekommen, dass es Kinder treffen würde, die nicht so viel Glück hatten. Und Benjy, schien es, hatte überhaupt nichts. Schließlich entschied Peter sich dazu, dass er ehrlich mit Benjy sein könnte: „Lily hat mich schlimm beleidigt. Deswegen hab ich geweint.“
„Lily? Du meinst das Evans-Mädchen“, fragte Benjy überrascht. „Mensch und ich dacht‘ echt, die wär voll nett. Muss ich sie jetzt hassen? So aus Solidarität? Ich mach das.“
„Ich glaub nicht“, sagte Peter, der sich sehr geehrt fühlte. „Wir haben ihrem Freund einen Streich gespielt und sie denkt natürlich, wir wären das gewesen, hat aber keine Beweise, also hat sie versucht, die Wahrheit aus mir rauszuquetschen.“
„Ja und dann?“, presste Benjy. „Was hat sie gesagt, dass dich so beleidigt hat?“ Es schien Benjy nicht in den Sinn zu kommen, dass Peter das nicht wiederholen wollte.
„Sie“, fing Peter an und biss sich auf die Zunge. „Sie meint, ich wäre nur ein feiger Mitläufer, der sich an James und Sirius‘ Hacken klammert.“
„Mann“, sagte Benjy etwas atemlos klingend. „Das ist hart. Vielleicht hättet ihr lieber ihr den Streich spielen sollen.“
„Wahrscheinlich meint sie es nicht mal wirklich so“, überlegte Peter lautstark. „Lily ist eigentlich ziemlich nett und sie war sauer, weil wir Snape so lächerlich gemacht haben.“
„Hey, du sollst sie nicht verteidigen“, meinte Benjy und deutete mit einem Kopfnicken auf den Ausgang.
Peter wischte sich ein letztes Mal über die Augen und folgte ihm. „Mach ich nicht.“
„Machst du wohl. Sie hat deine Gefühle verletzt und war echt fies. Bei uns im Waisenhaus wird derjenige einmal ordentlich verprügelt, der gemein zu jemand anderem war und dann sind wieder alle Freunde.“
Geschockt starrte Peter ihn an. „Ich will sie nicht verprügeln“, sagte er schnell, damit Benjy nicht auf dumme Ideen kommen würde. Seine Stimme hallte etwas lauter, jetzt da sie wieder im Korridor waren. „Außerdem gehört sich das nicht, sagt meine Mutter immer. Ein Mädchen zu verprügeln, mein ich.“
„Wenn sie gemein ist, dann wird sie bei uns verprügelt“, zuckte Benjy achtlos mit den Schultern. „Da gibt’s keinen großen Unterschied. Außerdem passiert denen ja nicht wirklich war. Paar blaue Flecke und vielleicht ‘ne gebrochene Nase, das war’s.“
„Das ist trotzdem schrecklich!“
„So ist das nun mal bei uns“, sagte Benjy. „Muss dir nicht gefallen, aber ändern kannst es auch nich‘. Was willst du denn jetzt deswegen machen?“
„Was meinst du?“
„Naja, willst du einfach bisschen drüber heulen und dann vergessen, was passiert ist oder willst du dich rächen?“
„Ich – keine Ahnung, nein, ich will mich nicht rächen!“ Peter schüttelte vehement den Kopf. Lilys Kommentar hatte ihn zwar echt verletzt und er fühlte sich noch immer miserabel deswegen, weil sie so eine schlechte Meinung von ihm hatte, aber er hatte nicht vor, ihr etwas anzutun oder sowas. Beinahe entsetzt darüber, dass Benjy überhaupt sowas vorschlagen würde, fügte er schnell hinzu: „Das wird sich schon klären.“
Benjy starrte ihn für einen Augenblick an, dann hob er abwehrend die Hände. „Na, wenn du meinst. Aber falls du deine Meinung änderst, dann lass es mich wissen. Aus Solidarität werd ich dann trotzdem anfangen, sie zu hassen.“
Peter konnte nicht anders, als zu lachen, auch wenn ihm die ganze Vorstellung eine Gänsehaut verpasste. „Abgemacht.“