Lily Evans
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„Wie bitte, wie war das?“ Marlene konnte sich das Lachen ebenfalls kaum verkneifen. Ihre Mundwinkel zitterten, während sie die Lippen aufeinander presste.
Potter zog die Augenbrauen zusammen, öffnete langsam den Mund und sagte: „Ich sagte, ich bin unsterblich in eine Sumpfhexe verliebt.“ Mit einem lauten Klatschen schlug der bebrillte Junge sich eine Hand vor den Mund und starrte mit schockgeweiteten Augen in Marlenes Richtung, die sich vor stummem Lachen den Bauch halten musste.
„Manchmal schmecke ich Farben und weine dann im Schlaf“, sagte Sirius Black lachend, bevor auch seine Hand seinen Mund verdeckte.
„Was redet ihr da?“, fragte Monty argwöhnisch klingend, doch auch er hatte vom Kürbissaft getrunken. „Papperlapapp, türkischer Honig schmeckt wie der Bart von Dumbledore!“
Lily konnte nicht mehr an sich halten. Sie und Mary stützten sich gegenseitig, damit sie vor lauter Lachen nicht umfallen würden, aber was zuvor stumm und halbwegs versteckt geschehen war, prustete nun aus der Hexe heraus. Sie lachte laut auf, wodurch die Blicke der fünf Jungs zu ihr flogen.
Remus zog die Augenbrauen zusammen. „Ich sehe, es war der Saum eines Vampirs.“ Er machte sich nicht die Mühe, sich den Mund zuzuhalten.
„Ich finde, die ganze Schule sollte an euren Weisheiten teilnehmen“, sagte Mary, die sich vor Kichern schüttelte. Eine Hand hielt sie sich an der Hüfte, wahrscheinlich plagten sie wie Lily schon Seitenstiche vom unterdrückten Lachen.
„Großartige Idee“, erwiderte Marlene, die den Stab bereits gezückt hatte. „Sonorus!“ Remus' Augen weiteten sich ebenfalls, als Marlenes Verzauberung ihn und die anderen traf. Potter und Black hielten sich den Mund mit beiden Händen zu und Pettigrew, der aussah, als wüsste er immer noch nicht, was überhaupt passierte, blickte zwischen Potter und den lachenden Mädchen hin und her. Lediglich Monty schien die ganze Situation zu erheitern. Mit glänzenden Augen und beinahe stolzem Grinsen nahm er die Hand vom Mund.
„Die beste Zeit ist Puddingzeit!“ Seine magisch verstärkte Stimme hallte durch die Große Halle, als würde er aus allen Ecken reden. Schüler und Lehrer zugleich, die in Seelenruhe gegessen hatten, blickten verwundert auf.
„Es bringt nichts, Potter“, sagte Lily mit gerecktem Kinn. „Lass einfach zu, dass du dich vor der ganzen Schule blamierst.“ Da sie damit gerechnet hatte, dass die Jungs sich weigern würden zu reden, sobald sie herausgefunden hatten, was los war, hatte Lily etwas Drachenflammenchili in den Trank gemischt. Was auch immer die Jungs sagen wollten, es brannte ihnen wortwörtlich auf der Zunge.
„Ich wäre nur zu gerne ein Niffler im Ballkleid“, platze es aus Black, aus dessen Mundwinkel eine winzige Rauchfahne stieg. Seine Stimme hallte wie ein Echo in den Bergen durch den Saal. Sirius Black war weitaus bekannter als Montana, sodass sich mindestens vier Dutzend Köpfe zum Black-Erben drehten, darunter sein jüngerer Bruder und seine Cousine, deren platinblondes Haar ihrem kreidebleichen Gesicht ziemliche Konkurrenz machte. Zwischen all den feixenden Slytherin-Gesichtern stach ihres deutlich hervor.
Black sah aus, als würde er liebend gern im Marmorboden der Großen Halle versinken und nie wieder auftauchen. Sein Gesicht wurde aschfahlen und er senkte den Kopf, sodass sein Haar wie ein düsterer Vorhang über seine Augen fiel.
„In meinem Kopf existiert nur Krimskrams und Quiek“, sagte Potter, aus dessen Mundwinkel ebenfalls Rauch strömte. „Außerdem bin ich ein ziemlicher Schwachkopf voll mit Schwabbelspeck!“ Seine Wangen wurden deutlich dunkler und als die Große Halle aufgrund seiner Worte in Gelächter ausbrach, ließ er den Kopf auf den Tisch fallen.
„Oh, das funktioniert ja besser als erhofft“, kicherte Mary.
Vom Slytherin-Tisch her kam lautes Lachen. „Ich wusste immer, dass in Potters Kopf nur Trollrotze steckt“, schwang die Stimme von Ennis Mulciber herüber. Selbst über die Entfernung hinweg konnte Lily die markanten schwarzen Augenbrauen des Jungen erkennen, während er mit einem fiesen Grinsen auf Potters gesenkten Kopf starrte.
Lily und Mulciber hatten in diesem Moment zwar denselben Feind - oder zumindest konnte Lily Potter nicht ausstehen - aber sie würde sich nicht auf Mulcibers Level herunterbegeben. Sie war sich ziemlich sicher, dass er es nicht bei etwas harmlosen wie Plappertrank belassen würde - wahrscheinlich würde er eher das von Professor Slughorn erwähnte und eigentlich illegale Veritaserum nutzen, ein Wahrheitstrank, der jeden dazu zwang, seine dunkelsten Geheimnisse auszuplaudern, der ihn trank. Höchstwahrscheinlich würde der Slytherin nicht einmal vor Giften zurückschrecken, dachte sie und schüttelte sich innerlich.
„Ich habe mich immer den Gnomen verbunden gefühlt“, sagte Peter Pettigrew mit hallender Stimme. „Ich wünschte ich könnte in einem Loch voll Erde leben.“
Keine Sekunde später sagte Remus: „Vampire sind viel cooler als Enten! Jeder war schon mal in einen Goldfisch verliebt.“
„Unterhosen sind mein Lieblingssnack!“, deklarierte Monty lachend.
„Hört, hört!“, sagte Marlene, deren ganzes Gesicht rot angelaufen war. „Endlich sprechen sie nichts als Fakten.“
„Ich hoffe, ich kann wie ein Regenwurm leben“, hallte Potters Stimme durch die Halle. „Frei wie ein Schmetterling in einem Puddingtopf.“
Lily lachte und drückte ihr Gesicht an Marys Schulter.
„Was geht hier vor sich?“ Professor McGonagalls Stimme peitschte durch die Halle, gänzlich ohne magische Verstärkung. Auch ohne eine Verzauberung auf ihren Stimmbändern schaffte die strenge Professorin es, dass die Schülerschaft verstummte, als sie die Stimme erhob. „Miss Evans, Miss McKinnon, Miss Macdonald, möchte sich eine der Damen zu dieser Situation äußern?“ McGonagalls Lippen waren zu einer dünnen, weißen Linie gepresst und sie sah so aus, als würde sie jeden Moment in die Luft gehen.
„Ich bin eine Trophäe und werde bald einen Quaffel essen!“, sagte James Potter mit Augen auf die Professorin gerichtet, aber hielt sich sofort wieder eine Hand vor den Mund. Seine Stimme hallte noch in der Halle hinterher.
„Ich glaube“, sagte Marlene, die ihr Lachen nicht verbergen konnte, „dass James einfach sein wahres inneres Ich gefunden hat.“ Ihr ganzes Gesicht war ebenfalls rot und Tränenspuren klebten in ihren Augenwinkeln. „Endlich lässt er all seine Gedanken und Gefühle heraus, die er sonst nur vor anderen verbirgt.“
Lily war sich sicher, dass jemand ihre Verwandlungslehrerin in Brand gesteckt hatte, denn Rauch schien aus ihren Ohren zu strömen.
„Finite.“ McGonagall richtete ihren Stab auf James Potter und seine Freunde, aber selbst sie war nicht mächtig genug, um die Wirkung des Plappertranks aufzuheben. „Erklären Sie sich.“
„Ein rosaroter Hund liegt in meiner Nase!“, sagte Black lautstark, stöhnte im nächsten Moment aber genervt.
Lily, begeistert davon, dass ihr Trank so gut wirkte, straffte die Schultern. „Keine Ahnung was passiert ist, Professor“, erwiderte sie mit dem neutralsten Gesichtsausdruck, den sie aufbringen konnte. „Auf einmal haben die Jungs einfach angefangen, Unsinn zu reden. Vielleicht haben sie sich“, sie warf einen raschen Seitenblick auf Potter, der sie mit ungläubigen Augen anstarrte, „irgendwo Feinde gemacht.“
McGonagall rümpfte die Nase. „Ist das die Aussage, mit der Sie gehen wollen, Miss Evans? Haben Miss McKinnon und Miss Macdonald auch etwas zu sagen?“
„Es ist alles sehr mysteriös, Professor“, sagte Mary.
„Wirklich, sehr merkwürdig. Ich habe auch von dem Saft getrunken und mir ist nichts passiert.“ Marlene schüttelte den Kelch vor sich zwischen den Fingern.
„Sie wollen mir also erklären, dass diese jungen Männer einfach so angefangen haben, Unsinn zu reden Niemand von Ihnen hat vielleicht einen Trank in ihr Getränk gemischt?“ McGonagall reckte das Kinn, sodass sie noch größer über den Zweitklässlerinnen ragte. „Ich muss sagen, ich finde es schwer zu glauben, dass Sie nichts damit zu tun haben.“
„Leberwurst ist mein Lieblingsgetränk“, platzte es mit kleinen Rauchfäden auf Remus heraus. Der Junge wurde puterrot im Gesicht.
Mary prustete und musste sich halb hinter Lily verstecken, damit McGonagall sie nicht mit ihren Blicken taxierte.
„Tut mir leid, Professor“, sagte Lily, die den harten Augen ihrer Lehrerin nicht auswich, „aber ich kann es mir beim besten Willen nicht erklären. Irgendjemand muss es wohl auf die Jungs abgesehen haben.“
„Tanzende Gespenster in meinen Zähnen“, sagte Pettigrew, als würde er damit etwas zur Unterhaltung beitragen.
McGonagall schürzte die Lippen, bevor sie den Kopf schüttelte. „Sie sollten in den Krankenflügel gehen. Ich bin mir sicher, Madam Pomfrey kann Ihnen eine Gegenlösung zusammenbrauen. Miss Macdonald, Sie gehen mit und erklären die Sache.“ Die Verwandlungslehrerin wartete, bis Mary, die sich noch immer vor Lachen schüttelte, mit den fünf Jungs aus der Halle verschwunden war, dann wandte sie sich an Lily. „Miss Evans, ich hätte mehr von Ihnen erwartet“, sagte sie. „Ich dachte, Sie wären eine Gegnerin dieser kindischen Streiche?“
Lilys Gesicht heizte sich auf. Die zu Fäusten geballten Hände presste sie an die Seite. Es wäre leicht gewesen, ihrer Lehrerin weiterhin vorzuspielen, dass sie nicht wusste, wer den Plappertrank in den Krug getan hatte, aber so wie Professor McGonagall aussah, hatte sie Lily und ihre Freundinnen sowieso von Anfang an durschaut. „Jemand musste etwas unternehmen, Professor“, sagte sie, was ihr einen alarmierten Blick von Marlene erntete. Lily ignorierte sie und fügte an: „Ich habe ihnen nur ihre eigenen Medizin verabreicht.“
„Nun.“ Professor McGonagall legte die Stirn in Falten und ihre dunklen Augenbrauen berührten sich fast, so nah zog sie sie aneinander. „Ich kann Sie nicht unbestraft davonkommen lassen, das wissen Sie sicherlich. Für ihr kindisches Verhalten werden Gryffindor“, die Verwandlungslehrerin machte eine dramatische Pause, bei ihre Nasenflügel bei jedem Atemzug bebten, bis sich ein kaum merkliches Lächeln auf ihre Lippen legte, „fünf Punkte abgezogen. Außerdem“, Marlene schnappte hörbar nach Luft, „erteile ich Ihnen zehn Punkte dafür, dass sie einen korrekten Plappertrank zusammengebraut und die Wirkung des Drachenflammenchilis ausgenutzt haben.“ Marlene atmete erleichtert aus und Lily konnte das Lächeln nicht unterdrücken. „Beim nächsten Mal werde ich nicht so gütig sein, Miss Evans, merken Sie sich das.“
Lily grinste, als sie den dunklen Schatten auf McGonagalls Wangen erkannte. Die Mundwinkel ihrer Professorin zuckten, als Lily sagte: „Vielen Dank, Professor. Das nächste Mal werde ich aufpassen, dass man mich nicht erwischt.“