Peter Pettigrew
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Peter wünschte sich wirklich, sie hätten bereits die Wärmzauber bei Professor Flitwick gelernt. Eingewickelt in seinen Winterumhang, saß er mit den Händen im Schoß auf der Tribüne und beobachtete gemeinsam mit Remus und Sirius die kleinen, roten Schemen auf dem Boden. Es war später September, dachte er zitternd. Es gab keinen Grund dafür, dass es schon so kalt war. Zumal er nicht ganz verstand, wieso James ihn und die anderen dazu genötigt hatte, schon zu ihrem Training mitzukommen, wenn die Auswahlspiele doch erst in ein paar Stunden waren.
„Was wir nicht alles für ihn tun“, grummelte Sirius müde neben ihm. Er gähnte. „Potter kann sich glücklich schätzen, dass er solche Freunde hat.“
„Nächstes Mal lerne ich diesen Doppelgängerzauber“, sagte Remus, der die Hände in dicken Wollhandschuhen versteckt hatte. Ein Schütteln ging durch seinen Körper. „Er merkt den Unterschied doch eh nicht.“
„Wenn wir wenigstens vorher zum Frühstück gehen könnten“, erwiderte Peter und versuchte das Grummeln seines Magens zu unterdrücken. „Wozu genau müssen wir hier eigentlich warten, frieren und hungern? Damit James ein paar Zuschauer hat?“
„Ganz genau“, sagte Sirius zähneklappernd. Im Gegensatz zu Peter und Remus trug er keine wärmenden Klamotten oder Hilfsmittel; selbst den Schal hatte er im Schlafsaal gelassen. Peter war sich fast sicher, dass Sirius zu eitel dafür war. „Wir müssen sein Ego streicheln, sonst kann er nicht richtig fliegen.“
„Klingt nach ‘ner fiesen Ausrede, damit James nicht allein in der Kälte sein muss“, erwiderte Remus, sein Blick mehr als feindselig. Selbst ohne das Wissen, dass Remus ein Werwolf war, war der Junge manchmal sehr angsteinflößend. „Außerdem fliegt er nicht mal. Die beiden stehen da seit ‘ner halben Stunde.“
„Du kennst James und Monty doch. Haben sie sich einmal in eine Quidditchstrategie verquatscht, hören sie so schnell nicht wieder auf.“
„Meint ihr, ich könnte die beiden von hier oben mit einem Kitzelfluch treffen?“, fragte Remus. „Vielleicht bringt sie das dazu, endlich anzufangen.“
„Wenn du das schaffst, dann musst du mir nichts mehr zum Geburtstag schenken – dass wäre mir Geschenk genug“, erwiderte Sirius lachend. „Wie schön es nur wäre, wenn James sich da auf dem Boden winden würde.“
„Okay, beruhige dich mal, du Sadist“, meinte Remus mit hochgezogener Augenbraue. „Das war ein Witz.“
„Und wieder zerstörst du meine Hoffnungen und Träume, Lupin.“
„Mittlerweile solltest du ja dran gewöhnt sein.“
„Es schmerzt mich trotzdem.“
„Ja, ja.“
Peter fragte sich, wann genau diese Beziehung der beiden angefangen hatte. Remus und Sirius hatten schon immer ihre Argumente gehabt, hatten sich in Kleinigkeiten zerstritten und mussten dann von James oder ihm auseinandergezogen werden, aber Peter hatte die beiden erst seit Kurzem so… vertraut miteinander gesehen. Es fühlte sich seltsam an, wenn er es vertraut nannte, waren die beiden doch immerhin auch beste Freunde, aber es war, als wäre etwas passiert, das nur die beiden wussten und Peter war als einsamer Zuschauer zurückgeblieben. Es störte ihn nicht, dass die beiden so eng waren. Es störte ihn eher, dass sie dadurch manchmal vergaßen, dass er auch noch da war.
„Endlich!“, stöhnte Peter, als die beiden roten Schemen sich auf dem Boden auf ihre Besen schwangen.
Sirius und Remus folgten seinem Blick und schlossen sich mit ebenso glückliche Geräuschen an. „Wenigstens gibt es etwas, was wir jetzt beobachten können“, sagte der Black-Junge. „Auch wenn es nur zwei viel zu energiegeladene Quidditch-Fanatiker sind.“
„Wenn sie einen Ball durch die Gegend werfen, dann können sie uns immerhin nicht nerven“, brummte Remus.
„Quaffel“, verbesserte Sirius.
„Wie auch immer.“
„Also wirklich“, sagte Peter. „Wenn du schon Cheerleader für James spielst, dann musst du dir wenigstens die richtigen Namen merken.“
„James kann froh sein, dass ich ihm nicht die Ganzkörperklammer aufgehalst habe, als er mich halb Sechs aus dem Bett geworfen hat“, erwiderte Remus brummend. „Er sollte eigentlich wissen, dass ich nicht ich bin, wenn ich hungrig und müde bin.“
„Werden wir dein wahres Ich dann jemals kennenlernen? So wie ich das sehe, bist du immer hungrig und müde“, grinste Sirius.
„Oh, halt bloß die Klappe, Black“, grummelte der andere Junge. „Das liegt nur daran, weil ich mit euch befreundet bin. Ich habe keine einzige ruhige Minute in meinem Leben mehr, seit ich euch kenne. Ihr raubt mir meinen Frieden.“
„Red dir das ruhig ein, Lupin“, meinte Sirius nickend. „Irgendwann glaubst du es vielleicht sogar. Ich weiß, dass du uns liebst und gegen nichts in der Welt umtauschen würdest.“
„Ich würde dich schneller gegen eine Tasse Tee und einen Teller voll Würstchen mit Rührei tauschen, als du Verräter sagen könntest.“
Sirius fasste sich theatralisch ans Herz. „Und da dachte ich, wir hätten etwas Besonderes.“
„Zweckgemeinschaft, mehr nicht“, sagte Remus, aber das Lächeln, dass auf seinen Lippen zuckte, strafte seinen Worten mehr als genug Lügen.
Peter war sich sicher, dass Remus nur deshalb so schlecht drauf war, weil er glaubte, McGonagall könnte ihn jeden Moment als den Verursacher des Snape-Vorfalls anklagen. Mit Snapes Anschuldigungen Sirius und James gegenüber und Lilys Vermutung, dass Remus etwas damit zu tun hatte, war Peter zwar eigentlich fein raus aus der ganzen Geschichte (obwohl er derjenige war, der das Badezimmer mit den Dungbomben präpariert hatte), aber da allgemein bekannt war, dass es ihre Truppe nur als Viererpack gab, würde man ihn sicherlich auch mitanklagen. Es konnte eben doch Nachteile haben, wenn man mit den Streichekönigen Hogwarts‘ befreundet war, dachte er seufzend.
Die Zeit, bis die Auswahlspiele endlich begannen, ging nur sehr schleppend voran. Mehrmals wäre Peter fast weggenickt und wurde lediglich von Sirius‘ plötzlichem Lachen oder einem eisigen Wind in seinem Nacken davor gerettet, mit dem Gesicht voran die Tribüne hinunterzufallen. Als es dann schließlich so weit war und der Rest der Gryffindor-Quidditch-Mannschaft sowie die anderen Anwärter ankamen, waren James und Monty noch immer energiegeladen und bereit, ums ganze Schloss zu laufen, obwohl sie gerade mehrere Stunden Training hinter sich hatten. Wahrscheinlich würde die ganze Schule nur dann eine ruhige Minute vor James und seiner niemals endenden Energie haben, wenn man ihm einen Schlaftrank unterjubeln würde. Es war erstaunlich, wie dieser Junge nicht müde werden konnte.
Der Kapitän der Quidditch-Mannschaft, ein stämmiger Sechstklässler mit kurz geschorenen Haaren namens Patrick, trommelte alle Anwärter zusammen. Es wurde schnell klar, dass James und Monty die jüngsten Teilnehmer waren; sie waren mindestens einen Kopf kleiner als der Rest und während die meisten der Spieler so aussahen, als hätten sie schon viele Jahre Besenerfahrung, wirkte es bei James und Monty eher so, als wären sie zwei Kinder, die sich die Flugutensilien ihrer Väter geklaut hätten.
„Hoffentlich kratzt es Potters Ego nicht zu sehr an“, ertönte plötzlich die Stimme von Marlene McKinnon hinter ihnen, „wenn ein Mädchen statt ihm aufgenommen wird.“ Das Gryffindor-Mädchen hatte sich ihren dicken Schal um den Kopf gewickelt und trug über dem Winterumhang noch eine knallgelbe Jacke, in dessen Ärmel sie ihre Hände zurückgezogen. „Wir wollen ja nicht, dass er am Ende noch erkennt, dass Mädchen genauso gut sind wie Jungs.“
„Ich glaube, James weiß das“, murmelte Sirius. „Er ist nur ein ziemlicher Idiot.“
„Damit ist er sicher nicht allein“, erwiderte Marlene.
„Was machst du hier überhaupt?“, fragte Remus und stierte aufs Feld, als würde er jemanden erkennen wollen. „Spielen Lily und Mary vor?“
Marlene lachte. „Oh bitte, die beiden würden lieber sterben, als nochmal freiwillig auf einen Besen zu steigen. Ne, ich bin tatsächlich auch wegen den beiden hier“, fügte sie mit einem Nicken hin zu. „Auch wenn Potter ein Arsch ist.“
„Na, das wird ihn freuen zu hören“, brummte Sirius. Kaum hatte er das gesagt, schwangen sich die Anwärter für die Quidditch-Mannschaft auf ihre Besen. Sie alle setzten sich etwas gerade hin, aber anstatt es gleich spannend zur Sache ging, fingen die Spieler unten lediglich damit an, das Feld mit ihren Besen zu überqueren.
„Ein Flugtest“, kommentierte Remus. „Gar nicht so doof, so scheiden direkt die Leute aus, die keine Ahnung haben, wie man richtig fliegt.“
Und tatsächlich wurden direkt drei mehr als tollpatschige Flieger aus dem Rennen geschickt, als diese bereits in der ersten Runde zurückfielen, dann überrundet wurden und schließlich kaum landen konnten, ohne in den Sand zu fallen. Danach teilte Kapitän Patrick die Anwärter in Gruppen ein; James ging zu der größten Gruppe, Monty zur kleinsten. Auch ohne das Zusatzwissen, auf welche Positionen sich die beiden Zweitklässler bewerben wollten, wurde schnell klar, worum es sich bei dieser Einteilung handelte, als die Hilfsmittel ausgeteilt wurden. Ein paar der Flieger bekamen kleine Holzknüppel in die Hand gedrückt, der Rest wurde leer in die Luft geschickt. Kapitän Patrick klemmte sich den rostroten Quaffel unter den Arm und sauste ebenfalls mühelos in den Himmel. Er testete zuerst die Hüter, wobei er selbst versuchen würde, den Quaffel durch einen der Ringe zu befördern.
Die meisten stellten sich so an, wie Peter es erwartet hatte; wenn sie einen Punkt verhindern konnten, dann durch schieres Glück und es wurde schnell klar, dass die meisten nicht wirklich aus waren, um besonders gut zu sein oder Spiele zu gewinnen, sondern weil ihnen das Fliegen Spaß machte. Sicherlich war daran nichts verkehrt, allerdings waren sie damit überhaupt nicht geeignet, der Mannschaft beizutreten. Aus der kleinen Gruppe wurde ein Großteil wieder vom Feld geschickt, bis es schließlich Montys Auftritt war.
Peter hatte nie sonderlich viel mit dem kräftigen Typen zu tun gehabt. Er war ihr fünfter Zimmergenosse und allgemein ein netter Junge, aber er war für Peters Geschmack ein wenig zu versessen darauf, dass alles in seinem Leben mit Quidditch zu tun hatte. Peter war froh, dass er mit James die wesentlich handzahmere Variante abbekommen hatte, auch wenn der schwarzhaarige Potter auch gerne in seine stundenlangen Diskussionen über den Sport übergehen konnte. Monty war der kleinste von all den Hütern, die bisher versucht hatten, den Platz zu gewinnen, aber das musste nichts heißen.
Kaum hatte Monty sich vor den Ringen positioniert, begann Kapitän Patrick damit, ihn mit dem Quaffel zu bombardieren. Es schien, als hätten sich die ewiglangen Trainingssessions bezahlt gemacht; Monty konnte so gut wie jeden Versuch halten und die, die er durchließ, waren so knapp, dass es nur um Haaresbreite nicht gereicht hatte. Kapitän Patrick zeigte sich ebenso begeistert, wie Montys Zuschauer auf der Tribüne; er flog zu dem Zweitklässler herüber und gratulierte ihm händeschüttelnd. Ob das hieß, dass Monty direkt im Team war? Peter wusste nicht viel über Auswahlspiele und er konnte nicht hören, was dort in der Luft besprochen wurde, konnte leidglich sehen, wie ein breitgrinsender Monty zu Boden flog und von James auf die Schulter geklopft wurde. Wenn Kapitän Patrick bereits jetzt schon seinen neuen Hüter gefunden hatte, dann ließ er sich das nicht anmerken und schickte lediglich den nächster Teilnehmer in die Luft.
Es dauerte nicht mehr lang, dann waren endlich die Jäger dran. Der kleine James Potter wirkte wie ein aufgeregter, jüngerer Bruder, der beim Spiel der Älteren dabei sein durfte. Peter hatte nicht gewusst, dass James gleichzeitig so nervös und freudig erregt wirken konnte. Als James seinen Besen bestieg und in die Luft flog, kreuzte Peter seine Finger für seinen Freund.
„Und da dachte ich, Potter hätte übertrieben“, murmelte Marlene leise. „Der kann ja echt richtig fliegen.“
„Quidditch ist das Einzige, was James ernst nimmt“, erwiderte Remus trocken. „Würde er Zaubertränke auf dem Besen brauen können, dann wäre er wahrscheinlich besser als Lily.“
Marlene lachte. „Ich kann immerhin sehen, dass er dieses Mal nicht nur den großen Mann gespielt hat. Man muss es ihm ja lassen, aber spielen kann er.“
„Shh!“, zischte Sirius und wedelte abwehrend mit der Hand in ihre Richtung.
„Oh, tut mir leid, kannst du nicht so gut sehen, wenn ich rede, Black?“
„Klappe, McKinnon“, brummte er. „Du störst die ganze Show.“
„Welche Show bitte? Soll ich jetzt applaudieren, weil dir der Sabber aus dem Mund läuft?“ Sie grinste, als Sirius sich hastig übers Kinn wischte, nur um ihr dann einen giftigen Blick zuzuwerfen.
„Sei jetzt ruhig, da unten fliegt mein bester Freund, klar? Ich will mich nur darauf konzentrieren.“
„Du bist so süß, Sirius, wie du deinen Freund unterstützt.“
Sirius antwortete nicht mehr, sondern schnalzte lediglich mit der Zunge, bevor er seinen Blick wieder aufs Feld richtete. Marlene hatte Recht; James flog wirklich wie ein Profi. Er wich Klatschern links und rechts aus, rollte sich mit seinem Besen um, flog Spiralen und knappe Wendungen, ohne zu straucheln und verlor nicht ein einziges Mal den Quaffel. Sein Licht strahlte so hell, dass die anderen Spieler, die es mit ihm versuchten, gar nicht dazu kamen, Dinge vorzuführen. James stahl ihnen mit einem Mal die Show und es sah nicht so aus, als würde er irgendwann damit aufhören.
Nach gut einem Dutzend Tore, pfiff Kapitän Patrick die drei Testspieler wieder herunter. Sie konnten natürlich nicht hören, was geredet wurde, aber dem Gesichtsausdruck von James‘ zu schließen, war es nichts Negatives. Es dauerte nicht lange, dann schüttelten Kapitän und Zweitklässler Hände und mit einem Mal schwang sich James wieder auf seinen Besen und war in Windeseile an der Tribüne angekommen, das breiteste Grinsen auf seinem Gesicht, dass irgendjemand jemals von ihm gesehen hatte.
„Ich bin aufgenommen!“, schrie er begeistert. „Patrick sagt, ich würde besser fliegen als manche Leute, die er schon im Team hatte.“ James‘ wäre beinahe die dreißig Fuß in den Abgrund getrudelt, als er von seinem Besen auf die Tribüne springen wollte und bei der Landung gestrauchelt war, aber selbst eine Nahtoderfahrung konnte den Zweitklässler nicht davon abbringen, wie ein aufgeregter Welpe auf und ab zu hüpfen. „Könnt ihr das glauben, Leute? Oh, hey, McKinnon.“
„Potter“, erwiderte sie kälter als sonst. „Nett geflogen. Glückwunsch.“
„Danke“, sagte er. Er tauschte einen Blick mit Sirius, dann fügte er hinzu: „Bist du immer noch sauer?“
„Wie kommst du darauf? „
„Du benimmst dich so.“
„Ich benehme mich ganz normal, vielen herzlichen Dank. Entschuldige mich bitte, ich gehe runter und werde mit Monty reden.“ Und ohne ein weiteres Wort an die anderen Jungs verschwand Marlene die Treppe hinunter.
„Was ist denn mit ihr?“, fragte James und kratzte sich am Kopf.
Peter fand, dass James, dafür, dass er so intelligent war, manchmal echt dämlich sein konnte. Für ihn war die Sache mehr als klar. Marlene hatte offensichtlich Interesse an James, aber würde es nicht zugeben, wenn er sich weiterhin wie der Egomane benahm, der er war. Nicht, dass er James das jemals sagen würde. Erstens würde er es sowieso abstreiten und zweitens war es nicht an Peter, die Gefühle anderer auszuplaudern, zumal er sich eben nicht gänzlich sicher sein konnte. Vielleicht interpretierte er auch zu viel in die Sache. Deswegen sagte er lediglich: „Weiß nicht, aber ist ja auch egal. Glückwunsch, James.“
„Danke, Pete“, grinste der Potter-Junge. Es war ein anstrengendes Grinsen, eines der schiefen, die er sonst nur übrig hatte, wenn er kurz davor war, Unsinn anzustellen. Das berühmte Potter-Grinsen hatte Sirius es getauft und es war auf jeden Fall treffend. Man würde James einhundert Meilen im Voraus erkennen, wenn er nur so grinsen würde. „Ich glaube, das sollt gefeiert werden, oder? Gemeinschaftsraumparty, was meint ihr?“
„Sollen wir nicht auf Marlene und Monty warten?“, fragte Remus mit seiner ruhigen Art, während sie alle aufstanden und sich ebenfalls zur Treppe begaben.
„Monty muss noch bleiben“, erklärte James von hinten. „Patrick sagt, er würde gerne noch einen Hüter-Testlauf machen, um wirklich entscheiden zu können, wer der Beste war. Ich finde ja, da übertreibt er. Monty war eindeutig der Beste, oder?“
Die anderen stimmten ihm zu und ließen James in einen Schwall an Quidditch-Erklärungen übergehen. Mit James Potter befreundet zu sein, bedeutete, dass man ihn manchmal einfach reden lassen musste. Es war James selbst nicht einmal wichtig, dass man ihm dabei zuhörte. Peter glaubte, dass James sich einfach nur gerne selbst reden hörte und manchmal Dinge laut aussprechen musste, damit sie besseren Sinn ergaben. Zumindest hatte Peter mitbekommen, dass James manchmal beim Hausaufgaben bearbeiten mit sich selbst redete, wenn er glaubte, keiner würde es mitbekommen. Aber Peter bekam sowas mit. Peter bekam zumeist immer die Kleinigkeiten mit, von denen niemand glaubte, jemand würde sie bemerken. Mit der Zeit hatte er all die kleinen Ticks und Besonderheiten mitbekommen und er war sich sicher, dass seine Freude nicht einmal wussten, dass er sie so gut kannte.
Peter wusste, dass Remus seine Federn zerkaute, wenn er nachdachte, Sirius trommelte mit den Fingern auf seinen Knien, wenn der Unterricht sich zog, James kritzelte gerne auf seinen Notizen herum, wenn er sich langweilte. Es hatte seine Vorteile, wenn er der ruhigere Junge der Gruppe war, wenn er der kleinste seiner Freunde war und wenn er derjenige war, den die anderen gerne vergaßen. Als Peter sich einmal lautstark darüber beschwert hatte, dass er in ihrer Gruppe immer unterging, hatte James ihm aufmunternd auf die Schulter geklopft und gesagt: „Du wirst schon sehen, in einer Menge untertauchen zu können, ist ein wahnsinnig nützliches Talent. Denk doch an all die Möglichkeiten, die sich dir bieten, weil man kein Auge auf dich hält? Du könntest Slughorns kandierte Ananas vor seiner Nase klauen und der alte Schwätzer würde es nicht mal mitbekommen. Du hast ein Talent, Pete, und du solltest es für das Chaos nutzen!“ Peter hatte sich entschlossen, James‘ Rat zu befolgen.