Peter Pettigrew
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Benjys Art der Aufmunterung – so prekär sie auch sein mochte – hatte Peter wirklich geholfen. Der Ravenclaw-Zweitklässler hatte ihn eingeladen, den Rest des Tages mit ihm, Dorcas und Emmeline zu verbringen, die für den Schachclub der Schule üben wollten.
„Ich wusste gar nicht, dass wir einen Schachclub haben“, hatte Peter überrascht gesagt.
„Quidditch ist nicht das einzige, in dem man gut sein kann“, hatte Benjy erwidert, der noch nie viel von Besen gehalten hatte. „Em und Dorcas wollen zwar auch dem Quidditch-Team beitreten, aber da sie dieses Jahr nicht aufgenommen wurden, haben sie nach einem anderen Club gesucht. Schach scheint ihnen beiden gut zu liegen.“
Zaubererschach war genau wie normales Schach, bis auf die sich von selbst bewegenden Figuren und ihren manchmal eingeworfenen Kommentaren. Meist spielte Peter mit Muggel-Figuren, die er selbst bewegen musste. Er fand es einfacher, einen Spielstein zu opfern, wenn er ihn nicht anflehte, lieber jemand anderen in den sicheren Tod zu schicken. Als Kind hatte er immer Albträume bekommen, dass die verlorenen Spielsteine sich irgendwann an ihm rächen würden, also hatte er sich ein Muggel-Set von seiner Mutter schenken lassen. Zwar wurden ihm deswegen oft seltsame Blicke zugeworfen, wenn er jemanden herausforderte, der mit verzauberten Steinen spielte, aber Peter ließ sich davon nicht wirklich beirren. Zumal er kaum ein Spiel verlor, egal ob sprechende oder stille Steine.
„Wahnsinn“, meinte Dorcas, nachdem er sie in gerade einmal fünf Zügen Schachmatt gesetzt hatte. „Ich sollte beleidigt sein, so schnell verloren zu haben, aber ich bin eigentlich nur beeindruckt. Wie kommts, dass du so gut bist?“
„Oh“, erwiderte Peter mit roten Wangen. Komplimente waren nicht etwas, das er sehr regelmäßig erhielt; jedes Mal vergaß er für einen Moment, wie man atmete, wenn ihn jemand lobte. „Ich habe früher immer gegen ein paar Muggel im Park gespielt“, erklärte er. „Da hab ich mir ein paar Tricks abgeschaut, mehr nicht.“
„Ach komm“, sagte auch Emmeline sichtlich beeindruckt. „Keine falsche Scheu, du bist echt gut. Du solltest unbedingt auch dem Club beitreten.“
„Ich weiß nicht“, murmelte er und stellte seine Spielsteine wieder auf. „Ein Schachclub ist nicht so cool wie das Quidditch-Team…“
„Na und?“, fragte Benjy mit hochgezogenen Augenbrauen. Der andere Junge war ein ziemlich guter Schachspieler, aber schaute seinen Freunden meist nur zu, wenn sie spielten. „Wenn du Angst davor hast, dass deine Kumpel dich auslachen, dann solltest du umso eher beitreten.“
„Umso mehr“, korrigierte Emmeline. „Aber Benjy hat Recht. Du bist offensichtlich ziemlich gut in Schach.“
Peter biss sich auf die Lippen. „Vielleicht versuch ich’s“, meinte er. „Aber versprechen werde ich gar nichts. So ein Club frisst viel Zeit.“
„Das hält deinen Kumpel nicht davon ab, dem Quidditch-Team beizutreten“, sagte Dorcas mit einer Spur Bitterkeit in der Stimme. „Wenn er im Quidditch-Team sein kann und trotzdem genug Zeit für seine Freunde und Schule hat, dann kannst du das genauso gut.“
Peter nickte nachdenklich. „Schätze, da ist was dran…“
„Also“, sagte Emmeline und klatschte laut in die Hände, „dann wäre das ja geklärt. Du trittst mit mir und Dorcas dem Schachclub bei und ich werde kein Nein akzeptieren. Und wenn ich Potter und Black duellieren muss, du machst mit!“
„Genau“, grinste Benjy. „Ich komm auch zu jedem eurer Spiele und feuere euch leise, aber enthusiastisch an.“
„Und wenn einer auch nur wagen sollte, darüber zu lächeln, dass du dem Schachclub beitrittst, dann werde ich diesen Flederwichtfluch lernen, von dem Flitwick gesprochen hat“, fügte Dorcas an. „Wir werden ja sehen, wie cool Potter und Black sich noch halten, wenn ihnen Fledermäuse aus ihren eigenen Popeln um die Ohren fliegen.“
Die kleine, ungleiche Truppe brach bei der Vorstellung in Gelächter aus. Peter erinnerte sich schon gar nicht mehr an das schlechte Gefühl, dass Lilys Kommentar, in ihm ausgelöst hatte. Gerade war er viel zu glücklich darüber, dass er Freunde hatte, die ihn nicht dafür aufzogen, gerne Schach zu spielen oder nicht so gut in allen Fächern zu sein.
„Da das ja jetzt beschlossen wäre“, sagte Benjy, „können wir dann runter zum Abendessen? Ich verhungere hier gleich.“
„Du hast gerade zwei Kesselkuchen gegessen?“
„Vorspeise“, meinte der Junge mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Jetzt bin ich bereit für das richtige Essen. Komm schon, Pete, du sitzt dieses Mal auch bei uns.“ Benjy warf einen Arm um Peters Schulter – was sich als etwas schwierig herausstellte, war Benjy doch immernoch einen Kopf kleiner als der Gryffindor – und grinste ihn von der Seite her an. „Wetten, du kannst nicht so viele Portionen Nusstorte essen wie ich?“
„Oh“, sagte Peter lachend, der nie genug von Nusstorte bekommen konnte, „die Wette wirst du sowas von verlieren, Fenwick. Bereite dich auf dein Ende vor!“