Peter Pettigrew
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Peter hätte es niemals für möglich gehalten, aber doch hielt er es in seinen Händen. Seine bestandenen Prüfungsergebnisse. Seine Finger waren ein wenig zittrig, als er die Noten betrachtete, hielt er es doch alles noch für einen Traum. Er hatte ein Ohnegleichen erreicht (Kräuterkunde), drei Erwartungen Übertroffen (Zauberkunst, Astronomie, Verteidigung,) und den Rest hatte er mit einem Annehmbar abgeschlossen, für ihn auf jeden Fall sehr annehmbare Ergebnisse. Klar, es waren nicht die beinahe perfekten Ergebnisse, die auf den Zeugnissen von Sirius oder James standen und es bei Weitem nicht so gut wie das von Remus, aber Peter hatte es geschafft, jedes Fach zu bestehen und wurde selbst von Professor McGonagall gelobt, die sehr stolz darauf war, dass er es bis zum Ende geschafft hatte, sich zu verbessern. Es war ein ganz andere Art von Glücksgefühl, wenn man von der strengsten Lehrerin der Schule für eine gute Leistung gelobt wurde und Peter fühlte sich, als könnte er auf Wolken laufen.
Obwohl er so glücklich war, war er auch irgendwie traurig. Sie hatten zwar ihre Prüfungen abgeschlossen und bestanden, aber das bedeutete auch, dass sich ihr erstes Schuljahr dem Ende entgegenneigte. Es gab nichts mehr, was sie tun mussten, ihre Koffer lagen gepackt neben ihren Betten und der Gemeinschaftsraum war von Habseligkeiten befreit. Beinahe wirkte es so, als würde niemand mehr im Gryffindorturm leben, so ordentlich war es plötzlich.
„Komm schon, Pete, ich hab doch gesagt, ihr sollt mich alle diesen Sommer besuchen kommen“, sagte James aufmunternd und legte einen Arm um seine Schulter. „Mit meinen Eltern ist das auch schon alles abgesprochen.“
„Und wir sind ja nicht aus der Welt“, fügte Remus lächelnd an, der zwar noch immer recht blass wirkte, aber einen beinahe ekstatischen Glanz im Gesicht mit sich trug. „Wir werden uns schreiben und Pläne schmieden, nicht wahr?“
„Und ich werde versuchen, meinen Bruder auf die dunkle Seite zu ziehen“, meinte Sirius mit den Armen hinterm Kopf verschränkt. „Es wäre erfrischend nicht mehr die einzige Enttäuschung der Familie zu sein, wenn er ebenfalls nach Gryffindor kommt.“
„Mach ihm das Leben nicht allzu schwer“, erwiderte Remus. „Nicht jeder ist so aufgedreht wie du.“
„Ich bin nicht aufgedreht! Madam Pomfrey sagt, da ich noch im Wachstum bin, habe ich nun mal mehr Energie im Körper.“
„Madam Pomfrey ist eine fantastische Lügnerin.“
„Du lügst“, sagte Sirius.
„Ich würde nie lügen. Ich kann gar nicht lügen. Es ist mir körperlich überhaupt nicht möglich, eine Lüge zu erzählen“, meinte Remus, ohne mit der Wimper zu zucken.
Es war ein oft gesehenes Schauspiel zwischen den beiden Erstklässlern – Remus und Sirius lagen sich ungefähr so oft in den Haaren, wie James und Lily, nur dass bei ersteren der Unterschied hinzukam, dass sie sich tatsächlich leiden konnten. Diese spielerischen Streitereien waren beinahe wie täglich Brot – kein Alltag war vollständig, ohne dass Sirius und Remus sich nicht wegen irgendeiner Nichtigkeit gestritten hatten, nur um dann so weiterzumachen, als wäre nie etwas gewesen. Es konnte teilweise sehr ermüdend sein, wenn man neben ihnen herlaufen musste, während sie sich wie ein altes Ehepaar zankten.
„Du bist Herr der Lügen, Lupin“, erwiderte Sirius nickend. „Ich glaube ja, du hast noch nie auch nur ein wahres Wort in deinem Leben gesagt.“
„Beweis es, Black.“
„Oh, das werde ich. Pass nur auf, ich werde dein ganzes Lügengerüst schon zum Einstürzen bringen.“
„Weh mir, ich zittere.“
„Ruhe jetzt“, mischte sich James augenverdrehend ein, als sie endlich die große Halle erreicht hatten. Zum Ende des Schuljahres war die Halle in den Farben des Hauses dekoriert, dass den Hauspokal gewonnen hatte – zu aller Überraschung Ravenclaw. Durch den kurzzeitigen Häuserkrieg zwischen Gryffindor und Slytherin hatte sich Ravenclaw heimlich an den beiden anderen vorbeigeschlichen, während diese sich gegenseitig bekriegt hatten. Es gab eine Menge Leute, die darüber sauer waren, allerdings war es die eine Sache, in der Gryffindors und Slytherins sich das erste Mal einig waren, solange der jeweils andere nicht den ersten Platz belegte, waren sie vollkommen einverstanden damit, den zweiten und dritten Platz zu belegen.
Peter hätte es nicht für möglich gehalten, dass er jemals miterleben würde, wie Gryffindor und Slytherin beinahe schon friedlich miteinander existierten. Es gab noch die ein oder anderen giftigen Blicke und ein paar Feindlichkeiten wurden auf den letzten Metern ausgetauscht, aber alles in allem war es ein sehr ruhiges Ende des Jahres. Die Jungs setzten sich an den Gryffindortisch und wurden freundlich und aufgeregt von Mary und Marlene begrüßt – Lily hatte nur einen kühlen Blick für sie übrig, gab sie ihnen doch die Schuld, dass sie nur den zweiten Platz erreicht hatten – bevor nach und nach Stille in der Halle einkehrte.
„Ein Jahr geht zu Ende“, sagte Dumbledore, der sich am Lehrertisch erhoben hatte, „und mit diesem Jahr verabschieden wir uns auch ein weiteres Mal von einer wunderbaren Jahrgangsstufe. Ich bitte um einen tosenden Applaus für die Absolventen der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei des Jahres 1971/72!“ Es gab begeisterten Beifall, als die übrigen Schüler ihre Siebtklässler verabschiedeten, die alle mit einem lachenden und einem weinenden Auge an ihren Haustischen saßen. „Und einen besonderen Applaus bitte für unsere Schulsprecher, Miranda Hakleworth und Arnon Masth!“
Zwei Schüler, von denen Peter ehrlich sagen musste, dass er sie noch nie zuvor gesehen hatte, standen auf und verbeugten sich, als man ihnen einen gesonderten Beifall spendierte. Der Schulsprecher sprach weiter über vergangene Hindernisse, die überwunden wurden und kommende Prüfungen, die es zu bestehen galt, er sprach von guten wie auch dunklen Zeiten, die alle gemeinsam überstehen würden und er sprach von einer stetig wechselnden Welt, in der ein jeder seinen Platz finden musste. Dumbledore gab die Gewinner des Hauspokals bekannt – der Ravenclawtisch explodierte mit Tumult, während die anderen Häuser ihre höfliche Unterstützung bekanntgaben – dann war es schließlich Zeit für das letzte Festessen des Schuljahres und bevor Peter sich versah, legte er sich ein letztes Mal in sein Himmelbett im Gryffindorturm. Das Essen und die leckeren Desserts lagen schwer in seinem Magen, Aufregung ließ seine Augen offen bleiben und die flüsternden Stimmen von James und Monty, die sich bereits darüber unterhielten, wie sie im nächsten Jahr das Quidditch-Team von Gryffindor bereichern würden, taten ihr übriges, damit Peter lange Zeit nicht einschlafen konnte.
Als er schließlich einschlief, hatte er sehr wirre Träume. Professor Sprout kam in einem davon vor und erzählte ganz stolz, dass sie es geschafft hatte, eine Kreuzung aus der Teufelsschlinge und einem Hauselfen zu erschaffen und sie nannte die Kreation Teufelself. In einem anderen Traum spielte Peter Quidditch – er wusste genau, wem er dafür die Schuld geben konnte – allerdings gab es keinen Quaffel, sondern die anderen Spieler warfen mit der Katze vom Hausmeister umher. In wieder einem anderem Traumszenario war Peter dem Froschchor der Schule beigetreten, vergaß aber bei einem wichtigen Konzert seinen Text und wurde daraufhin von einer wütenden Professor McGonagall selbst in einen Frosch verwandelt.
Peter war sehr froh, als ihn die lauten Stimmen seiner Mitbewohner am nächsten Morgen aus diesen absurden Träumen retteten.
Obwohl der Gemeinschaftsraum aussah, als hätte ihn seit Wochen niemand mehr betreten und jede Ecke des Schlafsaal geputzt und aufgeräumt war, gab es trotzdem noch Schüler, die panisch nach ihren Habseligkeiten suchten. Monty war ganz aufgeregt durch die ganze Schule gerannt, bis er endlich seine Ausgabe vom Zauberkunstlehrbuch gefunden hatte, dass sich – zur Überraschung aller – in der Bibliothek befunden hatte. Soweit Peter wusste, hatte Monty die Bibliothek das ganze Jahr über nicht einmal betreten. Wie er mit solch einer Einstellung die Prüfungen bestanden hatte, war für ihn ein Rätsel.
Das Frühstück war eine kurze Stunde voll aufgeregtem Herunterwürgen der Mahlzeit und lauten Stimmen, bis endlich angekündigt wurde, dass es Zeit wäre, zum Hogsmeade-Bahnhof zu reisen. Peter war erleichtert, dass sie den Weg dahin nicht wieder auf den kleinen, wackligen Booten absolvieren mussten. Stattdessen standen ungefähr einhundert komplett schwarze, pferdelose Kutschen im Innenhof, die sich, sobald sich die Türen hinter dem letzten Schüler geschlossen hatten, alle in Bewegung setzten und wie eine düstere Kolonne in der frühen Mittagssonne über den Feldweg hinab zum Dorf wackelten. Koffer, Taschen und auch Käfige mitsamt Haustieren waren auf magische Weise bereits zum Zug transportiert worden und als Peter hinter James in den Zug stieg, waren sie überrascht zu sehen, dass ihr Reisegepäck gemeinsam in einem Abteil untergebracht war.
„Meint ihr, der Zug erinnert sich daran, wie wir hergekommen sind?“, fragte James erstaunt, als er sich niederließ.
„Wohl eher nicht“, erwiderte Peter. „Auf der Fahrt hierher saß ich gar nicht bei euch.“
„Stimmt! Ist mir gar nicht aufgefallen. Trotzdem merkwürdig…“
Peter versuchte sich von dem Kommentar nicht weiter beeinflussen zu lassen – er wusste, dass James damit nicht meinte, dass man ihn leicht vergessen konnte. Und wenn doch, dann tat Peter so, als würde er nicht verstehen, was sein Freund damit meinte. Es war einfacher, wenn er weiterhin ignorant war.
„Ja aber warum denn nicht?“, fragte Sirius, der mit Remus im Gepäck das Abteil betrat.
„Weil ich es dir schon hundertmal gesagt habe, Sirius, es geht nicht“, erwiderte Remus genervt klingend. „Du kannst nicht einfach erwarten, dass alle Welt springt, wenn du etwas verlangst.“
„Ich verlange überhaupt nichts, ich –“
„Ach, also wolltest du nicht ganz unbedingt deine Ferien bei mir verbringen und gar nicht erst nach Hause fahren, in der Hoffnung, deine Eltern würden denken, du wärst unterwegs verschollen gegangen?“
„Wenn du es so sagst, klingt es ziemlich fies“, meinte Sirius.
„Ich sage es so, als weil du es so gesagt hast, Black.“
„Du kannst ganz schön schnippisch sein, Lupin.“
„Und du ziemlich arrogant. Meine Antwort bleibt die gleiche.“
„Schön! Dann fahr ich eben nach Hause und werde von meiner Mutter den ganzen Sommer über misshanelt!“ Eine unangenehme Stille fiel über das kleine Abteil, als Sirius realisierte, was er gesagt hatte. „Ich meinte – Merlin, vergiss das einfach. So ist das nicht.“
Remus war schrecklich blass geworden – was hieß, dass seine Haut fast komplett weiß wirkte. „Was soll das heißen?“, fragte er leise. „Ich dachte, du kommst mit ihnen klar? Du hast gesagt, du kommst mit ihnen klar!“
„Ich meinte nicht“, stammelte Sirius. „Nicht, wie du denkst zumindest, also schon ein bisschen – aber es wird bestimmt nicht so – ich meine, ich hab gute Noten, sicher beruhigt sie das – und Reggie –“
„Lass gut sein, Sirius“, sagte James leise. „Vielleicht solltest du ihnen einfach die Wahrheit sagen.“
„Ich kann nicht – ich meine, ich will nicht, dass sie denken - also“, seufzend brach Sirius ab und warf den Kopf in den Nacken. „Na schön.“
Es folgten ein paar sehr lange, sehr düstere Minuten, gefüllt mit Sirius‘ leisen Erzählungen von all den Bestrafungen seiner Eltern, Remus‘ entsetztem Keuchen und Peters panischem Atem. Er hatte seine Ahnungen gehabt, dass die Blacks nicht gerade die liebevollsten Eltern waren, nachdem Sirius so wenig von seinen Weihnachtsferien erzählt und durch ihre Briefe immer sehr launisch geworden war, aber er hätte nicht wirklich gedacht, dass seine Eltern so schlimm sind, dass sie tatsächlich Hand und Zauberstab an ihren eigenen Sohn anlegten. Peter war irgendwie froh, dass Sirius ihnen nicht seine Narben zeigte, die er von den Flüchen seiner Mutter bekommen hatte. Narben verpassten ihm eine Gänsehaut, wenn er nur daran dachte.
„Wieso hast du denn nie etwas gesagt?“, fragte Remus leise. „Wir sind deine Freunde, wir hätten –“
„Was, ihr hättet geholfen? Wie denn?“, erwiderte Sirius freudlos lachend. „Ist nicht so, als ob ihr einfach bei mir Zuhause auftauchen und meiner Mum den Zauberstab wegnehmen könntet.“
„Können wir nicht?“, fragte James, der so klang, als wäre das für ihn ein perfekter Plan für den Sommer gewesen.
„Natürlich nicht. Ihr könntet vor dem Fenster stehen und würdet das Haus nicht mal sehen. Es liegen ungefähr eintausend Schutzzauber auf der Fassade, niemand, der nicht weiß, wie man reinkommt, kann es sehen. Fühlt sich dadurch auch eher wie ein Gefängnis als ein Familienhaus aus, wenn ich ehrlich bin.“
„Dann renn weg“, schlug Peter vor.
„Oh, toller Plan, Pettigrew“, schnappte Sirius zurück. „Ja, ich renn einfach weg und – wohn dann auf der Straße, bis meine Eltern oder einer ihrer kranken Verwandten mich aufspürt.“
„Was ist mit deiner Cousine? Andromeda? Kannst du nicht bei ihr unterkommen?“, fragte Remus, der Peter einen entschuldigenden Blick zuwarf.
Peter nahm es Sirius nicht übel, dass er ihn angemeckert hatte – wenn er so eine Familie hätte, wäre er sicherlich auch etwas launisch und würde seine Freunde das ein oder andere Mal angehen.
„Geht nicht“, brummte Sirius miserabel klingend. „Keine Ahnung, wo sie ist.“
„Dann lebst du bei mir!“, sagte James. „Meine Eltern nehmen dich gerne auf. Das kümmert sie nicht.“
„Aber meine Eltern kümmert es. Die wissen doch sofort, ich würde zu dir rennen, wenn ich nicht nach Hause komme. Lass gut sein, Potter. Ich werd den Sommer schon überleben.“
„Daran zweifelt keiner“, sagte Remus.
„Ja, du bist hart im Nehmen“, fügte Peter an, was ihm tatsächlich ein Lächeln von Sirius erntete.
„Trotzdem hätten wir dich nächstes Jahr gerne in einem Stück zurück, Black. Ich verlange, dass du mich täglich auf den neusten Stand bringst, was in deinem Haus so vor sich geht und wenn ich drei Tage in Folge nicht von dir höre, dann hetz ich die Aurorenzentrale auf dein Haus.“
„Und wie willst du das machen, wenn keiner weiß, wie man in Sirius‘ Haus kommt?“, fragte Remus mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Das sind Auroren, Remus“, erwiderte James, als würde das alles erklären. „Die können sowas. Die haben sicher einen – einen Aufspürzauber oder was auch immer und dann retten sie Sirius und er wohnt bei mir und seine blöden Eltern landen in Askaban.“
„Immer ruhig mit den Tagträumen, Potter, sonst nässt du dich noch ein“, lachte Sirius. „Aber ok, ich schwöre, ich werde versuchen, dich auf dem Laufenden zu halten. Kann aber nichts versprechen, klar? Es wird bestimmt auffallen, wenn ich ständig Eulen losschicke. Nachher wird Maman noch misstrauisch und liest meine Briefe.“
Der Rest der Fahrt war angenehmer und nicht mit Gerede über Sirius‘ Familie gefüllt. Sie spielten Zauberschach und Zauberschnippschnapp, kauften sich Süßkram bei der Hexe mit dem Wagen, als sie vorbeikam und redeten über ihre allgemeinen Sommerpläne. Peter konnte seinen Freunden ganz stolz erzählen, dass seine Mum für ihn und Phyllis einen Überraschungsurlaub angekündigt hatte und sie für zwei Wochen nach New York reisen würden, um Verwandte zu besuchen und die Stadt zu erkunden. Ein paar Stunden später kamen auch Mary und Marlene vorbei (Lily hatte sich geweigert und war stattdessen Snape suchen gegangen), wurden aber von den schlechten Verlierern aus dem Abteil geworfen, als sie jede Runde des Kartenspiels gegen James und Sirius gewannen.
Ein paar Mal liefen bekannte Gesichter an ihrem Abteil vorbei; Emmeline Vance und Dorcas Meadows blieben ein paar Minuten und unterhielten sich mit ihnen, Benjy Fenwick setzte sich zu ihnen und schlug Sirius im Zauberschach, Phyllis kam zwei Mal vorbei um sicherzustellen, dass Peter keinen Unfug anstellte („Aww, muss man auf den kleinen Petey aufpassen?“, neckte James ihn grinsend) und die Vertrauensschüler Frank Longbottom und Alice Fortescue stellten sicher, dass die Jungs nicht noch einen Ende-des-Jahres-Streich ausheckten und den Zug mit Dungbomben füllten.
„Ehrlich, kein Vertrauen in unsere Fähigkeiten“, meinte Sirius kopfschüttelnd, nachdem sie Frank und Alice überzeugt hatten, nichts geplant zu haben. „Wir würden uns doch nur selbst damit bestrafen, wenn wir den ganzen Zug vollstinken würden, also wirklich.“
„Frank ist eben kein meisterhaftes Streichegenie wie wir“, erwiderte James und klopfte Sirius auf die Schulter.
Als der Nachmittag langsam endete und die Abendsonne am Horizont auftauchte, verlangsamte sich auch der Zug. Die weiten Wiesen und Felder, die sie die ganze Zeit über passiert hatten, wurde von einem Moment auf den nächsten gegen Gleis 9 ¾ ausgetauscht und mit einem letzten, langgezogenen Quietschen der vielen Reifen kam der Hogwartsexpress zum Stehen. Viel Gedränge fand auf den Gängen statt, als alle Schüler ihre Koffer, Taschen und Rucksäcke auf dem Zug pressten, aber schließlich spülten auch Peter und seine Freunde auf den Bahnsteig, wo wie sie von einer massiven Front an erleichterten und teilweise glücklich weinenden Eltern begrüßt wurden, die ihre Kinder erwarteten.
Es gab einen sehr schrecklichen, sehr unangenehmen Moment, als sie ihre Eltern erblickten. Mrs. und Mr. Potter standen sehr nah am Ausgang und in ihrer Nähe stand auch Peters Mutter, die bereits Phyllis begrüßt hatte. Ein Elternpaar, dass sich als Mr. und Mrs. Lupin herausstellte, war ganz in ihrer Nähe, aber niemand war für Sirius gekommen.
James war bereits drauf und dran, Sirius mit zu seinen Eltern zu ziehen, die mit besorgten Gesichtern beobachteten, wie sich der Bahnsteig immer weiter leerte und kein Anzeichen von Walburga oder Orion Black zu sehen war, als eine krächzende Stimme in Kniehöhe ertönte.
„Master Sirius“, krächzte ein alter, gebrechlich wirkender Hauself und verbeugte sich, sodass seine krumme Nasenspitze den Boden berührte. „Die Herrin hat Kreacher geschickt, um Master Sirius nach Hause zu holen. Ist der Master Sirius bereit?“
„Wenigstens haben sie an mich gedacht“, scherzte Sirius grinsend, aber sie alle konnten den unterdrückten Schmerz in seinen Augen sehen.
„Mach‘s gut, Kumpel.“ James zog Sirius in eine knochenbrecherische Umarmung und musste praktisch von Peter und Remus von ihm weggezogen werden. „Wir sehen uns, ja?“
„Klar. Und heul nicht so viel, Potter. Das steht dir nicht.“ Mit einem letzten Grinsen ließ Sirius zu, dass der Hauself Kreacher den Ärmel seines Umhangs packte, dann apparierten sie samt Gepäck und waren verschwunden.
„Er kommt schon klar“, sagte Peter.
„Genau. Du weißt doch, wie störrisch Sirius ist“, fügte Remus hinzu.
„Das ist ja das Problem“, seufzte James miserabel klingend. „Das ist ja genau das Problem.“