Darius wusste nicht mehr, wie lange sie damit verbracht hatten, in dieser scheinbar ausweglosen Lage einfach nur beieinander zu sein.
Er wusste lediglich, er brauchte Theresa. Er brauchte sie dringender als die Luft zum atmen und als sie schließlich vorsichtig ankündigte, dass sie eine Schwester suchen würde, damit sie nach ihm sah und sich mit dem Arzt in Verbindung setzte, wollte er sie am liebsten davon abhalten.
Aber sie sah müde aus, komplett erschöpft und er konnte nicht von ihr verlangen, dass sie womöglich eine weitere Nacht in Folge bei ihm am Bett verbrachte.
So vieles entzog sich seiner Kenntnis und nur bei manchen Dingen traute er sich, danach zu fragen.
Er hatte es geschafft, in Erfahrung zu bringen, dass Nina mittlerweile wieder bei Gabriel war. Sie hatten über Alfred gesprochen und mit jedem Wort hatte sich Darius schlechter gefühlt.
Untröstlich sei er gewesen, hatte Theresa erzählt. Dass er komplett neben sich gestanden hatte, weil ihm der Vorfall so nahe gegangen war und dass er ja doch kurz bei ihm anrufen könnte, bevor er die Nacht heute womöglich vor Sorge wieder kein Auge zutun würde.
Aber so sehr Darius ihm diese Sorgen nehmen wollte, der Gedanke, mit Alfred am Telefon zu sprechen, ohne ihn dabei einfach in die Arme schließen zu können, ängstigte ihn in diesem Moment durch all die Vorwürfe, die er sich machte.
Wie hatte er Alfred in diese Situation bringen können?
Wie hatte er ihm das nur antun können, sich für etwas verantwortlich zu fühlen, womit er nicht nur überfordert war, sondern auch gar nichts dafür konnte?
Die Tatsache, dass es keine Absicht gewesen war, half ihm da auch nicht weiter.
Darum ging es nicht. Es ging darum, dass Alfred unter ihm nur leiden musste.
Er wollte ihn glücklich machen, doch stattdessen machte er ihn traurig. Er bereicherte nicht sein Leben, er zerstörte ihn.
Am Ende würde es auf dieselbe Situation hinauslaufen wie es jahrelang mit Kristian gewesen war – nur in vertauschten Rollen.
Darius bekam keine Luft mehr.
Vielleicht würde er niemals schaffen, es auszusprechen und sich wirklich einzugestehen, doch mittlerweile wusste er, dass Theresa mit ihrer Einschätzung dieser vergangenen Beziehung Recht hatte.
Vielleicht würde er niemals soweit kommen, dass er darüber reden konnte, wie sehr er unter Kristian gelitten hatte- und dass die körperlichen Wunden, die er davongetragen hatte, noch das kleinste Übel gewesen waren.
Blutergüsse und Knochenbrüche heilten. Selbst klaffende Schnittwunden heilten wieder zusammen, auch wenn sie Narben hinterließen.
Aber einen Menschen, dem man täglich beteuerte, wie unsterblich man ihn liebte, noch im selben Atemzug ebenso durch verbale Gewalt und emotionale Erpressung systematisch dermaßen von innen heraus zu zerstören, sodass er in seiner Abhängigkeit nicht nur glaubte, ohne die andere Person nichts Wert zu sein, sondern sich dabei noch selbst die Schuld an der ganzen Misere gab, hinterließ andere Spuren.
Und so sehr Darius sich geschworen hatte, dass er lieber sterben würde als jemals einen Menschen so zu verletzen, wie Kristian ihm wehgetan hatte – vielleicht war seine Angst, vom Opfer selbst zum Täter werden zu können, wirklich so unbegründet wie Theresa ihm immer versicherte.
Vermutlich war eben dies nämlich schon längst geschehen.
Komplett in dieser grauenhaften Erkenntnis gefangen, dauerte es einige Momente, bis Darius bemerkte, dass Theresa mit ihm sprach. Selbst dann konnte er nicht reagieren und bekam alles weitere nur wie in Trance mit.
Dass sie aufstand und ging, riss ihm das Herz aus der Brust.
Dass statt ihr kurze Zeit später eine fremde Dame an sein Bett trat, die sich ihm annahm und schließlich ein fremder älterer Herr sich zu ihr gesellte, streute Salz in die frische Wunde.
Natürlich war es durchaus vernünftig von ihr, diese Verantwortung an das Fachpersonal abzugeben. Vermutlich war es das Beste, was sie tun konnte. Doch in diesem Moment fühlte es sich an, als würde sie ihn im Stich lassen.
Theresa kam nicht wieder.
Nicht als Darius versuchte, auf ihre Abwesenheit aufmerksam zu machen. Nicht als er schließlich in seiner Panik das letzte Bisschen seiner Kraft aufbrauchte, um sich mit Händen und Füßen dagegen zu wehren, als der Arzt ihn untersuchen wollte.
Sie war fortgegangen und sie kam auch nicht wieder, als Darius entkräftet in sich zusammensackte, seinen Kampf aufgeben und dabei zulassen musste, dass Arzt und Schwester ihre Arbeit machten.
Langsam verstand er.
Es hatte nichts damit zu tun, dass der ältere Mann im weißen Kittel unentwegt auf ihn einredete und versuchte sich auf die Vernunft zu berufen, denn diese Worte gingen fast komplett an ihm vorbei. Es hatte nichts damit zu tun, dass die Krankenschwester noch an seinem Bett blieb, als dieser sich verabschiedete und ihm einige nette und verständnisvolle Worte zukommen ließ, während sie sich für die Verhältnisse im heutigen Gesundheitssystem fast rührend um ihn kümmerte.
Er konnte gut darauf verzichten, dass die Menschen, die ihn hier gefangen hielten, während er eigentlich wichtigeres zu tun hatte, vorgaben sich um ihn zu sorgen. Er brauchte keine professionelle Hilfe. Er brauchte keine verdammte Fachklinik, in der sie ihm erzählen würden, was er sowieso schon wusste und er brauchte vor allem keinen verfluchten Schlauch in seiner Nase, der die Errungenschaften der letzten Wochen wieder komplett zunichte machte.
Er brauchte all diesen Mist nicht.
Er brauchte Theresa. Er brauchte Alfred.
Er brauchte seine Freiheit und vor allem brauchte er verdammt nochmal endlich die Kontrolle über sein Leben zurück.
Vor allem anderen stand jedoch eines fest.
Alfred sollte nicht weiterhin leiden müssen – und schon gar nicht unter seiner Unfähigkeit, ein normales Leben zu führen.
Es musste ein Ende haben. So sehr es schmerzen würde, er musste es beenden, bevor er noch mehr Schaden anrichtete. Denn wenn er selbst für Theresa unzumutbar war, dann konnte er sich selbst noch viel weniger Alfred zumuten.
Irgendwann schaffte Darius es, genügend Kraft aufzubringen, um sich der Tasche neben seinem Bett anzunehmen. Auf dem Schrankwagen standen so viele Blumen, dass darauf kein Platz mehr war und es dauerte, ehe er eine Position gefunden hatte, in der er sich weit genug nach unten beugen konnte.
Geistesabwesend suchte er sich aus allen notwendigen und unnötigen Dingen aus seinen Sachen nur den gestrickten Pullover von Theresa und sein Telefon heraus. Doch so sehr er auch eigentlich nur nach Anrufen und Nachrichten hatte sehen wollen, das Kleidungsstück zog für einen Moment seine gesamte Aufmerksamkeit auf sich.
Es roch noch immer nach Alfred.
Alfred. Oh lieber guter Alfred. Sein Alfred.
Erneut schaffte Darius es nicht, die Tränen zurückzuhalten.
Einige Momente hielt er den Pullover nur zärtlich in seinen Armen und schmiegte sein Gesicht an die weiche Wolle, die nach Lavendel und Alfred duftete.
Dann rollte er sich auf die Seite, drückte ihn fest an seine Brust und nahm sich in einem Anflug von plötzlichem Pflichtbewusstsein dem Telefon an.
Er bereute es, als er all die verpassten Anrufe darauf entdeckte.
Es war tatsächlich Dienstag und Darius konnte sich gut vorstellen, dass in der Zwischenzeit so viel passiert sein musste, dass er gerade nicht einmal begreifen konnte, welche Auswirkungen dies mit sich brachte.
Am Schlimmsten war jedoch diese eine Nachricht, die er nicht im kostenlosen Messsenger-Service, sondern ganz normal in den standardmäßigen Textnachrichten erhalten hatte. Sie nahm mehr als den gesamten Bildschirm ein.
Mehrmals las er den gesamten Text mit schwindender Sicht, dann legte er das Handy weg und weinte sich mit fest um den Pullover geschlossenen Armen in eine weitere Dunkelheit aus dringend benötigtem Schlaf.
Liebster Darius, so hatte er die Nachricht begonnen.
Ich weiß nicht, wann du das hier liest und ob du es lesen wirst. Vielleicht sehen wir uns vorher und ich kann dir all diese Worte persönlich überbringen, das wäre wünschenswert. Ich weiß auch nicht, wo ich beginnen soll.
Vielleicht sind manche Dinge nicht relevant und andere bereits zu Genüge besprochen, aber falls du das hier liest und ich nicht bei dir bin, sei dir gewiss, dass ich gerade an dich denke. Ich wünschte, ich wäre gerade bei dir und könnte dich in den Armen halten. Dass mir das nicht möglich ist, tut mir leid.
Mir tut vieles so schrecklich leid. Ich wollte dich nicht allein lassen. Ich wollte dich nicht in die Enge treiben. Ich möchte dir so vieles sagen, doch jetzt wo du mich nicht dabei ansehen kannst und tatsächlich hörst wie ich es sage, verliert das wichtigste daran an Bedeutung.
Ich möchte dennoch, dass du weißt, wie sehr ich mir wünschte, ich könnte bei dir sein und dich vor all dem beschützen, was dich so quält.
Durch welche Hölle auch immer du gerade gehst, ich möchte dich begleiten.
An deiner Seite sein, wenn du jemanden brauchst, der dich wärmt, wenn dir kalt ist, oder an den du dich lehnen kannst, wenn du erschöpft bist. Jemand, der dich trägt, wenn du nicht mehr gehen kannst, der dich auffängt, wenn du fällst.
Es klingt wie Heuchelei, wenn du diese Worte in meiner Abwesenheit liest, das ist mir bewusst. Ich wünschte, ich könnte nie wieder von deiner Seite weichen.
Die Last, die du zu tragen hast, auf meine eigenen Schultern nehmen, damit du wieder atmen kannst. Das Leid, das du empfindest, auf mich selbst nehmen, damit du wieder lachen kannst. Ich lebe von deinem Lachen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel es mir bedeutet.
Vielleicht kannst du dir auch nicht vorstellen, wie viel du mir bedeutest.
Ich möchte es dir gern sagen, doch ich möchte dich dabei ansehen, dich halten und dir dabei in die Augen blicken. Wenn du weinst, küsse ich die Tränen von deinem Gesicht. Wenn du lachst, verblasst die Sonne am Himmel.
Mit Sicherheit habe ich den Verstand verloren, aber das ist nicht wichtig.
Du bist mir wichtig. So sehr, dass ich es nicht in Worte fassen kann. Wenn du das hier liest, liebster Darius- bitte ruf mich an.
Und wenn es mitten in der Nacht ist, ich möchte einfach nur deine Stimme hören. Wissen, dass du wach bist, dass es dir vielleicht etwas besser geht.
Ich vermisse dich.
In Liebe, dein Alfred.
Darius wurde wieder wach, als er das Geräusch der Tür hörte.
Statt der grellen Leuchtstoffröhren fiel Sonnenschein durch die Fenster in den Raum und ließ ihn gleich nicht mehr so furchtbar wirken wie am Abend zuvor.
Sein Kopf lag auf einem Teil des Wollpullovers, den Rest hielt er noch immer in seinen Armen und als er bemerkte, dass es Theresa war, die ins Zimmer gekommen war und nun ganz geschäftig mit Telefon am Ohr, Handtasche über dem Arm und einer weiteren Tasche in der anderen Hand zu ihm lief, war die Welt fast wieder in Ordnung.
„Okay Süße, ich ruf dich später nochmal an, ja?“, sagte sie ins Telefon und schenkte Darius ein liebevolles Lächeln.
Unter leichtem Ächzen schaffte er es, sich ein wenig aufzurichten und zumindest halbwegs gegen das Kissen gelehnt im Bett zu sitzen, anstatt wie ein Käfer wehrlos auf dem Rücken zu liegen.
„Ja- ja, sicher, ich richte es ihm aus! Bestimmt klappt es morgen, ich wünsche dir noch ganz ganz viel Spaß- wir hören uns, Maus, ja. Tschüss!“, Theresa beendete das Telefonat, steckte das Smartphone zurück in ihre Tasche und legte ihr Handgepäck achtlos auf dem Boden ab.
Dann schob sie den Stuhl zur Seite und setzte sich kurzerhand auf die Bettkante, um Darius sanft durchs Haar zu streicheln.
„Guten Morgen, Sonnenschein“, begrüßte sie ihn mit freudig strahlenden Augen, „Du bist ja schon auf- wie fühlst du dich heute?“
Darius brachte einige Momente lang keinen Ton heraus.
Er sah sie einfach nur vollkommen fasziniert an, fast ein wenig zweifelnd, ob diese Situation wirklich stattfand oder er noch träumte.
Sie hatte ihn nicht verlassen. Sie war lediglich für ein paar Stunden nach Hause gefahren und nun wieder da. So ganz ging es nicht in Darius‘ Kopf, wie der bloße Anblick seiner über alles geliebten Schwester seine Stimmung vom letzten Abend um hundertachtzig Grad wenden konnte.
Aber wo gestern nur pure Verzweiflung und ein unendlicher schwarzer Abgrund gewesen war, keimte nun das zarte Pflänzchen der Hoffnung, dass vielleicht doch noch nicht alles verloren war.
Wie die himmlische Erscheinung eines blondgelockten Engels mit hübscher Hochsteckfrisur und tiefroten Lippen brachte Theresa Licht in das Dunkel seiner Existenz und irgendwo fiel ihm noch auf, dass diese Abhängigkeit von ihrer Anwesenheit sicherlich weder für ihn noch für sie gesund sein konnte, doch in diesem Moment war Darius einfach nur erleichtert.
„Mir geht es gut“, sagte er mit einem fast besänftigenden Lächeln.
Es fühlte sich in diesem Augenblick nicht einmal wie eine dreiste Lüge an, obwohl die Umstände sicherlich dafür sprechen würden. Dennoch konnte er sich nicht über irgendwelche Wehwehchen oder die übliche Thematik beschweren, wenn er gerade so glücklich über ihren Besuch war.
„Ja?“, fragte Theresa und hob etwas zweifelnd die Augenbraue, dann musste sie aber schmunzeln, „Na fein, da nehme ich dich doch beim Wort! Dann gehe ich mal davon aus, dass du ein bisschen schlafen konntest?“
Darius lächelte müde.
Dann konnte er sich nicht mehr zurückhalten, zumindest zu versuchen, wenigstens einen Teil Antworten für all die brennenden Fragen in Erfahrung zu bringen.
„Wie lautet der Schlachtplan?“, fragte er.
Sie schien zu verstehen. Natürlich verstand sie, denn sie seufzte leise und streichelte seine Wange.
Darius bemühte sich, die Fassung zu wahren, auch wenn ihr Blick Bände davon sprach, dass eben dieser Plan längst ohne sein Wissen im Detail ausgearbeitet worden war und nicht nur als Vorschlag, sondern in Stein gemeißelt feststand.
„Ich habe mit dem Arzt gesprochen“, meinte sie leise, „Du sollst noch ein paar Tage hier bleiben, aber wenn sich die Werte stabilisieren, spricht nichts dagegen, dass er dich noch vor dem Wochenende verlegen kann.“
Darius schluckte.
Mit der Fassung war es längst dahin, aber er versuchte, ruhig zu bleiben.
„Theresa“, begann er ernst, „Ich kann mir nicht leisten, hier noch zwei Tage herumzuliegen. Und vor allem kann ich unmöglich danach noch woanders hin.“
Sie sah ihn an.
Lange sah sie ihn einfach nur an.
„Weißt du“, sagte sie dann leise, „Ich würde mir wirklich wünschen, dass du selbst einsiehst, dass es so nicht weitergehen kannst.“
Darius schloss die Augen.
Theresa nahm seine Hand.
„Du willst nach Hause, das verstehe ich“, meinte sie sanft, „Aber schau- natürlich geht es wieder ein paar Tage lang gut, mit Sicherheit kommst du auch irgendwie über die nächsten Wochen, das bezweifle ich gar nicht.“
Sie streichelte seine Wange, bis er sie wieder ansah.
„Aber früher oder später ist wieder der Punkt erreicht, an dem es nicht mehr geht, Darius“, erinnerte sie ihn daran, dass er seine Unzulänglichkeit längst bewiesen hatte, „Natürlich können wir es immer wieder abfangen. Natürlich kann ich in regelmäßigen Abständen zu dir fahren, ob es nun deine Wohnung oder ein Krankenhaus ist. Dann geht es wieder eine Zeit lang gut und dann sind wir wieder hier. Das kennen wir doch alles schon, Schatz.“
Darius musste den Blick abwenden.
Theresa streichelte seine Hand und hauchte einen kurzen Kuss auf seine Stirn.
„Es würde mir nicht einmal etwas ausmachen, wenn es denn so weitergehen würde. Ich bin gern für dich da, ich helfe dir gern wieder zurück auf die Beine und wenn es jeden Tag wäre, aber-“, ihre Stimme wurde immer brüchiger, „Diese Rechnung geht nicht auf, nicht auf längere Sicht. Jetzt mag es noch funktionieren, ja. Aber irgendwann ist nichts mehr von dir übrig. Darius. Irgendwann stehst du eben nicht mehr auf, egal wie viele Personen dich dabei stützen.“
Sie rang um Fassung und atmete einige Male tief durch.
„Es geht nicht um kurzfristige Besserung, damit du noch schnell irgendetwas erledigen kannst. Es geht nicht darum, dass du dich solange zusammenreißt, bis irgendein Ziel erreicht ist, Darius, es wird immer schlimmer und wir haben wieder einen Punkt erreicht, an dem es eben nicht mehr nur deine Seele betrifft“, versuchte sie ihm zu erklären, „Natürlich ist es schlimm, wenn du leidest. Aber wir sind wieder dort angelangt, wo es eben nicht mehr um dein Wohlbefinden geht, sondern um dein Leben!“
Sie klang vorwurfsvoll und er konnte sie nicht ansehen.
Leiser fügte sie noch hinzu, „Das sieht der Arzt genauso. Er hat klare Prioriäten ausgesprochen und es geht gerade in erster Linie nur um die Zahlen.“
Darius schnaubte.
„Und das heißt?“, fragte er fast trotzig, „Dass euch egal ist, wie ich mich dabei fühle, Hauptsache er hat die Zahlen von mir, die er braucht, um mit reinem Gewissen die Zahlen auf seinem Konto ansteigen zu lassen?“
Theresa schaffte es wohl gerade nicht einmal, sich über seine Uneinsichtigkeit aufzuregen. Sie schien den Tränen nahe, aber schüttelte nur langsam den Kopf.
Dann nahm sie ihn fest in den Arm.
„Eins nach dem anderen“, flüsterte sie und küsste seine Wange, „Erst müssen die Zahlen stimmen, dann schauen wir nach dem Rest. Darius, du bist nicht dumm, du weißt genau, was ich meine. Mir ist nicht egal, wie du dich fühlst. Aber deine Rechnung geht nicht auf, Schatz. Egal welche Zahl du dir ausdenkst, du wirst auch damit nicht zufrieden sein, wenn du sie erreichst.“
Theresa zog ihn fester zu sich.
„Und vor allem“, flüsterte sie erstickt, „Vor allem wärst du dann mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auch nicht mehr am Leben.“